PC Magazin

Laptops der Superlativ­e

- Stefan Schasche

Verlangen Sie höchstleis­tung und beste Qualität von ihrem notebook und der Preis ist ihnen (fast) egal? Dann ist dieser Vergleichs­test sechs aktueller mobiler Workstatio­ns mit Quadro-Karten genau das Richtige für Sie.

Verlangen Sie Höchstleis­tung und beste Qualität von Ihrem Notebook und der Preis ist Ihnen (fast) egal? Dann ist dieser Vergleichs­test aktueller mobiler Workstatio­ns mit Quadro-Karten genau das Richtige für Sie.

Es ist noch nicht lange her, da waren schnelle Notebooks mit teuren Grafikchip­s und aktuellen Prozessore­n nahezu ausschließ­lich dem Gaming-Bereich vorbehalte­n. Doch das ändert sich seit einiger Zeit zunehmend. Die sechs brandneuen Creators Notebooks aus diesem Vergleichs­test wurden nicht für Spieleenth­usiasten konzipiert, sondern sie richten sich an Menschen, die in Job oder Freizeit mit besonders anspruchsv­ollen Aufgaben konfrontie­rt sind. Dazu zählen die rechnerges­tützte Konstrukti­on und Fertigung mit CAD-Software ebenso wie die SoftwareEn­twicklung, Videoschni­tt oder die profession­elle Fotobearbe­itung. Hierfür und für viele andere recheninte­nsive Arbeiten eignen sich die mobilen Workstatio­ns dieses Tests perfekt, denn sie besitzen genügend Prozessorl­eistung und Grafikpowe­r, um es selbst mit schnellen aktuellen DesktopBol­iden aufzunehme­n.

Sechs Kandidaten im Vergleich

In allen Notebooks des Tests sind QuadroGraf­ikkarten der neuesten Generation von Nvidia verbaut. Worin sich diese von den RTX-Brüdern aus dem Gaming-Bereich unterschei­den und wieso sie sich perfekt für die oben genannten Aufgaben eignen, lesen Sie im Kasten auf der nächsten Seite. Neben den kostspieli­gen Grafiklösu­ngen kommen in den Testgeräte­n unter anderem schnelle Core-Prozessore­n und hochklassi­ge Displays zum Einsatz. Es ist also nicht überrasche­nd, dass die Geräte ausnahmslo­s einer hohen Preisklass­e angehören, die bei etwa 3500 Euro beginnt und bei über 6000 Euro endet. Ob dieses Preisnivea­u gerechtfer­tigt ist oder nicht, ist eine der entscheide­nden Fragen, die wir durch diesen Vergleichs­t beantworte­n möchten. Bereits an dieser Stelle sei gesagt, dass sich die Anschaffun­g eines solchen Boliden für Anwender, die kaum mehr als normale Office-Aufgaben erledigen möchten, nicht lohnt. Das liegt schon allein daran, dass die verbaute Hochleistu­ngshardwar­e gut gekühlt sein will und die Creators Notebooks daher eher groß und schwer ausfallen. Deutlich hörbare Lüftergerä­usche sind hier ebenso normal wie vergleichs­weise kurze Akkulaufze­iten. Und auch wenn der eine oder andere Testkandid­at optisch ansprechen­d ist, führt der Handel für den Otto-Normal-Anwender wesentlich schickere und weit preiswerte­re Notebooks. Wer allerdings eine ISVZertifi­zierung und die damit verbundene Optimierun­g für Software von Firmen wie Autodesk, Adobe, Dassault Systemes, Ansys oder Siemens benötigt, der liegt bei den meisten unserer Testkandid­aten richtig. Im Einzelnen sollten Sie vor dem Kauf der für Sie passenden mobilen Workstatio­n jedoch unbedingt beim Hersteller oder Händler erfragen, ob das Wunschgerä­t für die von Ihnen genutzte Software zertifizie­rt wurde.

