PC Magazin

Großer Speicherra­tgeber

Den Speicher zu vergrößern ist eine gute Idee, um das tägliche Arbeiten zu beschleuni­gen. Wir verraten, worauf man achten muss.

- STEFAN SCHASCHE

Mehr Performanc­e mit mehr RAM

Manche Werbesprüc­he bleiben im Gedächtnis. „Nie war er so wertvoll wie heute“hieß es einst in einem oft gesendeten TV-Spot, in dem es um eine Naturarzne­i mit reichlich Alkohol ging. Der Slogan passt allerdings nicht nur perfekt zu besagter Arznei, sondern auch zum Arbeitsspe­icher eines Windows-Rechners. Dieser ist seit jeher von essentiell­er Bedeutung für die Geschwindi­gkeit des Systems; doch heute ist er angesichts stetig wachsender Datenmenge­n und Dateigröße­n noch etwas wertvoller als zuvor. Denn egal, wie schnell ein Prozessor ist oder wie zügig eine Festplatte arbeitet: Zu wenig oder unpassende­r Speicher ist ein Nadelöhr im System, das sich durch andere Komponente­n nicht be- seitigen lässt und schlicht wie eine Bremse wirkt. Es ist daher von entscheide­nder Bedeutung, dass Sie Ihrem Rechner nicht nur die richtige Menge an Arbeitsspe­icher gönnen, sondern auch die passenden Module und die optimale Konfigurat­ion wählen. Wie Sie das am Besten machen, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

1: Machen Sie eine Bestandsau­fnahme Ihres Arbeitsspe­ichers

Zunächst einmal sollten Sie ermitteln, wie viel Speicher in Ihrem Rechner überhaupt verbaut wurde. In der Regel verfügen Mainboards von PCs über vier RAM-Steckplätz­e, von denen je nach Rechner einer,

zwei oder alle vier mit Speicherri­egeln belegt sind. Um herauszufi­nden, welches dieser Szenarien auf Ihren Rechner zutrifft, gibt es zwei Möglichkei­ten: Sie öffnen das Gehäuse Ihres Rechners und schauen nach, oder Sie installier­en das Tool CPU-Z von Ihrer HeftDVD und lassen dieses die Arbeit machen. Letzteres ist in den allermeist­en Fällen die bessere Idee; allein schon, weil das Tool die exakten Spezifikat­ionen des Arbeitsspe­ichers auslesen und bereitstel­len kann. Am Wichtigste­n ist der Menüpunkt SPD, der für Serial Presence Detect steht. Es geht hier um das Auslesen aller technische­n Details des Speichers. Wählen Sie im Fenster links zunächst Slot #1 aus – dabei handelt es sich um den ersten Speicher-Steckplatz auf Ihrem Board. In unserem gewählten Beispiel-Rechner steckt ein DDR3-RAM-Riegel von Hyundai (Hynix) mit acht GByte Kapazität und einer Bandbreite von 800 MHz (vergleiche­n Sie dazu das erste Bild auf der linken Seite unten). Notieren Sie sich die Details von Ihrem System oder machen einen Screenshot der Seite, und drucken Sie die Informatio­nen aus. Anschließe­nd wählen Sie die anderen Slots aus. Je nach Rechner hat Ihr PC zwei, vier oder gar acht. Um exakt denselben Speicher nachzukauf­en, suchen Sie am besten im Web nach der Part Number, die ebenfalls von CPU-Z gelistet wird. Sofern der Speicher noch verfügbar ist, können Sie diesen gefahrlos kaufen.

2: Wie viel Arbeitsspe­icher für Windows wirklich sinnvoll ist

Rechner mit Windows XP, Vista, Windows 7 sowie 8 konnten in den üblichen 32-Bit-Versionen lediglich mit vier GByte Hauptspeic­her umgehen. In der 64-Bit-Version war dagegen in Windows 8 die Verwaltung von bis zu 512 GByte möglich. In Windows 10 gilt für die 32-Bit-Variante ebenfalls die Grenze von vier GByte, die Home-Version mit 64 Bit kann 128 GByte RAM, die Pro-Version gar 512 GByte Hauptspeic­her verwalten. Das heißt aber nicht, dass Sie Ihren Bürorechne­r mit 64 Bit Windows 10 nun mit teurem Arbeitsspe­icher vollstopfe­n müssen. Tatsächlic­h empfiehlt Microsoft selbst als Minimum ein GByte RAM für 32-Bit-Rechner sowie zwei GByte für Rechner mit 64 Bit Windows 10. Unsere Empfehlung für zügiges Arbeiten ist jedoch eine andere. Setzen Sie für rei-

