Großer Speicherratgeber
Den Speicher zu vergrößern ist eine gute Idee, um das tägliche Arbeiten zu beschleunigen. Wir verraten, worauf man achten muss.
Mehr Performance mit mehr RAM
Manche Werbesprüche bleiben im Gedächtnis. „Nie war er so wertvoll wie heute“hieß es einst in einem oft gesendeten TV-Spot, in dem es um eine Naturarznei mit reichlich Alkohol ging. Der Slogan passt allerdings nicht nur perfekt zu besagter Arznei, sondern auch zum Arbeitsspeicher eines Windows-Rechners. Dieser ist seit jeher von essentieller Bedeutung für die Geschwindigkeit des Systems; doch heute ist er angesichts stetig wachsender Datenmengen und Dateigrößen noch etwas wertvoller als zuvor. Denn egal, wie schnell ein Prozessor ist oder wie zügig eine Festplatte arbeitet: Zu wenig oder unpassender Speicher ist ein Nadelöhr im System, das sich durch andere Komponenten nicht be- seitigen lässt und schlicht wie eine Bremse wirkt. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Sie Ihrem Rechner nicht nur die richtige Menge an Arbeitsspeicher gönnen, sondern auch die passenden Module und die optimale Konfiguration wählen. Wie Sie das am Besten machen, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.
1: Machen Sie eine Bestandsaufnahme Ihres Arbeitsspeichers
Zunächst einmal sollten Sie ermitteln, wie viel Speicher in Ihrem Rechner überhaupt verbaut wurde. In der Regel verfügen Mainboards von PCs über vier RAM-Steckplätze, von denen je nach Rechner einer,
zwei oder alle vier mit Speicherriegeln belegt sind. Um herauszufinden, welches dieser Szenarien auf Ihren Rechner zutrifft, gibt es zwei Möglichkeiten: Sie öffnen das Gehäuse Ihres Rechners und schauen nach, oder Sie installieren das Tool CPU-Z von Ihrer HeftDVD und lassen dieses die Arbeit machen. Letzteres ist in den allermeisten Fällen die bessere Idee; allein schon, weil das Tool die exakten Spezifikationen des Arbeitsspeichers auslesen und bereitstellen kann. Am Wichtigsten ist der Menüpunkt SPD, der für Serial Presence Detect steht. Es geht hier um das Auslesen aller technischen Details des Speichers. Wählen Sie im Fenster links zunächst Slot #1 aus – dabei handelt es sich um den ersten Speicher-Steckplatz auf Ihrem Board. In unserem gewählten Beispiel-Rechner steckt ein DDR3-RAM-Riegel von Hyundai (Hynix) mit acht GByte Kapazität und einer Bandbreite von 800 MHz (vergleichen Sie dazu das erste Bild auf der linken Seite unten). Notieren Sie sich die Details von Ihrem System oder machen einen Screenshot der Seite, und drucken Sie die Informationen aus. Anschließend wählen Sie die anderen Slots aus. Je nach Rechner hat Ihr PC zwei, vier oder gar acht. Um exakt denselben Speicher nachzukaufen, suchen Sie am besten im Web nach der Part Number, die ebenfalls von CPU-Z gelistet wird. Sofern der Speicher noch verfügbar ist, können Sie diesen gefahrlos kaufen.
2: Wie viel Arbeitsspeicher für Windows wirklich sinnvoll ist
Rechner mit Windows XP, Vista, Windows 7 sowie 8 konnten in den üblichen 32-Bit-Versionen lediglich mit vier GByte Hauptspeicher umgehen. In der 64-Bit-Version war dagegen in Windows 8 die Verwaltung von bis zu 512 GByte möglich. In Windows 10 gilt für die 32-Bit-Variante ebenfalls die Grenze von vier GByte, die Home-Version mit 64 Bit kann 128 GByte RAM, die Pro-Version gar 512 GByte Hauptspeicher verwalten. Das heißt aber nicht, dass Sie Ihren Bürorechner mit 64 Bit Windows 10 nun mit teurem Arbeitsspeicher vollstopfen müssen. Tatsächlich empfiehlt Microsoft selbst als Minimum ein GByte RAM für 32-Bit-Rechner sowie zwei GByte für Rechner mit 64 Bit Windows 10. Unsere Empfehlung für zügiges Arbeiten ist jedoch eine andere. Setzen Sie für rei-
ne Bürorechner zumindest acht GByte Hauptspeicher ein, für anspruchsvollere Aufgaben wie Gaming oder Videobearbeiten dagegen mindestens 16 GByte oder mehr. Zu viel RAM kann zwar nie verbaut sein, allerdings ist RAM momentan teuer und 128 GByte RAM sind in einem PC, mit dem gesurft wird und Urlaubsbilder bearbeitet werden, schlicht unnötig. Das Gute an RAM ist zudem: Nachrüsten lässt sich immer, sofern Steckplätze frei bleiben. Stehen also vier Steckplätze zur Verfügung, kaufen Sie lieber zwei 16-GByte-Module statt vier mit jeweils acht GByte. So können Sie später weiteren Speicher nachrüsten, ohne vorhandene Module auswechseln zu müssen. Für Notebooks, die zumeist nur zwei RAM-Steckplätze aufweisen, kaufen Sie dagegen lieber einen großen statt zwei kleinere.
