PC Magazin

Android-Smartphone verschlüss­eln

Sicherheit für Mobilgerät­e

- CLAUDIA FRICKEL

F otos, E-Mails, Kontakte, Fotos, App-Daten, Passwörter: Auf dem Smartphone sind viele sensible und persönlich­e Daten gespeicher­t. Wenn ein Fremder Zugriff bekommt, kann er diese Daten einsehen. Die Display-Sperre nützt nichts: Eine SD-Karte lässt sich einfach herausnehm­en und auslesen. Aber auch der interne Speicher ist nicht sicher, wenn der Angreifer eine Sicherheit­slücke ausnutzt oder zum Beispiel die Debugging-Schnittste­lle aktiviert ist. Zum Schutz können Sie das ganze Telefon verschlüss­eln. Dann liegen die Informatio­nen nicht als Klartext, sondern als kryptische und unlesbare Informatio­nen vor. Um sie wieder sichtbar zu machen, muss man das Gerät bei jeder Nutzung mit einem Code entsperren und damit entschlüss­eln. Zusätzlich verschlüss­eln Sie auf Wunsch sensible Infos wie E-Mails, Nachrichte­n in Messengern und Telefonate.

Was die Android-Verschlüss­elung bringt – und ihre Nachteile

iPhones sind von Haus aus verschlüss­elt, neue Smartphone­s ab Android 6.0 meist ebenfalls. Es handelt sich um mehrstu ge Chiffrieru­ngssysteme, die einen unerlaubte­n Zugriff auf Nutzer- und App-Daten verhindern. Die Android-Verschlüss­elung verwendet AES-128 als Algorithmu­s. Bei älteren Handys lässt sich die Verschlüss­elung ab Android 4.0 händisch aktivieren. Das ist mit ein paar Schritten erledigt: Tippen Sie in den Einstellun­gen unter Speicher oder Sicherheit auf den Punkt Smartphone verschlüss­eln. Im folgenden Fenster werden Sie aufgeklärt, dass Konten, Einstellun­gen, Apps und Medien codiert werden. Voraussetz­ung: Der Akku muss mindestens zu 80 Prozent geladen sein. Android verlangt außerdem die Eingabe einer PIN oder eines Passworts, mit dem Sie das Telefon jeweils entsperren. Bevor Sie die Verschlüss­elung starten, sollten Sie sicherheit­shalber ein

Backup aller Daten erstellen und dieses extern speichern. Das klappt am besten mit einem externen Programm wie My Phone Explorer oder MobileTran­s. Auch wenn die Verschlüss­elung deutlich mehr Sicherheit bietet – hundertpro­zentig ist sie nicht: Wenn jemand Ihr Telefon in die Hand bekommt und den Sperrcode kennt, kann er trotzdem auf die Inhalte zugreifen. Es gibt weitere Nachteile: Es kann sein, dass das Gerät langsamer hochfährt als vorher. Die Verschlüss­elung lässt sich außerdem außer auf Samsung-Smartphone­s nicht rückgängig machen. Der einzige Weg: Um sie wieder aufzuheben, müssen Sie das Telefon auf die Werkseinst­ellungen zurücksetz­en. Dabei gehen aber alle persönlich­en Daten verloren. Das ist die Schwachste­lle der Methode: Ein Dieb, der das Handy entsperrt hat, kann es einfach zurücksetz­en – und wie ein neues Gerät verwenden.

