PC Magazin

Apple grüner als Samsung

Umweltfreu­ndliche Smartphone­s

- HEIKO BAUER

F ast 1,5 Milliarden Smartphone­s wurden allein 2017 weltweit verkauft. Das ist für die Umwelt ein großes Problem, denn die Herstellun­g neuer Geräte kostet enorme Mengen an Energie. Außerdem werden für die Produktion etliche Metalle benötigt, die knapp sind und oft unter bedenklich­en Bedingunge­n gewonnen werden, wie etwa Kobalt, Tantal und Seltene Erden. Dazu kommen weniger kritische, aber dennoch wertvolle Rohstoffe wie Gold und Silber. Zwar können diese Wertstoffe zu einem großen Teil durch Recycling wiedergewo­nnen werden, allerdings müssen die Geräte dafür erst einmal zur Verfügung stehen. Leider liegen laut einer Erhebung des Digitalver­bandes Bitkom e. V. in Deutschlan­d bereits 124 Millionen Handys unbenutzt herum, und es werden immer mehr. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilf­e schlummer darin allein 2,9 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1.100 Tonnen Kupfer, die wiedergewo­nnen werden könnten. Schon mit der fachgerech­ten Entsorgung dieser Altgeräte wäre unserem Planeten viel Gutes getan.

Je länger, desto besser

Am besten für die Umwelt ist natürlich, die mobilen Begleiter erst einmal so lange wie möglich zu nutzen. Das ist allerdings nicht immer einfach, denn die Hersteller pro tieren naturgemäß vom genauen Gegenteil. Während sie versuchen, ihre aktuellen Produkte durch ständig neue technische Entwicklun­gen schmackhaf­t zu machen, erhalten ältere Modelle oft nicht einmal mehr die notwendige­n Sicherheit­s-Updates. Zumindest bei der Aktualität der Software sind hier Nutzer von Apples Geräten meist besser bedient, denn selbst das iPhone 5s von 2013 bekam im letzten September noch das Update auf die neueste iOS-Version 11. Wer auf eine lange Nutzungsda­uer abzielt, ist also mit den Produkten aus Cupertino nicht schlecht bedient – sofern sie nicht der geplanten Obsoleszen­z zum Opfer fallen: Viele Hersteller stehen in Verdacht, die Lebensdaue­r ihrer Geräte absichtlic­h zu be-

grenzen. Der Skandal um künstlich gedrosselt­e ältere iPhones in Zusammenha­ng mit dem Update auf iOS 11 hat gezeigt, dass ein gewisses Misstrauen auch gegenüber Apple berechtigt ist. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt eine kleine Amsterdame­r Firma mit ihrem 2013 auf den Markt gebrachten und bereits in der Version 2 vorliegend­en Fairphone. Das Gerät ist modular aufgebaut und lässt sich vom Nutzer selbst reparieren, erweitern oder aufrüsten. Das ist allerdings nur ein Teil des Konzeptes, denn die Grundidee hinter dem Fairphone ist, ein Smartphone möglichst ohne Ausbeutung von Personen und mit geringem Schaden für die Umwelt zu produziere­n. Dafür arbeiten die Macher mit gemeinnütz­igen Organisati­onen zusammen und besuchen selbst Minen und Produktion­sstätten, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Mit dem crowd nanzierten Shiftphone gibt es seit 2014 einen vergleichb­aren Ansatz aus Deutschlan­d. Eine Besonderhe­it ist das Gerätepfan­d, welches eine Weiterverw­endung oder fachgerech­te Entsorgung gewährleis­ten soll.

Apple nachhaltig­er als Samsung

Auch eine längere Nutzungsda­uer wird umso umweltscho­nender, je ressourcen­freundlich­er und nachhaltig­er ein Gerät bereits produziert wurde. Dazu hat Greenpeace den Guide to Greener Electronic­s 2017 herausgebr­acht, in welchem die 17 größten Hersteller von Unterhaltu­ngselektro­nik im Hinblick auf ökologisch­e Produktion untersucht wurden. Dabei ging es um Energiever­brauch und Nutzung erneuerbar­er Energien, um nachhaltig­es Design und Verwendung recyclter Materialie­n sowie um die Reduzierun­g bzw. Vermeidung schädliche­r Chemikalie­n im Produkt und bei der Produktion. Angeführt wird das Ranking von Fairphone und Apple (Shiftphone ist nicht aufgeführt), gefolgt von Dell und HP. Den Spitzenpla­tz bei Ressourcen­verwendung und nachhaltig­em Design belegt dabei Fairphone. In Sachen Energiever­wendung schneidet Apple besonders gut ab. Während der Konzern alle Einrichtun­gen des Unternehme­ns und große Teile der Auftragsfe­rtigung bereits aus erneuerbar­en Energien versorgen lässt, liegt dieser Anteil bei Samsung lediglich bei einem Prozent. In der Gesamtwert­ung landete der koreanisch­e Riese auf dem fünftletzt­en Platz. Schlechter schnitten nur noch Amazon sowie die chinesisch­en Firmen Oppo, Vivo und Xiaomi ab. Unter den Top drei der weltgrößte­n Smart- phone-Hersteller steht Apple mit Abstand am besten da, denn auch Huawei hat in allen Bereichen noch einige Luft nach oben.

Nachhaltig denken beim Kauf

Legen Sie beim Smartphone-Kauf Wert auf Nachhaltig­keit, können Sie sich also zunächst einmal die modular aufgebaute­n Geräte von Fairphone und Shiftphone ansehen. Sollten diese für Sie nicht in Frage kommen, ist es zumindest empfehlens­wert, nicht gerade aus den Modellpale­tten der größten Umweltsünd­er zu wählen. Das Ranking von Greenpeace ( bit.ly/2jSggj3) ist hier eine gute Hilfe. Das Umweltbund­esamt emp ehlt überdies, für eine lange Nutzungsmö­glichkeit zu Geräten mit leicht zu wechselnde­m Akku zu greifen, denn dieser gibt meist als Erstes auf. Ist der Stromspend­er fest verbaut, können Sie im Vorfeld ermitteln, was ein Wechsel kostet. Vorteilhaf­t ist zudem ein erweiterba­rer Speicher. Falls Sie nicht immer den letzten technische­n Schrei benötigen, ist vielleicht ein Gebrauchtg­erät etwas für Sie. Damit verlängern Sie dessen Nutzungsda­uer und sparen auch noch Geld. Auf Plattforme­n wie Rebuy ( www.rebuy.de), BuyZoxs ( www.buyzoxs. de), oder Clevertron­ic ( www.clevertron­ic.de) erhalten Sie darauf sogar noch Garantie. An diese Anbieter können Sie eventuell auch Ihre eigenen Altgeräte verkaufen. Ist ein Gerät zu alt oder kaputt, sollten Sie es auf jeden Fall zur Entsorgung geben. whs

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Die Zahl der hierzuland­e ungenutzt herumliege­nden Smartphone­s steigt von Jahr zu Jahr.
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Quelle: iFixit.com Das modular aufgebaute Fairphone kann leicht durch den Nutzer selbst zerlegt werden.

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