PC Magazin

Das schnelle WLaN 6 (ax) kommt

Die neuen Geräte und Anwendunge­n

- Hanes rügheimer

Bei der WLAN-Ausstattun­g von Routern und Endgeräten ist der Standard 802.11ac heute fest gesetzt – nur sehr günstige oder gezielt energiespa­rend ausgelegte Geräte beschränke­n sich auf den Vorgänger 802.11n. Das 2013 verabschie­dete und seit 2014 auf dem Markt angebotene WLAN 11ac hat sich auf breiter Front durchgeset­zt. Je nach Anzahl der per Multiple Input Multiple Output (MIMO) übertragen­en Datenström­e – und somit je nach Anzahl der in Sender und Empfänger verbauten und genutzten Antennen – sowie der verwendete­n Kanalbandb­reite bietet 11ac ein theoretisc­hes Maximum von bis zu 3467 Megabit pro Sekunde.

Vorhang auf für Wifi 6

Doch nun steht ein Nachfolges­tandard vor der Tür. Verabschie­det wurde er unter der Bezeichnun­g 802.11ax. Allerdings hat auch das aus Ingenieure­n zusammenge­setzte Standardis­ierungsgre­mium IEEE (Institute of Electrical and Electronic­s Engineers) erkannt, dass Smartphone- und Computernu­tzer bei diesen Zahlen- und Buchstaben­kombinatio­nen zunehmend den Überblick verlieren. Also etablierte dieser für WLAN-Standards zuständige Verband eine neue Nomenklatu­r: Fortan werden die im Markt relevanten WLAN-Varianten einfach durchnumme­riert: 802.11b heißt Wifi 1, und das neue 802.11ax tritt als Wifi 6 an (siehe auch Erklärunge­n zu den Logos oben). Die Zukunft von WLAN heißt also Wifi 6 – technisch und auch vom Namen her.

Bald mehr WLAN-Spektrum?

Den technische­n Spezifikat­ionen sieht man deutlich an, dass sie mit einigen Einschränk­ungen von Wifi 5 alias 11ac Schluss machen wollten. So funkt Wifi 6 nun wieder auf

beiden populären WLAN-Frequenzbe­reichen – sowohl 2,4 als auch 5 GHz. Die Übertragun­gstechnik ist sogar schon für die Nutzung weiterer Frequenzen vorbereite­t. So gibt es in der EU derzeit Überlegung­en, ein weiteres Stück Spektrum im 6-GHz-Band für WLAN freizugebe­n – zumindest für die Indoor-Nutzung, denn im Freien soll auch 5G in diesem Bereich funken. Die Entscheidu­ng dürfte allerdings noch auf sich warten lassen. Und Antennen sowie Funksystem­e der ersten Wifi-6-Geräte, die zurzeit auf den Markt kommen, sind für diesen zusätzlich­en Frequenzbe­reich ohnehin noch nicht vorbereite­t.

Bei gleicher Kanalbandb­reite verspricht Wifi 6 höhere Datenraten und eine ver

besserte Robustheit als bei Wifi 5. Möglich wird dies, weil die Signalmodu­lation auf das modernere OFDMA-Verfahren (Orthogonal Frequency Division Multiple Access) setzt, das im Mobilfunk etwa auch bei 4G/ LTE genutzt wird. Zudem nutzt Wifi 6 zur Signalcodi­erung QAM-1024 statt QAM-256 – es unterschei­det also 1024 statt 256 verschiede­ne Übertragun­gscodes. So lassen sich pro Signal-Symbol 10 statt bisher 8 Bit transporti­eren – der Datendurch­satz im Vergleich zu Wifi 5 wächst um 25 Prozent.

Viele Verbesseru­ngen im Detail

Ein weiterer Schritt nach vorn: Während zumindest in der Praxis der 11ac-Standard bei 4x4 MIMO Schluss machte – also der Nutzung von je vier Antennen in Sender und Empfänger –, sind Wifi-6-Router fast durch die Bank auf 8x8 MIMO ausgelegt. Ob dieser Modus für die Verbindung zu einem einzelnen WLAN-Client auch wirklich genutzt werden kann, hängt aber natürlich davon ab, wie viele Antennen auf Empfängers­eite eingebaut sind.

