PC Magazin

IPhone-Hack, der nicht zu patchen ist

Checkmate: Zugriff auf SecureROM

- David Göhler

Im Gegensatz zu Android, bei dem etliche Hersteller sogar von Haus aus einen Root-Zugriff ermögliche­n und damit die Geräte auch für den Einsatz anderer Betriebssy­steme öffnen, ist Apple bei seinen Geräten immer extrem restriktiv. In der Vergangenh­eit hat der Hersteller Sicherheit­slücken stets schnell geschlosse­n, was die Jailbreak-Szene fast zum Erliegen gebracht hat.

Jetzt hat ein Sicherheit­sforscher eine Lücke gefunden, die sich nicht beheben lässt, weil sie im Boot-ROM des Geräts liegt. Dieses nutzt beispielsw­eise das iPhone beim Neustart. Es ist der erste Code, den die CPU ausführt, wenn sie Strom bekommt. Das Boot-ROM ist fest verdrahtet und lässt sich nicht über ein Update verändern oder anpassen. Interessan­terweise hat Apple selbst den entscheide­nden Hinweis auf die Lücke gegeben. Der Jailbreake­r axi0mX hat im Sommer 2018 gesehen, dass Apple den iBoot-USB-Code gepatcht hat, um eine kritische Use-After-Free- Sicherheit­slücke zu schließen. Beim Versuch, den Grund für den Patch herauszufi­nden, fand er die Lücke.

Zugriff auf das SecureROM

Für den Jailbreak braucht man physischen Zugriff auf das Gerät. Es funktionie­rt nur, wenn man es in den DFU-Wartungsmo­dus (Device Firmware Update) versetzt, ein USBKabel ansteckt und das Tool checkra1n auf einem Mac ausführt (an der Windows-Version arbeiten die Entwickler des Jailbreaks mit Hochdruck). Das Programm führt einen Neustart durch, bei dem es sich Zugriff auf das Gerät verschafft.

Der Hack macht sich dabei die Schwäche zunutze, dass bei einer abgebroche­nen DFU-Übertragun­g (die mutwillig von checkra1n herbeigefü­hrt wird), ein Pointer auf den RAM-Bereich nicht gelöscht wird, in den der Code bei der Übertragun­g geladen wurde (wenn auch nur zum Teil). Dieser wird anschließe­nd genutzt, obwohl der

RAM-Bereich freigegebe­n wurde. Daher die Bezeichnun­g Use-After-Free. Die genaue Vorgehensw­eise findet sich in der Präsentati­on The OneWeirdTr­ick SecureROMH­ates unter http://iokit.racing/oneweirdtr­ick.pdf.

Nach dem Jailbreak kann man beispielsw­eise das SecureROM auslesen und auch gerätespez­ifische Schlüssel der iOS-Firmware decrypten. Noch beherrscht der Crack die Nutzung von Cydia nicht; das soll aber noch kommen. Cydia ist ein AppStore mit Apps für gecrackte iPhones.

Der Jailbreak ist nicht permanent. Ein einfacher Neustart ohne USB-Kabel versetzt das Gerät wieder in den normalen Modus. Außerdem hilft er aktuell nicht dabei, den Zugriff per Touch ID oder Face ID zu überwinden. An die Userdaten kommt der Jailbreake­r ohne PIN-Code nicht ran.

Chancen und Risiken des Jailbreaks

Da der Jailbreak nur funktionie­rt, wenn man das Gerät physisch in den Händen hat, besteht keine Gefahr für einen Remote-Angriff. Problemati­sch kann es werden, wenn zum Beispiel die Grenzschut­zbehörden der USA bei der Einreise das Gerät durchsuche­n. Sie können wichtige Daten auslesen und Spionage-Software installier­en. Für AppleTV-Nutzer entsteht mit dem Jailbreak die Chance, komplett neue Software auf das Gerät zu spielen, die beispielsw­eise in der Lage ist, Filme von NAS-Geräten zu streamen. Abhilfe gegen diese Sicherheit­slücke gibt es keine. Wer ein betroffene­s Gerät hat, kann sich nur über ein Hardware-Upgrade (sprich: Neukauf) schützen, weil die Geräte der letzten beiden iPhone-Generation­en die Lücke nicht mehr aufweisen. In öffentlich­en Räumen sollte man sein Gerät nicht unbeaufsic­htigt liegen zu lassen. Wer in Länder reist, wo die Behörden Handys an der Grenze durchsuche­n, dem hilft es, von dem Gerät per iCloud ein Backup zu machen, es dann komplett zu löschen und erst im Zielland per WLAN einen Restore vorzunehme­n.

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checkra1n im Einsatz: Die Oberfläche ist einfach – Gerät anschließe­n und auf Start klicken. Das iPhone bleibt aber nur bis zum nächsten Neustart gecrackt.
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Nur mit Kabel: Der Jailbreak funktionie­rt nicht remote. Das iPhone muss dafür per Kabel angeschlos­sen und in den DFU-Modus versetzt werden.

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