Maßgeschneiderter PC im Eigenbau
Ein PC-System von der Stange wird die persönlichen Anforderungen nie perfekt erfüllen. Wir zeigen Ihnen, wie Ihr individueller Traum-PC aussehen muss.
Ein PC-System von der Stange wird Ihre persönlichen Anforderungen niemals perfekt erfüllen. Wir zeigen Ihnen, wie Ihr individueller traum-PC aussehen muss: Für Office, Multimedia, Videoschnitt oder Gaming.
Welche PC-Komponenten bringen bei einem Upgrade welche Mehrleistung? Und zu welcher Hardware muss man greifen, um sich sein persönliches TopSystem aufzubauen? Um diese Fragen detailliert zu beantworten, haben wir sechs Testplattformen aufgebaut, die jeweils stellvertretend für eine PC-Konfiguration stehen. Grundlage des Ratgebers und Ausgangspunkt aller Messungen ist unser Basis-System oder System 1, dessen Einsatzzweck sich am besten mit Günstiger Office-PC umschreiben lässt und das den preiswertesten Einstieg in den PC-Eigenbau repräsentieren soll.
Mit Upgrades nach Maß zum Traum-PC
Das Basissystem haben wir anschließend Zug um Zug mit neuer Hardware ausgestattet und überprüft, was sie in der Praxis bringt. Die neuen PC-Zutaten sind stets performanter als die zuvor verwendeten, sodass die Systemleistung – und damit leider auch die Kosten für das Gesamtsystem – kontinuierlich steigen. Durch die Hardware-Upgrades verwandelt sich das System 1 nach und nach in die Testsysteme 2 bis 5 (Details auf Seite 52), die ebenfalls ein bestimmtes Einsatzgebiet beziehungsweise Leistungsniveau darstellen sollen. Aufsteigend nach ihren Gesamtkosten respektive ihrer Leistung sind das: Guter Office-PC (System 2), Allround-PC (System 3), Gaming-Einsteiger-PC (System 4) und der Gaming-PC (System 5). Am Ende der UpgradeEvolution steht System 6, der High-end-PC, ausgestattet mit der besten und teuersten Hardware. Die Preise beginnen bei 470 Euro für das Basissystem und steigen am anderen Ende des Performance-Spektrums auf etwas mehr als 1500 Euro für das System 6. Die Kosten sollte man jedoch nur als Orientierungshilfe für den Eigenbau verstehen, da sie abhängig vom individuellen System deutlich nach oben oder unten abweichen können. Damit die einzelnen Systeme trotz neuer Hardware vergleichbar bleiben, erfolgen die Upgrades in kleinen Schritten. In der Regel haben wir nur ein oder zwei System-Bausteine ausgetauscht, also etwa eine neue Grafikkarte eingebaut oder dem Rechner mehr RAM spendiert. Den größten Upgrade-Sprung machen wir bei der letzten Ausbaustufe, dem High-end-PC, indem mit Mainboard, CPU, RAM und NVMe-SSD gleich vier neue Elemente kommen.
Ältere PC-Komponenten weiter nutzen
Bei den Upgrades liegt der Fokus auf den fünf PC-Komponenten Mainboard, CPU, RAM, Grafikkarte und Massenspeicher. Natürlich sind andere PC-Bausteine für das neue System mindestens genauso wichtig. Im Idealfall bekommt man sie aber zum Nulltarif, weil sie bereits im alten PC stecken. Das sind beispielsweise das Rechner-
Gehäuse, das optische Laufwerk sowie das Netzteil. Speziell beim Netzteil muss man darauf achten, ob es sich für das neue System eignet. Um aktuelle CPUs und Grafikkarten befeuern zu können, muss es einen 20+4-Pin-ATX-Stecker für das Mainboard sowie einen 8-Pin- oder zwei 4-Pin-Anschlüsse für die Stromversorgung der CPU mitbringen. Dazu kommen PCIe-Stromstecker mit sechs oder acht Pins für die Grafikkarte. Leistungshungrige Exemplare, wie etwa die Nvidia GeForce GTX 1080, benötigen mitunter zwei 8-polige Stecker. Hinsichtlich seiner Leistung darf das Netzteil nicht zu klein dimensioniert sein. Während ein Office-PC ohne Gaming-Ambitionen bereits über ein 300-Watt-Netzteil mit ausreichend Strom versorgt wird, verlangt ein Spiele-System deutlich mehr WattReserven. Nvidia empfiehlt für seine Highend-GPUs ein 650-Watt-Netzteil, AMD sogar ein 750-Watt-Netzteil.