3: Welche Speichermodule in welche Rechner passen
Welche Speichermodule in Ihrem Rechner stecken, haben Sie wie in Tipp 1 beschrieben ja bereits ermit- telt. Wichtig ist nun, dass der neue Speicher entweder identisch mit dem bereits vorhandenen ist oder zumindest nicht langsamer. Es macht keinen Sinn, ein schnelleres und teureres Speichermodul mit einem langsameren zu kombinieren, da sich die CPU stets am langsameren orientiert und das System stabil arbeitet. Auch heute sind Mainboards mit Dual-Channel-Betrieb üblich. Das bedeutet konkret, dass der Prozessor über zwei Speicherkanäle mit dem Arbeitsspeicher verbunden ist. Um den Dual-Channel-Betrieb nutzen zu können, sollten Sie idealerweise zwei oder vier identische Speichermodule verwenden. Kommen zwei Module zum Einsatz, setzen Sie diese in die beiden Steckplätze mit identischer Farbe ein. Gibt es bei den Einschüben keine farblichen Unterschiede, verwenden Sie – vom Prozessor aus gesehen – die Steckplätze eins und drei. Für die Steckplätze zwei und vier verwenden Sie im besten Fall wiederum den komplett identischen Speicher, oder aber zumindest zwei miteinander identische Module. Wenn Sie neuen Speicher
bestellen möchten, finden Sie diesen am einfachsten anhand der oben beschriebenen Part Number. Doch es gibt noch andere Wege zum neuen Speicher. So hilft beispielsweise ein Blick in das Handbuch Ihres Mainboards weiter, denn dort werden die kompatiblen Speichermodule aufgelistet. Haben Sie kein Handbuch mehr, finden Sie auf den Webseiten der Speicherhersteller mit einiger Sicherheit kompatiblen Speicher. Gehen Sie dazu beispielsweise auf die Seite www.kingston.com/de/memory/search/options und suchen unter System/Speicher auswählen nach Ihrem Mainboard. Auch nicht aktuelle Modelle sind dort gelistet. Anschließend verrät Ihnen der Hersteller, welche RAM-Riegel für Ihr Mainboard verfügbar sind. Bestellen können Sie per Knopfdruck. Kingston ist natürlich nicht der einzige Hersteller mit Speichersuche. Ein ähnliches Angebot bieten unter anderem Crucial oder Compuram.
4: Notebookspeicher wechseln ist nicht immer möglich
Notebooks stellen zuweilen einen Sonderfall dar. So gibt es Modelle, bei denen der Arbeitsspeicher fest mit dem Mainboard verlötet ist und sich daher weder wechseln noch erweitern lässt. Stellen Sie hier nach dem Kauf fest, dass sich mit dem Gerät nicht komfortabel genug arbeiten lässt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig als der Kauf eines neuen Rechners. Damit das nicht passiert, sollten Sie beim Notebookkauf sicherstellen, dass der Arbeitsspeicher austauschbar beziehungsweise erweiterbar ist. Ist der Speicher fest verbaut, sollten davon mindestens 16 GByte verbaut sein. Damit ist das Notebook nämlich für die allermeisten Aufgaben bestens gerüstet.
5: Der neue Speicher wird nicht erkannt – das können Sie tun
Wenn Sie sicher sind, garantiert zu Ihrem Mainboard passenden, voll kompatiblen Speicher eingebaut zu haben, der Rechner aber dennoch nicht korrekt startet, kann das verschiedene Ursachen haben. Zunächst einmal sollten Sie sicherstellen, dass die Module sauber in die jeweiligen Steckplätze gesteckt wurden und die seitlichen Klammern eingerastet sind. Stellen Sie zudem sicher, dass die Steckplätze komplett sauber und staubfrei sind. Mit einer Pressluftdose lassen sich die Slots sehr gut säubern. Anschließend sollten Sie sich beim Hersteller Ihres Mainboards nach einem neuen BIOS umsehen, denn eventuell wird der neue Speicher erst damit voll unterstützt. Je nach Modell und Hersteller unterscheiden sich die Methoden beim BIOS-Upgrade deutlich. Halten Sie sich also genau an die Vorgaben und Anweisungen des Mainboard-Herstellers.
6: Ist es wirklich wichtig, welchen Speichertyp ich verwende?
Es gibt diverse RAM-Typen mit unterschiedlichsten Bezeichnungen. Neuere Systeme verwenden DDR4Speicher, ältere dagegen noch DDR3-Module. Die Module tragen zudem eine Bezeichnung der Taktgeschwindigkeit (beispielsweise DDR4-2666MHz) sowie der Bandbreite (PC3-8500). Je höher Takt und Bandbreite, desto schneller arbeitet der Speicher, doch stellt das Mainboard hier das Nadelöhr dar. Es bringt nichts, teure DDR4-3200-Module zu kaufen, wenn Ihr Mainboard sie nicht unterstützt. Das Mainboard-Handbuch gibt hier Auskunft. Wichtig ist beim Kauf neuer RAM-Module, dass sie bei den Spezifikationen den vorhandenen Modulen entsprechen, sofern die alten Module im Rechner verbleiben sollen. DDR3- und DDR4-Module sind übrigens nicht kompatibel. Die Steckplätze unterscheiden sich physikalisch in den Abmessungen. Somit lässt sich ein DDR4Riegel keinesfalls in einen DDR3-Slot einstecken und umgekehrt.