Windows-Power-Tools
Das bessere Windows nachrüsten
Microsoft meint es gut mit seinen Anwendern. Denn jede Windows- Version bringt Progrämmchen für den Alltag mit: Browser, E-Mail, Textverarbeitung, Bildbetrachter, Screenshot-Tool und vieles mehr. Eigentlich muss man keine ExtraSoftware mehr kaufen.
Gut gemeint ist jedoch leider nicht automatisch gut gemacht. WordPad etwa disqualifiziert sich als Textverarbeitung, weil es nicht einmal Vorlagen unterstützt. Der Windows Editor kennt keine fortgeschrittenen Tastaturbefehle wie zum Beispiel das Löschen einer ganzen Zeile (auch wenn der Cursor in der Mitte der Zeile steht) und beherrscht kein Syntax-Highlighting. Der Bildviewer braucht Ewigkeiten, um ein Bild zu öffnen und anzuzeigen, und bietet nur rudimentäre Funktionen zur Bildbearbeitung. Ausschneiden und Skizzieren schließlich kann nicht einmal Pfeile zeichnen.
Die Liste ließe sich verlängern. Zum Glück gibt es für jedes mangelhafte WindowsTool leistungsfähigen Ersatz. Und den Ersatz muss man auch nicht kaufen, denn alle Tools in diesem Beitrag sind kostenlos auf der Heft-DVD zu finden.
Umgang mit Dateien
Der Windows Explorer ist in der neuesten Version ziemlich leistungsfähig. Doch es gibt Schwachstellen: Den eingebauten Packer sollten Sie durch das leistungsfähigere 7Zip ersetzen. Dann öffnen Sie endlich auch .tar- sowie .gzip- Archive. Das Komprimieren und per E-Mail-Verschicken von Dateien wird zu einem Arbeitsgang. Schwachpunkt vom Windows Explorer: umbenennen von mehreren Dateien. Wollen Sie zum Beispiel 20 Fotos mit kryptischen Bezeichungen wie DSC_1023.jpg beschreibende Dateinamen geben, können Sie die Dateien im Explorer markieren und dann [F2] drücken. Geben Sie einen Namen ein, und drücken Sie [Eingabe]. Nun bekommen alle Dateien denselben Namen mit einer fortlaufenden Nummer am Schluss. Wesentlich flexibler ist Bulk Rename Utility. Mit Suchen und Ersetzen verändern Sie Dateinamen, Sie können die Dateien vielfältig nummerieren, zum Beispiel auch hexadezimal, und Sie fügen ein Datum an jeder beliebigen Stelle des Dateinamens ein. Profis nutzen reguläre Ausdrücke und Javascript für komplexe Datei-Operationen.
Wollen Sie die Dateien in zwei Ordnern synchronisieren, zum Beispiel bei Programmierprojekten oder für ein Backup, benutzen Sie FreeFileSync. Mit dem Programm bekommen Sie auch RealTimeSync, dass Ordner überwacht und bei jeder Änderung eine Windows-Batchdatei startet. So legt RealTimeSync beispielsweise automatisch eine Sicherheitskopie auf einem Netzlaufwerk an, wenn Sie ein neues Textdokument lokal auf Ihrem PC erstellen.
Windows besser tunen
Windows bringt eigene Hilfsprogramme zum Aufräumen mit. Klicken Sie ein Laufwerk rechts an, und wählen Sie Bereinigen. Allerdings sind die Möglichkeiten dieses Programms äußerst eingeschränkt. Ein recht effektives Programm bei den Aufräum-Tools ist CCleaner ( www.ccleaner.com/ de-de). Doch nach Problemen mit Spyware in der Vergangenheit, sind einige Anwender skeptisch geworden. Als Alternativen bieten sich BleachBit und das kostenlose WinOptimizer Free an. Wenn Sie BleachBit benutzen, klicken Sie beim ersten Start auf das kleine Festplatten- Symbol ganz links oben. Wählen Sie Einstellungen/Allgemein im Menü. Unter diesem Reiter aktivieren Sie die Option Reinigungseinstellungen der Gemeinschaft … Starten Sie danach BleachBit neu. Jetzt haben Sie die Reinigungseinstellungen um Optionen aus der CCleaner- Community ergänzt.
Oft kann man seine Festplatte von Hunderten von Megabyte befreien, wenn man einfach Datei-Duplikate löscht. Diese Aufgabe erledigt SearchMyFiles. Wählen Sie zunächst ganz oben im Menü den Punkt Suchmodus aus. Dann geben Sie die Ordner an, die Sie auf Duplikate durchsuchen wollen, zum Beispiel Dokumente.
