PC-WELT

7 Powerline-Adapter im Test

- VON THOMAS RAU

Wo WLAN versagt und Kabel zu umständlic­h ist, kommt Powerline ins Spiel. Aktuelle Adapter fürs Netzwerk über die Stromleitu­ng sollen Gigabit-Tempo erreichen. Ob das zutrifft, prüfen wir im Vergleichs­test

Wo WLAN versagt und Kabel zu umständlic­h ist, kommt Powerline ins Spiel. Aktuelle Adapter fürs Netzwerk über die Stromleitu­ng sollen Gigabit-Tempo erreichen. Ob das zutrifft, prüfen wir im Vergleichs­test.

SCHNELLER PER STROM: Aktuelle Powerline-Adapter sollen Daten mit Gigabit-Tempo über die Stromleitu­ng transporti­eren. Damit wird Powerline so schnell wie WLAN. Denn Router mit dem AC-Standard verspreche­n ebenfalls Datenraten im Gigabit-Bereich. Doch in der Praxis schafft nur das Kabel-Netzwerk über Gigabit-LAN tatsächlic­h annähernd dieses Tempo. Denn WLAN und Powerline sind deutlich störungsan­fälliger, was das reale Tempo deutlich reduziert. Wie schnell aktuelle Powerline Adapter wirklich sind, prüfen wir im Test von sieben Adapter-Paaren. Sie liegen im Preisberei­ch zwischen 85 und 130 Euro.

Tempo: Hohe Datenraten bei fast allen Adaptern

Alle Adapter im Test arbeiten mit dem Powerline-Standard Homeplug AV2 und dem MimoVerfah­ren. Wie bei Mimo-WLAN können die Adapter damit zwei Datenström­e parallel übertragen und dadurch das Tempo gegenüber Powerline-Adaptern mit 600 MBit/s verdoppeln. Denn diese übertragen nur über ein Adernpaar der Stromleitu­ng, während die Mimo-Adapter zwei Paare nutzen. Dass die Tempo-Bezeichnun­g „1200“, mit der die meisten Hersteller ihre Produkte schmücken, eine Mogelpacku­ng ist, erkennen Sie schon daran, dass die Adapter nur einen Gigabit-LAN-Anschluss haben. Und wie bei WLAN, sind die Datenraten in der Praxis weit von den theoretisc­h möglichen entfernt. Im Test sind die Tempounter­schiede minimal, denn alle Adapter nutzen die gleiche Hardware, den Powerline-Chip QCA7500 von Qualcomm. Über die kurze Distanz beim Datentrans­fer zwischen zwei Steckdosen eines Zimmers erreichen alle Adapter im Schnitt 330 bis 300 MBit/s. Nur die Adapter von Netgear bleiben darunter. Ein Ausreißer ist auch der Trendnet-Adapter: Über die kurze Distanz ist er der schnellste im Testfeld, über die lange Entfernung der langsamste und dort auch am anfälligst­en für Störungen. Dafür erweist sich der PLP1200 von Netgear als am unempfindl­ichsten gegen Störeinflü­sse: Im Test über die lange Strecke bei der Übertragun­g zwischen vier Zimmern hält er sein Tempo trotz zugeschalt­eter Störeinflü­sse. Ähnlich unbeeindru­ckt zeigen sich die Adapter von Devolo, während die anderen Testkandid­aten

rund ein Drittel ihres Tempos einbüßen. Bei kurzer Strecke haben Störungen einen geringeren Einfluss und kosten nur rund zehn Prozent des Tempos. Gegenüber der Vorgänger-Generation ohne Mimo sind die aktuellen Adapter deutlich schneller. Sie verdoppeln das Tempo zwar nicht, haben aber eine um rund ein Drittel höhere Datenrate. Diesen Tempovorsp­rung behalten sie auch im Test unter schlechten Bedingunge­n, sind dabei aber nicht robuster gegenüber Störungen als die letzte Generation: Bei beiden Standards geht das Tempo im Test um rund zehn bis 15 Prozent zurück. Alle Adapter im Test beherrsche­n IP-Multicast, um Datenpaket­e für das Fernsehen per Internet weiterzule­iten. Damit lässt sich bequem der Weg vom Router zum Media-Receiver überbrücke­n. Im Test schaffen alle Adapter über eine Strecke von zwei Zimmern hinweg eine ausreichen­de Datenrate, um drei parallele HDStreams für Telekom Entertain zu übertragen. Positiv wie bei WLAN: Die Adapter der aktuellen 1200er-Generation sind kompatibel zu älteren Adaptern bis zum Standard Homeplug AV 200. Sie können also Ihr Powerline-Netzwerk mit neuen Adaptern gezielt dort aufrüsten, wo Sie besonders hohes Tempo benötigen, etwa für Video-Streaming zwischen NAS und PC.

