Finanzen im Griff
Während es nur wenige Gewinner der Corona-Pandemie gibt, müssen viele Beschäftigte und Selbstständige aktuell den Cent zweimal umdrehen. Wer 2021 sparen möchte, muss sich ebenfalls Gedanken ums Geld machen.
Übersicht und Kalkulationen mit Excel
C ovid 19 hat nicht nur Ein uss auf unser Leben, sondern auch auf unsere Finanzen. Wegen reduzierter Freizeitaktivitäten haben Sie unter Umständen am Ende des Monats mehr Geld im Portemonnaie? Dann können Sie sich glücklich schätzen. Viele Menschen müssen mit knappen nanziellen Mitteln haushalten. Reduziertes Einkommen aufgrund von Kurzarbeit, Umsatzeinbrüchen oder fehlenden Einnahmen bei Selbstständigen zwingen uns, den Gürtel enger zu schnallen. Unabhängig davon, ob Sie Einsparpotenziale erkennen wollen, für das Häuschen im Grünen sparen oder einen nanziellen Engpass mithilfe eines Kredits überbrücken müssen: Bei den meisten Problemen und Fragestellungen bieten Tabellenkalkulationsprogramme wie Microsoft Excel, Calc aus dem LibreOf ce oder die Tabellenapplikation von Google Docs Hilfestellung.
TIPP1: Führen Sie ein Haushaltsbuch
Ein Haushaltsbuch legt nicht nur offen, wo Ihr Geld am Monatsende geblieben ist, sondern zeigt auch Einsparpotenziale auf. Statt einer Kladde oder Tabelle mit vielen Einzelspalten können Sie – wie in unserer Excel-Lösung – die Ausgaben mithilfe von Zell-Drop-downs kategorisieren (s. Abb. unten). Auf diese Weise kommen Sie mit den
Spalten Datum,Betrag und Ausgabekategorie aus. Welche und wie viele Ausgabengruppen (etwa Wohnen, Auto, Freizeit) Sie heranziehen wollen, hängt ganz von Ihren persönlichen Verhältnissen ab. Wenn Sie nur zwei bis drei Kategorien bilden, ist die Tabelle nicht aussagekräftig; eine zu tiefe Gliederung hingegen geht zu Lasten der Übersicht. Faustregel: Ausgaben, die am Monatsende 2 % unter dem Gesamtwert liegen, fassen Sie unter Sonstiges zusammen. Bei Bedarf machen Sie zusätzliche Angaben zur Zahlungsart (etwa bar oder Überweisung). Das Haushaltsbuch bleibt dennoch übersichtlich, und Sie können zusätzlich heraus nden, bei welcher Zahlungsart Ihr Geld besonders locker sitzt. Die Gesamtausgaben erhalten Sie mithilfe einer einfachen Addition bzw. der Funktion SUMME.
Ausgaben zusammenfassen
Den einzelnen Beträgen weisen Sie die zugehörigen Ausgabenkategorien über ZellDrop-downs zu (siehe Kasten auf der letzten Seite). Die Einzelwerte lassen sich mit
hilfe der Funktion SUMMEWENN verdichten. Kopieren Sie am besten die Ausgabenkategorien, die Sie für das Zell-Drop-down angelegt haben, und positionieren Sie diese unterhalb des Haushaltsbuchs. Setzen Sie die Eingabemarkierung neben den ersten Eintrag (etwa Wohnung), um die Summe aller Ausgaben zur Wohnung zu bilden. SUMMEWENN arbeitet mit den Argumenten Bereich, Suchkriterien und Summe_ Bereich. Unter Bereich geben Sie die zu untersuchenden Zellen der Spalte Ausgabekategorie (Musterlösung: $C$6:$C$30) an. Suchkriterium entspricht der jeweiligen Kategorie, hier dem Eintrag in der nebenstehenden Zelle (etwa A34: Wohnung). Summe_Bereich holt die zu addierenden Beträge aus der Spalte B. Die Formel lautet in B34: =SUMMEWENN($C$6:$C$30;A34;$B$6:$B$ 30) und kann in die nachfolgenden Zellen kopiert werden.
