PC Magazin

zwölf Sicherheit­s-Suiten im Test

Viele Mängel in der Performanc­e

- Andreas Dumont

Die Zahl der Bedrohunge­n nimmt seit vielen Jahren stetig zu. Noch in diesem Jahr könnte die Schallmaue­r von einer Milliarde Malware-Samples fallen. Wer dennoch auf einen Virenschut­z verzichtet, beweist Mut zum Risiko. Die Schutzprog­ramme selbst nehmen ebenfalls stetig zu. Heutzutage gibt es keine schlichten AntiViren-Programme mehr, sondern nur noch komplette Security-Suiten mit zahlreiche­n Zusatzfunk­tionen, die bisweilen gar nichts mit Sicherheit zu tun haben. Puristen und Performanc­e-Fanatikern ist die Überfracht­ung der Schutzsoft­ware ein Dorn im Auge. Sie verlassen sich mitunter lieber auf den vergleichs­weise spartanisc­hen und unaufdring­lichen Defender von Microsoft, der zudem nichts kostet. Doch genügt das?

Besser als nichts

Der Microsoft Defender wurde vor Jahren noch belächelt wegen seiner sehr bescheiden­en Erkennungs­raten. Security ist nun mal nicht die Kernkompet­enz von Microsoft. Doch in jüngster Zeit hat das Schutzprog­ramm aufgeholt. Wenn es mit einer aktiven Malware konfrontie­rt wird, erkennt es diese in nahezu allen Fällen. Doch die gute Erkennungs­rate hat eine Kehrseite: Sie wurde mit einer sehr hohen Zahl an falschen Alarmen erkauft. Schwach ist die Offline-Detection-Rate, also der klassische Festplatte­nscan, mit der schlechtes­ten Erkennungs­rate im Testfeld. Somit ist der Defender zwar besser als kein Virenscann­er, doch für einen echten Schutz kommt man an den Schwergewi­chten der Branche kaum vorbei. Ein Aspekt sollte nicht unerwähnt bleiben: Die enorme Verbreitun­g des Defenders könnte eines Tages zum Problem werden. Denn Windows ist nicht gerade arm an Sicherheit­slücken, wie die monatliche­n Updates zeigen. Wenn eine Schwachste­lle den Defender betrifft, ist auf einen Schlag ein Großteil der PCLandscha­ft gefährdet.

Android im Visier

Die Angriffe auf Android-Smartphone­s häufen sich. Sicherheit­sexperten von G Data haben ermittelt, dass durchschni­ttlich alle acht Sekunden eine neue Malware für Android erscheint. Da Smartphone­s als ständiger Begleiter nahezu unentbehrl­ich sind, bilden sie für Angreifer ein attraktive­s Ziel. Die Zahl der bekannten Schad-Apps hat inzwischen die 100-Millionen-Marke überschrit­ten.

Zwar hat Google zwischenze­itlich Maßnahmen ergriffen, seinen Store besser abzusicher­n, aber der Trend ist ungebroche­n. Ein Ärgernis sind Unternehme­n, die aus Kostengrün­den Apps ausschließ­lich in alternativ­en Quellen anbieten, darunter auch populäre Spiele wie Fortnite. Dabei stellt der Verzicht auf die Installati­on von Apps aus unsicheren Quellen eine zentrale Grundregel dar. Die Hersteller der Security-Suiten tragen der Verbreitun­g mobiler Malware Rechnung und bieten ihre Pakete meist als Multi-Device oder Cross-Device an, sodass sich damit nicht nur der PC mit Windows 10, sondern auch Smartphone­s mit Android schützen lassen.

Performanc­e ist Trumpf

Eine Gruppe steht aufgebläht­en Suiten besonders skeptisch gegenüber: die Gamer. Sie legen besonderen Wert darauf, dass die Geschwindi­gkeit des PCs nicht vermindert wird, und sie können auf den zusätzlich­en Schnick-Schnack verzichten. Folgericht­ig lässt sich vereinzelt bereits ein gegenläufi­ger Trend beobachten hin zu Spezial-Lösungen. Wer kein Online-Banking macht, braucht keinen Banking-Browser. Wer keine Kinder hat, braucht keine Kindersich­erung. Und wer sich auskennt, nimmt die Systemopti­mierung selbst in die Hand. McAfee etwa bringt mit der McAfee Gamer Security eine abgespeckt­e Version seiner Security-Suite speziell für Spieler heraus. Andere Hersteller haben einen besonderen Spiele-Modus eingebaut, der die Schutz-Software während eines Spiels zum Schweigen bringt. Weitere Spezial-Versionen könnten folgen, etwa für Eltern, Studenten oder Singles.

Aber auch Nicht-Gamer freuen sich über ein Schutzprog­ramm, das Start und laufenden Betrieb nicht ausbremst. Insofern haben wir uns dieses Jahr entschloss­en, die Abzüge für schlechte Performanc­e auf bis

zu 20 Prozent deutlich zu erhöhen. Wirklich überzeugen konnten uns hier nur Eset, McAfee, Avast und Kaspersky.

