PC Magazin

Was uns 2021 bringt

Es kommt neuer Schwung in die Entwicklun­g von Prozessore­n und Gra kkarten, Funktechni­k und angewandte künstliche Intelligen­z. Sogar Fahrräder sind zum begehrten Technik-Trend-Objekt geworden. Das Jahr 2021 beschert uns vieles, was uns begeistern wird.

- DAVID GÖHLER

Auch wenn man in Corona-Zeiten das Gefühl hat, alles bleibt langsam stehen, geht die technische Entwicklun­g ungebremst weiter. Gerade in einige Bereiche, in denen die Entwicklun­gen in den letzten Jahren nur schrittwei­se vorankamen, kommen jetzt Bewegung. Und topmoderne Technik hat nicht nur aktuelle Elektroaut­os erobert, sondern revolution­iert auch den Fahrrad-Markt mit neuen Konzepten.

Mehr Wi-Fi-Speed mit Wi-Fi 6E

Mit Wi-Fi 6E werden im Jahr 2021 neue Frequenzen für die Frequenzbe­reiche zwischen 5,925 MHz und 7,125 MHz freigegebe­n. In dem neuen Bereich lassen sich zwanzig 60-MHz-Bereiche oder alternativ 29 x 40 MHz, 14 x 80 MHz oder 7 x 160 MHz breite Kanäle nutzen (statt fünf 80-MHz-Kanäle bei 5 GHz). Der neue Frequenzbe­reich ermöglicht also eine massive Steigerung der Übertragun­gskapazitä­ten zusätzlich zu 5 und 2,4 GHz. Durch die gleichzeit­ige Nutzung mehrerer Kanäle sind damit echte GBit-Übertragun­gsraten per WLAN möglich. Für Dörfer und ländliche Gebiete, die bisher Internet-technisch unterverso­rgt waren, wird sich in 2021 mit Starlink außerdem erstmals ein Satelliten-Internet mit relativ hohen Übertragun­gsraten auftun. Aktuell hat Starlink 900 Satelliten im Einsatz, im Endausbau sollen es 12.000 sein. Derzeit können die bereits aktiven, künstliche­n Himmelskör­per den Bereich zwischen dem 45. und 55. Breitengra­d (etwa Turin bis Sylt) sehr gut abdecken.

Der Beta-Test in den USA läuft seit Ende Oktober 2020. Teilnehmer berichten von Übertragun­gsraten von 50 bis 150 MBit/s. Starlink will die Übertragun­gsraten bis zum Sommer auf bis zu einem GBit/s ausbauen. Die monatliche­n Tarife für Deutschlan­d stehen noch nicht fest, sollen sich aber „daran orientiere­n, was der lokale Markt zulässt.“

Innovation­en bei Smartphone­s

Bei Smartphone­s wird das Thema Machine Learning und KI immer wichtiger und

kommt bei der automatisc­hen Verbesseru­ng von Fotos, aber insbesonde­re auch bei Videos, zum Einsatz. Eventuell greifen Hersteller das Thema LiDAR zur Analyse der Bildtiefe von Apple auf, um beim Thema Tiefenschä­rfe und Augmented Reality (AR) zu punkten. Neben deutlich besseren Bildern in dunklen Umgebungen wird auch die Aufnahme von 8K-Videos bei Mittelklas­se-Handys zu nden sein. Das gleiche gilt für eine 5G-Anbindung für alle neuen Handys. Die neueren Smartphone-Modelle werden dabei den höheren Stromverbr­auch von 5G gegenüber LTE durch schnelles Zurückscha­lten auf LTE kompensier­en, wenn keine hohen Datenraten gefordert sind. Und der Trend zu „mehr Zoom, mehr Linsen“wird wohl auch im Jahr 2021 weitergehe­n. Dank ausgefeilt­er „Entwackelu­ngstechnik­en“dürften auch noch höhere Zoom-Stufen als bisher möglich werden.

Aufruhr im CPU-Markt

AMD hat in 2020 den CPU-Markt weiter durcheinan­dergewirbe­lt und mit neuen mobilen CPUs auch in den letzten IntelDomän­en den Platzhirsc­h auf die hinteren Ränge verwiesen. Die Zen-3-Generation ist in nahezu allen Diszipline­n besser als ihre Intel-Pendants. Sie wird zwar noch im 7-nm-Prozess gefertigt (Intel schafft bisher nur 10 nm), doch schon die nächste Generation Zen 4 soll 2021 im 5-nm-Prozess gefertigt auf den Markt kommen.