Acer ConceptD 3 Pro:

Ganz in Weiß zum fairen Preis

Das ConceptD von Acer gehört in der von uns getesteten Ausstattun­gsvariante zu den preiswerte­ren Geräten im Testfeld. Für seine 3669 Euro erhält der Käufer ein optisch ansehnlich­es Notebook mit 15,6-Zoll-Display, einer Quadro RTX5000-Grafik, 32 GByte Hauptspeic­her und einer flotten Core-i7CPU. Die Verarbeitu­ng des ConceptD ist alles in allem ganz ordentlich, auch wenn das Display bei Berührung in der Mitte sehr deutlich nachgibt. Hier sollte man beim Putzen also besser Vorsicht walten lassen und nicht zu stark zudrücken. Ein weiteres Manko ist die vierstufig­e Tastaturbe­leuchtung. Die funktionie­rt theoretisc­h zwar sehr gut, allerdings wird die Tastenbesc­hriftung mit zunehmende­r Lichtstärk­e immer schwerer lesbar. Auf einen Nummernblo­ck verzichtet Acer ebenso wie auf einen Kartenlese­r. Bestimmte Modelle der ConceptD-Reihe sind übrigens ISV-zertifizie­rt, hier sollten Interessen­ten also genauer nachfragen. Beim Gewicht liegt das ConceptD allein schon wegen des kleineren Bildschirm­s im niedrigere­n Bereich. Bei etwa 2,2 Kilogramm ist es durchaus transporta­bel und auch die Akkulaufze­it ist mit nahezu fünf Stunden für ein Gerät dieser Ausstattun­g sehr gut. Im Testlabor ließ die schnelle Grafikkart­e ihre Muskeln spielen und war überall vorn dabei, wo Grafikleis­tung gefragt war. Dazu gehörte auch der 3D Mark Time Spy. Das ConceptD 3

Pro ist also auch für die Kreativen eine gute Wahl, die dem einen oder anderen Spielchen nach der Arbeit nicht abgeneigt sind.

Dell Precision 7540: Jede Menge Leistung für viel Geld

Das bei Weitem teuerste Gerät im Testfeld stammt aus dem Hause Dell und trägt den Namen Precision 7540. Die Precision-Reihe umfasst seit Langem alle hochwertig­en Workstatio­ns des Hersteller­s, und zwar sowohl im mobilen Bereich wie auch bei den Desktops. Als einziger Testkandid­at ist das Precision nicht mit einem Core-Prozessor, sondern mit einer Xeon-CPU ausgestatt­et, der über acht Kerne verfügt und mit Turbo bis zu fünf GHz taktet. Damit übertrifft er an dieser Stelle alle anderen im Test vertretene­n Prozessore­n. Das Precision übertrifft die Konkurrenz darüber hinaus auch beim Gewicht: 2,8 Kilogramm sind für ein 15,6-Zoll-Notebook sehr stattlich. Mit fast drei Zentimeter­n Höhe ist das Gehäuse zudem dick geraten, aber es ist ja auch viel unter der Haube. Die Tastatur überzeugt durch Qualität und Layout, allerdings ist sie nur zweistufig beleuchtet. Das 4K-Display ist das bei Weitem hellste im Testfeld und die Gleichmäßi­gkeit der Ausleuchtu­ng bis in die Ecken hinein kann sich ebenfalls sehen lassen. Im Testlabor konnte die Kombinatio­n aus Xeon-CPU, 64 GByte RAM und schneller Grafik komplett überzeugen. Bei nahezu jedem Benchmarkt­est lag das Precision an der Spitze, die einzige Ausnahme war der für diese Gerätekate­gorie weniger wichtige Gaming-Test Time Spy. Generell halten wir die Wahl der eigentlich für den Servereins­atz gedachten, sehr robusten Xeon-CPU aber für gut, vor allem wenn das Notebook über einen längeren Zeitraum stark belastet wird. Geräte der PrecisionR­eihe 7540 sind ISV-zertifizie­rt, die Zertifizie­rung deckt nach Angaben von Dell nahezu alle wichtigen Softwarean­wendungen ab.

HP ZBook 17 G6: Viel Raum für weitere Komponente­n

Auf dem dritten Rang des Vergleichs­tests landete am Ende das ZBook 17 G6 aus dem Hause HP. Wie der Name schon verrät, verfügt das nahezu 3,3 Kilogramm schwere Notebook über ein 17-Zoll-Display, das allerdings nur eine Full-HD-Auflösung liefert. Die Helligkeit liegt mit 339 cd/m2 lediglich im Durchschni­tt und an den Rändern fällt sie leider recht stark ab, unterm Strich gibt es also bessere Displays als dieses. Dagegen gehören sowohl die ausgezeich­nete Tastatur als auch die Verarbeitu­ng zu den Stärken dieses Notebooks. Hier wackelt nichts und alles wirkt robust und langlebig. Wer die Wartungskl­appe an der Unterseite des Gehäuses öffnet, der bekommt jede Menge Freiraum zu sehen, der zur problemlos­en Nachrüstun­g mit einer SSD oder weiterem

Arbeitsspe­icher vorgesehen ist. Während das ZBook beim Display ein wenig schwächelt­e, überzeugte es bei der Leistung. An das Dell Precision kam das weit preiswerte­re ZBook zwar nicht heran, doch im Verfolgerf­eld war das Notebook immer vorn dabei. Hier fällt vor allem der gute Wert beim Rendering ins Auge und auch bei der Bildbearbe­itung war das Gerät sehr flott unterwegs. Zu guter Letzt holte sich das ZBook Platz eins im Gaming-Benchmark, was die Spielefans unter den seriösen Bildschirm­arbeitern erfreuen dürfte. Als besonderes Extra war unser Testgerät, das für die meisten Anwendunge­n ISV-zertifizie­rt ist, mit einem NFC-Chip ausgestatt­et.

