Visionen
Fake-News, Beleidigungen, Datenmissbrauch und verletzte Netzneutralität bedrohen immer stärker das freie Internet, wie wir es kennen und schätzen gelernt haben. Die Reaktion auf diese Missstände sind zunehmende Zensur und automatische Filter, die vielleicht das Schlimmste grob aussieben, viele Ärgernisse aber nicht finden und immer wieder erschreckende False Positives erzeugen. Letztendlich ist das Problem technisch nicht zu lösen, sondern eine Frage des Stils und der Form, wie alle Beteiligten im Web miteinander umgehen wollen. Unter Soziologen und Politologen wachsen seit Langem Befürchtungen, dass der rohe Umgangston aus dem Web schon längst in Gesellschaft, Schulen und den Bundestag übergegriffen hat. Wenn die Technik nicht dagegen hilft, was dann? Diese Frage hat sich der Erfinder des WWW, Tim Berners-Lee, gestellt und ruft dazu auf, einen neuen Vertrag für das Web zwischen Regierungen, Unternehmen und Bürgern abzuschließen. Eine Art digitaler Gesellschaftsvertrag mit garantierten Freiheitsrechten einerseits und Selbstverpflichtungen andererseits (Seite 9). Ein Vertrag dieser Art wird die einzige Zukunft für ein freies Netz sein, sonst verroht es komplett oder fällt im Namen der Moral der Zensur anheim. Eine andere Vision, die von jungen Künstlern, Journalisten und Webworkern, richtet sich gegen die Vormacht weniger, immer mächtiger werdender Firmen im Web: Amazon, Facebook, Google und Co. Die Aktivisten suchen Wege zurück zu einem dezentralen Netz, in dem jeder die Hoheit über seine Werke und Ideen behält und dabei trotzdem Besucher, Leser und Follower findet (Seite 78). Einen Neuanfang – eher ganz banal, statt visionär – kann hin und wieder auch Ihr Windows gut gebrauchen. Windows-Reset. Wie das geht, sogar als ewig, täglich wiederkehrender Reset, lesen Sie ab Seite 24. Viel Spaß beim Lesen!