Wer mag, kann die prozentualen Anteile der einzelnen Ausgabengruppen an den Gesamtausgaben ermitteln (Formel in C34: =B34/$B$31). Tipp: Weisen Sie C34 vorher das Prozentformat aus dem Start- Menü zu. Mithilfe des fertigen Haushaltsbuchs haben Sie diverse Möglichkeiten, Zahlen zu analysieren, zu vergleichen und zu kontrollieren. Das Tabellengrundgerüst können Sie jederzeit um Einnahmepositionen erweitern.
TIPP2: Liquiditätsplanung
Während das Haushaltsbuch in erster Linie vergangenheitsorientiert arbeitet und bereits geleistete Geldströme verwaltet, wirft ein Liquiditätsplan einen Blick in die Zukunft. Liquiditätspläne werden überwiegend in Unternehmen eingesetzt, machen aber auch im privaten Bereich Sinn. Sie zeigen, im Idealfall im Monats- oder Wochenrhythmus, ob und wie lange man voraussichtlich üssig ist bzw. wann das Geld knapp wird. Auf Basis dieser Informationen können Sie rechtzeitig überlegen, ob Sie beispielsweise geplante Anschaffungen zurückstellen, einen Kredit aufnehmen oder Sparkonten au ösen wollen. Im günstigsten Fall sehen Sie, dass sich voraussichtlich ein sattes Guthaben auf dem Konto ansammeln wird. Im Liquiditätsplan werden vorhandene Geldbestände (Bargeld, Bankguthaben) sowie die zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben saldiert (Saldo Januar in B26: =B4+B15-B24). Der Anfangsbestand des Februars entspricht dem Monatssaldo des Januars (Musterlösung: =B26), der Anfangsbestand des März dem Februarsaldo usw. Komplizierte Formeln benötigen Sie im Tabellenmodell nicht. Aber Achtung: Eine Liquiditätsplanung macht nur Sinn, wenn Sie lückenlos und realistisch planen. Sie möchten die Aussagekraft des Liquiditätsplans erhöhen? Stellen Sie Ein- und Auszahlungsverläufe in einem Liniendiagramm dar. Das erledigen Sie über das Menü Einfügen, Gruppe Diagramme und die Schalt ächen Linie/Linie. Wichtig ist,
dass Sie die Zeilen Summe Einzahlungen und Summe Ausgaben markieren.
TIPP3: Tilgungspläne
Wer einen Kredit aufgenommen hat, den interessieren Antworten auf folgende Fragen: Wie hoch ist meine monatliche Belastung? Wieviel Zinsen muss ich zahlen? Wann ist welcher Betrag getilgt? Habe ich am Ende der Laufzeit noch Restschulden, und wenn ja, in welcher Höhe?
Regelmäßige Zahlungen
Beispiel: Sie haben einen Kredit i. H. v. 25.000 Euro aufgenommen. Das Kreditinstitut berechnet 2,5 % Zinsen. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre, die monatlich Belastung ist während dieser Zeit gleich hoch. Danach ist der Kredit getilgt. Frage: Wie hoch sind die monatlichen Belastungen? Die Antwort liefert die nanzmathematische Funktion RMZ(Zins;Zzr;Bw;[Zw];[F]), die gleich hohe Zahlungen voraussetzt.
Achtung: Zins steht für den Zinssatz der Periode. Da es sich um eine monatliche Betrachtungsweise handelt, muss Zins durch 12 dividiert werden (2,5%/12). Die Laufzeit ZZr beträgt 60 Monate. Wenn die Zinsen für einen Monat berechnet werden, müssen Sie die Anzahl der Jahre mit 12 multiplizieren. Nur so sind die Zeiträume für Zins und Zzr kompatibel. Sonst erhalten Sie falsche Ergebnisse oder eine Fehlermeldung. BW entspricht der Höhe des Kredits, hier 25.000. Zw steht für Endwert. Das ist der Betrag, der am Ende der Laufzeit angestrebt wird, hier 0 (Kredit ist getilgt). Bei einem Wert von 0 kann die Angabe entfallen. Das gilt auch für F (Fälligkeit). F kann den Wert 0 (Zahlung am Ende der Periode fällig) oder 1 (Zahlung am Anfang der Periode fällig) annehmen. Die Formel =RMZ(2,5%/12;60;25000) liefert ein Ergebnis von -443,68 Euro. Der Wert ist negativ, da es sich im Zusammenhang mit einem Kredit um eine Auszahlung handelt.
