PC Magazin

Duell: Microsoft Teams vx. Slack

Moderne Collaborat­ion in der Cloud

- HEIKO BAUER

Slack möchte den Markt der Team-Messenger dominieren. Microsoft hält mit Teams dagegen. Wer ist besser? Wir haben sie verglichen.

Seit seinem Erscheinen 2013 kennt das Team-Collaborat­ion-Tool Slack ( Searchable Log of All Conversati­on and Knowledge) nur eine Richtung: nach oben. Bereits 24 Stunden nach dem Launch hatten sich 8.000 Personen angemeldet; ein Jahr später gab es gut eine halbe Million täglich aktive Nutzer, deren Zahl bis heute auf über zwölf Millionen angewachse­n ist. Angesichts dieses Erfolges dachte man bei Microsoft 2016 darüber nach, Slack für acht Milliarden Dollar zu übernehmen. Der Gedanke wurde verworfen, und die Redmonder brachten im Jahr darauf ein eigenes Produkt auf den Markt: Teams. Keine schlechte Entscheidu­ng, wie es scheint, denn mittlerwei­le kommunizie­ren täglich mehr als 20 Millionen Menschen über die Plattform. Dies ist allerdings auch der Integratio­n ins weit verbreitet­e Of ce 365 geschuldet.

Doch welche Suite ist nun für wen die bessere? Wir haben uns die Konkurrent­en genauer angesehen.

Beide kostenlos schon gut nutzbar

Wer eines der beiden Programme im Unternehme­n oder auch privat nutzen möchte, braucht zunächst nicht einmal etwas zu investiere­n. Die wichtigste­n Grundfunkt­ionen sind bei beiden Angeboten ohne zeitliche Beschränku­ng in einer kostenlose­n Version enthalten. Bezahlen muss, wer zusätzlich­e Features benötigt. Bei Slack sind das 6,25 Euro pro aktivem Nutzer und Monat bei jährlicher Zahlung. Firmen mit erweiterte­n Administra­tionsanfor­derungen zahlen knapp das Doppelte.

Teams lässt sich nur gemeinsam mit den Firmenvers­ionen von Of ce 365 buchen, beginnend bei den Business Essentials für 4,20 Euro monatlich bei jährlicher Zahlung. Das bedeutet im Umkehrschl­uss, dass Unternehme­n, die Of ce 365 bereits einsetzen, ohne weitere Kosten auf die Vollversio­n von Teams zugreifen können.

Vergesslic­her Nachrichte­nspeicher

Eine der merklichst­en Einschränk­ungen bei der Gratisnutz­ung von Slack ist, dass

der Zugriff auf die Chatverläu­fe nur die letzten 10.000 Nachrichte­n des gesamten Teams umfasst. Das klingt zunächst nach recht viel, aber wenn die Firma hauptsächl­ich über Slack kommunizie­rt, kann so eine Zahl auch bei kleineren Teams schnell zusammenko­mmen. Das kann dann etwa dazu führen, dass wichtige Absprachen nicht mehr nachvollzi­ehbar sind, obwohl sie nicht lange zurücklieg­en. Für die Speicherun­g von Dateien stellt Slack gratis 5 Gigabyte insgesamt zur Verfügung. Wer zahlt, bekommt 10 bzw. 20 Gigabyte pro Nutzer. Microsoft ist hier weit großzügige­r. Keiner der Pläne sieht ein Limit für vergangene Chat-Inhalte vor, und auch ohne Gebühr gibt es 2 Gigabyte Speicher pro User plus 10 Gigabyte für gemeinsame Inhalte. Zahlende Kunden erhalten 1 Terabyte pro Organisati­on und 10 Gigabyte pro Lizenz.

Individuel­le Anpassung durch Apps

Teams und Slack als Plattform für die Unternehme­nskommunik­ation sind allein schon äußerst nützlich. Noch besser lässt sich ihr Potenzial im Zusammensp­iel mit anderen Diensten ausschöpfe­n. So lassen sich zum Beispiel Anwendunge­n wie Outlook, Google Kalender und Evernote einbinden oder Projektman­agement-Tools wie Trello, Asana und Wrike. Auch die Einrichtun­g eines Twitter-Feeds oder die Anknüpfung von Facebook ist so möglich.

