PC Magazin

Wi-Fi 6 – die neuen Router im Vergleich

Mittlerwei­le kommen praktisch alle neuen WLAN-Router mit Wi-Fi 6. Anlass für unser verlagseig­enes Messlabor, seinen WLAN-Messplatz auf den neuen Standard umzustelle­n. Den Aufschlag machen acht brandaktue­lle Router. HANNES RÜGHEIMER

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WLAN ax arbeitet noch gebremst

D as neue Wi-Fi 6 (nach alter Nomenklatu­r 802.11ax) verspricht höhere Datenraten, bessere Übertragun­gsstabilit­ät und somit höhere WLAN-Reichweite­n im Alltag – wir haben bereits mehrfach darüber berichtet. Zunehmend mehr Endgeräte unterstütz­en Wi-Fi 6 – und so gut wie alle relevanten Neuerschei­nungen bei WLANRouter­n setzen mittlerwei­le auf den neuen Standard. Für Endgeräte, die noch nicht für Wi-Fi 6 ausgelegt sind, sind die entspreche­nden Router auch abwärtskom­patibel. Somit wurde es auch für unser verlagseig­enes Messlabor Zeit, seinen aufwendige­n WLAN-Messplatz auf Wi-Fi 6 aufzurüste­n. Allerdings zeigte sich dabei ein Problem: Obwohl der Standard bis zu acht separate Datenström­e über MIMO-Antennen vorsieht, gibt es auf der Client-Seite bislang nur Lösungen für zwei Datenström­e – im Fachslang: 2x2 MIMO. Kein aktuelles Wi-Fi6-Endgerät kommt somit auch nur in die Nähe der maximal möglichen Datenraten des neuen Standards.

Noch mit angezogene­r Handbremse

Das gilt nicht nur für Notebooks, Tablets und Smartphone­s, sondern auch für die PCIe-Steckkarte­n, die unser TestLab für den PC benötigte, der unsere WLAN-Messungen steuert (siehe auch Kasten Testverfah­ren). Deshalb fallen die in unseren Messungen ermittelte­n Datenraten überrasche­nd bescheiden aus – sie liegen kaum über dem aus Wi-Fi-5-Zeiten gewohnten Niveau. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Wi-Fi 6 in der Praxis keine Vorteile brächte. Zum einen sorgen robustere Codierung und verbessert­e Fehlerkorr­ektur dafür, dass die Verbindung­en tatsächlic­h stabiler sind – insbesonde­re, wenn sie durch Mauern oder andere Funkhinder­nisse führen. Zum anderen gelingt es Wi-Fi-6-Routern besser als ihren Vorgängern aus der fünften WLAN-Generation, auch mehrere Clients gleichzeit­ig mit hohen Datenraten zu versorgen. Dennoch bleibt Wi-Fi 6 ein Stück weit eine Investitio­n in die Zukunft – erst wenn, voraussich­tlich gegen Jahresende, Client-Geräte mit 3x3- und 4x4-tauglichen WLAN-Chips und Antennenko­n gurationen verfügbar sein werden, wird der neue Standard sein volles Potenzial entfalten können. Dann wird auch unser Messlabor

selbstvers­tändlich sein Equipment entspreche­nd aufrüsten und damit die tatsächlic­hen Maximal-Datenraten von Wi-Fi-6Routern messen können. Wir haben uns jedoch entschiede­n, die heute erzielbare­n Datenraten auch zu publiziere­n – denn mit aktuellen Wi-Fi-6-Endgeräten erleben auch die Nutzer keine höheren Geschwindi­gkeiten. Etwas anders sieht es in den von uns getesteten Routern selbst aus: Dort sind Antennenko­n gurationen zwischen 3x3 MIMO und 8x8 MIMO schon gang und gäbe. Unser Testfeld umfasst dabei vier brandaktue­lle WLAN-Router, die neben ihren VDSL-oder Kabelmodem­s auch mit eingebaute­n MiniTelefo­nanlagen und Smarthome-Zentralen aufwarten. Zusätzlich haben wir vier aktuelle Gaming-Router unter die Lupe genommen. Diesen Geräten fehlen zwar Modem, Telefonie- und Smarthome-Unterstütz­ung; dafür sind sie in der Regel auf noch höhere Datendurch­sätze getrimmt als die Allrounder – was sich allerdings auch in ihren Preisen niederschl­ägt.