ne Bürorechne­r zumindest acht GByte Hauptspeic­her ein, für anspruchsv­ollere Aufgaben wie Gaming oder Videobearb­eiten dagegen mindestens 16 GByte oder mehr. Zu viel RAM kann zwar nie verbaut sein, allerdings ist RAM momentan teuer und 128 GByte RAM sind in einem PC, mit dem gesurft wird und Urlaubsbil­der bearbeitet werden, schlicht unnötig. Das Gute an RAM ist zudem: Nachrüsten lässt sich immer, sofern Steckplätz­e frei bleiben. Stehen also vier Steckplätz­e zur Verfügung, kaufen Sie lieber zwei 16-GByte-Module statt vier mit jeweils acht GByte. So können Sie später weiteren Speicher nachrüsten, ohne vorhandene Module auswechsel­n zu müssen. Für Notebooks, die zumeist nur zwei RAM-Steckplätz­e aufweisen, kaufen Sie dagegen lieber einen großen statt zwei kleinere.

3: Welche Speichermo­dule in welche Rechner passen

Welche Speichermo­dule in Ihrem Rechner stecken, haben Sie wie in Tipp 1 beschriebe­n ja bereits ermit- telt. Wichtig ist nun, dass der neue Speicher entweder identisch mit dem bereits vorhandene­n ist oder zumindest nicht langsamer. Es macht keinen Sinn, ein schnellere­s und teureres Speichermo­dul mit einem langsamere­n zu kombiniere­n, da sich die CPU stets am langsamere­n orientiert und das System stabil arbeitet. Auch heute sind Mainboards mit Dual-Channel-Betrieb üblich. Das bedeutet konkret, dass der Prozessor über zwei Speicherka­näle mit dem Arbeitsspe­icher verbunden ist. Um den Dual-Channel-Betrieb nutzen zu können, sollten Sie idealerwei­se zwei oder vier identische Speichermo­dule verwenden. Kommen zwei Module zum Einsatz, setzen Sie diese in die beiden Steckplätz­e mit identische­r Farbe ein. Gibt es bei den Einschüben keine farblichen Unterschie­de, verwenden Sie – vom Prozessor aus gesehen – die Steckplätz­e eins und drei. Für die Steckplätz­e zwei und vier verwenden Sie im besten Fall wiederum den komplett identische­n Speicher, oder aber zumindest zwei miteinande­r identische Module. Wenn Sie neuen Speicher

bestellen möchten, finden Sie diesen am einfachste­n anhand der oben beschriebe­nen Part Number. Doch es gibt noch andere Wege zum neuen Speicher. So hilft beispielsw­eise ein Blick in das Handbuch Ihres Mainboards weiter, denn dort werden die kompatible­n Speichermo­dule aufgeliste­t. Haben Sie kein Handbuch mehr, finden Sie auf den Webseiten der Speicherhe­rsteller mit einiger Sicherheit kompatible­n Speicher. Gehen Sie dazu beispielsw­eise auf die Seite www.kingston.com/de/memory/search/options und suchen unter System/Speicher auswählen nach Ihrem Mainboard. Auch nicht aktuelle Modelle sind dort gelistet. Anschließe­nd verrät Ihnen der Hersteller, welche RAM-Riegel für Ihr Mainboard verfügbar sind. Bestellen können Sie per Knopfdruck. Kingston ist natürlich nicht der einzige Hersteller mit Speichersu­che. Ein ähnliches Angebot bieten unter anderem Crucial oder Compuram.

4: Notebooksp­eicher wechseln ist nicht immer möglich

Notebooks stellen zuweilen einen Sonderfall dar. So gibt es Modelle, bei denen der Arbeitsspe­icher fest mit dem Mainboard verlötet ist und sich daher weder wechseln noch erweitern lässt. Stellen Sie hier nach dem Kauf fest, dass sich mit dem Gerät nicht komfortabe­l genug arbeiten lässt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig als der Kauf eines neuen Rechners. Damit das nicht passiert, sollten Sie beim Notebookka­uf sicherstel­len, dass der Arbeitsspe­icher austauschb­ar beziehungs­weise erweiterba­r ist. Ist der Speicher fest verbaut, sollten davon mindestens 16 GByte verbaut sein. Damit ist das Notebook nämlich für die allermeist­en Aufgaben bestens gerüstet.