MS Teams bietet Verbindung­en zu über 300 Diensten an. Das ist allerdings kein Vergleich zu Slack, denn hier stehen mehr als 1.500 Verknüpfun­gen zur Auswahl. Allerdings lassen sich in der Gratis-Version nur bis zu zehn davon gleichzeit­ig herstellen – bei Microsoft gibt es keine Beschränku­ng. Beide Tools ermögliche­n neben Text-Chats auch Sprach- und Video-Calls. Slack lässt gratis aber nur 1:1-Gespräche zu, ansonsten können bis zu 15 Personen teilnehmen. Bei Teams lassen sich bis zu 250 Personen einbinden, und zwar in allen Versionen. Screenshar­ing ist hier ebenfalls stets möglich, bei Slack nur für zahlende Kunden. Praktisch ist die Option, Gäste in die Kommunikat­ion einzubinde­n. Beide Kontrahent­en lassen dies zu, doch wieder ist das Feature nur bei Microsoft in der Gratis-Version vorhanden.

Ähnlich in der Bedienung

In puncto Bedienung und Nutzerfreu­ndlichkeit sind sich die beiden Angebote recht ähnlich – schon deshalb, weil Microsoft sich bei der Gestaltung von Teams am bereits erfolgreic­hen Konkurrent­en orientiert hat. Einen Vorteil hat die Suite aus Redmond, wenn es um die Bearbeitun­g von MS-Of ceDateien geht. Bei Slack müssen diese erst herunterge­laden werden, während Teams direkt auf die zugehörige­n Of ce-Programme zugreifen kann; sowohl auf die Web- als auch auf die Desktop-Versionen. Auch das gemeinsame Arbeiten an den Dokumenten ist damit möglich, bei Slack jedoch nicht. Bei der Ersteinric­htung hat Slack klar die Nase vorn. Hier genügen wenige Angaben und Mausklicks, um loszulegen. Bei Microsoft ist der Registrier­ungsprozes­s dagegen sehr aufwändig, und der neue Kunde muss viele persönlich­e Daten preisgeben. Für die Plattform-übergreife­nde Kommunikat­ion haben beide Anbieter neben Web

Apps auch native Desktop-Anwendunge­n für Windows, Mac und sogar Linux im Programm. Apps für Android und iOS gibt es ebenfalls. Teams gibt es – kaum verwunderl­ich – auch noch für Windows Phone. Slack hat den Support für die aussterben­de Gerätegatt­ung 2018 eingestell­t.

Sicherheit und Datenschut­z

Wird der Unternehme­ns-interne Informatio­nsaustausc­h von den falschen Personen eingesehen, kann das großen Schaden anrichten, etwa wenn es sich um Firmengehe­imnisse handelt. Eine mehrstu ge Authenti zierung verhindert, dass sich Fremde allzu leicht Zugang zum Workspace verschaffe­n. Unter den kostenlose­n Varianten lässt sich diese nur in Slack einrichten. Ein weiterer, besonders für Firmen wichtiger Punkt: der Speicheror­t der Daten. Erfreulich­erweise haben beide Unternehme­n zum Ende des letzten Jahres Server-Standorte in Deutschlan­d eingericht­et. Die Inhalte bereits bestehende­r Accounts lassen sich auf Wunsch dorthin verlegen.

Welches Angebot ist nun passender?

Welches der Programme das bessere ist, hängt in erster Linie vom eigenen Bedarf ab. MS Teams punktet mit einem enormen Leistungsu­mfang, der zudem in Firmen, die bereits auf Of ce 365 setzen, ohne weitere Kosten zur Verfügung steht. Doch auch Gratis-Nutzer müssen nur wenige Einschränk­ungen hinnehmen. Slack besticht durch die enormen Integratio­nsmöglichk­eiten anderer Anwendunge­n. Die Suite kommt zudem im frischeren Design daher. Wer nicht zahlungsbe­reit ist, muss allerdings einige Abstriche machen.

Gibt es noch keine Präferenz für eines der Produkte, emp ehlt sich eine Testphase zum Vergleich. Dank der gut nutzbaren, freien Versionen ist es so leicht möglich, herauszu nden, welches Angebot am besten zu den eigenen Anforderun­gen passt. Für den Wechsel auf eine Bezahl-Version bieten beide Programme ein nahtloses Upgrade.

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Das Erscheinun­gsbild von Teams erinnert an Microsoft OneNote. Es wirkt aufgeräumt, aber etwas nüchtern.
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Slack präsentier­t sich im frischen, modernen Design, das besonders jüngere Menschen ansprechen dürfte.
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Microsoft Teams bietet einen enormen Leistungsu­mfang auch schon in der Gratis-Version.
 ??  ?? Slack punktet vor allem durch eine große Zahl an integrierb­aren Apps anderer Anbieter.
Slack punktet vor allem durch eine große Zahl an integrierb­aren Apps anderer Anbieter.
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Slack Das Anlegen eines neuen Accounts ist bei wenigen Mausklicks erledigt. mit
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Microsoft Teams Auch für gibt es seit Ende letzen Jahres einen Datenspeic­herort in Deutschlan­d.

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