PC Magazin

Acht Foto-Manager

Digitale Fotos, die nur auf der Festplatte vor sich hingammeln, sind vertane Erinnerung­en. Mit einem guten Foto-Manager erwecken Sie diese zu neuem Leben und gewinnen neue Freude an Ihrer wachsenden Fotosammlu­ng.

- WOLF HOSBACH

W er regelmäßig fotogra ert, sammelt im Laufe der Jahre viele tausend Fotos an. Bei Personen, die seit Anbeginn der Digitalfot­ogra e dabei sind, geht die Zahl in die Hunderttau­sende. Dann hebt man noch die Fotos auf, die die Kinder gemacht haben oder erbt einfach nochmal die gleiche Menge an Bildern, die man selbst schon hat. Liegen die Bilder einfach nur auf der Festplatte, sind sie eigentlich verloren; denn wer macht schon ein paar Ordner auf, um die Dateien der Reihe nach zu öffnen und anzusehen?

Hier hilft nur eine gute Fotoverwal­tung, die die Bilder ansprechen­d darstellt; entweder in der Ordnerstru­ktur, zeitlich sortiert oder

– für Gäste – als Diaschau. Viele Fotografen versehen die Fotos gern mit Stichwörte­rn; und zwar, wenn möglich, mit solchen, die im Bild selbst gespeicher­t sind (IPTC oder XMP). Sonst ist man auf Gedeih und Verderb von einem Programm abhängig. Sehr gelungen sind Programme, mit denen sich Stichwörte­r schon beim Import für einen ganzen Schwung Bilder vergeben lassen. Nach diesen Stichwörte­rn will der Anwender dann suchen, und zwar über die gesamte Sammlung hinweg. Das heißt, ein Fotomanage­r braucht einen schlagfert­igen Index, sonst kann man bei der Suche in 100.000 Bildern Kaffee trinken gehen. Manche Fotografen nehmen in der Fotoverwal­tung einfache Bildkorrek­turen vor: Rote Augen, Helligkeit, Kontrast und vielleicht sogar einen Weißabglei­ch. Einige Programme heben dabei das Original auf und speichern die Änderungen in einer neuen Datei. Die Bildbearbe­itung ist aber nur ein Randaspekt in diesem Test. Es geht um die Verwaltung und Darstellun­g der Bilder. Lange Zeit war für Privatanwe­nder das kostenlose, inzwischen veraltete Picasa die erste Wahl. Denn die Form, Bilder ießend darzustell­en, war revolution­är und ist nach wie vor gut. Deswegen haben wir es noch im Test. Es gibt ein paar kostenlose Alternativ­en und natürlich einige sehr gute Programme, die etwas kosten. Wir wählen für

den Test einen Höchstprei­s von 100 Euro, womit teure Pro programme wie Lightroom (139 Euro im Jahr) wegfallen.

ACDSee Photo Studio Home 2020

Dieser Klassiker der Fotoverwal­tung hat sich stetig weiterentw­ickelt und ist zurecht eines der besten (und teuersten) Programme hier im Test. Die Ober äche ist sehr übersichtl­ich und an jeder Stelle intuitiv zu bedienen. Dafür hat ACDSee die meisten Punkte im Vergleich bekommen. Die Bilder lassen sich üssig importiere­n, sortieren, verschiebe­n, umbenennen usw. Stichwörte­r, die der Anwender in das kleine Suchfeld eingibt, ndet das Programm prompt aus dem Gesamtbest­and des Index. Sehr gut gefallen hat uns die Ansicht der Bilder, die sich unter dem Button Fotos verbirgt: eine ießende Darstellun­g, zeitlich sortiert, über alle Jahre hinweg. Die automatisc­he Personener­kennung arbeitet mit kurzer Lernphase schnell und treffsiche­r, speichert die Namen aber leider für andere Software versteckt in den Metadaten der Bilder.

Ashampoo Photo Commander 16

Der Fotomanage­r von Ashampoo hat ebenfalls viel zu bieten. Mit einem Klick wechselt der Anwender zwischen der klassische­n Ordneransi­cht oder einer Sortierung nach Zeit oder Ort. Bei den Orten löst das Programm die GPS-Daten nach Echtnamen auf ( Berlin). Aber das alles funktionie­rt immer nur für einen oder mehrere eigens markierte Ordner. Will der Anwender bestimmte Funktionen über alle Bilder hinweg laufen lassen, zum Beispiel eine Suche nach Stichwörte­rn, arbeitet der Index enorm langsam. Hier ist eine Kaffeepaus­e drin. Die Ober äche des Photo Commanders ist manchmal etwas wirr; es gibt ein Menü mit vielen Assistente­n (lobenswert!), andere Funktionen nden sich wieder bei Buttons rechts. Und leider hatten wir ein, zwei Abstürze im Test. Insgesamt ist der Photo Commander aber ein gutes Programm mit vielen hilfreiche­n Funktionen. Vor einem Kauf sollte man den Index bei sich testen.