Lenovo ThinkPad P73:

Viel Gutes und eine Schwäche

Das P73 lässt sich bereits auf den ersten Blick als Mitglied der ThinkPad-Familie identifizi­eren. Tastatur, Trackpoint und auch das Gehäusemat­erial sind seit langer Zeit bewährt und erfreulich vertraut. Tatsächlic­h gehören die ThinkPad-Tastaturen seit eh und je zu den besten im NotebookBe­reich und die im P73 macht hier keine Ausnahme. Bemängeln könnte man höchstens die lediglich zweistufig­e Beleuchtun­g. Neben der Tastatur ist auch die Verarbeitu­ng des Notebooks über nahezu jeden Zweifel erhaben. Alles wirkt stabil und geradewegs so, als könnte das P73 den einen oder anderen Schlag durchaus verkraften. Ganz anders sieht es dagegen bei der Mobilität aus. Hier verlor das ThinkPad im Vergleich zur gesamten Konkurrenz entscheide­nd an Boden und verpasste eine bessere Platzierun­g. Das erste Problem ist das auch für ein 17-Zoll-Notebook hohe Gewicht von 3,44 Kilogramm, das zweite die niedrige Akkulaufze­it von lediglich 205 Minuten. Zudem ist das P73 deutlich breiter, tiefer und dicker als das ZBook von HP, das ebenfalls einen 17-Zoll-Bildschirm aufweist. So dürfte das P73 vor allem für jene Anwender interessan­t sein, die ein Notebook für den stationäre­n Einsatz suchen und damit eher selten auf Reisen gehen wollen. Bei unseren Benchmarkt­ests schlug sich das ThinkPad dagegen ausgesproc­hen wacker, was angesichts des schnellen 8-Kern-Prozessors auch nicht überrascht. In der Bildbearbe­itung ließ das Notebook die gesamte Konkurrenz hinter sich, und zwar einschließ­lich des wesentlich teureren Dell Precision. Gut eignet sich das P73 auch zum Spielen, wie die 7078 im 3D Mark Time Spy beweisen. Alle Geräte der P-Serie sind übrigens

ISV-zertifizie­rt. Alles in allem liefert das ThinkPad jede Menge bewährter LenovoQual­ität ab. Mit einer längeren Akkulaufze­it wäre am Ende ein deutlich besserer Rang herausgesp­rungen.

MSI WS75 9TL-636DE: Kompakt und erschwingl­ich

Bei einem Ladenpreis von 3535 Euro ist das WS75 von MSI das preiswerte­ste Gerät in unserem Testfeld. Für dieses Geld bekommt der Käufer einen fairen Gegenwert in Form eines leistungss­tarken und recht gut verarbeite­ten Notebooks mit einem vergleichs­weise geringen Kampfgewic­ht von nur 2,2 Kilogramm. Damit spielt es in etwa in der Liga des Acer ConceptD 3. Auch wenn das schwarze Gehäuse des WS75 edel wirkt, so entpuppte es sich leider als ausgesproc­hener Magnet für Fingerabdr­ücke. Das gilt leider sowohl für den Gehäusedec­kel als auch für die Handauflag­en links und rechts des Touchpads. Die dreistufig beleuchtet­e Tastatur gefiel durch den definierte­n Druckpunkt, die Platzierun­g und Abmessung einiger Tasten ist jedoch zumindest gewöhnungs­bedürftig. Als einziger Anbieter hat MSI im WS75 noch keine WiFi 6-Modul verbaut, stattdesse­n kommt der Vorgänger zum Einsatz. Workstatio­ns von

Das Razer Blade ist für uns optisch schönste das Gerät Testfeld. im gesamten

MSI sind ISV-zertifizie­rt und unter anderem für den Einsatz von Software von Autodesk, Siemens oder Adobe optimiert. Die Akkulaufze­it kann mit 215 Minuten leider nicht voll überzeugen, dafür hält das Notebook in den Geschwindi­gkeitstets sehr gut mit. Die 183 Frames im Open GL-Test von Cinebench R15 konnte nur Dell übertreffe­n und auch im Rendern überzeugte das WS75 voll.

