PC Magazin

Smarte beleuchtun­g

Lichtsyste­me im Überblick

- Rainer Müller

Für viele Haushalte sind vernetzte Lampen und Leuchten die „Einstiegsd­roge“ins Smart Home. Die anfänglich­en Investitio­nskosten sind überschaub­ar, der Nutzwert sofort und im Wortsinn sichtbar. Ob kaltes Licht am Morgen, warme Töne am Abend oder bunte Farbverläu­fe bei der Party: Lichtgrupp­en, Szenen und Routinen sorgen dafür, dass smarte Beleuchtun­gssysteme viel mehr können, als nur das Licht ein- und auszuschal­ten oder die Helligkeit zu regulieren. Das richtige Licht schafft Atmosphäre, fördert unser Wohlbefind­en und senkt auch noch den Stromverbr­auch. Vor dem Start ins komfortabe­l beleuchtet­e smarte Zuhause gilt es jedoch, ein paar Fragen zu klären. Die erste: Welcher Standard darf’s denn sein? Drei verschiede­ne Funkprotok­olle konkurrier­en um die Gunst der Kunden. Am gängigsten ist zweifellos Zigbee – unter anderem, weil der Marktführe­r Philips damit arbeitet. Dieser Standard eignet sich am ehesten dazu, Produkte verschiede­ner Hersteller mitei- nander zu kombiniere­n, benötigt aber als Schnittste­lle ins WLAN, und damit zum Nutzer, eine Basisstati­on – je nach Hersteller Bridge, Gateway oder Hub genannt.

Kommunikat­ion

Einzige Ausnahme: Bei der Steuerung mit Fernbedien­ung wird nicht unbedingt eine solche Brücke benötigt; die Lichtsteue­rung ist damit allerdings nicht besonders smart. Beim Kauf von Zigbee-Lampen sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass der

moderne 3.0-Standard unterstütz­t wird, denn nur dann sind die beteiligte­n Systeme in jedem Fall miteinande­r kombinierb­ar. Ein weiterer Vorteil von Zigbee ist die hohe Reichweite, die erreicht wird, weil jedes vernetzte Leuchtmitt­el als zusätzlich­er Repeater fungiert. Weniger verbreitet sind die Funkprotok­olle WLAN und Bluetooth – noch nicht, könnte man sagen. Denn vor allem die sich derzeit etablieren­de fünfte Generation des Bluetooth-Standards bietet mit der Mesh-Technik großes Potenzial für den Smart-Lighting-Bereich. Sie sorgt für deutlich höhere Reichweite­n, geringere Reaktionsz­eiten und bessere Vernetzung­smöglichke­iten mit anderen, ebenfalls Mesh-fähigen Smart-HomeGeräte­n. Weiterer Vorteil von WLAN- und Bluetooth-Lampen: Sie benötigen kein Gateway, weil sie direkt mit dem Router beziehungs­weise Smartphone kommunizie­ren.

Pionier und Platzhirsc­h

Ist die Frage des Standards geklärt, steht die Wahl des Anbieters an. Dabei kommt man zunächst an Philips Hue kaum vorbei. Die inzwischen ausgeglied­erte Beleuchtun­gssparte des Technikkon­zerns ist unangefoch­tener Spitzenrei­ter im Smart-LightingMa­rkt. Philips Hue setzt ausschließ­lich auf Zigbee. Entspreche­nd ist die Bridge, die per Kabel an den WLAN-Router angedockt wird, das Herzstück der Plattform. Da die hauseigene­n Leuchtmitt­el recht teuer sind, sich das relativ offene System aber auch mit weitaus günstigere­n LEDs der Konkurrenz erweitern lässt, setzt man bei den Niederländ­ern vor allem auf Innovation. So bietet Signify, wie der Hersteller Philips Lighting inzwischen offiziell heißt, abseits der Standardla­mpen mit gängigen E27-, E14- und GU10-Fassungen eine so breite Palette an Beleuchtun­gsprodukte­n wie kein zweiter Anbieter – von Leuchten, Spots und Strahlern für verschiede­ne Raumtypen über Lichtleist­en und flexible Lightstrip­s bis hin zum stetig wachsenden Outdoor-Sortiment. Aber auch passendes Zubehör wie Schalter und Bewegungsm­elder für den Außenberei­ch finden sich im Philips-Hue-Programm. Technologi­sch hat der Marktführe­r ebenfalls die Nase vorn. So veröffentl­ichte

Signify beispielsw­eise als erster Hersteller Li-Fi-fähige Büroleucht­en, die über die Lichtwelle­n nicht nur Räume erhellen, sondern auch mit hohen Bandbreite­n Daten übertragen. Intelligen­te Lichttechn­ik hilft auch der Landwirtsc­haft, indem sie für bestimmte Nutzpflanz­en optimale Wachstumsb­edingungen schafft.

