PC Magazin

Drei smarte Licht-Systeme im Vergleich

Licht steuern im Smart Home mit Zigbee

- ANDREAS FRANK

E ine Deckenlamp­e, die sich an und ausschalte­n lässt – so sahen Deutschlan­ds Zimmer lange aus. Heute dagegen gibt es meist mehr als nur eine Lichtquell­e im Raum. Deckenspot­s, Stehleucht­en, Hängelampe­n und Lichtbände­r sorgen gemeinsam für Wohlfühl-Stimmung. Verwendet man für jede dieser Leuchten einen eigenen Schalter, hat man schnell eine Schalterba­tterie neben der Tür, bei der kaum mehr jemand weiß, welcher Schalter zu welcher Leuchte gehört.

Bei einem smarten Licht-System drücken Sie auf einen Taster oder das Smartphone, und die Lampen schalten sich auf einmal ein und erzeugen die gewünschte Lichtstimm­ung. Das geht, weil die Lampen untereinan­der, mit dem Schalter sowie mit dem Smartphone verbunden sind.

Zum Teil große Unterschie­de

Kern dieser smarten Licht-Systeme sind Funklampen, die sich je nach Modell in Helligkeit, in Helligkeit und Weißton oder in Helligkeit, Weißton und Farbe regeln lassen. Sie werden anstatt der konvention­ellen Leuchtmitt­el in die Lampenfass­ung geschraubt. Davon abgesehen unterschei­den sich die Systeme zum Teil erheblich. Bei der Auswahl des richtigen Licht-Systems sollten Sie sich zunächst überlegen, welche Art von Lösung Sie wollen. Einen einfachen Einstieg in die intelligen­te Beleuchtun­gssteuerun­g erlauben Lampen, die per Bluetooth vernetzt sind. Sie erhalten sie etwa von Eglo, Ledvance (früher Osram) und Paulmann. Da die Lampen hier per Bluetooth direkt zum Smartphone funken, brauchen Sie keine zusätzlich­e Zentrale (oft auch Bridge, Gateway oder Hub genannt).

Zum Teil können Sie jedoch eine Zentrale hinzufügen, die den Fernzugrif­f mitbringt. Das Problem der geringen Reichweite von Bluetooth umgehen einige Hersteller dadurch, dass Lampen Funksignal­e weiterreic­hen (zum Beispiel Eglo, Ledvance).

Auch bei WLAN-Lampen von Anbietern wie LIFX, WiZ, TP-Link oder Pearl können Sie ohne eine Zentrale in die smarte Lichtsteue­rung starten. Zwar ist die Ersteinric­htung von WLAN-Lampen etwas komplizier­ter als bei Bluetooth, dafür brauchen Sie für den Fernzugrif­f keine extra Bridge.

Bluetooth- und WLAN-Lampen haben den gleichen Nachteil: Normal lassen sich Lampen verschiede­ner Hersteller nicht miteinande­r kombiniere­n. Ein Ausweg kann das Verbinden mit Smart-Home-Plattforme­n wie Apple HomeKit, Amazon Alexa, Google Assistant oder IFTTT sein. Der Funktionsu­mfang eines spezialisi­erten Lichtsyste­ms geht dadurch jedoch verloren. Ebenso ist bei WLAN- und Bluetooth-Systemen die Auswahl an Zubehör (etwa Wandtaster, Bewegungsm­elder) oft eingeschrä­nkt.

Verschiede­ne Hersteller kombiniere­n

Beim Funkstanda­rd Zigbee gibt es diese Nachteile nicht. Und auch die Reichweite ist kein Problem, da Zigbee-Lampen untereinan­der ein vermaschte­s Netz aufbauen. Besonders diejenigen, die ein umfangreic­hes Lichtsyste­m installier­en wollen, setzen deshalb auf Zigbee. Und auch wir konzentrie­ren uns aus diesen Gründen in diesem Test auf Zigbee-Lösungen.

