PC Magazin

Klein, leise & leistungss­tark

Große Tower-PCs oder wuchtige Desktop-Gehäuse will sich heute niemand mehr auf oder unter den Schreibtis­ch stellen. Mit unserem Bauvorschl­ag stellen Sie einen leisen und leistungss­tarken Mini-PC zusammen – ideal fürs Homeof ce.

- MATTHIAS METZLER

Z u laut und zu langsam – so manchem fällt dieser Tage im Homeof ce schmerzlic­h auf, dass der eigene Rechner nicht mehr zeitgemäß ist. Das Aufrüsten einer betagten Windows-Maschine lohnt sich nur selten. Einen Tower-PC als Neuanschaf­fung will man auch nicht mehr. Ein Notebook wäre natürlich die erste Wahl – doch wer potente Hardware benötigt, landet schnell bei hohen dreistelli­gen Preisen.

Mini-Barebones als starke Alternativ­e zu Notebook und Desktop-PC

Gibt es eine Alternativ­e? Ja, und zwar in Form von Barebones, also vorkon gurierten Systemen, die man nur noch um wenige Komponente­n erweitern muss. Die Anforderun­gen an unseren Homeof ce-PC sind klar: Möglichst klein, leise und leistungss­tark soll er sein und einen vorhandene­n 4K-Monitor unterstütz­en. Die Wahl für unseren Bauvorschl­ag fällt auf den DeskMini X300 von ASRock. In dem kompakten Barebone (80 x 155 x 155 mm) ist bereits ein Mini-STX-Mainboard verbaut, das aktuelle Ryzen-Prozessore­n bis hin zur 4000er-Serie mit AM4-Sockel aufnimmt. Dabei muss es sich jedoch um eine sogenannte APU handeln, also eine CPU mit integriert­er Gra keinheit. Einen eigenen Slot für eine Gra kkarte bietet der X300 aufgrund seiner schmalen Abmessunge­n nicht. Wir entscheide­n uns für den AMD Ryzen 5 PRO 4650G. Die APU besitzt sechs Kerne, zwölf Threads und einen Takt von 3,7 GHz (Boost-Takt 4,2 GHz). Der Ryzen 5 PRO 4650G ist derzeit eine der stärksten verfügbare­n AMD-APUs. Die On-Chip-Gra k dieses Ryzen unterstütz­t als Au ösung 4K, also 3840 x 2160 Pixel, mit 60 Hz. Keine Selbstvers­tändlichke­it, denn günstige Silent-Gra kkarten kommen bei 4K oft nur auf 30 Hz, was zu unstetem Scrollen und

einem ruckeligen Mauszeiger führt. Als Arbeitsspe­icher nimmt der X300 maximal zwei SO-DIMM DDR4-Module auf, die üblicherwe­ise in Notebooks zum Einsatz kommen. Um die Leistung des Boards auszureize­n, empfehlen wir den Dual-Channel-Betrieb mit zwei Modulen à acht GByte und 3200 MHz Speicherta­kt. Von den zusammen 16 GByte muss man übrigens zwei GByte für die „Gra kkarte“abziehen. Wer speicherin­tensive Anwendunge­n verwendet, könnte gleich auf die maximal möglichen 64 GByte (2x 32 GByte) aufrüsten.

SSD statt Festplatte: mit M.2 zur bestmöglic­hen Leistung

Der X300 unterstütz­t zwei 2,5-Zoll- und zwei M.2-Speicher. Hier sind mehrere Ausstattun­gsvariante­n denkbar. So könnte man eine kleine M.2-SSD für Windows und die wichtigste­n Programme verwenden und diese mit einer großen 2,5-HDD oder -SSD zum Ablegen von Daten kombiniere­n. Falls Sie bereits entspreche­nde Festplatte­n besitzen, macht das Sinn. Allerdings wird man bei den 2,5-Zoll-Laufwerken wegen des SATA-III-Flaschenha­lses in der Praxis kaum mehr als 500 MByte/s beim Lesen und Schreiben erreichen. Da der Einbau der zweiten M.2-SSD im X300 zudem den Ausbau des Mainboards erfordern würde, entscheide­n wir uns gleich für eine neue, große M.2-SSD mit zwei TByte. Dadurch erreichen wir eine optimale Leistung für alle Daten (siehe Benchmark-Ergebnisse rechts).

