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Interview mit Sylvia Veenhoff

Sylvia Veenhoff hat für das Umweltbund­esamt die Trendstudi­e „Die Zukunft im Blick: 3D-Druck-Trendberic­ht zur Abschätzun­g der Umweltwirk­ungen” erstellt.

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Wo sehen Sie die größten Umweltrisi­ken bei der industriel­len Nutzung?

Sylvia Veenhoff: Es sind vor allem drei Bereiche: die Emissionen der Geräte, die Toxizität der Materialie­n und der Energiever­brauch. Beim Drucken entstehen schädliche Emissionen. Bei einigen Filamenten ist nicht ganz klar, aus welchen Stoffen sie zusammenge­setzt sind. Einige davon sind gesundheit­sschädlich. Der Energiever­brauch kann zudem bei einigen Verfahren sehr hoch sein; vor allem, wenn der Strom nicht aus erneuerbar­en Energien stammt.

Sie verweisen außerdem darauf, dass 3D-Drucker in privaten Haushalten Gefahren für Mensch und Umwelt haben. Was meinen Sie damit?

Veenhoff: Das Problem ist, dass es beim Umgang im Haushalt – anders als in der Industrie – keine klaren Vorschrift­en gibt und diese schwierig zu kontrollie­ren wären. Um zu vermeiden, dass zum Beispiel Kinder gesundheit­sbedenklic­he Produkte drucken oder Emissionen im Haus entstehen, muss die Technologi­e daher „verbrauche­rsicher“sein. Es stellt sich auch die Frage, ob es so sinnvoll für die Umwelt ist, wenn jeder Haushalt einen 3D-Drucker hat. Stattdesse­n könnte man effiziente­re OnlineDien­stleister nutzen, Stadtteil-Drucker oder 3D-Drucker in Repair-Cafés. Das wäre besser für Umwelt und Verbrauche­r.

Wo sehen Sie positive Auswirkung­en der Technologi­e auf die Umwelt?

Veenhoff: Der 3D-Druck bietet große Chancen für die Umwelt, etwa durch leichtere, langlebige­re Konstrukti­onen, Ersatzteil­druck und das Vermeiden von Überproduk­tion und langen Transportw­egen durch On-Demand-Druck vor Ort. Allerdings muss die Technologi­e entspreche­nd gestaltet werden und sich in einigen Bereichen noch verbessern, etwa beim Stromverbr­auch der Geräte oder der Recycelfäh­igkeit der Filamente. Ob 3D-Druck eine Chance oder eine Gefahr für die Umwelt ist, kommt darauf an, welchen Weg man geht. Da die Industrie an Umweltfrag­en interessie­rt scheint, hoffe ich, dass der 3D-Druck den umweltfreu­ndlichen Weg geht.

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