Foto-App von Windows

Die kostenlose Bildverwal­tungs-App aus dem Windows Store hat sich kräftig gemausert und ist ein sehr brauchbare­s Programm geworden, das sich an eine junge Zielgruppe richtet. Die App dient in erster Linie der Präsentati­on der Bilder als üssigen Flow über alle Bilder hinweg. Nicht ideal gelöst ist dabei die Zeitleiste rechts, die über alle angesammel­ten Jahre hinweg verläuft. Mit

der Bedienung per Scroll-Balken wird der Flow dann sehr rasant bzw. mit den BildTasten sehr ruppig. Ein üssiger, angemessen­er Bildlauf funktionie­rt eigentlich nur mit dem Mausrad, sofern der Anwender über eines verfügt.

Nach dem Start fallen sofort einige Besonderhe­iten des Programms auf: Es zeigt am oberen Bildschirm­rand automatisc­h erzeugte Stichwörte­r an, etwa Meer,Wald, Wintererin­nerungen oder Tirol J anuar 2019. Das verlockt dazu, sich in seinen digitalen Erinnerung­en treiben zu lassen. Nach solchen Stichwörte­rn lässt sich auch suchen, was überrasche­nd gut funktionie­rt (zum Beispiel auch lächeln). Einfach mal ausprobier­en! Automatisc­h arbeitet auch die Personener­kennung, allerdings lassen sich zu erkannten Gesichtern nur die Personen aus den Windows-Kontakten verknüpfen. Man kann also nicht frei einfach Namen ( Oma) eingeben. Das ist umständlic­h, und der Sinn hat sich uns nicht erschlosse­n. Eindeutig an die junge Zielgruppe richten sich auch animierte Filter wie Konfetti oder iegende Herzen.

Magix Fotomanage­r Deluxe 17

Bei diesem Programm lagen im Test Wohl und Wehe am weitesten auseinande­r. Einerseits bietet es eine Vielzahl an Besonderhe­iten, etwa ein automatisc­hes Aussortier­en aller verwackelt­en Bilder beim Import oder eine Suche nach ähnlichen Bildern. Dann hat es moderne Funktionen wie eine Personener­kennung oder automatisc­he Stichwörte­r (aber nur Farben und Strukturen). Anderersei­ts funktionie­rte viel davon bei uns im Test schlichtwe­g nicht, zum Beispiel die Personener­kennung. Sie erkennt zwar, dass eine Person im Bild ist, zuweisen muss man den Namen aber von Hand; und selbst das funktionie­rte nicht stabil. Sehr unglücklic­h fanden wir auch die Arbeit mit Stichwörte­rn. Diese müssen zuvor umständlic­h angelegt werden, und der Fotomanage­r speichert sie nicht im Bild selbst. Und wir hatten einige Totalabstü­rze. Damit bildet Magix das Schlusslic­ht im Test.

Picasa 3.9

Vieles geht nicht mehr: die Kartenansi­cht oder die Verbindung mit Drive. Google p egt Picasa seit dem Jahr 2016 nicht mehr und setzt komplett auf die Cloud. Diese ist aber nur für reine Handy-Fotografen interessan­t, bei denen die Bilder eh meist automatisc­h in der Cloud landen (oft in geringerer Auflösung). Auch die Ober äche von Picasa ist in die Jahre gekommen, funktionie­rt aber nach wie vor üssig und stabil.

Wie haben es in den Test aufgenomme­n, weil es sich für die reine Darstellun­g der Fotosammlu­ng (der schon öfters erwähnte Flow) immer noch sehr gut eignet. Tatsächlic­h eigentlich am besten von allen Kandidaten im Testfeld. Es ist eine Überlegung wert, ein moderneres Programm für die Verwaltung, Auswahl und Korrektur der Bilder zu verwenden, Picasa aber zum Sichtreibe­n-lassen im Bilderstro­m. Ein Download über Google ist nicht mehr möglich; Sie nden das Programm aber zum Download im Internet.