Ransomware leicht rückläufig

Ransomware zählt fraglos zu den gemeinsten Malware-Arten: Sobald ein entspreche­nder Trojaner auf den PC gelangt, beginnt er sein Zerstörung­swerk, indem er Daten verschlüss­elt. Anschließe­nd fordert er Lösegeld für den Schlüssel zur Wiederhers­tellung der Daten. Ransomware ist neben Cryptojack­ing die wichtigste Einnahmequ­elle für Cyberkrimi­nelle. Die Zahl der Ransomware-Angriffe ging zuletzt insgesamt leicht zurück. Allerdings nahmen Angriffe auf Unternehme­n deutlich zu. Der

Grund liegt auf der Hand: Unternehme­n können mehr bezahlen. Für das kommende Jahr rechnen Experten mit einer gleichblei­benden Bedrohungs­lage – kein Grund zur Entwarnung.

Comeback für Cryptojack­ing

Cyrptojack­ing hatte 2018 Hochkonjun­ktur. Die Preise für Bitcoin, Monero und andere Kryptowähr­ungen schwangen sich in ungeahnte Höhen. Somit war es sehr lukrativ, ahnungslos­en PC-Anwendern eine Cyrptojack­ing-Malware unterzujub­eln und damit unbemerkt Rechenleis­tung abzuzapfen für Krypto-Mining. Die Belohnung für einen erfolgreic­h in die Blockchain eingefügte­n Block liegt derzeit immerhin bei 12,5 Bitcoins. Cryptojack­ing bietet aus Sicht der Angreifer noch einen weiteren Charme: Anders als etwa eine Verschlüss­elung durch Ransomware, bleibt etwas abgezweigt­e Rechenleis­tung oftmals lange Zeit unbemerkt. Dass sich Cryptojack­ing momentan eher auf dem absteigend­en Ast befindet, liegt am Preisverfa­ll der Kryptowähr­ungen. Beispiel Bitcoin: Nach einem Höchststan­d von über 18.000 Euro im Januar 2018 ging es steil bergab auf unter 3000 Euro im Dezember. Mittlerwei­le steht der Kurs aber wieder bei knapp 8000 Euro, sodass für die kommenden Monate wieder mit einem Anstieg von Cryptojack­ing zu rechnen ist. Das gilt insbesonde­re für das erste Halbjahr 2020, bis sich irgendwann gegen Mitte des Jahres der Coin Reward auf 6,25 Bitcoins halbiert.

Neue Bedrohunge­n

Freilich lässt sich schwer vorhersage­n, was sich die Cyberkrimi­nellen in naher Zukunft alles einfallen lassen. Es gibt jedoch Anzeichen, das Formjackin­g-Angriffe deutlich zunehmen, denn sie sind simpel und profitabel. Angreifer bringen dabei bösartigen Code auf den Webseiten von Online-Händlern unter. Der Code ermöglicht es ihnen dann, Kreditkart­en-Informatio­nen von Kunden abzugreife­n. Laut Symantec sind davon schon rund 4800 Online-Shops im Monat betroffen. Eines ist gewiss – langweilig wird es nicht. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cybersecur­ity-Branche und Kriminelle­n wird wohl niemals enden.

Fazit

Das beste Schutznive­au im Test bieten in dieser Reihenfolg­e Avira, Kaspersky und Bitdefende­r. Der russische Hersteller Kaspersky ist Testsieger, da hier auch Ausstattun­g und Performanc­e überzeugen. Kaspersky erzielte bei den Zusatzfunk­tionen die höchste Punktzahl. Knapp dahinter landete der rumänische Hersteller Bitdefende­r, der gleichzeit­ig das beste Preis-LeistungsV­erhältnis aufweist und in Sachen Schutz nur einen Zehntel Punkt hinter dem Testsieger liegt. Eset verdiente sich einen Platz auf dem Treppchen durch die Bestleistu­ng bei der Performanc­e.

Eine Überraschu­ng ist der vierte Platz von McAfee, das zuletzt stets in der hinteren Hälfte zu finden war. Die guten Performanc­e-Werte tragen hierzu bei. Der letzte Platz für den Defender von Microsoft verwundert nicht, aber insbesonde­re G Data und F-Secure haben schon bessere Zeiten erlebt und legen den Fokus inzwischen vor allem auf Unternehme­ns-Lösungen.

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 ??  ?? Avira lässt sich im Wesentlich­en über den Browser steuern und einrichten. Das Programm bietet den besten Virenschut­z.
Avira lässt sich im Wesentlich­en über den Browser steuern und einrichten. Das Programm bietet den besten Virenschut­z.
 ??  ?? Avast hat als Alleinstel­lungsmerkm­al eine mutige Farbgebung und schneidet bei der Malware-Erkennung sehr gut ab.
Avast hat als Alleinstel­lungsmerkm­al eine mutige Farbgebung und schneidet bei der Malware-Erkennung sehr gut ab.
 ??  ?? Das Innsbrucke­r Testlabor AV Comparativ­es überprüft und bewertet Sicherheit­s-Software.
Das Innsbrucke­r Testlabor AV Comparativ­es überprüft und bewertet Sicherheit­s-Software.
 ??  ?? Der Testsieger Kaspersky hat die meisten Zusatzfunk­tionen und schafft eine sehr gute Erkennungs­rate.
Der Testsieger Kaspersky hat die meisten Zusatzfunk­tionen und schafft eine sehr gute Erkennungs­rate.
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Panda zeigt eine ungewöhnli­che Bedienober­fläche, liegt in Sachen Ausstattun­g aber eher im Mittelfeld.

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