Ein sehr interessan­tes Projekt hat Apple angestoßen: Mit seinem M1 getauften, eigenen Apple-Silicon, das auf ARM-Designs basiert, wechselt der Computer-Hersteller von Intel zu eigenen CPUs. Die neue DesktopCPU hat erstaunlic­h große Level-1-Caches (128 KByte) und integriert den Hauptspeic­her in den Chip, sodass er von allen Komponente­n des Prozessors über eine Fabric

Brücke direkt angesproch­en werden kann, ohne hin- und herkopiert zu werden. Neben der 8-Core-CPU und der 8-Core-GPU gibt es noch 16 Kerne nur für künstliche Intelligen­z. Vier Cores sind dabei auf Leistung getrimmt, die anderen vier arbeiten sehr stromspare­nd. Da der M1 ein Abkömmling des iPhone-Prozessor A14 ist, braucht er insgesamt wenig Strom und verdoppelt fast die Laufzeit der MacBook-Modelle, die die neue CPU erhalten haben, auf bis zu 20 Stunden. Erste Benchmarks zeigen, dass diese Einstiegs-CPU mit 3,2 GHz bereits schneller ist als alle Intel-basierten Notebook-Modelle des Hersteller­s.

Zu erwarten ist, dass Apple in 2021 für die teureren Maschinen hier noch weitere Prozessore­n mit mehr Kernen und damit mehr Leistung auf den Markt bringen wird. Eventuell wird dies auch zu einem Umdenken bei der Windows-on-ARM-Plattform führen: Denn mehr Performanc­e bei deutlich geringerem Stromverbr­auch könnte auch

Windows-Notebooks attraktive­r und günstiger machen.

Intel hat sich bereits mit einer of ziellen Ankündigun­g zur neuen CPU-Generation Rocket Lake zurückgeme­ldet, die die Leistung zweistelli­g steigern soll. Aus den Xeon-Prozessore­n sollen die neuen Desktop-CPUs die KI-Befehlserw­eiterung Deep Learning Boost übernehmen. Mit der neuen Architektu­r soll endlich auch PCIe-Gen4 mit 20 Lanes Einzug halten. Gefertigt werden sie aber wohl in 10 oder 14 nm. Laut Intel werden die neuen CPUs im ersten Quartal 2021 erscheinen.

Hardware-Raytracing auf allen Gra kkarten

Nvidia war beim Thema Echtzeit-Raytracing bisher allein auf weiter Flur. AMD hat mit den neuen Gra kkarten mit RDNA-2 im November nachgezoge­n und will auch leistungst­echnisch mit Nvidia auf gleichem Niveau sein. Die Videospeic­her der für 2021 zu erwartende­n Gra kkarten werden so groß sein, dass damit theoretisc­h auch 8KAu ösungen spielbar wären. Bisher gibt es dafür aber kaum Monitore (nur den Dell UP 3218K); dafür wird es vermehrt große Fernseher mit 8K zu kaufen geben.

Zu hoffen bleibt für 2021, dass Nvidia dem Käuferanst­urm endlich auch entspreche­nde Mengen an Karten entgegense­tzen kann. Bisher gab es viel zu wenig Chips, sodass viele Anwender keine Karten kaufen konnten.

Neues Trend-Objekt: Elektrofah­rrad

Corona hat auch gute Seiten: Das Fahrradfah­ren hat durch die Pandemie nochmals einen gehörigen Schub erhalten.

Spannend ist ein Vehikel wie der Biohybrid: Ein vierrädrig­es Elektrofah­rrad, das mit Wetterschu­tz und zweitem Sitz (oder großer Lade äche) daherkommt. Der Fahrer muss selbst strampeln, wird aber elektrisch unterstütz­t. Das Fahrzeug gilt als Fahrrad,

kann also Radwege nutzen und darf in der Stadt auf Fußwegen parken. Es hat genug Lade äche, um ein Auto zu ersetzen, soll aber nur 6000 Euro kosten.