Vorteil AMD: Ein Sockel für alle CPUs
Geht es um die Skalierbarkeit eines PC-Systems, hat AMD derzeit die Nase vorne, weshalb wir für die Testsysteme durchgehend zu AMD-Mainboards beziehungsweise deren aktuellen Sockel AM4 gegriffen haben. Hintergrund: Wer einen älteren Intel-Rechner mit neuer Hardware bestücken will, läuft Gefahr, in die Upgrade-Falle zu tappen. Für seine aktuelle achte Prozessorgeneration mit der Coffee-Lake-Mikroarchitektur hält der Intel am Sockel LGA 1151 fest, den bereits die CPUs der älteren Kaby-Lakeund Skylake-Mikroarchitekturen nutzen. Allerdings ist Coffee Lake elektronisch zu beiden inkompatibel. Deshalb startet eine Coffee-Lake-CPU nur auf einem Mainboard mit 300er-, nicht aber mit 200er-Chipsatz (Kaby Lake, Skylake). Achtgeben müssen Käufer auch im umgekehrten Fall, denn in Mainboards mit 300er-Chipsatz laufen keine Kaby-Lake- und Skylake-CPUs. Zurück zu AMD: Hier ist eine Sockel-Verwirrung nach Intel-Art ausgeschlossen, weil alle auf der Zen-Mikroarchitektur basierten CPUs nicht nur den gleichen Sockel AM4 verwenden, sondern auch ohne Probleme darauf starten. Damit könnte man theoretisch ein System von der kleinsten bis zur leistungsstärksten AMD-CPU immer neu aufrüsten, ohne jemals die Hauptplatine wechseln zu müssen, also etwa eine Low-Budget-CPU wie den Ryzen 3 2200G (rund 95 Euro) durch das Topmodell Ryzen 7 2700X (330 Euro) austauschen, das auch im Testsystem 6 zum Einsatz kommt. Natürlich hätten wir die Testsysteme mit Intel- CPUs aufsetzen können – dann wären sie aber teurer geworden. Mit Prozessoren der Coffee-Lake-Mikroarchitektur würde die Konfiguration so aussehen: Der Intel Core i5-8500 (220 Euro) zieht leistungsmäßig etwa mit dem im System 1 bis 3 eingesetzten AMD Ryzen 5 1500X (140 Euro) gleich. Die AMD-CPUs Ryzen 7 1800X und Ryzen 7 2700X (240 respektive 330 Euro) der Systeme 4 bis 6 könnte man durch den Intel Core i7-8700K (420 Euro) ersetzen.
Vorteil Intel: stets integrierte Grafik
Systeme auf Intel-Basis haben AMD dafür den integrierten Grafikbeschleuniger voraus. In allen CPUs mit Coffee-Lake-Mikroarchitektur sitzt der Intel UHD Graphics. Bei den Kaby-Lake- und Skylake-CPUs gehören integrierte GPUs ebenfalls zur Standardausstattung. Bei AMD verfügen Ryzen- und künftig auch Athlon-Prozessoren mit dem Codenamen Raven Ridge über einen integrierten Grafikprozessor aus der AMD RX Vega-Serie. AMD bezeichnet diese Kombination nicht als GPU, sondern als APU (Accelerated Processing Unit). Mit einer dedizierten Grafikkarte kann keine der in den AMD- und Intel-CPUs integrierten Grafikprozessoren mithalten, doch für grafisch einfache Spiele reicht ihre Leistung aus.
