Klein, leise & leistungsstark
Große Tower-PCs oder wuchtige Desktop-Gehäuse will sich heute niemand mehr auf oder unter den Schreibtisch stellen. Mit unserem Bauvorschlag stellen Sie einen leisen und leistungsstarken Mini-PC zusammen – ideal fürs Homeof ce.
Z u laut und zu langsam – so manchem fällt dieser Tage im Homeof ce schmerzlich auf, dass der eigene Rechner nicht mehr zeitgemäß ist. Das Aufrüsten einer betagten Windows-Maschine lohnt sich nur selten. Einen Tower-PC als Neuanschaffung will man auch nicht mehr. Ein Notebook wäre natürlich die erste Wahl – doch wer potente Hardware benötigt, landet schnell bei hohen dreistelligen Preisen.
Mini-Barebones als starke Alternative zu Notebook und Desktop-PC
Gibt es eine Alternative? Ja, und zwar in Form von Barebones, also vorkon gurierten Systemen, die man nur noch um wenige Komponenten erweitern muss. Die Anforderungen an unseren Homeof ce-PC sind klar: Möglichst klein, leise und leistungsstark soll er sein und einen vorhandenen 4K-Monitor unterstützen. Die Wahl für unseren Bauvorschlag fällt auf den DeskMini X300 von ASRock. In dem kompakten Barebone (80 x 155 x 155 mm) ist bereits ein Mini-STX-Mainboard verbaut, das aktuelle Ryzen-Prozessoren bis hin zur 4000er-Serie mit AM4-Sockel aufnimmt. Dabei muss es sich jedoch um eine sogenannte APU handeln, also eine CPU mit integrierter Gra keinheit. Einen eigenen Slot für eine Gra kkarte bietet der X300 aufgrund seiner schmalen Abmessungen nicht. Wir entscheiden uns für den AMD Ryzen 5 PRO 4650G. Die APU besitzt sechs Kerne, zwölf Threads und einen Takt von 3,7 GHz (Boost-Takt 4,2 GHz). Der Ryzen 5 PRO 4650G ist derzeit eine der stärksten verfügbaren AMD-APUs. Die On-Chip-Gra k dieses Ryzen unterstützt als Au ösung 4K, also 3840 x 2160 Pixel, mit 60 Hz. Keine Selbstverständlichkeit, denn günstige Silent-Gra kkarten kommen bei 4K oft nur auf 30 Hz, was zu unstetem Scrollen und
einem ruckeligen Mauszeiger führt. Als Arbeitsspeicher nimmt der X300 maximal zwei SO-DIMM DDR4-Module auf, die üblicherweise in Notebooks zum Einsatz kommen. Um die Leistung des Boards auszureizen, empfehlen wir den Dual-Channel-Betrieb mit zwei Modulen à acht GByte und 3200 MHz Speichertakt. Von den zusammen 16 GByte muss man übrigens zwei GByte für die „Gra kkarte“abziehen. Wer speicherintensive Anwendungen verwendet, könnte gleich auf die maximal möglichen 64 GByte (2x 32 GByte) aufrüsten.
SSD statt Festplatte: mit M.2 zur bestmöglichen Leistung
Der X300 unterstützt zwei 2,5-Zoll- und zwei M.2-Speicher. Hier sind mehrere Ausstattungsvarianten denkbar. So könnte man eine kleine M.2-SSD für Windows und die wichtigsten Programme verwenden und diese mit einer großen 2,5-HDD oder -SSD zum Ablegen von Daten kombinieren. Falls Sie bereits entsprechende Festplatten besitzen, macht das Sinn. Allerdings wird man bei den 2,5-Zoll-Laufwerken wegen des SATA-III-Flaschenhalses in der Praxis kaum mehr als 500 MByte/s beim Lesen und Schreiben erreichen. Da der Einbau der zweiten M.2-SSD im X300 zudem den Ausbau des Mainboards erfordern würde, entscheiden wir uns gleich für eine neue, große M.2-SSD mit zwei TByte. Dadurch erreichen wir eine optimale Leistung für alle Daten (siehe Benchmark-Ergebnisse rechts).
Doch M.2-Riegel ist nicht gleich M.2-Riegel. Modelle, die intern den SATA-Bus verwenden, sind genauso lahm wie herkömmliche 2,5-Zoll-Laufwerke! Erst M.2-SSDs, die eine PCI-Express-3.0-Schnittstelle mit vier Lanes (PCIe 3.0 x4) besitzen, zünden den Turbo. Zwar gibt es noch schnellere M.2-SSDs mit PCIe 4.0 (siehe Test in PCM 2/2021), diese können ihre Geschwindigkeitsvorteile auf dem Mainboard des X300 aber nicht ausspielen; zudem sind sie deutlich teurer.
Benchmark-Eindrücke mit der vorgeschlagenen Kon guration
Als Betriebssystem installierten wir Windows 10 Pro. Anschließend führten wir mehrere Benchmarks durch. Im Cinebench R15 erweist sich die Ryzen-APU mit über 1500 Punkten als sehr guter MittelklasseProzessor, vergleichbar einem Intel Core i5-10600K oder einem AMD Ryzen 5 3600 (ohne integrierter GPU). Die 3943 Punkte im PC Mark Work bescheinigen, dass unser X300 ein erstklassiger Of ce-PC ist. Die M.2SSD sorgt dabei für schnelle Datentransfers.
Der DirectX-12-Test Time Spy macht aber auch klar: Fürs gelegentliche Spielen reicht die Performance nur, wenn man sich auf die Full-HD-Au ösung beschränkt und keine Pro-Gamer-Ansprüche stellt. Hervorragend ist in jedem Fall der Energieverbrauch: Mit gut zehn Watt im Leerlauf und weniger als 90 Watt unter Last ist das System sehr genügsam. Das mitgelieferte 120-WattNetzteil bietet somit ausreichend Reserven.
Fazit: Mission erfüllt
Als Homeof ce-/Büro-PC hinterlässt unser Bauvorschlag einen erstklassigen Eindruck. Man erhält eine attraktive Ausstattung zum fairen Preis in einem kompakten Gehäuse. Als Mini-PC getestet würde er eine sehr gute Wertung erzielen. Auch den Vergleich zu Notebooks unter 1000 Euro ohne dedizierte Gra kkarte muss er mit den ermittelten Leistungsdaten keineswegs scheuen.