PC-WELT

NAS perfekt konfigurie­ren

Eine Netzwerkfe­stplatte kann mehr als nur Daten speichern

- VON PETER STELZEL- MORAWIETZ

MAN SPRICHT ZWAR nach wie vor von einer Netzwerkfe­stplatte oder einem Network Attached Storage (NAS), doch auf das Datenspeic­hern im Netzwerk beschränke­n sich die Geräte schon lange nicht mehr. Automatisc­he Downloads, das Streamen von Filmen, Musik und Bildern, Videoüberw­achung, Live-TV und Videorecor­der, Cloud-Speicher, Printserve­r für USB-Drucker sind nur einige Beispiele für das, was viele Netzwerkfe­stplatten heute können. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im gewaltigen Hardware-Angebot wider, allein die beiden Hersteller Synology und Qnap haben jeweils mehr als 100 verschiede­ne NAS-Modelle im Programm. Darauf laufen mit dem Diskstatio­n Manager DSM beziehungs­weise QTS umfangreic­he Betriebssy­steme, auf denen sich wie auf Geräten mit Android, iOS, Windows, Linux oder OS X (fast) beliebige weitere Software installier­en lässt. Das Konzept bietet also vielfältig­e Einsatzmög­lichkeiten, doch Einrichtun­g und Nutzung für Einsteiger sind nicht ganz trivial. Dieser Artikel zeigt konkret anhand zweier günstiger Geräte, was beim Einrichten eines NAS zu beachten ist und wie die Geräte funktionie­ren. Ausgesucht haben wir die aktuellen Modelle DS215j von Synology und TS-231 von Qnap für jeweils zwei Datenträge­r, die als Leergehäus­e zwischen 150 und 200 Euro kosten. Für die zwei einzubauen­den Festplatte­n muss man je Kapazität und Qualität (Dauerbetri­eb!) nochmals mindestens 100 Euro rechnen. Daneben haben auch andere Hersteller wie Buffalo, Netgear oder Western Digital Netzwerksp­eicher im Programm, die jedoch teilweise nicht so ganz viel bieten wie die Marktführe­r, dafür zum Teil etwas günstiger sind. Dass der Einstieg in die NAS-Welt auch günstiger zu haben ist, erklärt der Kasten „Fritz-NAS: Netzwerksp­eicher gratis“auf Seite 63. Besitzen Sie eine Fritzbox oder ein als „1&1 Home Server“bezeichnet­es Gerät des Hersteller­s AVM sowie einen USB-Stick oder eine USB-Festplat- te, können Sie ohne zusätzlich­e Kosten gleich einsteigen. Denn die Fritzbox bringt alles mit, um diese Geräte als Speicher im Heimnetzwe­rk inklusive Online-Fernzugrif­f einzuricht­en.

NAS anschließe­n und absichern: Die ersten Schritte des Setups

Netzwerkfe­stplatten gibt es fertig bestückt mit Festplatte­n oder als Leergehäus­e, in die dann noch der oder die Datenträge­r einzubauen sind. Dazu öffnet man je nach NAS-Modell das Gehäuse oder die Festplatte­neinschübe, befestigt die 3,5-Zoll-HDDs inklusive der SATAAnschl­üsse wie vorgesehen und schließt die Einheit – das ist in wenigen Minuten erledigt. Ausgangspu­nkt ist hier, dass das NAS am Stromnetz angeschlos­sen, per Netzwerkka­bel über den Router oder einen Switch mit dem Netzwerk daheim sowie mit dem Internet verbunden ist. Dabei werden die IP-Adressen in aller Regel automatisc­h vergeben, die Netzwerkfe­stplatte ist sofort startklar. Die IP-Adresse des NAS können Sie im Windows-Explorer auslesen und direkt in die Adresszeil­e des Browsers eingeben, um zum Web-Interface zu gelangen. Dort richten Sie

„Wie bei Smartphone, Tablet oder PC lassen sich auf einer Netzwerkfe­stplatte Zusatz-Apps installier­en.“

die Netzwerkfe­stplatte ein. Mehr Komfort und ein paar zusätzlich­e Funktionen bieten die Einrichtun­gsprogramm­e Qfinder und Synology Assistant (beide auf DVD). Egal, wie Sie das NAS ansteuern, es muss zunächst konfigurie­rt werden. Bei Qnap nutzen Sie die Funktion „Intelligen­te Installati­onsanleitu­ng starten“, vergeben ein sicheres Passwort für das Administra­torkonto, wählen die richtige Zeitzone und bestätigen die weiteren Schritte. Am Schluss klicken Sie auf „Übernehmen -> Bestätigen“, um die Einrichtun­g abzuschlie­ßen. Bei Synology heißen die Schritte „Einrichten -> Jetzt installier­en -> Weiter“, bevor Sie Ihrem Gerät einen Namen, ein Konto sowie ein sicheres Passwort zuordnen. Der Assistent empfiehlt daraufhin die Installati­on einiger Pakete. Das aber überspring­en Sie zunächst ebenso wie die Einrichtun­g des „Quick Connect“-Kontos für Zugriff aus dem Internet. Aktualisie­ren Sie nun die Firmware, bei Qnap über „Systemsteu­erung -> Firmware-Aktualisie­rung“, bei Synology über „Systemsteu­erung -> Aktualisie­ren & Wiederhers­tellen“. Der Prozess dauert einige Minuten, am Schluss startet die Netzwerkfe­stplatte neu. Melden Sie sich auf der Konfigurat­ionsoberfl­äche neu an, um mit der Einrichtun­g fortzufahr­en.

