Drei smarte Licht-Systeme im Vergleich
Licht steuern im Smart Home mit Zigbee
E ine Deckenlampe, die sich an und ausschalten lässt – so sahen Deutschlands Zimmer lange aus. Heute dagegen gibt es meist mehr als nur eine Lichtquelle im Raum. Deckenspots, Stehleuchten, Hängelampen und Lichtbänder sorgen gemeinsam für Wohlfühl-Stimmung. Verwendet man für jede dieser Leuchten einen eigenen Schalter, hat man schnell eine Schalterbatterie neben der Tür, bei der kaum mehr jemand weiß, welcher Schalter zu welcher Leuchte gehört.
Bei einem smarten Licht-System drücken Sie auf einen Taster oder das Smartphone, und die Lampen schalten sich auf einmal ein und erzeugen die gewünschte Lichtstimmung. Das geht, weil die Lampen untereinander, mit dem Schalter sowie mit dem Smartphone verbunden sind.
Zum Teil große Unterschiede
Kern dieser smarten Licht-Systeme sind Funklampen, die sich je nach Modell in Helligkeit, in Helligkeit und Weißton oder in Helligkeit, Weißton und Farbe regeln lassen. Sie werden anstatt der konventionellen Leuchtmittel in die Lampenfassung geschraubt. Davon abgesehen unterscheiden sich die Systeme zum Teil erheblich. Bei der Auswahl des richtigen Licht-Systems sollten Sie sich zunächst überlegen, welche Art von Lösung Sie wollen. Einen einfachen Einstieg in die intelligente Beleuchtungssteuerung erlauben Lampen, die per Bluetooth vernetzt sind. Sie erhalten sie etwa von Eglo, Ledvance (früher Osram) und Paulmann. Da die Lampen hier per Bluetooth direkt zum Smartphone funken, brauchen Sie keine zusätzliche Zentrale (oft auch Bridge, Gateway oder Hub genannt).
Zum Teil können Sie jedoch eine Zentrale hinzufügen, die den Fernzugriff mitbringt. Das Problem der geringen Reichweite von Bluetooth umgehen einige Hersteller dadurch, dass Lampen Funksignale weiterreichen (zum Beispiel Eglo, Ledvance).
Auch bei WLAN-Lampen von Anbietern wie LIFX, WiZ, TP-Link oder Pearl können Sie ohne eine Zentrale in die smarte Lichtsteuerung starten. Zwar ist die Ersteinrichtung von WLAN-Lampen etwas komplizierter als bei Bluetooth, dafür brauchen Sie für den Fernzugriff keine extra Bridge.
Bluetooth- und WLAN-Lampen haben den gleichen Nachteil: Normal lassen sich Lampen verschiedener Hersteller nicht miteinander kombinieren. Ein Ausweg kann das Verbinden mit Smart-Home-Plattformen wie Apple HomeKit, Amazon Alexa, Google Assistant oder IFTTT sein. Der Funktionsumfang eines spezialisierten Lichtsystems geht dadurch jedoch verloren. Ebenso ist bei WLAN- und Bluetooth-Systemen die Auswahl an Zubehör (etwa Wandtaster, Bewegungsmelder) oft eingeschränkt.
Verschiedene Hersteller kombinieren
Beim Funkstandard Zigbee gibt es diese Nachteile nicht. Und auch die Reichweite ist kein Problem, da Zigbee-Lampen untereinander ein vermaschtes Netz aufbauen. Besonders diejenigen, die ein umfangreiches Lichtsystem installieren wollen, setzen deshalb auf Zigbee. Und auch wir konzentrieren uns aus diesen Gründen in diesem Test auf Zigbee-Lösungen.
Das sind außer dem beliebten System Philips Hue Lösungen von Ikea und Innr. Die bereits seit einigen Jahren erhältliche Lichtsteuerung Osram Lightify haben wir
dagegen nicht berücksichtigt. Der Grund: Das notwendige Lightify Gateway gibt es kaum bis gar nicht mehr zu kaufen. Und auch die Zukunft des Systems ist ungewiss. Auf Nachfrage bekamen wir von Osram die Antwort, dass man sich Anfang 2020 zur Zukunft von Lightify äußern wolle.
Ikea Home smart (Trådfri)
Sicherer ist die Zukunft bei Ikea. Das schwedische Möbelhaus baut sein System Home smart beständig aus. So lassen sich mittlerweile außer Lampen auch Rollos und WLAN-Lautsprecher integrieren. Auch die Auswahl an vernetzten Leuchten und Lampen wächst und gedeiht. So ndet man beispielsweise Lampen mit verschiedenen Fassungen, Formen und Farbvarianten. Zudem gibt es Leuchten für die eigenen Möbel sowie Lichtpaneele und Spots.