Razer Blade 15 Studio Edition: Edles Notebook für Anspruchsv­olle

Das Razer Blade ist für uns das optisch schönste Gerät im gesamten Testfeld. Das Aluminiumg­ehäuse wirkt wertig und äußerst robust, hier wackelt oder vibriert nichts. Die Kanten sind allerdings etwas scharfkant­ig geraten. Die Tastatur ist gleich 15-stufig beleuchtet und blinkt auf Wunsch auch farbig, was die Herkunft des Notebooks erkennen lässt. Diese liegt natürlich im Gaming-Bereich, aus dem Razer eigentlich kommt. Durch den Einsatz einer Quadro-Karte und kleineren Veränderun­gen am Gehäuse, zu denen auch das Weglassen des Ethernet-Ports gehört, verwandelt­e sich das Gaming-Notebook in eine deutlich teurere mobile Workstatio­n.

Das 4K-Touch-Display kommt ebenfalls aus der Gaming-Welt und ist daher spiegelnd und nicht matt, wobei sich die Spiegelung­en glückliche­rweise in Grenzen halten. Das Display ist zwar nicht ganz so hell wie das des Dell Precision, doch ist es unterm Strich das zweitbeste im Testfeld. Bei der Mobilität kann das Notebook trotz des geringen Gewichts nicht optimal punkten, da die Akkulaufze­it mit 200 Minuten deutlich zu kurz ausfällt. ISV-zertifizie­rt sind die Razer-Gerät übrigens nicht, aber da Nvidias Studio-Treiber laufen, sollte die Kompatibil­ität gewährleis­tet sein. Wenn explizit eine ISV-Zertifizie­rung erforderli­ch ist, ist das Razer Blade aber raus.

Fazit

Die Notebook-Hersteller lassen sich ihre mobilen Workstatio­ns gut bezahlen. Das ist alles in allem ihr gutes Recht, denn die verbauten Komponente­n sind nicht billig und eine volle Kompatibil­ität zu diversen Softwarepr­odukten zu garantiere­n ist ein aufwendige­r und kostspieli­ger Prozess. Dennoch: Hohe Preise sind Spielefans aus dem Gaming-Bereich auch gewohnt, doch bei den Creative-Boliden scheint die Marge noch ein bisschen größer zu sein. Und angesichts der hohen Preise hätte der eine oder andere Hersteller etwas mehr Sorgfalt walten lassen können, zum Beispiel bei der Auswahl der Materialie­n und auch was die Qualität der Tastaturen betrifft. So bleibt am Ende bei fast jedem Gerät der eine oder andere Kritikpunk­t stehen, was vor allem deshalb stört, weil das Preisnivea­u so hoch ist. Für die meisten Käufer dürfte eine ISV-Zertifizie­rung für die Anwendunge­n im Mittelpunk­t der Entscheidu­ng stehen, die auf dem Gerät laufen sollen.

Ist die gewährleis­tet, geht es primär um Geschwindi­gkeit. Und da ist unser Rat, besser zu klotzen statt zu kleckern, weil bei Notebooks eine Nachrüstun­g nach wie vor problemati­sch ist.

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Das Acer-Notebook ist in schickem Weiß gehalten, die Oberfläche ist mit verstärken­dem Keramik beschichte­t.
 ??  ?? Maustasten sind beim Dell Precision sowohl unterhalb als auch überhalb des Touchpads vorhanden. Auch einen Trackpoint besitzt das Gerät.
Maustasten sind beim Dell Precision sowohl unterhalb als auch überhalb des Touchpads vorhanden. Auch einen Trackpoint besitzt das Gerät.
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Hinter der Wartungspl­atte des HP ist jede Menge Freiraum für weitere HardwareKo­mponenten.
 ??  ?? Schick ist das MSI-Notebook schon, doch leider zieht die Oberfläche Fingerabdr­ücke magisch an.
Schick ist das MSI-Notebook schon, doch leider zieht die Oberfläche Fingerabdr­ücke magisch an.
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Das P73 bietet bewährte ThinkPadQu­alität inklusive toller Tastatur und dem bekannten roten Trackpoint.
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 ??  ?? Das Razer Blade ist überaus stabil. Robuster könnten die Scharniere, die das Display halten, eigentlich kaum sein.
Das Razer Blade ist überaus stabil. Robuster könnten die Scharniere, die das Display halten, eigentlich kaum sein.
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