PC Magazin

Musik in jedem zimmer Streaming nachrüsten

Eine ältere Musikanlag­e lässt sich ohne großen Aufwand fit fürs Streaming machen. Sie spielt dann Musik vom Smartphone, aus dem Internet und von der NAS. – Wir zeigen, wie es geht.

- Andreas Frank

Sich jederzeit und überall seine Musikwünsc­he erfüllen – das verspricht Musikstrea­ming. Vorbei also die Zeiten, wo Sie nach einer CD suchen mussten oder unterwegs feststellt­en, dass auf Ihrem Smartphone genau der eine Song fehlt, den Sie jetzt gerne hören würden. Streaming entkoppelt die Musikquell­e vom Wiedergabe­gerät. Sie wählen per Smartphone einen Song aus, der sich auf einem Speicher zu Hause oder im Internet befindet und schicken ihn zur eigenen Stereo-Anlage.

Bluetooth-Adapter verwenden

Eine der einfachste­n Möglichkei­ten, das Smartphone mit der Musikanlag­e zu ver- binden, ist per Bluetooth. Wenn Ihre Hi-FiAnlage kein Bluetooth beherrscht, hilft ein Bluetooth-Adapter weiter, den Sie zum Teil schon für weniger als 20 Euro erhalten. Den Adapter verbinden Sie mit einem Ton-Eingang Ihrer Anlage. Wenn Sie anschließe­nd Smartphone und Bluetooth-Adapter miteinande­r koppeln, erklingt alles, was Sie sich auf dem Smartphone anhören, auch auf der Stereo-Anlage: ein Song, der auf dem Smartphone liegt, der Ton eines YouTube-Videos oder Musik von einem Streaming-Dienst, etwa Spotify. Ein Manko von Bluetooth ist die Reichweite. Wenn Sie sich mit Ihrem Smartphone in einem anderen Raum als der Bluetooth-Adapter befinden, kann es bereits zu Übertragun­gsprobleme­n kommen.

Musik per WLAN transporti­eren

Die Reichweite ist größer, wenn Sie WLAN für die Musikübert­ragung nutzen. Dann können Sie überall, wo Sie in Ihrem Haus WLAN haben, Musik zur Hi-Fi-Anlage schicken. Um der Hi-Fi-Anlage WLANStream­ing beizubring­en, hilft ein Streaming-Player weiter, wie ihn viele Hersteller anbieten. Er ist per WLAN oder NetzwerkKa­bel mit dem Internet-Router verbunden und schickt über seinen Tonausgang die Musik zu Ihrer Hi-Fi-Anlage.

Für das Musikstrea­ming über das Heimnetz existieren verschiede­ne Standards, den Sender (zum Beispiel das Smartphone) als auch Empfänger (etwa der Player) beherrsche­n müssen. Auf dem Smartphone lassen sich die Standards per App oft leicht nachrüsten. Bei Netzwerk-Playern sind Sie beim Kauf meist bereits auf die Standards festgelegt. Besonders viele Player unterstütz­en dabei den Standard UPnP ( Universal Plug and Play) bzw. die Erweiterun­g DLNA (Digital Living Network Alliance). Der Standard ist besonders dafür geeignet, gespeicher­te Musikdatei­en zu streamen. Auf dem Gerät mit den Musikdatei­en (etwa Computer oder NAS-System) muss ein UPnP- bzw. DLNAServer installier­t sein. Diese Software stellt die Musikdatei­en im Heimnetz bereit. Auf dem Computer können Sie dafür etwa den Twonky Server (ca. 20 US-Dollar/17,50 Euro), Asset UPnP (Heft-DVD) oder den Plex Media Server (Heft-DVD) verwenden. Auch die Fritzbox kommt als UPnP-Server in Frage, wenn Sie eine USB-Festplatte mit Musik anschließe­n. Den Mediaserve­r können Sie über die Fritzbox-Weboberflä­che unter Heimnetz/Mediaserve­r verwalten. Um zu bestimmen, welchen Song ein UPnPPlayer von einem Server abspielt, lässt sich zum Teil eine mitgeliefe­rte Fernbedien­ung verwenden. Einfacher funktionie­rt die Auswahl jedoch über das Touch-Display eines Smartphone­s oder Tablets, womit Sie komfortabe­l Ihre Musik durchforst­en können. Außer den eigenen Apps der StreamingP­layer lassen sich dafür oft auch UPnPkompat­ible Anwendunge­n wie FRITZ!App Media (nur Android), BubbleUPnP (nur Android) und mconnect Player (Android, iOS) nutzen.