Die Produkte sind günstig, dafür ist die Lichtqualität nicht die beste. Das zeigt sich vor allem an etwas verwaschenen Farben, die wir an der getesteten E27-Farblampe feststellen konnten. Auch ist die Farblampe nicht besonders hell (laut Datenblatt 600 Lumen). Wer jedoch das Licht hauptsächlich im Weißton regeln will, bemerkt nur wenig Unterschied zu teureren Lampen. Besondere Bedeutung besitzen die Fernbedienungen, Funktaster und Bewegungsmelder bei Ikea. Sie alle lassen sich über einen Kopplungsknopf direkt mit Lampen verbinden. Dafür braucht man kein Gateway. Andersherum gilt das nicht: Um Lampen an die Zentrale anzulernen, ist ein Steuergerät nötig. Man koppelt zunächst die Fernbedienung mit dem Gateway und stellt danach über die Fernbedienung die Verbindung zwischen Lampe und Gateway her. Das ist etwas umständlich. Diese direkte Kopplung zwischen Fernbedienung und Lampen hat aber auch einen Vorteil. Die Lampen lassen sich über die Fernbedienung selbst dann noch steuern, wenn das Gateway ausfällt. Durch die Verbindung zum Gateway können Sie per App die Lampen in Farbe und Helligkeit regeln, Sie können Lichtszenen de nieren, Lampen zu Räume zusammenzufassen und Zeitpläne de nieren. Weitreichend sind die Möglichkeiten der App allerdings nicht. Bei den Farben ist man etwa auf vorde nierten Werte festgelegt. Ebenso lässt sich die Helligkeitsschwelle des Bewegungsmelders nur am Gerät selbst einstellen, und nicht über die App. Und auch der Fernzugriff fehlt. Man kann sich jedoch behelfen, indem man Ikea Home smart mit Amazon Alexa, dem Google Assistant oder Apple HomeKit verbindet.
Innr
Mit Alexa, dem Google Assistant und HomeKit lässt sich das Licht-System des niederländischen Herstellers Innr nicht verbinden. Dafür erlaubt die Innr Bridge bereits selbst den Fernzugriff auf das System. Wie Ikea konzentriert sich Innr bei seiner App auf die Basis-Funktionen. Das Hinzufügen von Lampen ist hier allerdings einfacher, da man kein Zubehör braucht.
Aber es dauert anfangs etwas, bis man die gewünschten Funktionen in der App ndet. Danach geht die Bedienung und Kon guration schnell vonstatten.
An Leuchtmitteln bietet Innr eine ähnliche Auswahl wie Ikea und Philips Hue. Und deren Lichtqualität kann auch überzeugen, wie wir an der getesteten E27-Farblampe sehen konnten. Sie produziert satte Farben, egal, ob Rot, Grün oder Blau. Im Vergleich zu Hue-Lampen lässt sie sich nur nicht ganz so weit herunterdimmen.
Zusätzlich zu den Lampen hat Innr eine besonders dezente Schaltsteckdose im Programm sowie einige Spots. An Steuergeräten gibt es nur eine Fernbedienung. Sie lässt sich, wie bei Ikea, direkt mit Lampen verbinden. Lernt man sie an die Bridge an, gibt es in der App kaum Einstellmöglichkeiten. Man kann hauptsächlich nur festlegen, welchen Räumen sie zugeordnet sein soll. Dafür steuert die Fernbedienung auch Lampen, wenn die Bridge ausfällt.
Philips Hue
Das ist bei Philips Hue anders. Sie können zwar, wie bei anderen Systemen auch, Schalter und Lampen direkt miteinander koppeln, ohne dass Sie die Hue Bridge brauchen. Lernen Sie jedoch Fernbedienungen, Taster oder Bewegungsmelder an die Hue Bridge an, können Sie normal nur Lampen steuern, wenn die Bridge läuft.
Der Grund: Die Bridge arbeitet hauptsächlich mit Programmen, die sie zum Beispiel für Taster und Ereignisse (etwa Bewegung) anlegt. Das bringt weitaus mehr Möglichkeiten, macht die Bridge aber unabdingbar. Durch diese Programme ist es beispielsweise möglich, dass die eine Taste des Hue Smart Button mehrere Dinge aulöst. Sie erzeugt zum Beispiel je nach Uhrzeit eine unterschiedliche Lichtstimmung und wechselt über mehrmaliges Drücken durch die einzelnen Lichtszenen.
Dazu kommen Funktionen wie eine Anwesenheitssimulation über die Beleuchtung oder das automatische Ausschalten der Lampen, wenn alle das Haus verlassen haben. Über Hue Entertainment ist es zudem möglich, den Inhalt des TVs oder PCs mit den Lampen zu synchronisieren.
Auch abseits der Funktionen hat Hue die Nase vorn, etwa bei den Integrationsmöglichkeiten in Smart-Home-Systeme und -Plattformen, bei der Lichtqualität und dem Umfang des Produktsortiments. Darüber hinaus haben Hue-Lampen zusätzlich zu Zigbee den Funkstandard Bluetooth an Bord. So können Käufer auch bereits ohne Bridge loslegen.
Nicht gerade Spitze ist Hue dagegen bei der Anzahl der koppelbaren Lampen. Bei der Hue Bridge liegt die Obergrenze bei 50, während es etwa bei Innr 100 Lampen sind. Wem das nicht reicht, muss eine zweite Hue Bridge hinzufügen. Die beiden Bridges lassen sich dann über Drittanbieter-Apps wie Hue Essentials (Android) oder iConnectHue (iOS) zu einem Gesamt-System verbinden. Schade ist auch, dass die Produkte bei Hue relativ teuer sind. Darum lernen viele Nutzer Lampen anderer Hersteller an die Bridge an, auch wenn ihnen dadurch Funktionen wie die Integration in HomeKit und Hue Entertainment entgehen.