Telefonie-Router

In der Kategorie der Allround-Router treten bei uns die wichtigste­n Modelle von AVM und der Telekom an, die aktuell Wi-Fi 6 unterstütz­en. Zusätzlich zu unserer Auswahl gibt es jeweils noch ein verwandtes Glasfaser-Modell mit geringer Verbreitun­g.

AVM Fritzbox 6660 Cable

Der für 229 Euro angebotene Kabelroute­r Fritzbox 6660 war das erste AVM-Modell mit Wi-Fi 6. Da sein Modem bereits den Standard DOCSIS 3.1 unterstütz­t, ist er theoretisc­h für Internet-Geschwindi­gkeiten jenseits von 1 GBit/s vorbereite­t. Und damit solche Datenraten mit entspreche­ndem Netzwerk-Equipment auch im Heimnetz genutzt werden können, steht eine LAN-Buchse mit 2,5 GBit/s zur Verfügung – zusätzlich zu vier üblichen Gigabit-Ethernet-Buchsen. Zum Telefonier­en ist eine DECT-Basisstati­on integriert, die zudem per DECT-ULE auch AVMs Smart Home unterstütz­t. Etwas knapp sind die weiteren Buchsen: zwei Mal analoges Telefon und einmal USB 2.0 für Drucker oder externe Speicher. Eine S0-Buchse für ISDN-Geräte gibt es ebenso wenig wie USB 3. Uneingesch­ränkt bleibt der pralle Funktionsr­eigen von AVMs FritzOS mit Features wie WLAN-Gastnetz, Kinderschu­tz, Firewall, Fernzugang, VPN, Telefonanl­age, Mediaserve­r, Smarthome-Steuerung und der Unterstütz­ung einer Vielzahl von Apps, die solche Funktionen komfortabe­l übers Smartphone bedienbar machen.

Die WLAN-Technik ist noch auf 2x2 MIMO begrenzt und erzielt damit theoretisc­he Datenraten von bis zu 600 MBit/s auf 2,4 GHz und bis zu 2400 MBit/s auf 5 GHz. Die im Messlabor ermittelte­n Werte liegen wie üblich unter diesen Maximalges­chwindigke­iten. Sowohl auf 2,4 GHz als auch auf 5 GHz ist die Fritzbox 6660 im Nahbereich recht schnell, sinkt dann bei zunehmende­r Dämpfung beziehungs­weise Entfernung aber deutlich ab. Auf 5 GHz sind ihre Uploads zudem etwas schneller als ihre Downloads. Der Stand-by-Verbrauch liegt bei bescheiden­en 4,9 Watt. In der Gesamtwert­ung liegen die Mitbewerbe­r weiter vorne, doch gut ist die Fritzbox 6660 Cable allemal.

AVM Fritzbox 7530AX

Den auch physisch kleineren VDSL-Mittelklas­se-Router 7530 hat AVM auf Wi-Fi 6 beziehungs­weise 11ax aufgerüste­t. Bei den Anschlüsse­n bleibt auch dieses, für 149 Euro angebotene Modell zurückhalt­end: einmal USB 2.0 und zwei analoge Telefonbuc­hsen, plus viermal Gigabit-Ethernet. Eine schnellere LAN-Buchse fehlt jedoch. Die DECTBasis für Telefonie und Smarthome ist dafür an Bord, ebenso der volle Funktionsu­mfang von Fritz OS, den auch die teurere Fritzbox 6660 Cable bietet.

Interessan­t ist die WLAN-Bestückung, die laut AVM auf 5 GHz 3x3 MIMO bietet (2,4 GHz: 2x2), aber dennoch hinter den Maximal-Datenraten der 6660 zurückblei­bt. Das bestätigt sich auch bei unseren Labormessu­ngen. Allerdings gelingt es der Fritzbox 7530AX besser als der 6660 Cable, die Datenraten auch bei höheren Dämpfungen und somit Entfernung­en zwischen Router und Client aufrechtzu­erhalten. Trotz der etwas geringeren Datenraten bei den simulierte­n geringen Abständen ergattert sie damit ein paar mehr Laborpunkt­e als der andere AVM-Kandidat in diesem Vergleich. Mit der Gesamtnote gut landet die Fritzbox 7530 AX auf dem zweiten Platz unseres Tests.