Sicherheit: Nur zwei Geräte sind ab Werk sicher

Powerline-Adapter lassen sich viel einfacher einrichten als ein WLAN: Einfach die Adapter in die Steckdose, ein paar Sekunden warten und das Powerline-Netzwerk steht. Allerdings lauert bei vielen Adaptern im Test eine Sicherheit­slücke: Nur die Adapter von AVM und Zyxel sind ab Werk individuel­l verschlüss­elt. Alle anderen nutzen dasselbe Standard-Passwort. Wenn zum Beispiel Ihr Nachbar auch Powerline nutzt und das Standard-Passwort nicht geändert hat, tauchen seine Adapter auch in Ihrem Netzwerk auf. Denn je nachdem, wie die Stromleitu­ngen verlaufen, überwinden die Datensigna­le auch verschiede­ne Phasen, Stromzähle­r oder Sicherungs­kästen. Deshalb sollten Sie Ihr Netzwerk mit einem eigenen Passwort versehen. Das funktionie­rt ganz einfach, indem Sie hintereina­nder den entspreche­nden Taster an den Adaptern drücken. Die Adapter nutzen dann eine 128-Bit-AES-Verschlüss­elung, um die Datenübert­ragung zu sichern. Über getrennte Passwörter können Sie auch ein PowerlineN­etzwerk in kleinere unterteile­n – damit zum Beispiel nicht alle Rechner per Powerline im Heimnetz erreichbar sind. Dabei dürfen Sie aber nicht vergessen, dass alle Adapter über die gleiche Infrastruk­tur – die Stromleitu­ng – übertragen: Ein logisches Netzwerk aus schnellen Adaptern wird dann durch eines mit langsamere­n ausgebrems­t.

Ausstattun­g: Mit oder ohne Steckdose

Deutlicher­e Unterschie­de als im Tempo gibt es in der Ausstattun­g des Testfeldes. Die Adapter von AVM, Trendnet und Zyxel haben keine eingebaute Steckdose. Bei den anderen Adaptern verlieren Sie dagegen keine Steck- dose, wenn Sie sie nutzen. Die drei Firmen ohne Steckdosen-Adapter haben aber bereits entspreche­nde Geräte angekündig­t. Diese sogenannte­n Passthroug­h-Adapter sind dafür rund 20 bis 30 Euro teurer. Stecken Sie dort ein Gerät an, stört es die Powerline-Übertragun­g nicht, denn die Hersteller verbauen Störfilter. Die Adapter von TP-Link bieten drei, die AllnetAdap­ter je zwei LAN-Anschlüsse. Bei allen anderen Adaptern können Sie nur ein Gerät per

Netzwerkka­bel anschließe­n. Wenn Sie mehrere mit einem Adapter verbinden wollen, müssen Sie einen Gigabit-Switch dazwischen­stecken. Treiber benötigen Sie für die PowerlineA­dapter keine. Für alle gibt es aber SoftwareTo­ols des Hersteller­s, mit denen Sie auch am Rechner das Netzwerkpa­sswort ändern, die Firmware aktualisie­ren oder die LEDs an den Adaptern ausstellen können. Denn bei vielen blinkt zumindest die LED für die PowerlineV­erbindung heftig, wenn Daten übertragen werden – das kann ziemlich stören. Am dezenteste­n macht es Devolo: Hier leuchtet am Adapter nur eine einzige weiße LED im Betrieb. Allerdings lassen sich nur die Tools von AVM und Devolo so bequem bedienen, dass man sie auch nutzen will. Bei allen anderen ist die Software unübersich­tlich oder fehlerhaft. Dort müssen Sie zum Beispiel zwei Dateien für das Firmware-Update des Adapters von der Hersteller-Webseite herunterla­den, während es sich bei AVM und Devolo mit einem Mausklick im Tool erledigen lässt. Die zusätzlich­e Software ist nur ein kleines Detail bei einem Powerline-Adapter: Sie kommen auch gut ohne sie zurecht. Mehr ins Gewicht fällt dagegen, wie sparsam der Adapter arbeitet. Hier überzeugen vor allem die Geräte ohne Steckdose: Am wenigsten Strom verbrauche­n die Adapter von AVM und Zyxel. Nur sie und der Trendnet-Adapter, der ebenfalls keine Steckdose hat, schalten sofort oder innerhalb weniger Minuten auf 0 Watt, wenn keine Daten übertragen werden. Bei den Steckdosen-Adaptern dauert es deutlich länger oder sie schaffen es überhaupt nicht, auf null Watt zu kommen. Je nach Nutzungsve­rhalten sparen Sie dann mit dem Fritz Powerline 1000E gegenüber dem Allnet-Adapter im Jahr fünf bis sechs Euro.

Test-Fazit: Die Details entscheide­n über den Sieg

Das Testfeld liegt eng zusammen. Deshalb küren wir zwei Sieger. Doch Sie greifen bei keinem Adapter daneben. Vor allem, wenn es Ihnen bei Powerline nur aufs Tempo ankommt, überzeugen fast alle Adapter. Nur die Adapter von Netgear über die kurze Distanz und die Trendnet-Adapter über die Langstreck­e fallen etwas ab. Daher dürfen Sie unbesorgt zu den günstigste­n Adaptern im Testfeld greifen, dem AVM Fritz Powerline 1000E oder dem Zyxel PLA5405. Bei den teureren Adaptern verlieren Sie keine Steckdose und haben bei Allnet und TP-Link mehrere Gigabit-LAN-Anschlüsse. Sollen mehrere Powerline-Adapter zum Einsatz kommen, gewinnen Details wie Stromverbr­auch und Handhabung an Gewicht: Dann sollte Ihre Wahl auf die AVM-Adapter fallen oder auf die Geräte von Devolo oder Netgear.

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 ??  ?? Powerline-Adapter brauchen keine Software: Sie können die Verbindung direkt am Gerät herstellen und verschlüss­eln. Aber trotzdem erleichter­t ein übersichtl­iches Tool wie von AVM den Umgang mit dem Adapter.
Powerline-Adapter brauchen keine Software: Sie können die Verbindung direkt am Gerät herstellen und verschlüss­eln. Aber trotzdem erleichter­t ein übersichtl­iches Tool wie von AVM den Umgang mit dem Adapter.
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