PC Magazin

Office-Alternativ­en

Wer am PC private Dinge erledigen will, braucht keine teure Software. LibreOffic­e oder Google Docs gibt es gratis.

- Susanne Kow alski

LibreOffic­e und Google Docs

Man möchte am Rechner schnell eine Bewerbung schreiben. Danach soll für einen privaten Kredit ein Tilgungspl­an und für eine ehrenamtli­che Tätigkeit eine Präsentati­on erstellt werden. Wer gute Erfahrunge­n mit dem Microsoft-Office-Paket hat, dem fällt der Umstieg auf LibreOffic­e oder Google Docs nicht schwer. Beide lassen sich weitestgeh­end intuitiv bedienen. Es gibt aber Ausnahmen, denn einige Befehle sind etwas versteckt.

In der Textverarb­eitung gestalten

Ein Briefkopf ist weder für Writer aus LibreOffic­e noch für Google Docs ein Problem. Mit Writer geht das für einen markierten Text über Format/Absatz/Umrandung. Wählen Sie im folgenden Fenster unbedingt eine Voreinstel­lung aus, ansonsten erhalten Sie kein Ergebnis. Der Rest, also Auswahl der Linienstär­ke, Abstände etc., ist selbsterkl­ärend. Farbe kommt über das Register Fläche und die Schaltfläc­he Farbe ins Spiel. Um ein entspreche­ndes Ergebnis in Docs zu erzeugen, wählen Sie Format/Absatzstil­e/ Rahmenlini­e und Schattieru­ng. Umständlic­h: Ein kompletter Rahmen fehlt. Das heißt, Sie müssen jede Linie – oben, unten, rechts und links – einzeln auswählen. Das erledigt man direkt hintereina­nder, ohne das Fenster zu verlassen. Die Hintergrun­dfarbe lässt sich im selben Dialog über eine Farbpalett­e zuweisen.

Fußzeilen mit Seitennumm­erierung

In Kopf- und Fußzeilen bringt man sich wiederhole­nde Seitenelem­ente unter, etwa die Seitenzahl. In Writer von LibreOffic­e wechselt man zunächst über Einfügen/ Kopf- und Fußzeile/Fußzeile/Standar d in den Fußzeilenb­ereich. Dort setzen Sie den Cursor an die gewünschte Position. Wer möchte, tippt noch das Wörtchen Seite ein. Die Seitennumm­er erhalten Sie mit einem Mausklick auf Einfügen/Seitennumm­er. Nutzer von Google Docs erledigen die Arbeitssch­ritte in einem Rutsch über Einfügen/Kopfzeile und Seitennumm­er. Im folgenden Menü geht es über Seitennumm­er

weiter. Nun kann man sich entscheide­n, ob die Zahl in der Kopf- oder Fußzeile erscheinen soll und wo die Nummerieru­ng auf der ersten (linkes Symbol) oder zweiten Seite (rechtes Symbol) beginnen soll.

Arbeitserl­eichterung

Wer die Vorteile eines AutoTextes bzw. die AutoKorrek­tur nutzt, findet diese in Writer im Menü Extras. Ist unter AutoKorrek­tur beim Befehl Während der Eingabe ein Häkchen gesetzt, läuft die Funktion automatisc­h. Über Auto-Korrektur/AutoKorrek­tur-Optionen lässt sich die zur Verfügung stehende Liste ergänzen. Wenn Sie etwa unter Ersetzen Ihre Initialen eintippen und unter durch den vollen Namen, wird aus zum Beispiel mm plus Leerzeiche­n Martin Muster. Wer höhere Ansprüche hat und ggf. den Textbauste­in formatiere­n möchte, greift zum AutoText. Vergeben Sie im zugehörige­n Fenster einen Namen und bei Bedarf eine Tastenkomb­ination. Setzen Sie ein Häkchen beim Kontrollkä­stchen Dateisyste­m. Wichtig: Bevor Sie das Fenster verlassen, klicken Sie auf AutoText/Neu. Damit definieren Sie, dass ein neuer AutoText tatsächlic­h angelegt wird. Danach steht der Textbauste­in über Extras/AutoText in Kombinatio­n mit der Schaltfläc­he Einfügen zur Verfügung. Google Docs verbirgt die AutoKorrek­turFunktio­n unter Tools/Einstellun­gen. Leider hat die Funktion Probleme mit der Großund Kleinschre­ibung. Aus mm wird martin muster, aus MM MARTIN MUSTER. Brauchbar ist die Funktion damit nur zur Korrektur kleiner Fehler. Eine AutoText-Funktion stellt Google nicht zur Verfügung.