Zinsen und Tilgung
Die Höhe der Zinsen können Sie für das aktuelle Beispiel mithilfe von ZINSZ(Zins; Zr;Zzr;Bw;[Zw];[F]) ermitteln.
Achtung: Diese Funktion berechnet die Zinsen immer nur für eine bestimmte Periode, also ein Jahr, Quartal, einen Monat oder Tag. Diese Information wird über das Argument Zr erfasst, das von RMZ nicht gefordert wird. Alle weiteren Argumente sind analog anzuwenden.
Bezogen auf das vorangegangene Beispiel beantwortet ZINSZ etwa die Frage: Wie hoch sind die Zinsen für den ersten und den letzten Monat? Für den ersten Monat wird Zr auf 1 gesetzt. =ZINSZ(2,5%/12;1;60;25000;0) liefert ein Ergebnis von -52,08 Euro. Für den letzten Monat der Laufzeit weist =ZINSZ(2,5%/12;60;60;25000;0) -0,92 Euro aus. Die Zinsen sinken im Zeitverlauf. Das liegt daran, dass durch die Tilgung der Kredit Schritt für Schritt zurückgezahlt wird. Die zu verzinsende Restschuld wird niedriger, was sich positiv auf die Zinszahlungen auswirkt.
Im Umkehrschluss steigt bei gleichbleibender monatlicher Belastung der Tilgungsanteil mit fortschreitender Kreditdauer. Zur Berechnung der Tilgung gibt es die Funktion KAPZ, die dieselben Argumente wie ZINSZ verwendet. =KAPZ(2,5%/12;1;60;25000;0) ermittelt eine Tilgung i. H. v. -391,60 Euro für den ersten, =KAPZ(2,5%/12;60;60;25000;0) -442,06 Euro für den letzten Monat.
ZINSZ und KAPZ im Team
In einem Tilgungsplan wird die Entwicklung von Zins- und Tilgungszahlungen detailliert aufgezeigt. Für eine übersichtliche Darstellung benötigt man je eine Spalte für die Periode, Zinsen,Tilgung und Restschuld (vergleichen Sie das mit der Abbildung unten links). Berechnungsgrundlage bilden die Höhe des Kredits (Zelle B5), der Zinssatz (B7) und die Laufzeit (B6). Damit der Tilgungsplan exibel für unterschiedliche Laufzeiten ( Musterlösung ein Jahr bis 20 Jahre) eingesetzt werden kann, verknüpft man ZINSZ und KAPZ mit einer WENN-Funktion, die prüft, ob die zu berechnende Periode in die Laufzeit fällt oder nicht. Wenn die Prüfung WAHR ergibt, werden innerhalb der Laufzeit die Zinsen bzw. Tilgung berechnet, beim Überschreiten der Laufzeit (Wahrheitswert FALSCH) müssen beide Werte auf 0 gesetzt werden, da keine Zahlungen mehr erfolgen.
In der Tabelle Tilgungsplan ist die Formel zur Berechnung der Zinsen in E4 =WENN (D4>$B$6;0;ZINSZ($B$7/12;D4;$B$6;$B$5)). Die Tilgung ergibt sich in F4: =WENN(D4>$B $6;0;KAPZ($B$7/12;D4;$B$6;$B$5)). Die Restschuld ist die Differenz aus Kredithöhe und Tilgungsleistungen (G4: =G3+F4).
Da die Tilgung als negativer Wert ausgegeben wird, muss mit einem Additionszeichen gearbeitet werden (vgl. 1. Monat: 25.000 + (-391,60) = 24.608,40). E4:G4 können Sie in die nachfolgenden Zeilen kopieren. Die monatliche fällige Rate erhalten Sie,
wenn Sie Zinsen und Tilgung zusammenrechnen (=E4+F4). Ein identisches Ergebnis liefert RMZ.
