Datenschätze wieder nden
Gelöschte Dateien sind nicht wirklich verloren. Oft nden sich noch lange Zeit brauchbare Reste davon. Ein neues Windows-Tool ndet und rettet diese.
I n den meisten Fällen legt Windows gelöschte Dateien in den Papierkorb, wo man sie leicht wieder herausnehmen kann. Einige Programme verwenden aber eigene Funktionen zum Löschen von Dateien, ohne den Papierkorb zu nutzen. Auch beim Löschen von Daten auf USBSticks und SD-Karten werden diese oft nicht im Papierkorb gesichert.
Schon seit DOS-Zeiten gibt es deshalb externe Tools, um gelöschte Dateien wiederherzustellen. Mit dem neuen, kostenlosen Windows File Recovery liefert Microsoft selbst über den Microsoft Store erstmals ein derartiges Tool, das auf Kommandozeilenbasis in einem EingabeaufforderungsFenster oder im neuen Windows Terminal ohne graphische Benutzerober äche läuft.
1. Warum können gelöschte Dateien gerettet werden?
Eine gelöschte Datei verschwindet beim Löschen nicht komplett von der Festplatte. Die
Daten bleiben gespeichert, der Eintrag der Datei im Inhaltsverzeichnis wird entfernt und der von der Datei belegte Speicherplatz als frei markiert, aber nicht überschrieben. Solange Windows keine anderen Dateien an dieser Stelle auf die Festplatte schreibt, bleiben die Daten der gelöschten Datei gespeichert und können gelesen und wieder als neue Datei gespeichert werden. Deshalb ist es wichtig, zu versuchen, eine gelöschte Datei möglichst schnell zu retten und in der Zwischenzeit keinerlei Programme in Windows zu nutzen. Auch Hintergrundaktivitäten, Cache- und Temporärdateien können den als frei markierten Platz der gelöschten Datei überschreiben.
2. So funktioniert das Tool Windows File Recovery (winfr)
Windows File Recovery muss in einer Eingabeaufforderung mit Administratorrechten gestartet werden, da die Dateien unabhängig von Windows-Benutzerrechten gescannt werden. Diese Rechte sind in den Dateifragmenten nicht mehr vorhanden. Das Tool benötigt die Windows-10-Version 2004, mindestens die Buildnummer 19041. Diese wird in den Einstellungen unter System/Info angezeigt.
Nach dem Start legt winfr im angegebenen Zielverzeichnis einen Ordner für die wiederhergestellten Dateien an. Das Zielverzeichnis muss in jedem Fall auf einem anderen Laufwerk liegen als die gelöschten Dateien, damit die geretteten Dateien keine möglicherweise noch wertvollen Fragmente überschreiben. Das Quelllaufwerk wird komplett durchsucht. Daher hängt die Dauer des Scannens eher von der Gesamtgröße der Festplatte ab als davon, wie viel gerettet werden kann.
Ordner stellen keine physischen Bereiche auf der Festplatte dar, sondern sind im Dateisystem nur Teile des Dateinamens. Da das Laufwerk physisch durchsucht wird, kann winfr auch keine Dateien aus freige
gebenen Netzwerkordnern oder von Cloudspeichern retten. Dort wird nur logisch auf die Dateien zugegriffen. Die physische Zuordnung übernimmt der jeweilige Server. Dateien auf Cloudspeichern wie OneDrive lassen sich indirekt aber retten, wenn die Datei zur Of ine-Nutzung auf dem PC war und dort gelöscht wurde. Kopieren Sie später die gerettete Datei wieder auf den Cloudspeicher.
3. Modi, Parameter und Filter zur gezielten Suche nach Dateien
winfr kennt drei verschiedene Modi, um ein Laufwerk zu durchsuchen. Der Standardmodus eignet sich am besten, wenn man den genauen Dateinamen der gelöschten Datei mit Ordnernamen kennt. Hier können auch *-Zeichen verwendet werden: winfr C: D: /n \Users\
Der Segmentmodus mit dem Parameter /r funktioniert nur auf NTFS-Laufwerken, ndet aber auch Dateien, die schon vor längerer Zeit gelöscht wurden oder nachdem die Festplatte formatiert wurde.
Der Signaturmodus mit dem Parameter /x sucht gelöschte Dateien anhand typischer Signaturen im Dateikopf. Dies funktioniert auch auf FAT- und exFAT-Laufwerken wie USB-Sticks oder Speicherkarten. Dabei muss einer der möglichen Dateitypen angegeben werden. Diese lassen sich mit winfr /# anzeigen. Der Befehl winfr C: D:/x /y:JPEG ndet gelöschte Fotos auf Laufwerk C: und rettet sie auf Laufwerk D:.
Besonders wenn Sie gelöschte Dateien vom Systemlaufwerk C: retten möchten, ist es wichtig, sich auf bestimmte Ordner oder
Dateitypen zu beschränken, da Windows, wie auch viele Programme, im laufenden Betrieb ständig temporäre Dateien anlegt und wieder löscht, es aber keinen Sinn ergibt, diese Dateien zu retten.
Die Datenrettung kann auf großen Festplatten einige Minuten dauern. Dabei legt Windows im Zielordner eine Ordnerstruktur wie auf dem Quelllaufwerk an, in der die geretteten Dateien liegen. Die Protokolldatei RecoveryLog.txt enthält eine Liste geretteter und beschädigter Dateien. Hier lassen sich mit einem Texteditor schnell Dateien nden, auch wenn diese in anderen Ordnern auftauchen als erwartet.
Fazit: Windows File Recovery ist ein mächtiges Werkzeug zur Rettung gelöschter Dateien im Notfall. Die fehlende gra sche Benutzerober äche macht es leider schwer, das Tool zu bedienen.