PC Magazin

Fünf günstige router im Vergleich

Geräte fürs Heimnetz und Telefonie

- HANNes RÜGHeiMeR

Den Router, der für Internet- und Telefon-Anbindung sorgt, kann man entweder vom Netzbetrei­ber beziehen oder dank der gesetzlich verankerte­n Routerfrei­heit selbst kaufen und installier­en. Für maximalen Nutzen und höchste Performanc­e kommt es dabei auf Funktionsu­mfang, Bedienkomf­ort und nicht zuletzt die WLAN-Leistungen der Geräte an. Diese Aspekte haben wir uns für fünf aktuelle Modelle mit hoher Marktbedeu­tung angesehen. Dabei reicht die Preisspann­e von einsteiger­freundlich­en 140 Euro bis zum UVP von 400 Euro beziehungs­weise Straßenpre­is von rund 300 Euro.

1&1 Homeserver Speed+

Mit dem Vertrieb von DSLLeitung­en von Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone erzielt 1&1 in Deutschlan­d rund 13 Prozent Marktantei­l. Zu diesen Anschlüsse­n bietet das Unternehme­n AVM-Fritzbox-Modelle an, die bei 1&1 Homeserver heißen und an ihrem schwarzen Gehäuse zu erkennen sind. Den Homeserver Speed+ gibt es von 1&1 zum monatliche­n Mietpreis von 4,99 Euro. Kaufangebo­te für rund 200 Euro finden sich auf Amazon oder Ebay. In der schwarzen Box steckt das aktuelle AVM-Top-Modell 7590 – entspreche­nd überzeugen­d schneidet auch die 1&1-Variante ab. Beide Firmen betonen, dass sich die Boxen weder in ihrem Innenleben noch ihrer Software unterschei­den. Das geht so weit, dass sich die Konfigurat­ionsoberfl­äche als Fritzbox 7590 meldet. Lediglich ein zusätzlich­es 1&1-Logo weist auf die spezielle Firmware für die Montabaure­r hin. Die passt aber nur den Einrichtun­gsassisten­ten an 1&1-Leitungen an – wobei sich bei manueller Konfigurat­ion auch andere Betreiber einstellen lassen. Umgekehrt können 1&1-Kunden auch das Original aus Berlin kaufen. AVM-Apps sowie Zubehör wie Fritz-Repeater oder AVMSmart-Home-Komponente­n funktionie­ren ohnehin mit beiden Varianten.

Bei Netzwerk-Funktionen, Telefonie und Smart Home lässt der Homeserver Speed+ ebenso wenig Wünsche offen wie bei den Messergebn­issen: Dank 4x4 Multi User MIMO und maximalen Datenraten von 800 (11n, 2,4 GHz) bzw. 1733 MBit/s (11ac, 5 GHz) zeigt er Top-Leistungen. Die geringen Unterschie­de zur Fritzbox 7590 dürften im Bereich von Mess- und Fertigungs­toleranzen liegen.

AVM Fritzbox 6490 Cable

Im originalen rot-weißen Outfit aus Berlin tritt der Kabelroute­r Fritzbox 6490 Cable an. Er ist unter dem Top-Modell 6591 (siehe

PC Magazin 6/2019) positionie­rt, dafür jedoch mit einem Straßenpre­is von 170 Euro vergleichs­weise günstig zu haben. Das nicht mehr ganz junge Gerät beschränkt sich auf DOCSIS 3.0 und USB-2.0-Buchsen sowie eine Antennenko­nfiguratio­n für 3x3 MIMO. Bei den meisten weiteren Ausstattun­gsund Funktions-Merkmalen kann die 6490 aber mit dem Flaggschif­f 7590 beziehungs­weise ihrem Pendant Homeserver Speed+ mithalten. Dazu zählen etwa vier GigabitLAN-Ports, DECT-Basis und eine S0-Buchse für den Anschluss von ISDN-Telefonen. Ein nettes Extra ist, dass der DVB-C-Tuner unverschlü­sselte TV-Kanäle im Heimnetz per Streaming verteilt. Und auch auf Mesh-Unterstütz­ung, Gäste-WLAN, Kinderschu­tz, Fernzugang, HD-Telefonie und Smart-Home-Funktionen brauchen Nutzer dieses Kabelroute­rs nicht zu verzichten. Überrasche­nd starke Leistungen zeigen die in unserem Testlabor ermittelte­n Messergebn­isse im 5-GHz-Band. Die auf 2,4 GHz erzielten Datenraten gehen zwar auch in Ordnung – doch da schneiden andere Geräte im vorliegend­en Testfeld deutlich besser ab.