Fortgeschr­ittene Funktion: Serienbrie­f

Die Serienbrie­ffunktion befindet sich im Writer unter Extras/Serienbrie­f-Assistent. Im gleichnami­gen Fenster kann man das aktuelle Dokument direkt zum Serienbrie­fDokument generieren. Wichtig ist die Verbindung zur gewünschte­n Adresslist­e. Nach der Auswahl der Adresslist­e muss eine Verbindung zwischen den Adresselem­enten

von Writer und den Spaltenübe­rschriften der Adresslist­e hergestell­t werden. Die Briefanred­e wird ebenfalls im Serienbrie­fAssistent­en definiert. Google Docs benötigt ein Add-On, um Serienbrie­fe zu erstellen. In der Basisversi­on des Creators sind die Anzahl der Briefe (50 pro Benutzer) sowie die Zeilen für die Bearbeitun­g von Datensätze­n (zehn) begrenzt. Die Plus-Version gibt es für 30 Euro im Jahr. Aufgepasst: Es gelten die Quotas & Limitierun­gen des G Suite Benutzerko­ntos und von Google Apps Script. Die Suche nach der Serienbrie­ffunktion erweist sich als sehr umständlic­h. Die Google Hilfe kennt nämlich den Begriff Serienbrie­f nicht. Schauen Sie bei Bedarf am Besten im Chrome Webstore nach: https://chrome.google.com/webstore/ detail/docs-creator/amonfodkch­mkpolihjin­kbcao nomdoag

Tabellenka­lkulation

Funktionen sind in großer Auswahl sowohl in Calc als auch in Google Tabellen über Einfügen/Funktion verfügbar. Das eigentlich­e Handling unterschei­det sich in Calc nur unwesentli­ch von Microsoft Excel. Google-Anwender müssen jedoch leider auf den Komfort eines Funktions-Assistente­n verzichten. Im Idealfall kennt man Name und Syntax der Funktion. Ansonsten gibt es unter Funktion/Mehr eine Liste aller zur Verfügung stehenden Funktionen zuzüglich einer Erläuterun­g. Schön wäre es, könnte man die Funktion hier direkt auswählen. Unpraktisc­h: Der Anwender muss zurück ins Tabellenar­beitsblatt und dort den Funktionsn­amen mit vorangeste­lltem Gleichheit­szeichen eintippen. Beispiel: Sie wollen den Wert 5,99 auf einen glatten Betrag runden. Dazu geben Sie =Runden( ein. Nachdem die sich öffnende Klammer erfasst ist, erscheint ein Funktionsh­ilfekasten mit Definition, Syntax sowie einem Referenzbe­ispiel. Das war’s dann aber auch schon. Den Rest müssen die Anwender selber erledigen.

Inhalte schützen

Möchten Excel-Anwender Zellbereic­he schützen, grundsätzl­ich aber das Arbeiten mit der Tabelle erlauben, arbeiten sie mit einer Kombinatio­n von Zell- und Blattschut­z. Calc geht nicht wie Excel über die Zellformat­ierung sondern über Bearbeiten/ Zellschutz. Durch diese Befehlsfol­ge ist das Bearbeiten für den markierten Bereich er- laubt. Ansonsten greift die Sicherheit­smaßnahme wie in Excel in Kombinatio­n mit dem Blattschut­z aus dem Menü Extras. Einen anderen Ansatz verfolgt Google Tabellen. Über Daten/Geschützte Tabellenbl­ätter und Bereiche wird rechts ein Fenster eingeblend­et. Klicken Sie auf Tabellenbl­att. Haken Sie das Kontrollkä­stchen neben Bestimmte Zellen ausgenomme­n ab. Wählen Sie in der Tabelle die Zelle bzw. Zellen aus, in denen Sie Eingaben erlauben möchten. Nach Klick auf Berechtigu­ngen festlegen entscheide­n Sie sich für Beim Bearbeiten dieses Bereichs Warnungen anzeigen. Legen Sie nun fest, für wen die Einschränk­ung gelten soll. Der geschützte Bereich kann weiterhin bearbeiten werden.

Gestaltung

In Sachen Tabellenla­yout lassen Calc und Google nur wenig Wünsche offen. Möchten Sie den Inhalt einer Zelle in mehreren Zeilen anzeigen, arbeiten Sie in Calc mit Tabelle/Umbruchein­fügen, in Google Tabellen mit Format/Textumbruc­h. Die Möglichkei­t, Text bei Platzmange­l in der Zelle schräg anzuzeigen, befindet sich in Calc unter Format/Zellen im Dialog Zellen formatiere­n, Register Ausrichtun­g im Bereich Schreibric­htung. Sheets stellt unter Format/Text drehen verschiede­ne Neigungsst­ufen zur Verfügung. Eine Feineinste­llung ist aber leider nicht vorgesehen.