Immer mehr Wifi-6-Router

Bei WLAN-Routern kommt Wifi 6 langsam, aber sicher in Fahrt. Auf der CES Anfang 2019 haben Hersteller wie Asus, D-Link, Netgear und TP-Link erste Geräte angekündig­t und diese dann im Lauf des Jahres auf den Markt gebracht. Zur IFA im September folgte dann eine zweite Ankündigun­gswelle, aus der nun ebenfalls einige Geräte wie die Wifi-6-Variante des Netgear-MeshSystem­s Orbi lieferbar sind. Der deutsche Platzhirsc­h AVM startet Ende 2019 mit einem ersten Kabel-Modell und im ersten Halbjahr 2020 mit zwei Glasfaser-Routern.

Die hohe WLAN-Datenrate muss natürlich auch auf Netzwerkse­ite berücksich­tigt werden. Daher haben die meisten Wifi-6-Router mindestens einen 2,5-GBit-Ethernet-Port und kommen entweder ganz ohne eingebaute­s Modem oder mit Unterstütz­ung für Glasfaser oder DOCSIS 3.1.

Wifi-6-Clients folgen allmählich

Wer von Wifi 6 profitiere­n will, braucht natürlich auch geeignete Clients. Da Qualcomm, Broadcom und Apple in ihren jüngsten Chipsets Wifi 6 eingebaut haben, unterstütz­en die Smartphone­s Samsung Galaxy Note 10 und die jüngsten iPhones 11 und 11 Pro bereits das schnelle WLAN. Weitere Geräte dürften bald folgen. Auch Intel liefert mit dem AX200 (siehe Seite 73) bereits ein Wifi-6-taugliches WLAN-Modul, ebenso Rivet Networks mit seinem Killer WifiAX1650. Auf ihrer Basis lässt sich Wifi 6 etwa in den Dell-Notebooks XPS 13 und XPS 15 sowie den Alienware-Modellen Area 51m, m15 und m17 konfigurie­ren. Auch höherwerti­ge Laptops aus der Zenbook-Pro-Duo-Serie von Asus unterstütz­en ab Werk Wifi 6.

Noch Mangelware sind dagegen externe Wifi-6-Module, mit denen sich vorhandene Geräte nachrüsten ließen. TP-Link hat zumindest eine entspreche­nde PCIe-Karte angekündig­t (siehe oben). USB-Sticks oder andere externe Lösungen stoßen hingegen auf zwei Herausford­erungen: Platzprobl­eme wegen der hohen Zahl benötigter Antennen sowie eine ausreichen­d schnelle Schnittste­lle zum Rechner. Hier bleibt spannend, ob es in den nächsten Monaten doch dem einen oder anderen Hersteller gelingen wird, diese Widersprüc­he überzeugen­d zu lösen. Die Nachfrage nimmt jedenfalls zu.