Um die Registry auszumisten, benutzen Sie das Tool Eusing Free Registry Cleaner. Vorsicht: Bevor Sie irgendetwas an der Registry verändern, sollten Sie mit Datei/Registry vollständig sichern ein Backup der Registry anlegen. So können Sie problematische Änderungen wieder zurücksetzen. Arbeiten an der Registry sind immer gefährlich. Beschränken Sie sich beim Ausmisten immer auf eine, höchstens drei Kategorien im Baum links. Testen Sie nach dem Löschen die Auswirkungen, bevor Sie mit Ihrer Aufräumaktion fortfahren.
Eine häufige Systembremse sind unnötige Programme, die im Hintergrund laufen. Von Sysinternals gibt es dafür das Tool Autoruns, das Speicherfresser auch an den unmöglichsten Stellen aufstöbern kann. Wenn Sie sehen wollen, welche Programme im Moment auf Ihrem Rechner aktiv sind,
nehmen Sie ebenfalls von Sysinternals das Tool Process Explorer.
System-Diagnose
Klicken Sie rechts auf das Windows- Symbol in der Startleiste, und wählen Sie System. Nun bekommen Sie auf diverse Untermenüs verteilt einen kleinen Einblick in die technischen Daten Ihres Systems. Öffnen Sie nach einem Rechtsklick auf das Windows- Symbol den Geräte-Manager, sehen Sie ergänzende Informationen, hauptsächlich über die installierten Treiber.
Viel ausführlicher informiert Sie HWInfo. Das Programm liefert an einer einzigen Stelle detaillierte Daten über die Hardware eines Rechners und die installierten Treiber. Wenn Sie der Zustand Ihrer Festplatte interessiert, gibt Ihnen CrystalDiskInfo Auskunft, das deren SMART-Daten ( Self-Monitoring,Analysis and ReportingTechnology) ausliest. So sehen Sie zum Beispiel die Temperatur der Platte und eventuell aufgetretene Fehler beim Lesen oder Schreiben.
Für die Software-Diagnose verwenden Sie die bereits erwähnten Programme Sysinternals Autoruns und Process Explorer sowie Process Monitor (Echtzeit-Anzeige laufender Windows-Prozesse) und DiskView (grafische Darstellung der Speicherbereiche auf der Festplatte). Wenn Sie wissen wollen, was im Netzwerk geschieht, benutzen Sie das Programm Wireshark. Das ist ein echtes Profi-Tool, das Ihnen ohne Grundwissen in Netzwerk-Technik nicht viel nützen wird. Immerhin gibt es auf der Wireshark- Site ( www.wireshark.org/) eine Menge Material für den Einstieg, Englisch-Kenntnisse vorausgesetzt. Auch YouTube und jede Suchmaschine liefern reichlich Tutorials.
Sicherheit
Windows hat das Sicherheitstool Windows-Defender an Bord, um Ihren Rechner vor Malware zu schützen. Das Problem mit Windows Defender ist, dass Microsofts Virenkiller in unabhängigen Tests meist hinter kommerziellen Sicherheitslösungen, zum Beispiel von Bitdefender oder Kaspersky, zurückfällt. Die Empfehlung für sicherheitsbewusste Anwender lautet also, sich ein solches Paket zu kaufen. Kostenlose Virenscanner sind meist nicht empfehlenswert, da es Probleme mit Datenschutz und/oder lästiger Werbung gibt. Wer kein Geld für Malware-Schutz ausgeben möchte, sollte also beim Windows Defender kombiniert mit erhöhter Wachsamkeit des Anwenders bleiben. Bei Verdacht auf eine Malware-Infektion kann man seinen Rechner mit den kostenlosen Rettungs-CDs von Kaspersky oder Bitdefender desinfizieren. Zur Beseitigung von Ransomware gibt es oft kostenlose Spezial-Tools, zum Beispiel unter www.nomoreransom.org.
Windows 10 bringt eine Reihe von Privatsphäre-Einstellungen mit. Sie finden diese mit einem Rechtsklick auf das WindowsSymbol in der Taskleiste und einem Klick auf Einstellungen/Datenschutz. Die Einstellungen hier sind allerdings nur die halbe Wahrheit. Mehr Spy-Funktionen finden Sie mit dem Tool O&O Shutup.
