Musik in jedem zimmer Streaming nachrüsten
Eine ältere Musikanlage lässt sich ohne großen Aufwand fit fürs Streaming machen. Sie spielt dann Musik vom Smartphone, aus dem Internet und von der NAS. – Wir zeigen, wie es geht.
Sich jederzeit und überall seine Musikwünsche erfüllen – das verspricht Musikstreaming. Vorbei also die Zeiten, wo Sie nach einer CD suchen mussten oder unterwegs feststellten, dass auf Ihrem Smartphone genau der eine Song fehlt, den Sie jetzt gerne hören würden. Streaming entkoppelt die Musikquelle vom Wiedergabegerät. Sie wählen per Smartphone einen Song aus, der sich auf einem Speicher zu Hause oder im Internet befindet und schicken ihn zur eigenen Stereo-Anlage.
Bluetooth-Adapter verwenden
Eine der einfachsten Möglichkeiten, das Smartphone mit der Musikanlage zu ver- binden, ist per Bluetooth. Wenn Ihre Hi-FiAnlage kein Bluetooth beherrscht, hilft ein Bluetooth-Adapter weiter, den Sie zum Teil schon für weniger als 20 Euro erhalten. Den Adapter verbinden Sie mit einem Ton-Eingang Ihrer Anlage. Wenn Sie anschließend Smartphone und Bluetooth-Adapter miteinander koppeln, erklingt alles, was Sie sich auf dem Smartphone anhören, auch auf der Stereo-Anlage: ein Song, der auf dem Smartphone liegt, der Ton eines YouTube-Videos oder Musik von einem Streaming-Dienst, etwa Spotify. Ein Manko von Bluetooth ist die Reichweite. Wenn Sie sich mit Ihrem Smartphone in einem anderen Raum als der Bluetooth-Adapter befinden, kann es bereits zu Übertragungsproblemen kommen.
Musik per WLAN transportieren
Die Reichweite ist größer, wenn Sie WLAN für die Musikübertragung nutzen. Dann können Sie überall, wo Sie in Ihrem Haus WLAN haben, Musik zur Hi-Fi-Anlage schicken. Um der Hi-Fi-Anlage WLANStreaming beizubringen, hilft ein Streaming-Player weiter, wie ihn viele Hersteller anbieten. Er ist per WLAN oder NetzwerkKabel mit dem Internet-Router verbunden und schickt über seinen Tonausgang die Musik zu Ihrer Hi-Fi-Anlage.
Für das Musikstreaming über das Heimnetz existieren verschiedene Standards, den Sender (zum Beispiel das Smartphone) als auch Empfänger (etwa der Player) beherrschen müssen. Auf dem Smartphone lassen sich die Standards per App oft leicht nachrüsten. Bei Netzwerk-Playern sind Sie beim Kauf meist bereits auf die Standards festgelegt. Besonders viele Player unterstützen dabei den Standard UPnP ( Universal Plug and Play) bzw. die Erweiterung DLNA (Digital Living Network Alliance). Der Standard ist besonders dafür geeignet, gespeicherte Musikdateien zu streamen. Auf dem Gerät mit den Musikdateien (etwa Computer oder NAS-System) muss ein UPnP- bzw. DLNAServer installiert sein. Diese Software stellt die Musikdateien im Heimnetz bereit. Auf dem Computer können Sie dafür etwa den Twonky Server (ca. 20 US-Dollar/17,50 Euro), Asset UPnP (Heft-DVD) oder den Plex Media Server (Heft-DVD) verwenden. Auch die Fritzbox kommt als UPnP-Server in Frage, wenn Sie eine USB-Festplatte mit Musik anschließen. Den Mediaserver können Sie über die Fritzbox-Weboberfläche unter Heimnetz/Mediaserver verwalten. Um zu bestimmen, welchen Song ein UPnPPlayer von einem Server abspielt, lässt sich zum Teil eine mitgelieferte Fernbedienung verwenden. Einfacher funktioniert die Auswahl jedoch über das Touch-Display eines Smartphones oder Tablets, womit Sie komfortabel Ihre Musik durchforsten können. Außer den eigenen Apps der StreamingPlayer lassen sich dafür oft auch UPnPkompatible Anwendungen wie FRITZ!App Media (nur Android), BubbleUPnP (nur Android) und mconnect Player (Android, iOS) nutzen.
Streaming mit Google und Apple
Diese Apps beherrschen häufig nicht nur UPnP sondern ebenfalls Googles Streaming- Technologie Google Cast. Kompatible Netzwerk-Player sind normalerweise mit dem Zusatz wie Integrierte Chromecast-Technologie bzw. Chromecast built-in gekennzeichnet. Das sind außer den Google-eigenen Chromecast-Streamern auch Player und WLAN-Lautsprecher von Herstellern wie Sony, LG, Bang & Olufsen oder Pioneer. Um Ihre Hi-Fi-Anlage kompatibel mit Google Cast zu machen, ist der Chromecast Audio von Google eine attraktive Option. Den kleinen Player (siehe Bild oben) erhalten Sie bereits für unter 40 Euro. Den Chromecast Audio schließen Sie an den analogen Audio-Eingang oder den optischen Digitaleingang Ihrer Stereo-Anlage an. Mittlerweile beherrschen viele Apps Google Cast, darunter Spotify, Deezer, TuneIn, Bub
bleUPnP und FRITZ!App Media. Oft besitzen die Apps ein Cast-Symbol (siehe Bild links unten). Wenn Sie darauf tippen, können Sie das Geräte auswählen, an das Sie den
Audio-Stream schicken möchten. Eine weitere Streaming-Option haben Besitzer von iPhone und iPad über Apples StreamingTechnologie AirPlay. Sie können über das AirPlay-Symobl in Apps oder über das Kontrollzentrum entscheiden, welches Gerät die Musik abspielen soll. Auch hier gibt es eine große Auswahl an Geräten. Zum Teil müssen Sie sich gar nicht um solche Standards kümmern. Vernetzte Player und -Lautsprecher können häufig auch selbst auf Streaming-Dienste zugreifen. Dann bestimmen Sie über die App des Players, welche Musik er spielen soll. Im Fall von Spotify brauchen Sie die App des Play- ers nicht einmal; Sie können über die App von Spotify bereits das Wiedergabegeräte auswählen.
