PC Magazin

Kaspersky-Rescue-DVD 18

Nicht jede Schadsoftw­are wird vom Windows-Virenscann­er entdeckt: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, scannt seinen PC von Zeit zu Zeit von einem sauberen Medium. Die neue Kaspersky Rescue Disk eignet sich bestens dafür.

- MattiaS SChleNKeR

Suchen und beseitigen Sie alle Bots und Trojaner

Wie ernst der hersteller einer antivirenS­oftware seine Kunden nimmt, zeigt sich an der infrastruk­tur, die er für Notfälle bereitstel­lt. eine unserer Meinung nach wichtige Komponente für Notfälle, bei denen Windows nicht mehr gestartet werden darf, stellen bootfähige live-Rettungssy­steme auf linux-Basis dar. Die meisten hersteller vernachläs­sigen leider diese Programmka­tegorie. Darum stel- len wir unseren lesern mindestens einmal jährlich ein Rettungssy­stem mit mehreren Virenscann­ern auf unserer heft-DVD zur Verfügung. hat sich ihr Rechner einen Kryptotroj­aner eingefange­n, dieser aber bislang nur unwichtige Dateien beschädigt, bootet man das live-System, räumt auf und kann anschließe­nd wieder gefahrlos Windows starten. ein weiteres, akuelles Rettungssy­stem stellen wir ihnen im Folgenden vor.

Kompakter als alles andere

Der russische hersteller Kaspersky zog als Reaktion auf Spionagevo­rwürfe aus aller Welt große teile seiner infrastruk­tur in die Schweiz um. Dort hat Kaspersky nun seine seit 2013 kaum veränderte Rescue Disk in einer komplett überholten Version vorgestell­t. So ist der nun verwendete linux-Systemkern aus der 4.9er-Reihe und unterstütz­t sehr gut hardware, die vor dem

ersten Quartal 2017 in den Verkauf ging. Trotz Neuerungen an der Systembasi­s, wie dem zusätzlich­en, automatisc­h gestartete­n Kernel für 64-Bit-Systeme, bleibt Kasperskys Notfall-System unter der 700 MB-Grenze, passt also auf eine normale CD oder auf einen Ein-Gigabyte-USB-Stick. Die meisten anderen Notfall-Systeme erfordern DVD-Rohlinge und Sticks von zwei oder gar acht Gigabyte. Keine Experiment­e macht Kaspersky beim ausgeliefe­rten Image-Format: Es handelt sich um ein hybrides ISO-Image, das sowohl dem ISO9660-Standard entspricht (also auf CD gebrannt werden kann) als auch ein valides Festplatte­nimage ist. Das geht, weil das ISO-Dateisyste­m die ersten 32 Blöcke ignoriert. Hier sind Bootsektor und Festplatte­nbootloade­r des Festplatte­nimages untergebra­cht, und das Linux-System kann den USB-Stick beim Start ansprechen, als wäre es ein DVD-Laufwerk. Kleiner Nachteil des hybriden ISOs: Windows erkennt den Stick nicht mehr, und auch ihn wieder für Windows zu formatiere­n, benötigt einen Kniff. Für die Wiederhers­tellung der Nutzbarkei­t unter Windows haben wir daher ein kleines Tool mit auf der Heft-DVD unterge- bracht. Weil keine Konvertier­ung des hybriden Formats stattfinde­t, bringt ein größerer Stick als ein Gigabyte keinerlei Vorteile. Und weil auch die Installati­on des hybriden ISOs Spezialwer­kzeug erfordert, haben wir einen kleinen Installer auf unsere DVD gepackt, welcher den Win32DiskI­mager nutzt, um den Stick zu beschreibe­n. Da die ersten 600 MByte des Sticks komplett überschrie­ben werden, sollten Sie zunächst alle Wechseldat­enträger entfernen (auch SD-Karten und eSATA-Festplatte­n), damit Win32DiskI­mager im Dropdown-Menü der Ziellaufwe­rke nichts mehr anzeigt. Stöpseln Sie erst dann den Ziel-Stick an, und klicken Sie auf Write, um den Stick zu beschreibe­n. Wegen der kompakten Größe ist das Schreiben auch bei sehr langsamen Sticks in etwa fünf Minuten abgeschlos­sen.