Auch sonst sind Fahrradanb­ieter im Trend, die Fahrräder komplett neu konstruier­en und mit viel Elektronik ausstatten. Die Motoren werden nahezu unsichtbar in die Gesamtkons­truktion integriert. Besonders weit getrieben hat es Reevo (aktuell auf Indiegogo), dessen Räder keine Speichen mehr haben. Der Motor sitzt direkt an der Felge, das Vorderrad hängt scheinbar in der Luft. Entsperrt wird das Fahrrad per Fingerabdr­uck.

Auch bei anderen Fahrrädern wird das Sattelrohr mit LEDs ausgestatt­et, die ein Display ersetzen. Der elektrisch­e Antrieb lernt, wie der Fahrer fährt und unterstütz­t ihn passend. Eine Mobilfunk- und GPS-Anbindung sorgen für Diebstahls­chutz und Nachverfol­gung, falls das Fahrrad entwendet wurde. Auch Fahrräder erhalten eine App, um alle wichtigen Daten auszulesen und den Trainingss­tatus festzuhalt­en und später zu analysiere­n. Ebenso wird Keyless-Go Einzug halten.

Autos als Computer auf Rädern

Die größten Innovation­en werden wir 2021 im Auto erleben – nicht nur beim Antrieb, der in Zukunft rein elektrisch sein wird. In Autos ist zukünftig mehr Computing-Power vorhanden als in aktuellen Spielemasc­hinen. Dabei geht es nicht nur um vollständi­ges autonomes Fahren, sondern um eine vollständi­ge Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Internet und seiner Umwelt sowie reichlich künstliche­r Intelligen­z, die vor allem zu mehr Sicherheit im Verkehr führt. In 2021 wird Active Noise Canceling (ANC) in deutlich mehr Autos zu nden sein – was auch der Bedienung der Fahrzeuge über Sprachkomm­andos zugutekomm­t. Das Handy wird den Fahrzeugsc­hlüssel ersetzen und sich kabellos mit dem Fahrzeug (auch für Carplay und Android Auto) verbinden. Digitale Assistente­n suchen am Zielort nach Parkplätze­n und E-Ladestatio­nen, erlauben die komplette Steuerung des Autos per Sprache und schalten bei HybridFahr­zeugen auf Elektrobet­rieb in Umweltzone­n.

Videokonfe­renz-Innovation­en

Die Pandemie hat die ganze Bevölkerun­g mit Video-Online-Meetings beglückt. Zoom, Skype und Webex gehören jetzt zum Allgemeinw­issen. Die Videokonfe­renz-Plattforme­n werden ihre Funktionen noch weiter ausbauen. Besonders sinnvoll sind Break-Out-Rooms (Zoom hat sie bereits), in die sich kleinere Gruppen zurückzieh­en können, um sich separat zu unterhalte­n. Außerdem arbeiten viele Anbieter gerade an Verbesseru­ngen der Ton-Qualität und

Reduzierun­g von Hintergrun­dgeräusche­n. Auch wird sich das Ausblenden des Raumhinter­grunds und Ersetzen durch eigene Motive noch deutlich verbessern. Das Entfernen des Hintergrun­ds eröffnet auch neue Möglichkei­ten: Es gibt schon experiment­elle Funktionen, um mehrere Personen in einem virtuellen Raum „zusammenzu­setzen“, etwa in Microsoft Teams.

Inhouse-Überwachun­g per Drohne

A propos physische Präsenz: Amazon wird 2021 seine neue Always Home Cam- Drohne anbieten, die nach einem Training mit dem Besitzer anschließe­nd völlig autonom die komplette Wohnung ab iegt und per Kamera aufzeichne­t. Damit können Eigentümer ihr Haus bis in den letzten Winkel überwachen, ohne eine Vielzahl an Kameras aufstellen zu müssen. Die maximale Flugzeit wird fünf Minuten betragen. Die Drohne landet nach dem Flug automatisc­h in ihrer Ladestatio­n, um die Akkus wieder aufzuladen.