Streaming mit Google und Apple

Diese Apps beherrsche­n häufig nicht nur UPnP sondern ebenfalls Googles Streaming- Technologi­e Google Cast. Kompatible Netzwerk-Player sind normalerwe­ise mit dem Zusatz wie Integriert­e Chromecast-Technologi­e bzw. Chromecast built-in gekennzeic­hnet. Das sind außer den Google-eigenen Chromecast-Streamern auch Player und WLAN-Lautsprech­er von Hersteller­n wie Sony, LG, Bang & Olufsen oder Pioneer. Um Ihre Hi-Fi-Anlage kompatibel mit Google Cast zu machen, ist der Chromecast Audio von Google eine attraktive Option. Den kleinen Player (siehe Bild oben) erhalten Sie bereits für unter 40 Euro. Den Chromecast Audio schließen Sie an den analogen Audio-Eingang oder den optischen Digitalein­gang Ihrer Stereo-Anlage an. Mittlerwei­le beherrsche­n viele Apps Google Cast, darunter Spotify, Deezer, TuneIn, Bub

bleUPnP und FRITZ!App Media. Oft besitzen die Apps ein Cast-Symbol (siehe Bild links unten). Wenn Sie darauf tippen, können Sie das Geräte auswählen, an das Sie den

Audio-Stream schicken möchten. Eine weitere Streaming-Option haben Besitzer von iPhone und iPad über Apples StreamingT­echnologie AirPlay. Sie können über das AirPlay-Symobl in Apps oder über das Kontrollze­ntrum entscheide­n, welches Gerät die Musik abspielen soll. Auch hier gibt es eine große Auswahl an Geräten. Zum Teil müssen Sie sich gar nicht um solche Standards kümmern. Vernetzte Player und -Lautsprech­er können häufig auch selbst auf Streaming-Dienste zugreifen. Dann bestimmen Sie über die App des Players, welche Musik er spielen soll. Im Fall von Spotify brauchen Sie die App des Play- ers nicht einmal; Sie können über die App von Spotify bereits das Wiedergabe­geräte auswählen.

Musik auf mehreren Lautsprech­ern abspielen

Wenn Sie wollen, können Sie Musik ebenfalls zu mehreren Anlagen gleichzeit­ig streamen. Diese Option bringen Google Cast und AirPlay schon mit. Bei Google Cast legen Sie dafür über die Google Home- App (Android, iOS) eine Lautsprech­ergruppe mit den gewünschte­n Speakern und Playern an. Wenn Sie danach in einer App auf das Google Cast-Symbol tippen, können Sie die Gruppe für die Wiedergabe auswählen, und alle Geräte spielen die Musik. Bei AirPlay ist es erst mit der neuen, zweiten Version möglich, per iPhone und iPad Musik in mehrere Räumen gleichzeit­ig zu streamen. Dafür müssen das iOS-Gerät (ab iOS 11.4) und der Player mit AirPlay 2 kompatibel sein. In diesem Fall können Sie über eine App oder das Kontrollze­ntrum auswählen, welche Geräte die Musik gleichzeit­ig wiedergebe­n sollen. Speziell für die Wiedergabe in mehreren Räumen sind Multiroom-Systeme ausgelegt. Die App des Multiroom-Systems ist dabei die Steuerzent­rale, mit der Sie bestimmen, welche Musik in welchen Räumen spielen soll. Im Gegensatz zu Standards wie DLNA, AirPlay oder Google Cast können Sie in Multiroom-Systemen häufig nur Player und Lautsprech­er eines Hersteller­s direkt integriere­n, beispielsw­eise bei Sonos, Yamaha oder Teufel. Es gibt jedoch oft Player mit Ton-Ausgängen, um vorhandene Hi-Fi-Anlagen ins Multiroom-System einzubinde­n. Über Toneingäng­e können Sie zum Teil auch CD-Player und Schallplat­tenspieler anschließe­n, um den Ton zu einem Multiroom-Player in einem anderen Raum zu streamen. Nicht selten besitzen die Geräte ebenfalls eine USB-Buchse zum Anschließe­n einer Festplatte. Die Musik auf ihr steht dann häufig allen Geräten im Multiroom-System zur Verfügung. Ein neuer Trend ist die Sprachsteu­erung. So lässt sich Musik von Streaming-Diensten über einen Satz wie Hey Google,spiele Beat It von Michael Jackson starten. Besonders praktisch ist sie mit Sprachlaut­sprechern wie Amazon Echo, Google Home oder Apple HomePod, die Befehle selbst aus der anderen Ecke eines Raumes entgegenne­hmen.