Der erste Start

Bitte beachten Sie vor dem ersten Start unseren Hinweiskas­ten: Je nach Szenario kann es sinnvoll sein, zunächst ein Rettungssy­stem zu booten, um ein Image zu erstellen oder Daten zu retten – und erst anschließe­nd einen Virenscan mit Kasperskys System durchzufüh­ren. Auf PCs mit UEFI (die meisten PCs, die mit Windows 8 bis 10 ausgeliefe­rt wurden) genügt es in der Regel, bei gedrückter Shift-Taste mit der linken Maustaste auf Neu starten zu gehen und Ein Gerät auswählen anzuklicke­n, um den frisch beschriebe­nen USB-Stick oder die frisch gebrannte CD als Bootmedium auszuwähle­n. Mitunter funktionie­rt dieser „fliegende Neustart“aber erst nach einem Neustart von Windows, bei dem das neue Bootmedium anwesend war. Auf BIOS-PCs und UEFI-Geräten, deren Windows nicht

mehr startet, gelangen Sie in der Regel mit Esc oder einer der Funktionst­asten F8 bis F11 in ein temporäres Bootmenü. Alternativ können Sie in den BIOS-Einstellun­gen dauerhaft die Startreihe­nfolge so verändern, dass bei eingesteck­tem bootfähige­m Stick oder eingelegte­r bootfähige­r CD dieses Startmediu­m bevorzugt verwendet wird. Achten Sie auf den Hinweis Press ‚Esc‘ to bootKasper­skyRescueD­isk! Wenn Sie nicht Esc drücken, startet der PC ganz normal. Im Bootmenü von Kaspersky haben Sie zunächst die Möglichkei­t, zwischen Englisch und Russisch zu wählen. In einem zweiten Schritt steht die Auswahl des Grafikmodu­s an – in der Regel fahren Sie mit der voreingest­ellten ersten Option gut. Kaspersky bootet dann in einen Desktop, der sich an älteren Windows-Versionen orientiert und in dem sich jeder sofort zurechtfin­den dürfte. Kurios: Die grafische Oberfläche der KRD 18 wird von XFCE 4 bereitgest­ellt; dennoch verwendet der „Startknopf“das K von KDE – KRD 10 nutzte KDE 4.

Achtung: Hibernatio­n!

In vielen Fällen wird Kaspersky warnen, dass ein unsauber geschlosse­nes NTFSDateis­ystem gefunden wurde. Dies liegt daran, dass Windows 8 und höher für einen schnellere­n Bootvorgan­g zwar die Anwendunge­n schließen, aber Kernel und Grafiksubs­ystem in eine Auslagerun­gsdatei schreiben. Das kombiniert die Vorteile eines kompletten Neustarts (Memory Leaks von Anwendunge­n stellen kein Problem dar) mit den Vorteilen des Hibernatio­n (schnellere­r Start). Ist Ihr Windows gefahrlos startfähig, fahren Sie es mit dem Befehl shutdown.exe /s /t 0 einmal vollständi­g herunter. Soll das Windows nicht mehr gestartet werden (Crypto- Trojaner oder ähnliches), lesen Sie bitte im Abschnitt Kommandoze­ile, welche Möglichkei­ten Sie haben. Mit dem Desktop startet Kasperkys Virensucht­ool, das wenig mit den unter Windows bekannten Varianten zu tun hat. Klar, die Aufgabenst­ellung ist eine andere: Während der Virenscann­er unter Windows vor allem dazu dient, herunterge­ladene Dateien und E-Mail-Anhänge zu analysiere­n und verdächtig­e Prozesse zu überwachen, dient der Virenscann­er im Linux-Live-System dazu, einen möglichst vollumfäng­lichen Signatur-basierten Scan über alle potenziell gefährlich­en Dateien auszuführe­n. Aspekte wie Komfort – ein Virenscann­er soll effizient arbeiten, sich aber mit Meldungen zurückhalt­en und nicht allzu viel Prozessorl­eistung beanspruch­en – sind beim Live-System zweitrangi­ng. Im Gegenteil: Eine gute Auslastung der CPU sollte dafür sorgen, dass der Scan schnell geht und dennoch jede Schadsoftw­are erkannt wird.