TIPP4: Sparen und investieren
Excel beantwortet nicht nur Fragen im Zusammenhang mit Krediten, sondern auch zu Geldanlagen. Hierbei helfen weitere Funktionen aus der Rubrik Finanzmathematik, die weitestgehend die gleichen Angaben verlangen wie ZINSZ & Co.
Sparrate für Wunschkapital
RMZ(Zins;Zzr;Bw;[Zw];[F]) können Sie nicht nur für Kredite, sondern auch im Zusammenhang mit dem Sparen einsetzen. Beispiel: Welchen Betrag muss ich monatlich bei einem Zinssatz von 1,5 % zur Seite legen, um nach 20 Jahren ein Wunschkapital von 100.000 Euro zu erhalten? Die Formel =RMZ(1,5%/12;240;0;100000) weist -357,55 Euro aus. Beachten Sie, dass BW hier 0 und Zw (zukünftiger Wert) 100.000 entsprechen.
Endbeträge für Spareinlagen
Für die Ermittlung von Endbeträgen regelmäßiger Geldanlagen stellt Excel ebenfalls
Funktionen zur Verfügung. Dabei ist unter anderem darauf zu achten, ob konstante oder variable Zinsen ausgezahlt werden. Für gleichbleibende Zinsen hilft Ihnen ZW (Zins;Zzr;Rmz;[BW;][F]). Beispiel: Sie sparen zehn Jahre jährlich jeweils 3.000 Euro in einem Betrag, die zu 0,5 % im Jahr verzinst werden. =ZW(0,5%;10;-3000) weist 30.604,08 Euro aus. Da es sich um eine jährliche Betrachtungsweise handelt, ist keine Division bzw. Multiplikation mit 12 notwendig.
Wichtig: Erfassen Sie BW als negativen Wert (-3000), da es sich um eine Auszahlung handelt. Bieten Geldanlagen unterschiedliche Zinsen, verwenden Sie zur Ermittlung des Endkapitals ZW2(Kapital;Zinsen). Kapital entspricht dem Anfangskapital. Zinsen sind die jeweiligen Zinssätze, die in einem zusammenhängenden Bereich (Matrix) einer Tabelle eingetragen werden. Die Jahre werden nicht angegeben; Sie ergeben sich aus der Anzahl der erfassten Zinssätze (vgl. Abbildung oben rechts).
TIPP5: Manuelle Formel für Zinsen
Einfache Monatszinsen ergeben sich durch die Formel Z = Kapital x Zinssatz x Monate / 100 * 12. Sie müssen also lediglich Zahlen multiplizieren und dividieren, um ein Ergebnis zu erhalten. Wenn Sie den Zinssatz im Prozentformat eingeben, können Sie sich die Division durch 100 sparen. Die Formel =10000*1,2%*1/12) weist Monatszinsen i. H. v. 10 Euro aus. Möchten Sie Tageszinsen ermitteln, teilen Sie statt durch 12 durch 360: =10000*1,2%*1/360 ergibt 0,33 Euro.
Bei der Zinseszinsrechnung werden die Zinsen am Ende einer Periode dem Kapital hinzugefügt und in den folgenden Perioden mitverzinst. Dadurch wächst das Kapital im Zeitablauf überproportional (Formel siehe Abbildung oben rechts). Beispiel: Für ein Startkapital von 10.000 Euro soll das Endkapital einschließlich Zinseszinsen bei einem Zinssatz von 1,2 % und einer Laufzeit von 5 Jahren berechnet werden. Bei der Lösung hilft POTENZ(Zahl;Potenz). Zahl ist die Zahl, die potenziert werden soll, für das Beispiel (1+1,2%). Potenz entspricht dem Exponenten, hier der Anzahl der Jahre. Um das Endkapital zu erhalten, muss das Ergebnis mit dem Startkapital multipliziert werden. Die Formel lautet: =POTENZ(1+1,2%;5)*10000, das Ergebnis 10.614,57 Euro. Ein identisches Resultat erhalten Sie mit ZW.