Wichtig für die Sicherheit ist außerdem ein gutes Backup. Auch hier hat Windows im Windows-Menü unter Einstellungen/ Update und Sic herheit/Sicherung den Dateiversionsverlauf, der automatisch bestimmte Dateien auf ein verbundenes externes Laufwerk kopiert. Wählen Sie im Sicherung- Menü Weitere Optionen/Siehe erweiterte Einstellungen/Systemabbildsicherung können Sie auch das Abbild einer ganzen Partition herstellen und sichern. Wesentlich flexibler und komfortabler arbeiten aber unsere Tools auf der Heft-DVD. Sichern Sie zum Beispiel Datei für Datei mit Personal Backup. Wollen Sie ein komplettes Abbild Ihrer Festplatte oder einer Partition anlegen, benutzen Sie Macrium ReflectFree Edition oder Aomei Backupper Standard.
Automatisierung
Ertappen Sie sich auch dabei, dass Sie dieselben Arbeitsabläufe jeden Tag wiederholen? Dann wird es Zeit, diese Vorgänge zu automatisieren. Windows 10 hat ein mächtiges Automatisierungs-Werkzeug an Bord: die Windows Powershell, kombiniert mit der Entwicklungsumgebung Powershell ISE. Die eigentümliche Syntax der Power– shell ist aber nicht jedermanns Geschmack. Außerdem wurde das Tool zur Administration von Servern geschaffen und nicht dazu, zum Beispiel Eingabemasken in Browsern auszufüllen. Das ist eher die Domäne von Programmen wie AutoIt oder AutoHotkey. Auch diese Tools kommen nicht ohne Programmierung aus. Allerdings ähnelt die Syntax hier Visual Basic und ist damit auch für den Anfänger verhältnismäßig leicht zu lernen. Wer keinen Code schreiben will, sollte sich RoboTask ansehen. Hier wählen Sie den gewünschten Befehl aus einer Liste aus und geben die Parameter in einem Menü ein. Der Nachteil: Die kostenlose
Version ist gegenüber der Bezahl-Version ziemlich eingeschränkt. Einfache Automatisierungen funktionieren aber trotzdem.
Medien-Verwaltung
Der Windows- Bildviewer ist nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn es um die Verwaltung von Bildern geht. Zum Glück gibt es zwei altbewährte Programme, die diese Aufgabe besser erledigen: Irfan View und XnView. Wenn es um das Betrachten und Bearbeiten von Bildern geht, haben Sie mit FastStone ImageViewer ein praktisches Tool zur Hand.
Bevor Sie sich mit Ausschneiden und Skizzieren herumschlagen, sollten Sie das Tool Hardcopy probieren. Sie können es so konfigurieren, dass es nach Betätigung der [Druck]- Taste ohne weitere Klicks den Screenshot eines Fensters unter einem bestimmten Dateinamen in einem vorgegebenen Ordner speichert. Alternativ können Sie den Screenshot automatisch ausdrucken, per E-Mail versenden und so weiter. Das Tool hat auch gute BildbearbeitungsFunktionen an Bord, mit denen Sie zum Beispiel einen Mauszeiger in den Screenshot einfügen. Außerdem kann man die für
Schulungen und Dokumentationen wichtigen Pfeile zeichnen.
Kreativität
Versuchen Sie bitte nicht, mit dem Windows Editor oder WordPad zu arbeiten. Benutzen Sie lieber Notepad++, wenn Sie es mit Programm-Code oder Log-Dateien zu tun haben. Für Briefe und Dokumente gibt es das leistungsfähige Office-Paket Libre-Office. In Windows können Sie der Zwischenablage ein Gedächtnis geben, indem Sie im Windows- Menü Einstellungen/ System/Zwischenablage aufrufen und die Option Zwischenablageverlauf aktivieren. Ein gutes Zwischenablage-Tool wie Clipboard Master kann viel mehr. Das Programm speichert, sauber nach Kategorien geordnet, alle Texte, mit denen Sie täglich arbeiten und kann sogar rechnen.
Paint ist als 2d-Zeichenprogramm eine Fehlbesetzung. Eine Alternative ist Paint. net, dessen Funktionsumfang für NichtGrafiker noch beherrschbar ist. Haben Sie künstlerische Ambitionen, sollten Sie bei Pixelgrafik zu Gimp oder zu Krita, mit seinen schönen Imitationen von Künstlerfarben und Zeichenwerkzeugen, wechseln.