Gut gebauter Abo-Werber
Technik, Bauweise und Konzeption der günstigen IP-Kamera überzeugen. Ohne kostenp ichtiges Premium-Abo bleiben ihre Möglichkeiten aber sehr begrenzt.
er US-Anbieter Canary startete 2013 auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo und hat sich mittlerweile als Hersteller von IP-Kameras etabliert. Das Modell View ist das aktuell günstigste in seinem Sortiment – gegenüber der 70 Euro teureren Canary Pro müssen Käufer dabei auf Anbindung per Ethernet, einen LuftqualitätsSensor und eine eingebaute Sirene verzichten. Keine Abstriche macht Canary bei der Materialqualität. Das in Schwarz oder Weiß erhältliche Gerät ist so robust gebaut, dass bei wettergeschützter Montage sogar ein Outdoor-Einsatz möglich ist.
Problemlose Inbetriebnahme
Mit Strom wird die Kamera über das mitgelieferte Steckernetzteil und ein rund zwei
Meter langes Micro-USB-Kabel versorgt. Die Ersteinrichtung per App (iOS und Android) gelang problemlos, da die Erkennung und Ansprache der Kamera zunächst per Bluetooth LE erfolgt. Danach kommuniziert die Kamera per WLAN – dafür muss jedoch ein Funknetz gewählt werden, das ausschließlich auf 2,4 GHz überträgt. Ein im Boden der Kamera eingelassener LED-Ring informiert mit Farben über den Betriebszustand. Clever ist die Geo-Lokalisierung in der App: Der Überwachungsmodus lässt sich davon abhängig einstellen, ob alle in der App angemeldeten Nutzer zu Hause sind oder einzelne von ihnen unterwegs. Zusätzlich gibt es einen zeitgesteuerten Nacht-Modus. Ohne das Premium-Abo, das pro Jahr nochmal ebenso viel kostet wie die Hardware (99 Euro pro Jahr beziehungsweise 8,25 Euro pro Monat), ist die Funktionalität der Canary View aber sehr eingeschränkt. Dann ist nach Auslösen der Bewegungserkennung nur eine Live-Anzeige des Kamerabilds per App möglich. Zusätzlich steht auch schon in der Free-Version ein Notruf-Button zur Verfügung, über den sich wahlweise Polizei oder Rettungsleitstelle kontaktieren lassen.
Ohne Premium-Abo geht nur wenig
Doch erst das Premium-Abo bringt dann Cloud-Speicherung aufgezeichneter Clips mit 30 Tagen Aufbewahrungsdauer, eine Zwei-Wege-Audio-Verbindung und zusätzlichen Zugriff über eine Desktop-App. Merkwürdigerweise ließ sich das Abo zum Testzeitpunkt nicht in der App, sondern ausschließlich über die Canary-Website abschließen.
Die Canary View kann man auch in Amazon Alexa oder Google Assistant integrieren und dann über diese Sprachassistenten steuern. Apples Siri und IFTTT wurden zum Testzeitpunkt nicht unterstützt. Die Bildqualität ist überdurchschnittlich gut, auch die Tonqualität gab keinen Anlass zu Kritik. Die Meldungen der eingebauten Bewegungserkennung erfolgten zügig – auch wenn der Nutzer nicht zu Hause und somit nicht im heimischen WLAN angemeldet ist. Im Hintergrund führt Canary dabei nach eigener Auskunft komplexe Erkennungsalgorithmen aus, um etwa Personen oder Haustiere von wechselhafter Sonneneinstrahlung oder laufenden TV-Geräten zu unterscheiden. Als etwas hakelig erwies sich aber die angebotene Einschränkung der Bewegungszonen. Hannes Rügheimer