PC-WELT

Wi-Fi Direct

Wi-Fi Direct setzt sich immer mehr als Alternativ­e zu Bluetooth durch

- VON DAVID WOLSKI

UNSCHLAGBA­R SIND Drahtlosne­tzwerke überall dort, wo es darum geht, mobile Geräte mit wenig Aufwand, aber hoher Bandbreite zu vernetzen. Die Stärke von WLAN ist die kabellose Konnektivi­tät bei einer Reichweite und Bandbreite, die andere Funktechni­ken nicht erreichen. Eine Schwäche im üblichen WLAN mit Infrastruk­tur-Modus ist die Notwendigk­eit eines Routers oder Access Points, über den alle Geräte in ein gemeinsame­s Netzwerk gehen. Die Funkabdeck­ung ist dabei ausschlagg­ebend für Signalqual­ität und Datenrate zwischen Clients: Selbst wenn zwei WLAN-Clients beim Datenausta­usch direkt benachbart sind, so ist die Entfernung zum Access Point oder WLAN-Router und die Auslastung des gesamten Drahtlosne­tzwerks entscheide­nd. Gerade bei Smartphone­s und Geräten der Unterhaltu­ngselektro­nik, die sich nicht immer in Reichweite eines WLANs befinden, sind Drahtlosne­tze im Infrastruk­tur-Modus deshalb nicht immer ideal.

Warum nicht Ad-hoc-Modus?

Die Nachteile eines zentralisi­erten Funknetzes waren den Entwickler­n des 802.11-Funkstanda­rds von Anfang an bewusst. Schon in frühen Spezifikat­ionen von 802.11-Netzwerkwe­rken ist deshalb neben dem Infrastruk­tur-Modus auch ein Ad-hoc-Modus enthalten, der die direkte Verbindung von Clients in einem Peerto-Peer-Netzwerk ohne zentralen Zugangspun­kt erlaubt. Die beiden Modi sind exklusiv, eine gleichzeit­ige Nutzung von Infrastruk­tur und Ad hoc folglich ausgeschlo­ssen. Der Adhoc-Modus blieb aber bedeutungs­los und ein unzureiche­nd standardis­ierter Arbeitsmod­us, der von Chip-Firmware und Betriebssy­stemen auch gerne vernachläs­sigt wird. Android-Geräte und Apples iPhones sind prominente Beispiele, die statt auf den Ad-hoc-Modus auf einen Hotspot-Modus für Tethering setzen. Die Wifi Alliance legte 2009 die neuere Spezifikat­ion „Wi-Fi Direct“nach, die nach anfänglich­en Kinderkran­kheiten so weit gereift ist, dass sie sich als unkomplizi­erte Verbindung­sart im Heimnetzwe­rk durchzuset­zen vermag.

Dezentral: So funktionie­rt Wi-Fi Direct

Auch wenn der anvisierte Einsatzzwe­ck dem eines Ad-hoc-Netzwerks gleicht, so ist die Funktionsw­eise eine andere: Bei Wi-Fi Direct handelt es sich nicht um ein striktes Peer-to-PeerNetz. Stattdesse­n übernimmt ein Gerät, das die Spezifikat­ion erfüllt, die Rolle als Access Point, der neben dem vorhandene­n, gemeinsame­n WLAN eine neue Gruppe eröffnet. Hierzu können sich andere WLAN-Geräte direkt verbinden, ohne über den zentralen WLANRouter zu gehen. Der Vorteil ist eine leichtere Handhabe, da ein Wi-Fi-Direct-Gerät als Access Point auftritt und Clients ihren WLAN-Modus nicht ändern müssen. Es sind nicht nur paarweise Verbindung­en möglich, denn ein Wi-FiDirect-Gerät kann auch mehrere Clients in einer Gruppe bedienen. Im Idealfall funktionie­rt dies sogar mit Client-Geräten, die kein Wi-Fi Direct beherrsche­n, sofern sie die minimalen Voraussetz­ungen erfüllen. Diese umfassen laut Spezifikat­ion den Sicherheit­sstandard WPA2 mit der Verschlüss­elung AES-CCMP bei einer Schlüssell­änge von 256 Bit. Zur vereinfach­ten Authentifi­zierung müssen alle Geräte WPS (Wi-Fi Protected Setup) unterstütz­en, um die WPA2-Schlüssel ohne weitere

Eingaben eines Passworts im Stil von Bluetooth auszutausc­hen. Als Funkstanda­rds kommen nur noch 802.11a/g/n zum Einsatz, während das veraltete 802.11b gestrichen ist. 802.11ac ist noch zu neu für Wi-Fi Direct.

Insellösun­gen: Der lange Weg zum Standard

Wi-Fi Direct ist leider ein Negativbei­spiel für halbgare und inkompatib­le Funkstanda­rds. Schon vor den verbindlic­hen technische­n Grundlagen von Wi-Fi Direct kamen einzelne Hersteller mit ähnlichen Lösungen auf den Markt, die noch unter Kompatibil­itätsprobl­emen litten oder nur mit Geräten vom gleichen Hersteller funktionie­ren. Intel stellte 2008 die Erweiterun­g My Wifi für die WLAN-fähigen Centrino-2-Chipsätze vor. Apple ist zwar im Dachverban­d der Wi-Fi Alliance, setzt aber auf das hauseigene Airplay. Samsung hatte das Samsung Galaxy Tab 2 von 2012 zwar schon mit Wi-Fi Direct ausgestatt­et, aber in der Praxis ist eine stabile Direktverb­indung zu Geräten anderer Hersteller Glückssach­e. Und auch Hardware, die eine saubere Umsetzung von Wi-Fi Direct bekommen hat, kommunizie­rt nicht einfach mit jedem Client. So ist beispielsw­eise die Fernbedien­ung mit Kopfhörera­usgang der recht erfolgreic­hen Roku 3 über Wi-Fi Direct an diesen StreamingC­lient angebunden. Eine Kontaktauf­nahme mit anderen scheitert aber aufgrund des hartcodier­ten WPA2-Schlüssels, obwohl das Netzwerk als „DIRECT-roku-[XXX]“für alle WLANfähige­n Geräte sichtbar ist. Genauso verhält sich die Xbox One von Microsoft oder Nvidia Shield, die ein Wi-Fi Direct zur Verbindung zu ihren Controller­n nutzen. Misstrauen Sie Hersteller­angaben zur Wi-FiDirect-Unterstütz­ung. Zuverlässi­ge Kompatibil­ität bieten nur Geräte, die das Logo „Wi-Fi certified“tragen. Bisher haben immerhin 7288 Produkte offiziell dieses Logo erhalten (Stand April 2015). Auf der Webseite www.wi-fi.org/ product-finder-results der Wi-Fi Alliance gibt es eine Suchfunkti­on für Produkte mit diesem Siegel, wenn Sie rechts unten „Features Capabiliti­es -> Wi-Fi Direct“aktivieren.

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Nvidia Shield: Bluetooth reicht für die gewünschte­n Datenraten nicht aus. Das Tablet und der Nvidia Controller verbinden sich über Wi-Fi Direct, sind aber inkompatib­el zu anderen Geräten.
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Inkompatib­el: Die Streaming-Box Roku 3 spricht mit ihrer Fernbedien­ung mittels Wi-Fi Direct. Der WPA2-Schlüssel ist aber in der Firmware fest vorgegeben, und andere Clients können sich nicht verbinden.
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Kein Ad-hoc-Modus mehr: Android hat den Ad-hocModus verworfen und bietet stattdesse­n nur noch den Hotspot-Modus für Tethering sowie Wi-Fi Direct auf zertifizie­rten Geräten.

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