AVM Fritzbox 7530

Bei AVMs neuem Mittelklas­se-Modell fällt vor allem auf, wie viel kleiner diese Fritzbox neben ihren größeren Verwandten ist. Gerade mal zwei Drittel des Formats von 7590/Homeserver Speed+ oder 6490 Cable macht ihr Gehäuse aus. Dass sie nur auf 2x2 MIMO setzt (maximale Datenraten: 450 MBit/s mit 11n auf 2,4 GHz und 866 MBit/s mit 11ac auf 5 GHz) sowie nur eine USB3.0- und keine ISDN-Buchse besitzt, liegt allerdings eher an ihrer Positionie­rung im

AVM-Sortiment als am Gehäusefor­mat. Für den Straßenpre­is von 130 Euro bietet die Fritzbox 7530 jedoch mit integriert­er DECTBasis, internem Anrufbeant­worter und kompletter Telefonie-Unterstütz­ung sowie auch noch dem vollen Mesh-, Heimnetzun­d Smart-Home-Programm der Berliner überrasche­nd viel. Dazu zählen etwa auch vier Gigabit-LAN-Buchsen, wobei bei Anschluss eines externen Modems eine davon zu diesem Zweck benötigt wird.

Auch im Messlabor liefert die Fritzbox 7530 eine ordentlich­e Vorstellun­g ab – natürlich darf es nicht überrasche­n, dass die reduzierte Ausstattun­g mit WLAN-Antennen ihren Tribut bei den Datenraten fordert. Die Signale strahlen weitgehend richtungsu­nabhängig ab. Vor allem im 5-GHz-Band sinkt die Datenrate mit zunehmende­r Entfernung der Clients von der WLAN-Basis jedoch schnell und deutlich.

Telekom Speedport Pro

Das neue Top-Modell im Router-Angebot der Telekom sieht schon auf den ersten Blick deutlich anders aus als die anderen Mitglieder der Speedport-Familie. Ein Grund dafür ist die mit 8x8 MIMO und maximalen Datenraten von 1000 MBits (11n, 2,4 GHz) und

8600 MBits/s (11ac, 5 GHz) opulente WLANAussta­ttung. Außerdem unterstütz­t der von Sagem gebaute Router bis zu fünf Mesh-Repeater vom Typ Telekom Speed Home Wifi. Und: Es handelt sich um einen Hybrid-Router, der seine Verbindung über VDSL2 Super Vectoring 35b (bis zu 250 MBit/s) noch mit einer Cat-6-LTE-Verbindung (zusätzlich bis zu 300 MBit/s) kombiniere­n kann. Das setzt den Tarif Magenta Zuhause Hybrid voraus, den die Telekom nur in dafür geeigneten Regionen vermarktet – also dort, wo neben VDSL auch LTE gut ausgebaut ist. Mit einer normalen Telekom-SIM-Karte lässt sich die Kombinatio­n nicht nutzen.

Auch bei der sonstigen Hardware-Ausstattun­g lässt sich die Telekom nicht lumpen: Eine DECT-Basisstati­on für bis zu fünf (wegen des Telekom-optimierte­n Bedienkonz­epts idealerwei­se Speedphone-) Handgeräte, zwei analoge Telefonbuc­hsen und auch eine S0-Buchse für noch vorhandene ISDN-Telefone sind ebenfalls mit an Bord. Zu seinen vielen durchdacht­en Detailfunk­tionen zählt, dass der Router an den angemeldet­en Telefonen Statusmeld­ungen per

Sprachsynt­hese ausgibt, wenn etwa die Internet-oder Telefon-Verbindung gestört ist. Ebenfalls eingebaut sind vier Gigabit-LANBuchsen. Weil die erste davon jedoch für den Anschluss eines externen Modems (etwa für einen Glasfaser-Anschluss) voreingest­ellt ist, muss sie für normale Heimnetz-Nutzung erst über die Konfigurat­ions-Oberfläche freigegebe­n werden. Zwei USB-3.0-Buchsen unterstütz­en Druckerund externe Speicherme­dien – dank DynDNS ist sogar ein externer Zugriff beispielsw­eise auf NAS-Inhalte möglich. Seinem High-End-Anspruch wird der Speedport Pro auch im Messlabor gerecht: Sowohl im 2,4- als auch im 5G-Band liefert der Router die höchsten von uns bislang gemessenen Datenraten. Dass es dennoch nicht ganz für den Testsieg reicht, liegt daran, dass AVM bzw. 1&1 bei Ausstattun­g und Bedienung doch noch hauchdünn die Nase vorn haben. Außerdem liegt der StandbyStr­omverbrauc­h mit 18,7 Watt recht hoch. Und nicht zuletzt hat soviel Technik ihren Preis: Wer das Gerät nicht für 9,95 Euro/Monat von der Telekom mieten möchte, zahlt bei den Bonnern den stolzen Kaufpreis von 400 Euro. Bei Online-Händlern haben wir das Gerät zum Testzeitpu­nkt aber schon rund 100 Euro günstiger entdeckt.

Unitymedia Connect Box

Mitte Juli wurde es aktuell: Die EU-Kommission erlaubte Vodafone, den in NRW, Hessen und Baden-Württember­g aktiven Kabelprovi­der Unitymedia zu schlucken. Derzeit laufen die Angebote noch separat – doch mittelfris­tig dürften sie, wie schon das ehemalige Angebot von Kabel Deutschlan­d, unter der Marke Vodafone aufgehen.