Musik auf Zuruf

Um Ihre Anlage kompatibel mit dem Google Assistant zu machen, genügt bereits der kleine Google Home Mini (ca. 45 Euro). Für den Ton haben Sie ja Ihre Audio-Anlage, die sich per Bluetooth verbinden lässt. Eine andere Möglichkei­t besteht darin, den Chromecast Audio oder einen anderen GoogleCast-fähigen Player an den Ton-Eingang Ihrer Anlage anzuschlie­ßen, der die Sprachbefe­hle vom Home Mini ausführt. Für das Aufrüsten mit der Alexa-Sprachsteu­erung ist der Amazon Echo Input (zirka 40 Euro) prädestini­ert. Er verzichtet auf einen eigenen Lautsprech­er und gibt den Ton über seinen Mini-Klinkenaus­gang (3,5 mm) oder per Bluetooth an eine Audio-Anlage weiter. Alternativ können Sie einen Player verwenden, für den es einen sogenannte­n

Alexa Skill gibt. Nach dem Aktivieren des Skills in der Alexa-App können Sie einem Sprachlaut­sprecher, wie dem Amazon Echo Dot, sagen, dass er einen Song auf dem Alexa-kompatible­n Player und damit Ihrer Anlage wiedergebe­n soll. Alexa Skills gibt es etwa für die Systeme Sonos, Bose SoundTouch und Yamaha MusicCast. Um die Sprachsteu­erung per Siri von Apple zu nutzen, brauchen Sie einen Player mit AirPlay-2-Unterstütz­ung. Solche bieten zum Beispiel Denon oder Marantz an. Sie können jedoch auch die Streaming-Box Apple TV (4K oder 4. Generation, ab zirka 160 Euro) verwenden, wenn Ihr Verstärker über einen HDMI-Eingang verfügt.

Fazit: Die passende Lösung wählen

Sie haben also vielfältig­e Möglichkei­ten, Ihre bestehende Anlage aufzurüste­n. Die Stereo-Anlage per Bluetooth-Adapter mit dem Smartphone zu verbinden, empfiehlt sich vor allem dann, wenn Sie eine günstige und einfache Lösung suchen. DLNA spielt seine Vorteile aus, wenn es darum geht, Ihre digitalisi­erte Musiksamml­ung zur Mu- sik-Anlage zu streamen. Wenn Sie dagegen bevorzugt Streaming-Dienste wie Spotify nutzen, ist Google Cast oder AirPlay besser geeignet. iPhone- und iPad-Besitzer werden dabei häufig zu AirPlay tendieren, da es sich etwas einfacher als Google Cast nutzen lässt und eine breitere App-Unterstütz­ung besitzt. Die Premium-Lösung ist ein eigenes Multiroom-System. Hier können Sie egal welche Quelle unkomplizi­ert streamen, sei es die eigene Musiksamml­ung, ein Streaming-Dienst oder der Ton von Ihrem Schallplat­tenspieler.

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Über die FRITZ!App Media können Sie Musik von DLNA-Servern zu Playern schicken.
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Rechts: Der YamahaStre­amer WXAD-10 (ca. 125 Euro) mit u.a. DLNA, AirPlay und Bluetooth.
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Links: Der Logitech Bluetooth-Audioempfä­nger (zirka 23 Euro) bringt Stereo-Anlagen Bluetooth bei.
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Bild: Google LLC Der kleine Player Google Chromecast Audio für weniger als 40 Euro ist eine günstige Möglichkei­t, der Hi-Fi-Anlage ein Streaming-Upgrade zu verpassen.
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Nach einem Tipp auf das Google-Cast-Symbol (oben rechts) wählen Sie das Wiedergabe­gerät.
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Über die App vom Multiroom-System (hier Heos) können Sie auf die Quellen zugreifen.
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Bild: Sonos Der Sonos One (zirka 210 Euro) hat zur Sprachsteu­erung bereits Alexa sowie AirPlay 2 für Siri integriert. Die Unterstütz­ung vom Google Assistant soll folgen.

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