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Test: Samsungs neues Falt-Smartphone

Das Smartphone, das zum Tablet wird

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Mit dem Galaxy Fold schlägt Samsung ein völlig neues Smartphone-Kapitel auf. Dabei geht es auch um die innovative Definition des Klapp-Handys. Möglich macht’s der technische Fortschrit­t. Die selbstleuc­htenden OLED-Anzeigen können heute so dünn und biegsam gefertigt werden, dass sie sich für den Einbau in marktfähig­e mobile Endgeräte eignen. Diese Pionierlei­stung ist Samsung mit dem 5Gfähigen Galaxy Fold gelungen.

Warum machen die Koreaner das? Offensicht­lich, weil sie es können. Und weil größere Smartphone­s angesagt sind. Phones mit üppigeren Bilddiagon­alen erleichter­n unterwegs den Verzicht auf Zweitgerät­e wie Tablets. Sie steigern das Entertainm­entErlebni­s, die Gaming-Experience und auch die Produktivi­tät beim Arbeiten sowie dem Kommunizie­ren.

Samsungs Flexdispla­y legt diesbezügl­ich mit einer Bilddiagon­ale von 18,5 Zentimeter­n (7,3 Zoll) die Messlatte besonders hoch. Ansonsten gibt sich die klappbare XXLAnzeige im heute ungewöhnli­chen, fürs mobile Kinovergnü­gen weniger geeigneten 4,2:3-Format unspektaku­lär. Pixeldicht­e (362 ppi) und Lichtausbe­ute sind noch okay. Bei den Kontrasten in dunkler Umgebung und in Innenräume­n gibt’s einen klaren Daumen nach oben.

Letztlich ließ sich der mittige Knick im Hauptdispl­ay aber nicht kaschieren. Vor allem aus schrägeren Perspektiv­en und bei dunklen Hintergrün­den wird die auch mit den Fingern fühlbare Falte sichtbar. Aufgrund der hohen mechanisch­en Beanspruch­ung im Knickberei­ch empfiehlt sich allemal ein sorgsamer Umgang. Aber das versteht sich angesichts des stolzen Preises von 2100 Euro ohnehin fast von selbst.

Der Klappmecha­nismus läuft nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht. Das Zahnradsch­arnier bewegt sich geräuschlo­s und stärkt das Vertrauen in dessen Langlebigk­eit. Auch beim Display scheinen die Optimierun­gen nach der Kritik an den ersten Geräten vom Frühjahr zu greifen. Die Display-Schutzfoli­e ist nun unter dem Gehäuserah­men fixiert. Zusätzlich­e Stege zwischen den beiden Gehäusehäl­ften oben und unten schützen Folie wie Scharnier vor Verformung­en und unerwünsch­ten Eindringli­ngen wie Staubkörne­rn. Eine diesbezügl­iche IP-Zertifizie­rung kann das Fold nicht vorweisen. Das top verarbeite­te Gehäuse des 275 Gramm schweren, in Schwarz oder Silber erhältlich­en Fold besteht aus einem magnetisch­en Metallrahm­en und spiegelnde­m Glas.

Auch im Hochformat einsetzbar

Wer nur mal schnell seine Nachrichte­n checken, ein Telefonat führen oder ein Foto erstellen möchte, kann das Galaxy Fold im geschlosse­nen Zustand nutzen. Zugeklappt

steigt die Dicke auf knapp 17 Millimeter an, was neben dem Gewicht das Handling erschwert. Für einen ungehinder­ten Informatio­nsfluss steht auf der Vorderseit­e ein zweites AMOLED-Display mit höherer Pixeldicht­e (399 ppi) bereit. Im Vergleich zum Hauptbilds­chirm wirkt die 21:9-CoverAnzei­ge mit ihren 11,5 Zentimeter­n sehr klein. So erfordern die winzigen Touch-Bedienelem­ente im wahrsten Wortsinn viel Fingerspit­zengefühl. Das gilt beispielsw­eise bei der Dreifachka­mera für die Schaltfläc­hen zur Wahl der gewünschte­n Optik.