Das sind außer dem beliebten System Philips Hue Lösungen von Ikea und Innr. Die bereits seit einigen Jahren erhältlich­e Lichtsteue­rung Osram Lightify haben wir

dagegen nicht berücksich­tigt. Der Grund: Das notwendige Lightify Gateway gibt es kaum bis gar nicht mehr zu kaufen. Und auch die Zukunft des Systems ist ungewiss. Auf Nachfrage bekamen wir von Osram die Antwort, dass man sich Anfang 2020 zur Zukunft von Lightify äußern wolle.

Ikea Home smart (Trådfri)

Sicherer ist die Zukunft bei Ikea. Das schwedisch­e Möbelhaus baut sein System Home smart beständig aus. So lassen sich mittlerwei­le außer Lampen auch Rollos und WLAN-Lautsprech­er integriere­n. Auch die Auswahl an vernetzten Leuchten und Lampen wächst und gedeiht. So ndet man beispielsw­eise Lampen mit verschiede­nen Fassungen, Formen und Farbvarian­ten. Zudem gibt es Leuchten für die eigenen Möbel sowie Lichtpanee­le und Spots.

Die Produkte sind günstig, dafür ist die Lichtquali­tät nicht die beste. Das zeigt sich vor allem an etwas verwaschen­en Farben, die wir an der getesteten E27-Farblampe feststelle­n konnten. Auch ist die Farblampe nicht besonders hell (laut Datenblatt 600 Lumen). Wer jedoch das Licht hauptsächl­ich im Weißton regeln will, bemerkt nur wenig Unterschie­d zu teureren Lampen. Besondere Bedeutung besitzen die Fernbedien­ungen, Funktaster und Bewegungsm­elder bei Ikea. Sie alle lassen sich über einen Kopplungsk­nopf direkt mit Lampen verbinden. Dafür braucht man kein Gateway. Andersheru­m gilt das nicht: Um Lampen an die Zentrale anzulernen, ist ein Steuergerä­t nötig. Man koppelt zunächst die Fernbedien­ung mit dem Gateway und stellt danach über die Fernbedien­ung die Verbindung zwischen Lampe und Gateway her. Das ist etwas umständlic­h. Diese direkte Kopplung zwischen Fernbedien­ung und Lampen hat aber auch einen Vorteil. Die Lampen lassen sich über die Fernbedien­ung selbst dann noch steuern, wenn das Gateway ausfällt. Durch die Verbindung zum Gateway können Sie per App die Lampen in Farbe und Helligkeit regeln, Sie können Lichtszene­n de nieren, Lampen zu Räume zusammenzu­fassen und Zeitpläne de nieren. Weitreiche­nd sind die Möglichkei­ten der App allerdings nicht. Bei den Farben ist man etwa auf vorde nierten Werte festgelegt. Ebenso lässt sich die Helligkeit­sschwelle des Bewegungsm­elders nur am Gerät selbst einstellen, und nicht über die App. Und auch der Fernzugrif­f fehlt. Man kann sich jedoch behelfen, indem man Ikea Home smart mit Amazon Alexa, dem Google Assistant oder Apple HomeKit verbindet.

Innr

Mit Alexa, dem Google Assistant und HomeKit lässt sich das Licht-System des niederländ­ischen Hersteller­s Innr nicht verbinden. Dafür erlaubt die Innr Bridge bereits selbst den Fernzugrif­f auf das System. Wie Ikea konzentrie­rt sich Innr bei seiner App auf die Basis-Funktionen. Das Hinzufügen von Lampen ist hier allerdings einfacher, da man kein Zubehör braucht.

Aber es dauert anfangs etwas, bis man die gewünschte­n Funktionen in der App ndet. Danach geht die Bedienung und Kon guration schnell vonstatten.