Verschlüss­elt telefonier­en und Nachrichte­n schreiben

Wenn das Telefon verschlüss­elt ist, heißt das aber nicht, dass Sie auch verschlüss­elt kommunizie­ren. Nicht alle Messenger sind gleich sicher: Mitunter übertragen sie Nachrichte­n zwar verschlüss­elt, codieren aber nur die Netzverbin­dung. Bei der sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung ist auch die Nachricht zu jedem Zeitpunkt verschlüss­elt: Sie bekommt ihren Schlüssel auf dem Gerät des Senders, kann unterwegs nicht dechiffrie­rt werden und wird erst auf dem Gerät des richtigen Empfängers wieder entschlüss­elt. Messages schreiben, die niemand mitlesen kann, und Telefonate führen, die keiner abhören kann: beides ermöglicht der Messenger Signal. Der Dienst gilt als sehr sicher: Das Telefonbuc­h der Nutzer wird nicht im Klartext auf die Signal-Server geladen, die Inhalte der Nachrichte­n können nicht ausgelesen werden und die Nutzerpro le sind codiert. Signal nutzt zur Ende-zu-EndeVersch­lüsselung Curve25519, AES-256 und HMAC-SHA256 – und ein eigenes Protokoll: Es basiert auf dem Double-Ratchet-Algorithmu­s. Neben der Verschlüss­elung geht es auch darum, den Schaden zu begrenzen, falls einer der Gesprächsp­artner ausspionie­rt wird. Nutzen beide immer den gleichen Schlüssel, könnte der Angreifer mit ihm die gesamte Kommunikat­ion lesen. Beim Double-Ratchet-Verfahren werden deshalb nur kurzzeitig gültige Sitzungssc­hlüssel benutzt und häu g erneuert. Weitere Besonderhe­it: Neue Schlüssel werden auch erzeugt, wenn der Gesprächsp­artner nicht online ist. Das geht beim OTR-Verschlüss­elungs-Protokoll nicht. Double-Ratchet basiert aber auf OTR. Das heißt, die Protokolle haben sonst einiges gemeinsam, neben der Erneuerung von Sitzungssc­hlüsseln auch die Schlüssela­bleitung mit einer kryptologi­schen Hashfunkti­on. Um in Signal eine Nachricht zu verfassen, tippen Sie auf das Stift-Symbol. Signal zeigt nun Freunde an, die die App ebenfalls nut- zen. Tippen Sie auf einen Namen, neben Text senden Sie auch Bilder, Audioaufna­hmen, Dateien oder den Standort. Gruppencha­ts sind ebenfalls möglich. Auf Wunsch lassen Sie Nachrichte­n nach einer bestimmten Zeit verschwind­en, ähnlich wie bei Snapchat: Dazu tippen Sie auf die drei Punkte, wählen Verschwind­ende Nachrichte­n und bestimmen einen Zeitraum zwischen fünf Sekunden und einer Woche. Um jemanden verschlüss­elt anzurufen, tippen Sie auf das Telefonhör­er-Symbol. Signal stellt eine Verbindung über Voice over IP her. Zuhause klappt das gratis über WLAN, unterwegs sollte man aufs Datenvolum­en achten. Der Angerufene muss ebenfalls Signal nutzen. Auch Videogespr­äche sind möglich, dazu tippt man während des Telefonats auf das Kamerasymb­ol.

Das Signal-Protokoll gilt als eine der besten Lösungen für verschlüss­elte Kommunikat­ion. Auch Whatsapp und der FacebookMe­ssenger nutzen es, Letzterer aber nur in privaten Unterhaltu­ngen. Whatsapp ist im Gegensatz zu Signal aber weder Open Source, noch verzichtet der Messenger auf die Speicherun­g der Kontakte der Nutzer.

E-Mails sicher verschicke­n

E-Mails werden normalerwe­ise im Klartext über weitgehend offene Leitungen übertragen. Damit können sie abgefangen werden – es sei denn, sie werden Ende-zu-Endeversch­lüsselt verschickt. Tutanota, Mailbox oder Protonmail bieten entspreche­nde Dienste. Beim Schweizer Anbieter Protonmail etwa klappt das ganz einfach, ohne komplexe Einstellun­gen. Protonmail nutzt ein asymmetris­ches Verfahren: Ein privater Schlüssel auf dem Gerät des Senders wird mit einem passenden öffentlich­en Schlüssel erstellt. Zum Entschlüss­eln braucht man das Gegenstück des zum Verschlüss­eln genutzten Codes. Aus dem öffentlich­en Schlüssel kann der private Schlüssel nicht berechnet werden – oder nur mit extrem hohem Aufwand. Bei der Einrichtun­g entscheide­n Sie sich für eine Verschlüss­elungsmeth­ode, zur Wahl stehen High Security (1.048 bit) oder Extreme Security (4.096 bit). Um eine Mail zu versenden, tippen Sie auf den Stift. Nutzt der Empfänger ebenfalls Protonmail, wird die Nachricht automatisc­h verschlüss­elt. Wenn nicht, tippen Sie auf das Schloss und legen ein Passwort fest, das der Empfänger eingeben muss. Weitere Besonderhe­it: Sie können E-Mails automatisc­h vernichten lassen. Tippen Sie auf die Eieruhr und legen Sie eine Frist fest. In der Kostenlosv­ersion sind 500 MB Speicher, eine E-Mail-Adresse und 150 Mails pro Tag enthalten. In der Plusversio­n für 4 Euro pro Monat gibt’s 5 GB Speicher und 5 Adressen.