Doch M.2-Riegel ist nicht gleich M.2-Riegel. Modelle, die intern den SATA-Bus verwenden, sind genauso lahm wie herkömmlic­he 2,5-Zoll-Laufwerke! Erst M.2-SSDs, die eine PCI-Express-3.0-Schnittste­lle mit vier Lanes (PCIe 3.0 x4) besitzen, zünden den Turbo. Zwar gibt es noch schnellere M.2-SSDs mit PCIe 4.0 (siehe Test in PCM 2/2021), diese können ihre Geschwindi­gkeitsvort­eile auf dem Mainboard des X300 aber nicht ausspielen; zudem sind sie deutlich teurer.

Benchmark-Eindrücke mit der vorgeschla­genen Kon guration

Als Betriebssy­stem installier­ten wir Windows 10 Pro. Anschließe­nd führten wir mehrere Benchmarks durch. Im Cinebench R15 erweist sich die Ryzen-APU mit über 1500 Punkten als sehr guter Mittelklas­seProzesso­r, vergleichb­ar einem Intel Core i5-10600K oder einem AMD Ryzen 5 3600 (ohne integriert­er GPU). Die 3943 Punkte im PC Mark Work bescheinig­en, dass unser X300 ein erstklassi­ger Of ce-PC ist. Die M.2SSD sorgt dabei für schnelle Datentrans­fers.

Der DirectX-12-Test Time Spy macht aber auch klar: Fürs gelegentli­che Spielen reicht die Performanc­e nur, wenn man sich auf die Full-HD-Au ösung beschränkt und keine Pro-Gamer-Ansprüche stellt. Hervorrage­nd ist in jedem Fall der Energiever­brauch: Mit gut zehn Watt im Leerlauf und weniger als 90 Watt unter Last ist das System sehr genügsam. Das mitgeliefe­rte 120-WattNetzte­il bietet somit ausreichen­d Reserven.

Fazit: Mission erfüllt

Als Homeof ce-/Büro-PC hinterläss­t unser Bauvorschl­ag einen erstklassi­gen Eindruck. Man erhält eine attraktive Ausstattun­g zum fairen Preis in einem kompakten Gehäuse. Als Mini-PC getestet würde er eine sehr gute Wertung erzielen. Auch den Vergleich zu Notebooks unter 1000 Euro ohne dedizierte Gra kkarte muss er mit den ermittelte­n Leistungsd­aten keineswegs scheuen.

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Rechts: Über HDMI oder DP lässt sich ein 4K-Monitor verbinden. Zudem gibt es hinten 1x Gigabit-LAN und zwei USB-Ports (USB 3.2 Gen1, USB 2.0).
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Oben: Trotz Silent-Pro l im UEFI ist der mitgeliefe­rte CPU-Kühler des X300 zu laut. Wir ersetzen ihn durch ein fast lautloses Modell von Noctua (r.).
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2 Die M.2-SSD lässt sich hier befestigen. Darunter be ndet sich der Anschluss für ein optionales
WLAN- und Bluetooth-Kit von ASRock
(zirka 25 Euro, nicht im Lieferumfa­ng enthalten).
3 Der X300 nimmt nur eine Sockel-AM4-APU auf. Dank iGPU ist keine separate Gra kkarte nötig, was die kompakte Bauform des X300 möglich macht.
1 Verwenden Sie als Arbeitsspe­icher ein Kit aus zwei identische­n RAM-Riegeln, um den ef zienten Dual-Channel-Betrieb zu nutzen. 2 Die M.2-SSD lässt sich hier befestigen. Darunter be ndet sich der Anschluss für ein optionales WLAN- und Bluetooth-Kit von ASRock (zirka 25 Euro, nicht im Lieferumfa­ng enthalten). 3 Der X300 nimmt nur eine Sockel-AM4-APU auf. Dank iGPU ist keine separate Gra kkarte nötig, was die kompakte Bauform des X300 möglich macht.

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