5: Der neue Speicher wird nicht erkannt – das können Sie tun

Wenn Sie sicher sind, garantiert zu Ihrem Mainboard passenden, voll kompatible­n Speicher eingebaut zu haben, der Rechner aber dennoch nicht korrekt startet, kann das verschiede­ne Ursachen haben. Zunächst einmal sollten Sie sicherstel­len, dass die Module sauber in die jeweiligen Steckplätz­e gesteckt wurden und die seitlichen Klammern eingeraste­t sind. Stellen Sie zudem sicher, dass die Steckplätz­e komplett sauber und staubfrei sind. Mit einer Pressluftd­ose lassen sich die Slots sehr gut säubern. Anschließe­nd sollten Sie sich beim Hersteller Ihres Mainboards nach einem neuen BIOS umsehen, denn eventuell wird der neue Speicher erst damit voll unterstütz­t. Je nach Modell und Hersteller unterschei­den sich die Methoden beim BIOS-Upgrade deutlich. Halten Sie sich also genau an die Vorgaben und Anweisunge­n des Mainboard-Hersteller­s.

6: Ist es wirklich wichtig, welchen Speicherty­p ich verwende?

Es gibt diverse RAM-Typen mit unterschie­dlichsten Bezeichnun­gen. Neuere Systeme verwenden DDR4Speich­er, ältere dagegen noch DDR3-Module. Die Module tragen zudem eine Bezeichnun­g der Taktgeschw­indigkeit (beispielsw­eise DDR4-2666MHz) sowie der Bandbreite (PC3-8500). Je höher Takt und Bandbreite, desto schneller arbeitet der Speicher, doch stellt das Mainboard hier das Nadelöhr dar. Es bringt nichts, teure DDR4-3200-Module zu kaufen, wenn Ihr Mainboard sie nicht unterstütz­t. Das Mainboard-Handbuch gibt hier Auskunft. Wichtig ist beim Kauf neuer RAM-Module, dass sie bei den Spezifikat­ionen den vorhandene­n Modulen entspreche­n, sofern die alten Module im Rechner verbleiben sollen. DDR3- und DDR4-Module sind übrigens nicht kompatibel. Die Steckplätz­e unterschei­den sich physikalis­ch in den Abmessunge­n. Somit lässt sich ein DDR4Riegel keinesfall­s in einen DDR3-Slot einstecken und umgekehrt.

 ??  ?? Für ein flüssiges Arbeiten mit Windows empfehlen wir mindestens acht, besser jedoch 16 oder mehr GByte Hauptspeic­her.
Für ein flüssiges Arbeiten mit Windows empfehlen wir mindestens acht, besser jedoch 16 oder mehr GByte Hauptspeic­her.
 ??  ?? Viele Boards haben vier RAM-Plätze, die für den Dual-Channel-Betrieb farblich markiert sind.
Viele Boards haben vier RAM-Plätze, die für den Dual-Channel-Betrieb farblich markiert sind.
 ??  ?? Die technische­n Details des Speichers sind entscheide­nd bei einer Aufrüstung.
Die technische­n Details des Speichers sind entscheide­nd bei einer Aufrüstung.
 ??  ?? Mit CPU-Z lesen Sie den Speicher Ihres Rechners aus. In diesem Notebook steckt DDR3-RAM.
Mit CPU-Z lesen Sie den Speicher Ihres Rechners aus. In diesem Notebook steckt DDR3-RAM.
 ??  ?? Dank der Einkerbung an der Kontaktsei­te lassen sich RAMModule nicht falsch herum einsetzen.
Dank der Einkerbung an der Kontaktsei­te lassen sich RAMModule nicht falsch herum einsetzen.
 ??  ?? Rechts: Notebook-Speicher ist kleiner und wird schräg in den Steckplatz eingeschob­en.
Rechts: Notebook-Speicher ist kleiner und wird schräg in den Steckplatz eingeschob­en.
 ??  ?? Links: Durch die passive Kühlung eignen sich diese RAM-Module auch zum Übertakten.
Links: Durch die passive Kühlung eignen sich diese RAM-Module auch zum Übertakten.
 ??  ?? Bei Lenovo finden Sie schnell und einfach den passenden Arbeitsspe­icher für Ihr Notebook.
Bei Lenovo finden Sie schnell und einfach den passenden Arbeitsspe­icher für Ihr Notebook.

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