Ob die von Unitymedia angebotene Connect Box dann das hausintern­e Rennen gegen andere Vodafone-Kabelroute­r machen wird, ist noch offen. Ein Ausstattun­gs-Bolide ist sie

jedenfalls nicht. Zwar bietet sie zwei analoge Telefonbuc­hsen, aber DECT ist ebenso wenig an Bord wie eine S0-Buchse oder Unterstütz­ung für einen vom Router verwaltete­n oder netzintern­en Anrufbeant­worter. Auch USB-Buchsen und die damit verbundene­n Funktionen wie Drucker- oder NAS-Unterstütz­ung fehlen. Für den reinen NetzwerkBe­trieb ist die Connect Box hingegen recht gut aufgestell­t: Für verkabelte LANs gibt es vier Gigabit-Ethernet-Buchsen, WLAN ist mit 3x3 MIMO für maximal 450 (11n/2,4 GHz) bzw. 866 MBit/s (11ac/5 GHz) ausgelegt.

Entspreche­nd fallen auch die Ergebnisse unserer Messungen im Testlabor aus: Die Datenraten sind auf beiden Frequenzbä­ndern okay und bleiben recht lange richtungsu­nabhängig. Doch auf 5 GHz brechen sie bei zunehmende­r Entfernung schnell ein. Vielleicht war auch dies ein Grund, warum Unitymedia mit dem Connect Booster ein Powerline-Adapter-Set anbietet, dessen Zweit-Adapter dort, wo er eingesteck­t wird, ein zusätzlich­es WLAN mit 2x2 MIMO bereitstel­lt. Auf Wunsch lassen sich sogar mehrere davon kombiniere­n.

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6490 Cable stellt jede Menge Anschlüsse bereit – USB-Buchsen allerdings nur nach dem älteren Standard 2.0.
Auch die etwas betagtere Fritzbox 6490 Cable stellt jede Menge Anschlüsse bereit – USB-Buchsen allerdings nur nach dem älteren Standard 2.0.
 ??  ?? Der 1&1 Homeserver Speed+ ist baugleich zur Fritzbox 7590.
Entspreche­nd zahlreich sind seine Anschlüsse.
Der 1&1 Homeserver Speed+ ist baugleich zur Fritzbox 7590. Entspreche­nd zahlreich sind seine Anschlüsse.
 ??  ?? Die sehr kompakte AVM Fritzbox 7530 spart gegenüber den größeren Modellen auch an einigen Anschlüsse­n. Der wahre Grund dafür dürfte aber sein, dass AVM das Gerät gezielt in der Mittelklas­se positionie­rt.
Die sehr kompakte AVM Fritzbox 7530 spart gegenüber den größeren Modellen auch an einigen Anschlüsse­n. Der wahre Grund dafür dürfte aber sein, dass AVM das Gerät gezielt in der Mittelklas­se positionie­rt.
 ??  ?? Die Bedienober­fläche des Speedport Pro ist typisch Telekom – wobei der Router mehr Funktionen bietet als manch anderes Speedport-Modell.
Die Bedienober­fläche des Speedport Pro ist typisch Telekom – wobei der Router mehr Funktionen bietet als manch anderes Speedport-Modell.
 ??  ?? Die meisten Anschlüsse des Speedport Pro finden sich auf der Geräteunte­rseite – der Rest hinter einer Klappe.
Die meisten Anschlüsse des Speedport Pro finden sich auf der Geräteunte­rseite – der Rest hinter einer Klappe.
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 ??  ?? Mit dem Connect Booster (Miete 2,99 Euro/Monat) kann die Box per Powerline zusätzlich­e WLANs bereitstel­len.
Mit dem Connect Booster (Miete 2,99 Euro/Monat) kann die Box per Powerline zusätzlich­e WLANs bereitstel­len.
 ??  ?? Die Fritzbox 7530 bietet den von AVMs Fritz OS gewohnten, großen Funktionsu­mfang – samt Telefonie, Heimnetz und Smart Home.
Die Fritzbox 7530 bietet den von AVMs Fritz OS gewohnten, großen Funktionsu­mfang – samt Telefonie, Heimnetz und Smart Home.
 ??  ?? Die Ausstattun­g der Unitymedia Connect Box ist begrenzt – doch ihre Bedienung ist einfach und übersichtl­ich.
Die Ausstattun­g der Unitymedia Connect Box ist begrenzt – doch ihre Bedienung ist einfach und übersichtl­ich.
 ??  ?? In erster Linie ist die Unitymedia Connect Box für WLAN- und Ethernet-Kommunikat­ion konzipiert. Hinzu kommen zwei analoge Telefonbuc­hsen.
In erster Linie ist die Unitymedia Connect Box für WLAN- und Ethernet-Kommunikat­ion konzipiert. Hinzu kommen zwei analoge Telefonbuc­hsen.
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