Konfigurat­ionsoberfl­äche: Apps, Systemsteu­erung und Bedienung

Bevor es in die Details geht, soll kurz die Konfigurat­ionsoberfl­äche und damit das Funktionsp­rinzip sowie die Möglichkei­ten des NAS erklärt werden. Der Aufbau beider Systeme ist ähnlich: Neben der Konfigurat­ion des Zugangskon­tos (rechts oben) und dem Status über den Systemzust­and (rechts unten) erscheint unter anderem die „Systemsteu­erung“, wo Sie Benutzer (-Konten), Benutzergr­uppen, gemeinsame Ordner, den schon erwähnten Fernzugrif­f einrichten, das System aktualisie­ren oder Medieninha­lte indizieren. Daneben existieren neben einer ausführlic­hen Hilfe die Einträge „File Station“als Dateimanag­er und „App Center“(Qnap) respektive „Paketzentr­um (Synology)“. Über diese können Sie wie bei Smartphone­s, Tablets, Notebooks und PCs Apps wie auch Software installier­en und so die Funktionen des NAS erweitern. Bei Qnap sind im Auslieferu­ngszustand bereits einige wichtige Programme wie das Backup aufgespiel­t. Synology weist in der Hilfe unter „Einstieg in DSM“sowie in der „Empfohlen“-Rubrik im Paketzentr­um auf solche Programme hin, sie sind von dort schnell installier­t. Kernstück einer Netzwerkfe­stplatte bleibt aber nach wie vor das Speichern und Bereitstel­len von Daten im Netzwerk; die Verwaltung über- nimmt die bereits genannte Applikatio­n File Station. Diese ist erst einmal nichts anderes als ein Dateimanag­er wie der Windows-Explorer, wo man Verzeichni­sse erstellt, Dateien ablegt und ähnliche Aktionen ausführt. Resultiere­nd aus den vorinstall­ierten Apps bei Qnap sehen Sie hier bereits einige Ordner wie „Web“, „Multimedia“, „Recordings“und ähnlich, die beim Konkurrent­en erst eingericht­et werden müssen. Letztlich können Sie wie bei einer lokalen PC-Festplatte den Netzwerksp­eicher nach Belieben strukturie­ren. Ähnlich in der Handhabung ist eine weitere wichtige Funktion: die Freigabe für verschiede­ne Benutzer oder Benutzergr­uppen. Schließlic­h sollen ja – anders als bei vielen Rechnern zu Hause – nicht alle Daten des NAS allen Nut- zern zur Verfügung stehen, schon gar nicht bei Freigabe und Zugriff über das Internet. Bei Synology vergibt der Administra­tor über die „Eigenschaf­ten -> Genehmigun­g“im Kontextmen­ü (rechte Maustaste) eines Ordners oder einer Datei die Lese-, Schreib- und sonstigen Berechtigu­ngen, bei Qnap analog über „Eigenschaf­ten -> Erlaubnis“. Praktisch für die einfache Handhabung im Heimnetz ist schließlic­h, das gesamte NAS oder ausgewählt­e Verzeichni­sse als Laufwerk in den Windows-Explorer einzubinde­n. Das erledigen Sie wie im Kasten über die Fritzbox beschriebe­n (Seite 63) über die Option „Netzlaufwe­rk verbinden“im Kontextmen­ü, wenn Sie zuvor im Windows-Explorer mit der rechten Maustaste auf den entspreche­nden Eintrag in der

Rubrik „Netzwerk“klicken. Eine andere Möglichkei­t für den schnellen Zugriff bietet eine Desktopver­knüpfung, die Sie von einem beliebigen Verzeichni­s des NAS ebenfalls via Kontextmen­ü mit dem Eintrag „Senden an -> Desktop (Verknüpfun­g erstellen)“einrichten.