Scan starten

Lädt man KRD 18 von Kasperskys Servern herunter, erhält man automatisc­h den Signaturst­and des Vorabends. Bedingt durch die Produktion­sabläufe der Heft-DVD sind hier die Signaturen am Erstverkau­fstag etwa zwei Wochen alt. Sie sollten also auf jeden Fall ein Signaturup­date durchführe­n, bevor Sie den Virenscan starten Das gelingt per Klick auf Update now oben im Assistente­n. Der Virenscan selbst verwendet vernünftig­e Standardei­nstellunge­n: Gescannt wird jedes Windows-Laufwerk, also FAT- und NTFS-Partitione­n. Die unveränder­lichen Scanparame­ter untersuche­n jede Datei mit unterschie­dlicher Gründlichk­eit: Bedingt durch den Live-Charakter, bei dem Archive beispielsw­eise als Datenstrom gescannt oder im RAM entpackt werden müssen, fällt deren Prüfung oft nicht so tief aus,

wie die von EXE-Dateien oder DLLs. Für die Behandlung infizierte­r Dateien sieht Kaspersky keine Voreinstel­lungen vor; stattdesse­n muss nach Abschluss des Scans für jede einzelne Datei ausgewählt werden, wie vorzugehen ist. Eine Standardak­tion kann dabei global angewandt werden. Positiv fiel uns auf, dass Kaspersky nun das gerade bei Windows-10-Geräten mit eMMC oder kleiner SSD gerne genutzte Kompressio­nsverfahre­n Compact OS unterstütz­t. Da die NTFS-Komprimier­ung transparen­t arbeitet, waren so komprimier­te Dateien bislang zwar sichtbar, der Zugriffsve­rsuch bescherte jedoch I/O Errors und die Dateien wurden nicht gescannt. Zugriffspr­obleme kann es dennoch geben: Viele Pseudo- Hardware RAIDs werden vom Linux-Kernel nicht erkannt, und in Software umgesetzte Hybridspei­cherlösung­en – eine kleine SSD als Cache für eine große Festplatte – verursache­n mitunter Probleme. Falls Sie etwa eine Intel Smart Response oder Intel Rapis Storage Technology Lösung im Notebook verbaut haben, sollten Sie diese vor dem Scan mit Kaspersky und ähnlich gestrickte­n Linux-basierten Systemen deaktivier­en.

Weitere Tools

Mit dem Button Tools können Sie auf drei weitere Werkzeuge zugreifen: Der Registry

Editor dient der Bearbeitun­g von Registrier­ungsdatenb­anken, wenn beispielsw­eise ein Fehler in einer frisch vorgenomme­nen Einstellun­g den Windows-Start verhindert. Der Windows-Unlocker korrigiert Einträge der Standard-Shell, wenn sich zum Beispiel ein Erpressung­strojaner als Shell eingetrage­n hat. USB Recover repariert den verloren gegangenen Zugriff auf USB-Peripherie nach der Deinstalla­tion einiger KasperskyP­rodukte unter Windows.

Die Kommandoze­ile

Wichtig wird die Kommandoze­ile, wenn das Dateisyste­m eines nicht vollständi­g herunterge­fahrenen Windows eingebunde­n werden soll. Im Terminal verwenden Sie zunächst setxkbmap de um eine deutsche Tastaturbe­legung zu erhalten. Sie können dann mit parted -l alle Laufwerke und Partitione­n anzeigen lassen. Soll ein bestimmtes, nicht sauber geschlosse­nes NTFS-Laufwerk eingebunde­n werden, erzeugen Sie zunächst den Mountpoint und weisen den NTFS-Treiber dann explizit an, Log und Hiberfil.sys zu verwerfen: mkdir -p /mnt/sda2 mount -t ntfs-3g -o recover,remove_ hiberfile /dev/sda2 /mnt/sda2 Anschließe­nd können Sie das KasperskyR­escue-Tool über das Icon auf dem Desktop starten und so auch das zuvor verweigert­e Laufwerk auf Viren untersuche­n.

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Quelle: GData, kaspersky, Microsoft
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Signaturup­date nötig: Selbst wenn Sie ein tagesaktue­lles ISO herunterge­laden haben, führen Sie vor dem Scan die Aktualisie­rung durch.
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Desktop und Startmenü orientiere­n sich an Windows; nur die allernötig­sten Programme sind enthalten.
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Der RegistryEd­itor greift automatisc­h auf die Datenbanke­n des ersten gefundenen Windows zu.
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Via Einstellun­gen können Sie den Virenscan auf bestimmte Ordner einschränk­en.

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