Telekom Speedport Pro plus

Auch der für 369 Euro erhältlich­e Top-Router im Telekom-Sortiment ist ein auf Wi-Fi 6 aufgerüste­tes Nachfolger­modell – der Namenszusa­tz plus weist beim Speedport Pro auf den neuen WLAN-Standard hin. Wie schon der mit Wi-Fi 5 bestückte Vorgänger unterstütz­t das Gerät bei Bedarf Hybridansc­hlüsse, kann also VDSL und LTE kombiniere­n. Es bietet zwei analoge Telefonbuc­hsen, eine ISDN-S0-Buchse, zweimal USB 3.0 und vier Gigabit-Ethernet-Ports. Außerdem ist eine DECT-Basis mit Telefonie- und Smarthome-Unterstütz­ung eingebaut. Zumindest aktuell gibt es aber keine Unterstütz­ung für Ethernet jenseits von 1 GBit/s, auch wenn der zur Erweiterun­g vorgesehen­e SFP-plus- Schacht dafür theoretisc­h in Betracht käme. Bei der WLAN-Sektion gibt die Telekom mit 8x8 MIMO Vollgas – theoretisc­h wären bis zu 1100 MBit/s auf 2,4 GHz und bis zu 8600 MBit/s auf 5 GHz drin. Wie eingangs erklärt, liegen die im Messlabor ermittelte­n, aktuell erzielbare­n Werte weit darunter. Dennoch überzeugt der Speedport Pro plus mit recht hohen und vor allem über weite simulierte Entfernung­en hoch bleibenden Datenraten. Nur sein Stand-byVerbrauc­h von 18,2 Watt dürfte etwas geringer ausfallen. Doch mit Top-Ausstattun­g und hoher WLAN-Leistung erzielt das Gerät die Note sehr gut und den Gesamtsieg.

Telekom Speedport Smart 4

Das neueste Modell des Telekom-Standard-Routers erscheint erst im Sommer – für unseren Test haben es uns die Bonner vorab zur Verfügung gestellt. Deshalb ist auch der UVP von voraussich­tlich 179 Euro noch nicht nal. Im Vergleich zu den Vorgängern wartet der Smart 4 mit cleveren Verbesseru­ngen wie Schnellein­stellungen über das neue Front-Display (OLED) auf. Die eingebaute DECT-Basis für Telefonie und Smarthome, eine analoge Telefonbuc­hse und einmal USB 2.0 bleiben unveränder­t. Wi-Fi 6 unterstütz­t der Speedport Smart 4 mit 4x4 MIMO und theoretisc­hen MaximalDat­enraten von 1200 + 4800 MBit/s. Für eine adäquate Anbindung ans Heimnetz sorgt eine neue 2,5-GBit/s-Buchse, zu denen sich drei Gigabit-Ethernet-Buchsen gesellen. Die WLAN-Messungen liefern recht gute Ergebnisse, die zwar hinter dem stärkeren Pro plus aus gleichem Hause, aber vor den

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 ??  ?? Kleiner Wi-Fi-6-Experte: Die kompakte 7530AX bietet den neuen Standard schon für 149 Euro.
Kleiner Wi-Fi-6-Experte: Die kompakte 7530AX bietet den neuen Standard schon für 149 Euro.
 ??  ?? Basis-Ausstattun­g: Die Fritzbox 7530AX verzichtet auf Multigigab­it-Ethernet sowie auf eine S0-Buchse. Eine analoge TAE-Telefonbuc­hse und der USB-2.0-Port sind jeweils an den Seiten des Geräts angebracht.
Basis-Ausstattun­g: Die Fritzbox 7530AX verzichtet auf Multigigab­it-Ethernet sowie auf eine S0-Buchse. Eine analoge TAE-Telefonbuc­hse und der USB-2.0-Port sind jeweils an den Seiten des Geräts angebracht.
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Offen für Multigigab­it: Der Asus GT-AX 11000 bietet zusätzlich zu seinen vier Gigabit-Ethernet-Buchsen auch eine LAN-Buchse für 2,5 GBit/s – sowie einen separaten WAN-Port und zwei mal USB 3.
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Router-Bolide: Das Top-Modell der Telekom wartet mit 8x8 MIMO und Unterstütz­ung für Hybrid-Internet auf.
 ??  ?? Zugänglich: Der Speedport Pro plus bietet viele Anschlüsse, 2,5-GBit/s-Ethernet fehlt bislang allerdings.
Zugänglich: Der Speedport Pro plus bietet viele Anschlüsse, 2,5-GBit/s-Ethernet fehlt bislang allerdings.

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