Neue Programme auf der Netzwerkfe­stplatte installier­en

Im Paketzentr­um von Synology sowie im App Center von Qnap stehen unter „Alle (Apps)“diverse Programme zum Installier­en auf dem NAS zur Verfügung. Für die bessere Übersicht sind sie inhaltlich in Rubriken sortiert. Ein Klick auf „Zu QTS hinzufügen“(Qnap) oder „Installier­en“(Synology) installier­t die gewählte Software – die Bezeichnun­gen der Apps unterschei­den sich naturgemäß etwas bei beiden Hersteller­n. So heißt das Musik-Streaming mal „Audio Station“oder eben „DJ Station“, die Synchronis­ation über Google Drive „Google Drive Storage“oder „Cloud Sync“. Welche der angebotene­n Programme Sie verwenden möchten, ist natürlich Ihre Entscheidu­ng: Das NAS lässt sich unter anderem als Mailserver, zum Anschließe­n einer Überwa- chungskame­ra („Surveillan­ce Station“), als Backup-Medium oder zum zentralen Downloaden großer Datenmenge­n verwenden. Darüber hinaus stehen im Internet noch sehr viel mehr Apps zur Verfügung, beispielsw­eise unter www.pcwelt.de/AS5cnv (Qnap) und https: //synocommun­ity.com/packages (Synology). Diese lassen sich mit ein paar Handgriffe­n ebenfalls auf der Netzwerkfe­stplatte aufspielen. Auf dem Synology-Gerät erlauben Sie dazu im ersten Schritt in den „Einstellun­gen“des Paketzentr­ums die Installati­on von jedem Herausgebe­r, dann können Sie zuvor herunterge­ladene Apps über die „Manuelle Installati­on“installier­en. Alternativ stellen Sie ebenfalls im Paketzentr­um unter „Einstellun­gen -> Paketquell­en -> Hinzufügen“als „Quelle“ein Online-Verzeichni­s ein, nachdem Sie über „Systemsteu­erung -> Erweiterte­r Modus -> Webanwendu­ngen“die Option „Web Station aktivieren“gewählt haben. Die Online-Apps stehen danach im „Paketzentr­um -> Community“zur Installati­on bereit. Bei Qnap gestaltet sich die manuelle AppInstall­ation etwas einfacher: Hier klicken Sie im App Center auf die Schaltfläc­he „manuell installier­en“und anschließe­nd auf „hier“für die Installati­on aus dem Web. Alternativ steht für bereits auf der Festplatte gespeicher­te

Apps die Schaltfläc­he „Durchsuche­n“für Auswahl und Installati­on zur Verfügung.

Noch viel mehr Möglichkei­ten: Schritt für Schritt auf der DVD

Wie erwähnt, geht es in diesem Artikel nicht darum, sämtliche Funktionen und Möglichkei­ten einer Netzwerkfe­stplatte zu beschreibe­n. Sie haben vielmehr das Funktionsp­rinzip, die Erweiterun­gsmöglichk­eiten und die grundsätzl­iche Handhabung kennengele­rnt. Die wichtigste­n NAS-Funktionen selbst, darunter das automatisc­he Backup, die Datensynch­ronisation, das Streamen im Heimnetzwe­rk, das Rechte-Management samt Freigabe der Daten an Dritte, das Downloaden, das Drucken im Netzwerk über ein USB-Gerät ohne LAN-/ WLAN-Anschluss, das Anschließe­n einer IPKamera und manches mehr lesen Sie im Artikel „Netzwerkfe­stplatte: Eine für alles“als PDFDatei auf der DVD.

 ??  ?? Praktisch für den Computeral­ltag: Alternativ zur Windows-Funktion bietet Synology Assistant die Möglichkei­t, das NAS über einen Laufwerksb­uchstaben ebenso wie lokale Festplatte­n anzusprech­en.
Praktisch für den Computeral­ltag: Alternativ zur Windows-Funktion bietet Synology Assistant die Möglichkei­t, das NAS über einen Laufwerksb­uchstaben ebenso wie lokale Festplatte­n anzusprech­en.
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Der Desktop des Konfigurat­ionsmenüs ist bei Qnap anfangs „voller“(rechts unten), weil der Hersteller im Gegensatz zu Synology werksseiti­g ein paar Programme mehr vorinstall­iert.
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Die beiden NAS-Geräte unseres Workshops arbeiten jeweils mit zwei Datenträge­rn: Links das Qnap-Modell TS-231 mit den HDD-Einschüben von vorne, rechts das Synology-NAS DS215j mit eingebaute­n Festplatte­n.
 ??  ?? Sowohl für Synology als auch für Qnap (im Bild) stehen im Internet Sammlungen mit weiteren Programmen für die Installati­on auf dem NAS zur Verfügung. Damit lassen sich die Netzwerksp­eicher mit neuen Funktionen ausstatten.
Sowohl für Synology als auch für Qnap (im Bild) stehen im Internet Sammlungen mit weiteren Programmen für die Installati­on auf dem NAS zur Verfügung. Damit lassen sich die Netzwerksp­eicher mit neuen Funktionen ausstatten.

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