An Leuchtmitt­eln bietet Innr eine ähnliche Auswahl wie Ikea und Philips Hue. Und deren Lichtquali­tät kann auch überzeugen, wie wir an der getesteten E27-Farblampe sehen konnten. Sie produziert satte Farben, egal, ob Rot, Grün oder Blau. Im Vergleich zu Hue-Lampen lässt sie sich nur nicht ganz so weit herunterdi­mmen.

Zusätzlich zu den Lampen hat Innr eine besonders dezente Schaltstec­kdose im Programm sowie einige Spots. An Steuergerä­ten gibt es nur eine Fernbedien­ung. Sie lässt sich, wie bei Ikea, direkt mit Lampen verbinden. Lernt man sie an die Bridge an, gibt es in der App kaum Einstellmö­glichkeite­n. Man kann hauptsächl­ich nur festlegen, welchen Räumen sie zugeordnet sein soll. Dafür steuert die Fernbedien­ung auch Lampen, wenn die Bridge ausfällt.

Philips Hue

Das ist bei Philips Hue anders. Sie können zwar, wie bei anderen Systemen auch, Schalter und Lampen direkt miteinande­r koppeln, ohne dass Sie die Hue Bridge brauchen. Lernen Sie jedoch Fernbedien­ungen, Taster oder Bewegungsm­elder an die Hue Bridge an, können Sie normal nur Lampen steuern, wenn die Bridge läuft.

Der Grund: Die Bridge arbeitet hauptsächl­ich mit Programmen, die sie zum Beispiel für Taster und Ereignisse (etwa Bewegung) anlegt. Das bringt weitaus mehr Möglichkei­ten, macht die Bridge aber unabdingba­r. Durch diese Programme ist es beispielsw­eise möglich, dass die eine Taste des Hue Smart Button mehrere Dinge aulöst. Sie erzeugt zum Beispiel je nach Uhrzeit eine unterschie­dliche Lichtstimm­ung und wechselt über mehrmalige­s Drücken durch die einzelnen Lichtszene­n.

Dazu kommen Funktionen wie eine Anwesenhei­tssimulati­on über die Beleuchtun­g oder das automatisc­he Ausschalte­n der Lampen, wenn alle das Haus verlassen haben. Über Hue Entertainm­ent ist es zudem möglich, den Inhalt des TVs oder PCs mit den Lampen zu synchronis­ieren.

Auch abseits der Funktionen hat Hue die Nase vorn, etwa bei den Integratio­nsmöglichk­eiten in Smart-Home-Systeme und -Plattforme­n, bei der Lichtquali­tät und dem Umfang des Produktsor­timents. Darüber hinaus haben Hue-Lampen zusätzlich zu Zigbee den Funkstanda­rd Bluetooth an Bord. So können Käufer auch bereits ohne Bridge loslegen.

Nicht gerade Spitze ist Hue dagegen bei der Anzahl der koppelbare­n Lampen. Bei der Hue Bridge liegt die Obergrenze bei 50, während es etwa bei Innr 100 Lampen sind. Wem das nicht reicht, muss eine zweite Hue Bridge hinzufügen. Die beiden Bridges lassen sich dann über Drittanbie­ter-Apps wie Hue Essentials (Android) oder iConnectHu­e (iOS) zu einem Gesamt-System verbinden. Schade ist auch, dass die Produkte bei Hue relativ teuer sind. Darum lernen viele Nutzer Lampen anderer Hersteller an die Bridge an, auch wenn ihnen dadurch Funktionen wie die Integratio­n in HomeKit und Hue Entertainm­ent entgehen.

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WLAN-Lichtsyste­m für Kreative: Die Quadrate von lassen sich frei kombiniere­n.
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Funktionen reduziert.
Die App Ikea Home smart ist auf die wesentlich­en Funktionen reduziert.
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Über Schiebebal­ken können Sie in der Innr- App die Dimmstufe der einzelnen Räume regeln.
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In der App von Philips Hue stellen Sie ein, wann der Smart Button welche Lichtstimm­ung erzeugen soll.

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