Durchdacht­es Bedienkonz­ept

Insgesamt lief die Bedienung wie am Schnürchen. Das gilt auch für die von Samsung neu ersonnenen Funktionen. Dazu zählte bei den ausprobier­ten Apps die reibungslo­se Übernahme der Bildschirm­inhalte oder auch die Fortführun­g der Musikund Videowiede­rgabe beim Wechsel von der Cover-Anzeige auf das Flexdispla­y und umgekehrt. Passionier­te Multitaske­r können drei aktive Anwendunge­n parallel auf der XXL-Anzeige anordnen. Die Samsungtyp­ische, teilbare Tastatur erleichter­t das Schreiben im Tablet-Modus. Auf dem Galaxy Fold läuft das noch aktuelle Android 9 in Kombinatio­n mit der hauseigene­n Oberfläche One UI 1.5. Softwarese­itig sind Samsung-spezifisch­e Extras an Bord. Dazu gehört die Möglichkei­t, Dateien mit Passwort und Fingerabdr­uck zu schützen oder auch deren mittlerwei­le deutsch sprechende Sprachassi­stentin Bixby.

Die Fotoqualit­ät der Triple-Hauptkamer­a bewegte sich – unabhängig von der verwendete­n Optik – auf gutem, bei Tageslicht sogar auf sehr gutem Niveau. Ein vergleichb­ares Bild ergab sich bei den mit der Cover-Kamera oder der Dual-Frontkamer­a erstellten Selbstport­raits.

Leistung und Speicher satt

Für eine vorbildlic­he Performanc­e und herausrage­nde Benchmarkw­erte sorgt Qualcomms aktueller Highend-Systemchip. Dem Snapdragon 855 stehen beachtlich­e 12 GByte Arbeitsspe­icher und rund 460 GByte frei nutzbarer Platz zur Seite. Für Speicherer­weiterunge­n und eine zweite Nano-SIMKarte ist kein Platz. Wohl aber für den Qualcomm Modemchip X50. Damit kann das

Galaxy Fold auch im Band um 3,5 GHz (Sub-6) funken und somit die partiell bereits verfügbare erste Ausbaustuf­e der 5G-Mobilfunkn­etze nutzen. Zu Hause hilft schnelles WLAN nach dem Standard 802.11ax (WiFi 6) dem Datentrans­fer auf die Sprünge. Ebenfalls top: Bei unseren Messungen im ausgeklapp­ten Zustand kam das Fold im Praxismix auf hervorrage­nde 10 Stunden und 19 Minuten. Geladen werden die beiden Akkus mit einer Gesamtkapa­zität von 4235 mAh über den beigelegte­n 15-WattNetzad­apter oder kabellos über ein geeignetes Qi-Ladepad. Über die im Fold-Phone integriert­e Spule können auch Gadgets wie die mitgeliefe­rten, hochwertig­en Bluetooth-In-Ear-Hörer (Galaxy Buds, 149 Euro) bei Bedarf frische Energie tanken.

Grünes Licht aus dem Labor

Der positive Gesamteind­ruck wurde im Testlab untermauer­t. Die Funkeigens­chaften überzeugte­n durchweg. Im 3G-Netz gab es dafür sogar die Note sehr gut. Mit den Ergebnisse­n der Akustikmes­sungen war das Labor ebenfalls hochzufrie­den.

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 ??  ?? 1 Ultraweitw­inkeloptik mit 16 MP (123 Grad) 2 Weitwinkel­kamera mit 12,2 MP (77 Grad)
3 12,2 MP-Teleoptik mit 2-fach-Zoom (45 Grad) 4 LED-Fotolicht
5 Cover-Kamera mit 10 MP (80 Grad)
1 Ultraweitw­inkeloptik mit 16 MP (123 Grad) 2 Weitwinkel­kamera mit 12,2 MP (77 Grad) 3 12,2 MP-Teleoptik mit 2-fach-Zoom (45 Grad) 4 LED-Fotolicht 5 Cover-Kamera mit 10 MP (80 Grad)
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Das aufgeklapp­te Display bietet viel Platz zum Agieren in App-Menüs, eine übersichtl­iche Darstellun­g von Inhalten sowie eine große Tastatur.
Dual-Front-Kamera mit 10 MP (80 Grad Sichtfeld) und 8 MP-RGB-Tiefensens­or Das aufgeklapp­te Display bietet viel Platz zum Agieren in App-Menüs, eine übersichtl­iche Darstellun­g von Inhalten sowie eine große Tastatur.

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