Benchmarks
Um die Leistung der Systeme 1 bis 6 detailliert analysieren zu können, haben wir sie durch einen langen Testparcours geschickt. Bei der ersten Prüfung geht es um die 3DPerformance von Grafikkarte und CPU. Sie analysieren wir mit dem OpenGL-Test von Cinebench 15 sowie mit den Testszenarien Fire Strike (DirectX 11) und Time Spy (DirectX 12) von 3DMark, der Referenz unter den Grafikbenchmarks. Wie schnell der Prozessor läuft, zeigt zum einen der CPUBenchmark von Cinebench 15, indem er eine fotorealistische Szene berechnet und dabei alle Prozessor-Threads ausnutzt. Zweiter CPU-Benchmark ist das OpenSource-Tool Handbrake, das wir ein 4KVideo in das Full-HD-Format umrechnen lassen. Dann folgt der System-Benchmark PCMark 10, der die Leistung des Gesamtsystems in einer Punktzahl zusammenfasst. Den sequenziellen und 4-KB-Datendurchsatz des Massenspeichers liefert AS-SSD, während der JavaScript-Benchmark Google Octane 2.0 misst, wie flott der Browser Webseiten lädt. Zu guter Letzt stoppen wir mit, wie lange jedes System zum Booten benötigt. Dabei nehmen wir die Zeit vom BIOSScreen bis zum Erscheinen des WindowsDesktop.
System 1, Günstiger Office-PC: Fast 200 Euro Sparpotenzial
Unser Office-PC ist streng genommen schon so etwas wie ein Deluxe-Office-PC. Mit dem Mini-ATX-Mainboard MSI B350I PRO AC und dem 4 GByte großen RAM-Modul PNY An-
archy setzt er auf günstige Standard-Hardware und bietet rund um Word, Excel, Websurfen und Youtube mehr als ausreichend Leistung. Warum also Deluxe? Die Festplatte (Seagate NAS HDD 1 TB), die Grafikkarte (Nvidia GeForce GTX 1050) und die CPU (Ryzen 5 1500X) sind für sein Einsatzgebiet eigentlich überdimensioniert und können daher ohne weiteres auch durch günstigere Alternativen ersetzt werden, ohne dass sich dadurch die Systemleistung nennenswert verschlechtert. Statt der NAS-Festplatte tut es auch eine Standard-HDD, die bei gleicher Kapazität rund 10 Euro weniger kostet. Noch deutlich mehr sparen kann man bei der CPU: Ersetzt man den Ryzen 5 1500X durch eine AMD-APU mit integrierter GPU, etwa den Ryzen 3 2200G (rund 95 Euro), wird keine zusätzliche Grafikkarte mehr benötigt. Statt 470 Euro für das Office-System zu bezahlen, würden sich die Kosten durch die neue Festplatte und CPU auf sparsame 285 Euro reduzieren.
System 2, Guter Office-PC: SSD-Upgrade mit großer Wirkung
Um spürbar mehr Systemleistung zu erhalten, braucht es nicht unbedingt ein großes Update. Der kleine Eingriff, der System 1 in System 2 verwandelt, ist ein Upgrade-Klassiker: Das System 2 läuft mit einer SSD statt einer Festplatte, was in unserem Fall Mehrkosten von 120 Euro bedeutet; allerdings nur deshalb, weil wir eine 1-TByte-SSD verwendet haben. In der 250-GByte-Version wäre sie kaum teurer als die HDD gewesen. Geht es nur darum, überhaupt eine SSD ins System einzubauen, bieten sich 120-GByteLaufwerke an, die es schon für weniger als 30 Euro gibt. Das SSD-Upgrade hat trotz sehr überschaubarer Investitionskosten große Wirkung: Gegenüber dem System 1 verkürzen sich beim System 2 die Ladezeiten immens – die Bootzeit halbiert sich sogar –, und der Rechner wird insgesamt deutlich reaktionsschneller. Durch das nun schnellere Gesamtsystem steigt die Punktzahl bei PCMark 10 von 3821 auf 4319 Zähler.
System 3, Allround-PC: Mehr RAM beschleunigt Windows
Was passiert, wenn man dem PC mehr RAM spendiert? Der Sprung von System 2 auf System 3 zeigt das sehr schön. Nachdem wir den Arbeitsspeicher mit einem weiteren PNY Anarchy RAM-Modul von 4 auf 8 GByte verdoppelt haben, reagiert Windows 10 nochmals etwas flüssiger. Deutlich wird das am Beispiel des CPU-Benchmarks Handbrake, der ein 4K-Video konvertiert.