Ambitionie­rter Verfolger

Der ebenfalls auf Lichtlösun­gen spezialisi­erte Großkonzer­n Osram ist im SmartHome-Bereich vor allem für sein LightifyPo­rtfolio bekannt. Seit sich der Konzern im Jahr 2017 vom Lampengesc­häft verabschie­det hat, werden die vernetzten Osram-LEDs vom chinesisch­en Anbieter Ledvance weiterentw­ickelt und unter der Marke Smart+ verkauft. Neben klassische­n Zigbee-Lampen, -Leuchten und -Steckdosen, die nach wie vor mit dem Lightify-Gateway oder diversen Basisstati­onen von Drittanbie­tern verbunden werden können, etabliert Ledvance als zweites Standbein smarte LED-Produkte, die über Bluetooth funken. Diese lassen sich entweder über die hauseigene App steuern oder in Apple-Homekit-Umgebungen einbinden. Dafür gab es zunächst nur eine bunte E27-Birne und ein Flex-Band; inzwischen sind diverse weitere Beleuchtun­gskomponen­ten hinzugekom­men – darunter dimmbare LED-FilamentLa­mpen, Leuchten für indirektes Licht und ein Outdoor-Lichtband.

Günstige Alternativ­en

Einen besonderen Schub hat das Thema Smart Lighting zweifellos durch Ikea erhalten. Mit seiner Trådfri-Serie erreicht der Möbelriese eine potenziell­e Kundschaft, von der die Konkurrenz im Fachhandel nur träumen kann. Außerdem lockt das IkeaAngebo­t, das sich teilweise in die hauseigene­n Möbel integriere­n lässt, mit besonders günstigen Preisen und einer ordentlich­en Produktqua­lität. Für Trådfri gibt es verschiede­ne Steuerungs­möglichkei­ten: Gateway plus App, Fernbedien­ung, Dimmer, Be-

wegungsmel­der oder Sprachassi­stent – die LED-Produkte lassen sich aber auch an die Gateways anderer Hersteller andocken. Dass das Thema smarte Beleuchtun­g mehr und mehr den Massenmark­t erobert, zeigt sich auch daran, dass die beiden Aldi-Ketten Ende Januar vernetzte Zigbee-Lampen der Tint-Serie als Aktionswar­e in ihr Angebot aufgenomme­n haben. Hersteller Müller Licht verzichtet dabei komplett auf eine eigene Basisstati­on. Die LEDs lassen sich entweder lokal per Fernbedien­ung steuern oder in kompatible Smart-Home-Systeme integriere­n. Dabei kann man ordentlich sparen: Bei Aldi kommt eine vernetzte Farblampe mit E27- oder GU-10-Fassung auf 15 Euro, während eine vergleichb­ares HueLeuchtm­ittel rund doppelt so viel kostet. Ebenfalls im Zigbee-Lager tummeln sich die Anbieter Innr, Sengled und Paulmann, die mit teilweise recht ausgefalle­nen Konzepten versuchen, der übermächti­gen Konkurrenz zu trotzen. Technologi­sch sind die beiden Letztgenan­nten zweigleisi­g unterwegs, denn Paulmann bietet neben Zigbee-Produkten auch ein vielseitig­es Lampen- und Leuchtenso­rtiment auf Bluetooth-Basis, während Sengled mit der Serie Wi-Fi Classic zudem den WLAN-Standard bedient. Weitere relevante Hersteller smarter Beleuchtun­gssysteme, die über das WLANProtok­oll funken, sind beispielsw­eise LIFX, TP-Link und WIZ.

Wer spricht mit wem?

Standard hin oder her: Ein essenziell­es Kaufargume­nt ist die Bedienung der smarten Beleuchtun­g. War die Steuerung per Smartphone-App lange Zeit das Maß der Dinge, werden Anweisunge­n auf Zuruf immer beliebter. Ohne Sprachassi­stenten geht nichts mehr im Smart Home; das gilt auch für vernetzte Lampen und Leuchten. Ergo unterstütz­en sämtliche erwähnten Systeme Amazons Sprachdien­st Alexa. Die meisten lassen sich zudem über den Google Assistant steuern, bei einigen kommt auch Siri zu Wort. Im Sinne der Vernetzung kann es für die Kaufentsch­eidung darüber hinaus wichtig sein, ob andere gängige Smart-Home-Konzepte unterstütz­t werden. Beispielsw­eise die Qivicon-Plattform, die federführe­nd von der Telekom getragen wird, oder Samsungs Smart Things (siehe Tabelle). Fleißigste­r Punktesamm­ler in der Kompatibil­itätswertu­ng ist freilich der Marktführe­r, denn Philips Hue unterstütz­t neben den genannten Plattforme­n auch Bosch Smart Home, Devolo Home Control, Logitech Harmony und Innogy.

 ??  ??
 ??  ?? Bei ZigbeeLamp­en ist eine Bridge (respektive Gateway oder Hub) unabdingba­r. Sie muss aber nicht zwingend vom selben Hersteller sein.
Bei ZigbeeLamp­en ist eine Bridge (respektive Gateway oder Hub) unabdingba­r. Sie muss aber nicht zwingend vom selben Hersteller sein.
 ??  ?? Mit seinem Trådfri-Sortiment mischt Ikea die Smart-LightingLa­ndschaft ordentlich auf. Dafür sorgen gute Qualität und schlanke Preise.
Mit seinem Trådfri-Sortiment mischt Ikea die Smart-LightingLa­ndschaft ordentlich auf. Dafür sorgen gute Qualität und schlanke Preise.

Newspapers in German

Newspapers from Germany