Musik auf mehreren Lautsprechern abspielen
Wenn Sie wollen, können Sie Musik ebenfalls zu mehreren Anlagen gleichzeitig streamen. Diese Option bringen Google Cast und AirPlay schon mit. Bei Google Cast legen Sie dafür über die Google Home- App (Android, iOS) eine Lautsprechergruppe mit den gewünschten Speakern und Playern an. Wenn Sie danach in einer App auf das Google Cast-Symbol tippen, können Sie die Gruppe für die Wiedergabe auswählen, und alle Geräte spielen die Musik. Bei AirPlay ist es erst mit der neuen, zweiten Version möglich, per iPhone und iPad Musik in mehrere Räumen gleichzeitig zu streamen. Dafür müssen das iOS-Gerät (ab iOS 11.4) und der Player mit AirPlay 2 kompatibel sein. In diesem Fall können Sie über eine App oder das Kontrollzentrum auswählen, welche Geräte die Musik gleichzeitig wiedergeben sollen. Speziell für die Wiedergabe in mehreren Räumen sind Multiroom-Systeme ausgelegt. Die App des Multiroom-Systems ist dabei die Steuerzentrale, mit der Sie bestimmen, welche Musik in welchen Räumen spielen soll. Im Gegensatz zu Standards wie DLNA, AirPlay oder Google Cast können Sie in Multiroom-Systemen häufig nur Player und Lautsprecher eines Herstellers direkt integrieren, beispielsweise bei Sonos, Yamaha oder Teufel. Es gibt jedoch oft Player mit Ton-Ausgängen, um vorhandene Hi-Fi-Anlagen ins Multiroom-System einzubinden. Über Toneingänge können Sie zum Teil auch CD-Player und Schallplattenspieler anschließen, um den Ton zu einem Multiroom-Player in einem anderen Raum zu streamen. Nicht selten besitzen die Geräte ebenfalls eine USB-Buchse zum Anschließen einer Festplatte. Die Musik auf ihr steht dann häufig allen Geräten im Multiroom-System zur Verfügung. Ein neuer Trend ist die Sprachsteuerung. So lässt sich Musik von Streaming-Diensten über einen Satz wie Hey Google,spiele Beat It von Michael Jackson starten. Besonders praktisch ist sie mit Sprachlautsprechern wie Amazon Echo, Google Home oder Apple HomePod, die Befehle selbst aus der anderen Ecke eines Raumes entgegennehmen.
Musik auf Zuruf
Um Ihre Anlage kompatibel mit dem Google Assistant zu machen, genügt bereits der kleine Google Home Mini (ca. 45 Euro). Für den Ton haben Sie ja Ihre Audio-Anlage, die sich per Bluetooth verbinden lässt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Chromecast Audio oder einen anderen GoogleCast-fähigen Player an den Ton-Eingang Ihrer Anlage anzuschließen, der die Sprachbefehle vom Home Mini ausführt. Für das Aufrüsten mit der Alexa-Sprachsteuerung ist der Amazon Echo Input (zirka 40 Euro) prädestiniert. Er verzichtet auf einen eigenen Lautsprecher und gibt den Ton über seinen Mini-Klinkenausgang (3,5 mm) oder per Bluetooth an eine Audio-Anlage weiter. Alternativ können Sie einen Player verwenden, für den es einen sogenannten
Alexa Skill gibt. Nach dem Aktivieren des Skills in der Alexa-App können Sie einem Sprachlautsprecher, wie dem Amazon Echo Dot, sagen, dass er einen Song auf dem Alexa-kompatiblen Player und damit Ihrer Anlage wiedergeben soll. Alexa Skills gibt es etwa für die Systeme Sonos, Bose SoundTouch und Yamaha MusicCast. Um die Sprachsteuerung per Siri von Apple zu nutzen, brauchen Sie einen Player mit AirPlay-2-Unterstützung. Solche bieten zum Beispiel Denon oder Marantz an. Sie können jedoch auch die Streaming-Box Apple TV (4K oder 4. Generation, ab zirka 160 Euro) verwenden, wenn Ihr Verstärker über einen HDMI-Eingang verfügt.
Fazit: Die passende Lösung wählen
Sie haben also vielfältige Möglichkeiten, Ihre bestehende Anlage aufzurüsten. Die Stereo-Anlage per Bluetooth-Adapter mit dem Smartphone zu verbinden, empfiehlt sich vor allem dann, wenn Sie eine günstige und einfache Lösung suchen. DLNA spielt seine Vorteile aus, wenn es darum geht, Ihre digitalisierte Musiksammlung zur Mu- sik-Anlage zu streamen. Wenn Sie dagegen bevorzugt Streaming-Dienste wie Spotify nutzen, ist Google Cast oder AirPlay besser geeignet. iPhone- und iPad-Besitzer werden dabei häufig zu AirPlay tendieren, da es sich etwas einfacher als Google Cast nutzen lässt und eine breitere App-Unterstützung besitzt. Die Premium-Lösung ist ein eigenes Multiroom-System. Hier können Sie egal welche Quelle unkompliziert streamen, sei es die eigene Musiksammlung, ein Streaming-Dienst oder der Ton von Ihrem Schallplattenspieler.