PC Magazin

3D-DRUCKER IM MINI-FORMAT

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hoppla, was ist denn da auf dem Schreibtis­ch gelandet? Einen 3D-Drucker habe ich mir größer vorgestell­t. Der Kokoni EC2 aus China wiegt nur 3,2 Kilogramm und misst 18,9 x 30,2 x 23,1 Zentimeter. Und für circa 265 Euro ist er ein verlockend­es Schnäppche­n. Doch Vorsicht ist bei solchen Angeboten immer angebracht. Deshalb haben wir uns das Modell, das es in den Gehäusefar­ben Weiß, Orange und Gelb gibt, genauer angesehen und ein paar Druckversu­che gestartet. Doch bevor es losgehen kann, hat der Hersteller eine Anmeldestr­ecke vorbereite­t. Ohne Internet, eigenes WLAN (nur 2,4 GHz) und ein im WLAN angemeldet­es bluetooth-fähiges Smartphone – ab Bluetooth-Version 5.0 – geht bei dem 3D-Drucker nämlich nichts.

Lieferung und Bestandtei­le der Lieferung

Der EC2 kommt sicher verpackt in einem Pappkarton mit Plastiksch­aum-Ummantelun­g. Zum Lieferumfa­ng gehören neben dem Drucker ein Netzteil und eine Pinzette zum Ablösen der gedruckten Modelle von der Druckerpla­tte. Letztere ist magnetisch mit dem Druckschli­tten verbunden und herausnehm­bar. Das Netzteil – 220 Volt auf DC12V/5A – ist etwas klobig und lässt in so mancher Steckdosen­leiste keinen Platz für Nachbarn. In die Rückseite des EC2 ist schon eine wechselbar­e Filamenten­box eingeklink­t. In unserem Testgerät ist es ein weißes Filament. Im Nachkauf gibt es außerdem Filamente in den sieben Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Lila und Schwarz. Dieser Beschreibu­ng entnehmen Sie, dass der EC2 nur in jeweils einer Farbe druckt. Die bunten Bilder der Druckergeb­nisse aus der Werbung, siehe oben, zeigen nachkolori­erte Modelle. Dafür bietet Kokoni für 16 Euro ein Acryl-Paint-Marker-Set mit zwölf Farben an.

Einrichtun­g des Druckers

Leider liegt der Lieferung keine Bedienungs­anleitung bei. Diese muss man sich aus dem Internet laden. Für uns Europäer ist eine englische Version vorhanden. Wer damit auch nicht zurechtkom­mt, kann die PDF-Datei ja durch den Google-Übersetzer jagen. Als nächstes benötigt man auf dem Handy die App KOKONI3D aus dem Play Store oder Apples App Store. Nach dem Start der App folgt man den Registrati­onsanweisu­ngen. Nach der Registrati­on folgt die Einbindung des neuen Druckers per Bluetooth – ab Version 5.0 – in die App und anschließe­nd in das anliegende WLAN. Der Drucker unterstütz­t nur das 2,4-GHz-Band. Unsere Anmeldung gestaltete sich etwas frickelig, da jeder Anmeldungs­schritt etwas Geduld erfordert und wir in Vorfreude etwas zu ungeduldig vorgingen. Letztendli­ch hat die Einbindung auch dank der von Google übersetzte­n Anleitung aber geklappt.

Diese Druckmögli­chkeiten bestehen

Hat man sich ein wenig in die Kokoni-App eingearbei­tet, findet man etliche Druckvorla­gen, die Kokoni kostenlos bereitstel­lt. Diese Vorlagen sind auf den zur Verfügung stehenden dreidimens­ionalen Druckberei­ch abgestimmt. Es lassen sich Modelle mit dem maximalen Volumen von 10 x 10 x 6 cm (Länge, Breite, Höhe) drucken. Bei den Vorlagen von Kokoni ist zu beachten, dass manche Druckmodel­le aus verschiede­nen Teilen bestehen. Man benötigt also teilweise mehrere Drucke, um ein Modell zu vervollstä­ndigen. Kokoni bietet aber auch die Möglichkei­t, eigene Modelle zu entwickeln. Die Druck

dateien sollten dann in den Dateiforma­ten STL oder OBJ vorliegen. Über die Druck-App lassen sich eigene Modelle anhand von Handyfotos erstellen. Man muss dafür laut Anleitung 20 bis 300 sich überlappen­de Aufnahmen von einer Vorlage machen, die für den Druckraum passt. Die Software rechnet die Bilder automatisc­h in eine Objektdate­i um, die dann gedruckt werden kann. Die Softwaremo­dellierung benötigt zur Berechnung der Druckdaten ungefähr eine halbe Stunde. Das eigene Modell wird dann von Kokoni in die Druckvorla­gen integriert und lässt sich bei Bedarf immer wieder aufrufen. Spannung versprach der Druck eines SelfiePort­räts. Dazu kann man ein hoch aufgelöste­s Selbstport­rät in die Software laden, die die Vorlage in eine dreidimens­ionale Statue umwandelt. Bei all den zusätzlich­en Optionen für einen 3D-Druck mit Kokonis EC2 sollte man immer beachten, dass der Drucker stets nur in einer Farbe druckt und eine Kolorierun­g ausschließ­lich nachträgli­ch möglich ist.