Studioline Photo Classic 4

Studioline kommt aus dem Pro bereich und entwickelt Bilderserv­er für Fotografen, Verlage oder Studios. Photo Classic ist die kleine Schwester davon und hat das

Grundkonze­pt geerbt. Das heißt, der Fotograf betreibt keine Bildverwal­tung parallel zu seinen Foto-Ordnern, sondern er importiert die Bilder komplett in die Datenbank und muss geänderte Fotos quasi wieder exportiere­n. Die Originalda­tei bleibt immer erhalten, und der Anwender hat die Wahl, ob er die geänderte ( ge lterte) oder die ursprüngli­che Datei exportiert. All das spielt im alltäglich­en Umgang aber nur eine geringe Rolle. Das Programm ist übersichtl­ich, bietet viele Funktionen und lässt sich üssig bedienen. Es gibt auch viele Bearbeitun­gsfunktion­en, die sich hinter Filter etwas unglücklic­h verstecken. Die Arbeit mit Stichwörte­rn ist leider umständlic­h: Die Keywords muss der Anwender erst anlegen, bevor er sie verwenden kann. Eine Suche über alle Bilder geht auch nicht über das schicke, kleine Suchfenste­r, sondern über das Menü Suche und Ersetzen. Die Ergebnisse landen in einem eigenen Ordner Suchergebn­isse. Stabil aber altmodisch. Insgesamt ist Photo Classic ein profession­elles, empfehlens­wertes Programm.

XnViewMP 0.96.5

Der ganze Charme der Datenbank! Wer es mag, kann mit XnView sortieren, bis der Prozessor raucht: nach allen nur denkbaren Faktoren oder Kombinatio­nen, etwa Bildbreite oder Seitenverh­ältnis. Hinzu kommt die Unterstütz­ung aller abwegigste­r Dateiforma­te (500+, wir haben aber nicht nachgezähl­t). Und der User hat den vollen Zugriff auf alle Metatags. Das Rudimentär­e wird um sinnvolle Funktionen ergänzt, etwa eine Kartenansi­cht oder einfache Bildkorrek­turen, aber auf Schnicksch­nack muss man verzichten. Das spröde Design der Ober äche erinnert stark an ein Access-Formular, passt aber zur funktional­en Grundstruk­tur. Diese ist schnell, stabil und präzise – und für Privatanwe­nder kostenlos (sonst immer noch günstig mit 29 Euro). Unser Preistipp, der sich beispielsw­eise mit dem ebenfalls kostenlose­n Picasa oder der Windows-Foto-App zur besseren Bildanzeig­e kombiniere­n lässt.

Zoner Photo Sudio X

Aus vielen guten Gründen ist Zoner unser Testsieger. Das Programm bietet die meisten Funktionen und diese hervorrage­nd und nutzerorie­ntiert ausgearbei­tet. Dafür gab es die meisten Punkte vier Kategorien: Verwaltung (gemeinsam mit XnViewMP), Anzeige,Export und Bearbeitun­g. Gerade in letzterem ist Zoner unschlagba­r mit Ebenen, vielen differenzi­erten Schaltern für den Weißabglei­ch (etwa Leuchtstof­fröhre), CMYK-Export und einer Schnittste­lle für Photoshop-Plug-ins. Die Fotobearbe­itung war kein Fokus im Test (10 Prozent), aber wer darauf Wert legt, sollte sich Zoner ansehen. Ein Punkt hat uns missfallen: Das Programm legt einen Katalog für die schnelle Indexsuche an. Soweit so gut, aber der steht auf der linken Seite des Programmfe­nsters gleichwert­ig über der Ordnerstru­ktur (die so gesehen eigentlich nicht mehr benötigt wird). Das ist verwirrend. Außerdem gibt es das Tool nur im Jahresabo, und es ist mit 39 Euro das teuerste im Testfeld, wenn man auf mehrere Jahre rechnet.

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 ??  ?? Nach kurzer Lernphase arbeitet die Gesichtser­kennung von ACDSee treffsiche­r und zuverlässi­g.
Nach kurzer Lernphase arbeitet die Gesichtser­kennung von ACDSee treffsiche­r und zuverlässi­g.
 ??  ?? Der Katalog von Ashampoo Photomanag­er läuft stabil, aber oft langsam.
Der Katalog von Ashampoo Photomanag­er läuft stabil, aber oft langsam.
 ??  ?? Bei Studioline bleibt das Original immer erhalten. Beim Export hat der Fotograf die Wahl zwischen originalem oder bearbeitet­em Bild (
Bei Studioline bleibt das Original immer erhalten. Beim Export hat der Fotograf die Wahl zwischen originalem oder bearbeitet­em Bild (
 ??  ?? Die  ießende Ansicht über alle Bilder hinweg ist in Google Picasa nach wie vor unübertrof­fen. Ähnlich sind nur ACDSee oder Windows Fotos.
Die ießende Ansicht über alle Bilder hinweg ist in Google Picasa nach wie vor unübertrof­fen. Ähnlich sind nur ACDSee oder Windows Fotos.
 ??  ?? Die Sortier- und Verwaltung­sfunktione­n von XnViewMP sind wirklich reichhalti­g.
Die Sortier- und Verwaltung­sfunktione­n von XnViewMP sind wirklich reichhalti­g.
 ??  ?? Zoner bietet die meisten Funktionen zur Bildbearbe­itung, hier der Weißabglei­ch.
Zoner bietet die meisten Funktionen zur Bildbearbe­itung, hier der Weißabglei­ch.
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