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 ??  ?? Wi  6E (E für Extended) nutzt neue Frequenzen ab 6 GHz und kann daher höhere Bandbreite­n erzielen. Erste Router damit kommen in 2021.
Wi 6E (E für Extended) nutzt neue Frequenzen ab 6 GHz und kann daher höhere Bandbreite­n erzielen. Erste Router damit kommen in 2021.
 ??  ?? Mit Starlink geht 2021 ein Satelliten­Internet an den Start, das Übertragun­gsraten von 150 bis 1000 MBit/s an jeden Ort in Deutschlan­d bringen soll.
Fotos von Smartphone­s werden immer besser. Möglich macht das in Zukunft nicht nur eine Vielzahl an Linsen, sondern auch der Einsatz von KI, der sogar in laufenden Videos „Gesichter verschöner­t“.
Mit Starlink geht 2021 ein Satelliten­Internet an den Start, das Übertragun­gsraten von 150 bis 1000 MBit/s an jeden Ort in Deutschlan­d bringen soll. Fotos von Smartphone­s werden immer besser. Möglich macht das in Zukunft nicht nur eine Vielzahl an Linsen, sondern auch der Einsatz von KI, der sogar in laufenden Videos „Gesichter verschöner­t“.
 ??  ?? Die neue ARM-basierte CPU von Apple, der M1, hat den Hauptspeic­her auf dem Chip, besitzt 8 CPU-, 8 GPUund 16 KI-Cores und läuft äußerst stromspare­nd.
Mit der neuen Big-NaviArchit­ektur wird AMD jetzt auch Raytracing in Hardware anbieten. Dank großer Speicher sind Karten mit 8K-Ausgabe durchaus zu erwarten.
Die neue ARM-basierte CPU von Apple, der M1, hat den Hauptspeic­her auf dem Chip, besitzt 8 CPU-, 8 GPUund 16 KI-Cores und läuft äußerst stromspare­nd. Mit der neuen Big-NaviArchit­ektur wird AMD jetzt auch Raytracing in Hardware anbieten. Dank großer Speicher sind Karten mit 8K-Ausgabe durchaus zu erwarten.
 ??  ?? Bio-Hybrid: Kein Go-Kart, sondern ein Elektrofah­rrad auf vier Rädern, das in der Stadt als Autoersatz dient. Es kommt 2021 auf den Markt.
Reifen ohne Nabe: Mit dem Reevo setzt ein eBikeHerst­eller auf ein völlig neues Antriebsko­nzept. Es wird ab März 2021 zu haben sein.
Bio-Hybrid: Kein Go-Kart, sondern ein Elektrofah­rrad auf vier Rädern, das in der Stadt als Autoersatz dient. Es kommt 2021 auf den Markt. Reifen ohne Nabe: Mit dem Reevo setzt ein eBikeHerst­eller auf ein völlig neues Antriebsko­nzept. Es wird ab März 2021 zu haben sein.
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 ??  ?? Apps und neue Displays auf dem Sattelrohr bringen modernste Elektronik in Fahrrädern unter. Die Räder selbst werden dafür komplett neu designed.
Apps und neue Displays auf dem Sattelrohr bringen modernste Elektronik in Fahrrädern unter. Die Räder selbst werden dafür komplett neu designed.
 ??  ?? Virtuelle Meetings werden uns dauerhaft begleiten. Mit dem Entfernen des Hintergrun­des lassen sich Personen an einen virtuellen Tisch setzen. Auch Break-Out-Rooms für Nebengespr­äche und Workshops werden Standard sein.
Die  iegende Überwachun­gsdrohne für zu Hause wird Amazon in 2021 für zirka 250 Euro auf den Markt bringen. Sie  iegt eine vorher trainierte Strecke autonom ab und zeichnet per Kamera alles auf.
Virtuelle Meetings werden uns dauerhaft begleiten. Mit dem Entfernen des Hintergrun­des lassen sich Personen an einen virtuellen Tisch setzen. Auch Break-Out-Rooms für Nebengespr­äche und Workshops werden Standard sein. Die iegende Überwachun­gsdrohne für zu Hause wird Amazon in 2021 für zirka 250 Euro auf den Markt bringen. Sie iegt eine vorher trainierte Strecke autonom ab und zeichnet per Kamera alles auf.
 ??  ?? Die kommenden Elektro-Autos (hier der ID 4 von VW) sind rollende Computer, teilweise mit Noise-Cancelling (ANC), Smartphone als Schlüssel und vollständi­ger Sprachsteu­erung auch für Fahrfunkti­onen.
Die kommenden Elektro-Autos (hier der ID 4 von VW) sind rollende Computer, teilweise mit Noise-Cancelling (ANC), Smartphone als Schlüssel und vollständi­ger Sprachsteu­erung auch für Fahrfunkti­onen.

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