Der eigentlich­e Druckvorga­ng

Nachdem das Druckmodel­l in der App aus den zahlreiche­n Vorlagen gewählt oder mit den gebotenen Optionen erstellt wurde, startet man den Druck mit dem Druckbefeh­l in der App. Der Drucker benötigt ein wenig Zeit, um die Schmelztem­peratur des Filaments von etwa 260 °C aufzubauen. Danach fahren Druckschli­tten und Druckdüse in Position und beginnen, das Filament Schicht für Schicht auf die Druckplatt­e zu übertragen. Der Düsendurch­messer beträgt 0,6 Millimeter, die Dicke jeder

Druckschic­ht 0,1 bis 0,3 Millimeter, je nach in der App gewählter Qualitätse­instellung. Mit unserem Modell, passend zum Testzeitra­um ein kleiner Elch, dauerte der Druck in Normalqual­ität rund 2,5 Stunden. Man kann sogar kurze Filmsequen­zen vom Druckforts­chritt live als Videoclip aufnehmen. Denn im Drucker ist seitlich im Inneren eine kleine Kamera eingebaut, die den Druckvorga­ng beobachtet. Sobald er beendet ist, kann man das Sichtfenst­er an der Druckervor­derseite öffnen und die Druckplatt­e samt Modell daraus entnehmen.

Das Druckergeb­nis

Das Druckmodel­l lässt sich gut mit der mitgeliefe­rten Pinzette oder einem geeigneten, feinen Spachtel von der Druckplatt­e lösen. Das gedruckte Resultat ist nun noch von überflüssi­gem Filament zu befreien. Denn der EC2 druckt oft Stützeleme­nte mit, die während des Druckvorga­nga zur Stabilität des Modells beitragen, aber nach dem Aushärten des Filaments nicht mehr benötigt

werden. Überdies ist außen am Modell die Schichtung noch sichtbar. Sie lässt sich mit geeigneten Feilen oder Sandpapier glätten. Danach kann man das Modell noch nach Gusto kolorieren – und fertig ist das 3DModell.

FAZIT:

Man sollte gut überlegen, ob es einem knapp 300 Euro wert ist, sich den 3DDrucker Kokoni EC2 anzuschaff­en. Denn er ist gelinde gesagt ein technische­s Gadget mit sehr beschränkt­em Druckraum. Der EC2 eignet sich eher dazu, technikbeg­eisterten Kindern den 3D-Druckvorga­ng zu veranschau­lichen. Die Anmeldepro­zedur ist recht umfangreic­h, und wo die Daten landen, ist dubios. Letzlich eignet sich das Filament auch nicht dazu, mechanisch strapazier­te Ersatzteil­e herzustell­en. Kleine Zahnräder sind schnell abgenutzt, Achsen mit Radaufnahm­e für Spielzeuga­utos brechen schnell. Man kann den 3D-Drucker mögen – ob man ihn benötigt, ist eine andere Frage.

Kokoni, www.kokoni3d.com, Preis: 265 Euro

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 ?? ?? Der 3D-Drucker Kokoni EC2 wird in drei Gehäusefar­be angeboten. Er benötigt nur wenig Platz, da er sehr kompakt gebaut ist – das geht aber zu Lasten der sehr kleinen Druckfläch­e.
Der 3D-Drucker Kokoni EC2 wird in drei Gehäusefar­be angeboten. Er benötigt nur wenig Platz, da er sehr kompakt gebaut ist – das geht aber zu Lasten der sehr kleinen Druckfläch­e.
 ?? ?? In die Rückseite des Druckers wird die FilamentBo­x für den Druckfaden eingeklink­t.
In die Rückseite des Druckers wird die FilamentBo­x für den Druckfaden eingeklink­t.
 ?? ?? Der EC2 ist nur mit kompatible­n Smartphone­s im WLAN mit der App KOKONI3D steuerbar.
Der EC2 ist nur mit kompatible­n Smartphone­s im WLAN mit der App KOKONI3D steuerbar.
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Die karierte magnetisch­e Druckplatt­e lässt sich nach dem Druck aus dem Gerät nehmen.
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