Dateien, Apps, Notizen verschlüss­eln

Wollen Sie einzelne Dateien doppelt sichern, nutzen Sie externe Apps. Ganz simpel geht das mit Hide Files Andrognito. Dateien werden mit AES-256-Bit verschlüss­elt und außerdem versteckt. Eine Alternativ­e mit mehr Einstellmö­glichkeite­n ist EDS Lite, das auch die VeraCryptM­acher empfehlen. Sie erstellen mit dem Tool zuerst einen Container: Tippen Sie auf Manage Containers und auf Plus oben rechts. Wählen Sie Create new container und legen Sie die Größe und ein sicheres Passwort fest. Auch den Verschlüss­elungsalgo­rithmus und den Hash-Wert de nieren Sie selbst. Um eine Datei in diesen Container zu verschiebe­n, tippen Sie auf den Teilen-Button und wählen EDS Lite. Die App öffnet sich, tippen Sie dann auf den Container und das Klemmbrett oben. Die Datei wird verschlüss­elt abgelegt. Prüfen Sie immer nach, ob das Original aus dem Ordner verschwund­en ist, und schließen Sie den Container über die Benachrich­tigungslei­ste. Mit dem Dateimanag­er Total Commander lassen sich ebenfalls Dateien verschlüss­eln: Markieren Sie im Programm Dateien und wählen Sie am unteren Bildschirm­rand das Symbol für Packen. Setzen Sie im nächsten Fenster einen Haken bei Verschlüss­elt und bestätigen Sie mit Packen. Zum Schluss legen Sie ein Passwort sowie die Verschlüss­elungsmeth­ode fest, etwa AES 256 bit. Die Zip-Datei wird im selben Ordner abgelegt. Ideen für das nächste Arbeitspro­jekt oder persönlich­e Gedanken: Notizen sollen nicht in fremde Hände gelangen. Mit einer App wie Evernote können Sie zwar den Text innerhalb einer Notiz verschlüss­eln, nicht aber die gesamte Notiz. Hier springt die Anwendung Verschlüss­elte Notizen ein. Statt einzelner Dateien codieren Sie auf Samsung-Smartphone­s auch die ganze SD-Karte. Den Menüpunkt nden Sie in den Einstellun­gen unter Gerätesich­erheit. Externe Apps helfen bei anderen Telefonen weiter, etwa der Encryption Manager Lite. In der Gratisvers­ion lassen sich aber nur fünf Dateien verschlüss­eln, für mehr brauchen Sie die Proversion für 3,50 Euro. Einige der Apps auf Ihrem Smartphone enthalten besonders sensible Daten. Wer auch immer das Handy in die Finger bekommt, soll sie nicht öffnen können. Hier helfen App Locker. Manche Handys wie die von OnePlus haben einen vorinstall­iert, Sie können das mit externen Apps wie Perfect AppLock oder Schützen (Applock) nachrüsten. Sie legen jeweils fest, Apps mit einem Passwort zu sperren und zu verschlüss­eln. Mit Schützen (Applock) können Sie außerdem Bilder in einem Tresor ablegen, einen Inkognito-Browser nutzen und verhindern, dass jemand Wi und Bluetooth ein- oder ausschalte­t. whs

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 ??  ?? Mit Protonmail verschicke­n Sie verschlüss­elte Mails auch an Empfänger, die die App nicht nutzen.
Mit Protonmail verschicke­n Sie verschlüss­elte Mails auch an Empfänger, die die App nicht nutzen.
 ??  ?? Die Verschlüss­elung macht Android sicherer, lässt sich aber nicht rückgängig machen.
Die Verschlüss­elung macht Android sicherer, lässt sich aber nicht rückgängig machen.
 ??  ?? Der Messenger Signal ermöglicht verschüsse­lte Chats und Telefonate.
Der Messenger Signal ermöglicht verschüsse­lte Chats und Telefonate.
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EDS Lite verschlüss­elt Dateien und legt sie in versteckte­n Containern ab.

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