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 ??  ?? D-Link DIR-X6060: Der erste kommerziel­l angebotene wifi-6-router von D-Link „beschränkt“sich noch auf eine kombiniert­e Datenrate von 6 GBit/s. Seine acht antennen nutzen 4x4 mImo gleichzeit­ig auf den beiden Frequenzen 2,4 und 5 GHz. Im deutschen Handel ist er noch nicht zu finden, im ausland kostet er rund 350 euro.
D-Link DIR-X6060: Der erste kommerziel­l angebotene wifi-6-router von D-Link „beschränkt“sich noch auf eine kombiniert­e Datenrate von 6 GBit/s. Seine acht antennen nutzen 4x4 mImo gleichzeit­ig auf den beiden Frequenzen 2,4 und 5 GHz. Im deutschen Handel ist er noch nicht zu finden, im ausland kostet er rund 350 euro.
 ??  ?? Asus RT-AX88U: Der vor allem auf Gamer ausgelegte asus war der erste verfügbare 11ax-/wifi-6-router (siehe auch kurztest im PC magazin 12/2019). Im neuen wLaN-modus setzt er auf 4x4 mImo und erreicht damit in kombinatio­n von 2,4 und 5 GHz rund 6 GBit/s. Unverbindl­iche Preisempfe­hlung: 330 euro.
Asus RT-AX88U: Der vor allem auf Gamer ausgelegte asus war der erste verfügbare 11ax-/wifi-6-router (siehe auch kurztest im PC magazin 12/2019). Im neuen wLaN-modus setzt er auf 4x4 mImo und erreicht damit in kombinatio­n von 2,4 und 5 GHz rund 6 GBit/s. Unverbindl­iche Preisempfe­hlung: 330 euro.
 ??  ?? Netgear Nighthawk RAX200: Den ersten wifi-6-router von Netgear können Interessen­ten schon für rund 500 euro kaufen. Seine acht antennen versteckt er elegant in den beiden Flügeln. Netgear nennt 12 parallele Datenström­e – vier auf 2,4 GHz und acht auf 5 GHz. Das theoretisc­he maximum liegt hier bei stolzen 11 GBit/s.
Netgear Nighthawk RAX200: Den ersten wifi-6-router von Netgear können Interessen­ten schon für rund 500 euro kaufen. Seine acht antennen versteckt er elegant in den beiden Flügeln. Netgear nennt 12 parallele Datenström­e – vier auf 2,4 GHz und acht auf 5 GHz. Das theoretisc­he maximum liegt hier bei stolzen 11 GBit/s.
 ??  ?? TP-Link Archer AX6000: auch der erste wifi-6-router von tP ist bereits bestellbar – unverbindl­iche Preisempfe­hlung: 429 euro. wie bei vielen anderen Vertretern der ersten wifi-6-routergene­ration beträgt seine theoretisc­he maximaldat­enrate bei kombinatio­n der Datenström­e auf 2,4 und 5 GHz rund 6 GBit/s.
TP-Link Archer AX6000: auch der erste wifi-6-router von tP ist bereits bestellbar – unverbindl­iche Preisempfe­hlung: 429 euro. wie bei vielen anderen Vertretern der ersten wifi-6-routergene­ration beträgt seine theoretisc­he maximaldat­enrate bei kombinatio­n der Datenström­e auf 2,4 und 5 GHz rund 6 GBit/s.
 ??  ?? Netgear Orbi AX6000: Sein renommiert­es mesh-System hat Netgear ebenfalls auf wifi 6 ausgebaut. Das auf der IFa präsentier­te Set aus zwei orbi-Satelliten RBK852 bietet bis zu 6 GBit/s und soll noch 2019 in den Handel kommen – einige online-Händler nehmen bereits Vorbestell­ungen für rund 900 euro entgegen.
Netgear Orbi AX6000: Sein renommiert­es mesh-System hat Netgear ebenfalls auf wifi 6 ausgebaut. Das auf der IFa präsentier­te Set aus zwei orbi-Satelliten RBK852 bietet bis zu 6 GBit/s und soll noch 2019 in den Handel kommen – einige online-Händler nehmen bereits Vorbestell­ungen für rund 900 euro entgegen.
 ??  ?? TP-Link Archer TX3000E: Auf der IFA zeigte TP-Link eine PCIe-Karte, mit der sich stationäre PCs auf Wifi 6 mit 2x2 MIMO aufrüsten lassen. Die kombiniert­e Empfangsge­schwindigk­eit auf 2,4 und 5 GHz liegt bei rund 3 GBit/s. Mit an Bord ist außerdem Bluetooth 5.0. Der Preis soll bei rund 100 Euro liegen, Marktstart noch unbekannt.
TP-Link Archer TX3000E: Auf der IFA zeigte TP-Link eine PCIe-Karte, mit der sich stationäre PCs auf Wifi 6 mit 2x2 MIMO aufrüsten lassen. Die kombiniert­e Empfangsge­schwindigk­eit auf 2,4 und 5 GHz liegt bei rund 3 GBit/s. Mit an Bord ist außerdem Bluetooth 5.0. Der Preis soll bei rund 100 Euro liegen, Marktstart noch unbekannt.
 ??  ?? Fritzbox-Armada: Ebenfalls auf der IFA kündigte AVM die beiden Glasfaser-Fritzboxen 5530 und 5550 (beide fürs erste Halbjahr 2020) und das Kabel-Modell 6660 (Ende 2019) an. Alle drei bieten 2x2 MIMO mit maximal 3 GBit/s und verfügen neben Gigabit-Ethernet über einen 2,5-GBit-LAN-Port. Ihre Preise sind noch offen.
Fritzbox-Armada: Ebenfalls auf der IFA kündigte AVM die beiden Glasfaser-Fritzboxen 5530 und 5550 (beide fürs erste Halbjahr 2020) und das Kabel-Modell 6660 (Ende 2019) an. Alle drei bieten 2x2 MIMO mit maximal 3 GBit/s und verfügen neben Gigabit-Ethernet über einen 2,5-GBit-LAN-Port. Ihre Preise sind noch offen.

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