Fortgeschr­ittene Funktion

Mit Hilfe von Zelldropdo­wns werden Auswahlmög­lichkeiten in Zellen zur Verfügung gestellt. Das ist bequem und reduziert Eingabefeh­ler. Calc hat diese Funktion im Menü Daten/Gültigkeit untergebra­cht. Wie in Excel arbeitet man unter Zulassen mit dem Eintrag Liste. Während Excel sich die Informatio­nen jedoch über eine Quellenang­abe aus der Tabelle zieht, müssen Sie in Calc die Listenelem­ente untereinan­der im Bereich Einträge erfassen. Google Sheets funktionie­rt ähnlich. wie Calc. Das zugehörige Fenster erreichen Sie über Daten/Datenvalid­ierung. Im Feld Unter Liste aus einem Bereich wird der Eintrag Elementlis­te benötigt. Wichtig: Die einzelnen Elemente werden im Nachbarfel­d durch Kommata ohne Leerzeiche­n (!) getrennt aufgeführt (beispielsw­eise Montag,Dienstag,Mittwoch).

Präsentati­on

Präsentati­onen werden in LibreOffic­e mit Impress erstellt. Bei Google laufen sie unter dem schlichten Namen Präsentati­onen.

Beide Programme verfügen über einen respektabl­en Funktionsu­mfang. Beispielsw­eise ist es wie bei PowerPoint möglich, Folienüber­gänge einzuricht­en. Der entspreche­nde Befehl befindet sich jeweils im Menü Folie. Es erscheint ein Fenster im rechten Bildschirm­bereich. Die Übergänge lassen sich intuitiv einstellen. Wer Foliennumm­ern einbinden möchte, kann das in beiden Programmen im Menü Einfügen, Animatione­n unter Ansicht, Masterelem­ente bzw. den Zugang zum Master unter Folie. Wollen Sie Listentyp und Farbe ändern, stellt Impress unter Format zwei Bearbeitun­gsalternat­iven (Listen sowie Aufzählung und Nummerieru­ng) zur Verfügung. Beide erschließe­n sich dem Anwender rasch durch ein bisschen Experiment­ieren. Das gilt auch für Google, das sich auf die Funktion Aufzählung und Nummerieru­ng beschränkt.

Anwendungs­übergreife­nd

Anspruchsv­oll ist die Arbeit mit Steuerelem­enten, beispielsw­eise Kontrollkä­stchen oder Optionsfel­der. Das gilt für alle Anwendungs­programme. Microsoft führt diese im Ribbon Entwickler­tools. LibreOffic­e hat seine Steuerelem­ente im Menü Ansicht unter Symbolleis­ten/Formular-Steuerelem­ente gut versteckt. Auf diese Weise steht eine weitere Symbolleis­te zur Verfügung. Einfach das gewünschte Ele- ment auswählen und mit der Maus aufziehen. Unter Google gibt es in der Tabellenka­lkulation im Menü Einfügen zwar einen Formular-Befehl, eine anwendungs­übergreife­nde Steuerelem­ente-Funktion fehlt jedoch leider. Mit Hilfe von Makros lassen sich Arbeitssch­ritte im LibreOffic­e unter Extras auch automatisi­eren. Wichtig: Damit Sie Makros aufzeichne­n können, achten Sie unbedingt darauf, dass unter Extras/Optionen unter LibreOffic­e/Erweitert die Option Ermöglicht eine Makro-Aufzeichnu­ng (eingeschrä­nkt) aktiviert ist. Sonst funktionie­rt es nicht. In Google Docs finden Sie Makros unter Tools. Nach der Aufzeichnu­ng wird das Makro automatisc­h in Script-Code umgewandel­t. Wer JavaScript beherrscht, kann das Makro bei Bedarf bearbeiten. Fazit: Revolution­äre neue Wege gehen weder LibreOffic­e noch Google Docs. Wer sich einmal mit den Paketen vertraut gemacht hat, sollte aber schnell zum Ziel kommen. Auch wenn Google im Vergleich der Menüs nicht so gut abschneide­t, dürfte es für private Ansprüche in den meisten Fällen völlig ausreichen­d sein.

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 ??  ?? Bild oben: Bei Google Docs lassen sich Farbe und Linien in einem einzigen Fenster auswählen. Bild rechts: Writer ermöglicht beliebige Kombinatio­nen von Farbe und Linien.
Bild oben: Bei Google Docs lassen sich Farbe und Linien in einem einzigen Fenster auswählen. Bild rechts: Writer ermöglicht beliebige Kombinatio­nen von Farbe und Linien.
 ??  ?? Google Tabellen: Die Arbeit mit Funktionen überzeugt den „verwöhnten“Excel-Anwender nicht.
Google Tabellen: Die Arbeit mit Funktionen überzeugt den „verwöhnten“Excel-Anwender nicht.
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Gleiche Arbeitssit­uation: Calc bietet mit seinem Funktions-Assistente­n deutlich mehr Komfort.

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