7 Powerline-Adapter im Test
Wo WLAN versagt und Kabel zu umständlich ist, kommt Powerline ins Spiel. Aktuelle Adapter fürs Netzwerk über die Stromleitung sollen Gigabit-Tempo erreichen. Ob das zutrifft, prüfen wir im Vergleichstest
Wo WLAN versagt und Kabel zu umständlich ist, kommt Powerline ins Spiel. Aktuelle Adapter fürs Netzwerk über die Stromleitung sollen Gigabit-Tempo erreichen. Ob das zutrifft, prüfen wir im Vergleichstest.
SCHNELLER PER STROM: Aktuelle Powerline-Adapter sollen Daten mit Gigabit-Tempo über die Stromleitung transportieren. Damit wird Powerline so schnell wie WLAN. Denn Router mit dem AC-Standard versprechen ebenfalls Datenraten im Gigabit-Bereich. Doch in der Praxis schafft nur das Kabel-Netzwerk über Gigabit-LAN tatsächlich annähernd dieses Tempo. Denn WLAN und Powerline sind deutlich störungsanfälliger, was das reale Tempo deutlich reduziert. Wie schnell aktuelle Powerline Adapter wirklich sind, prüfen wir im Test von sieben Adapter-Paaren. Sie liegen im Preisbereich zwischen 85 und 130 Euro.
Tempo: Hohe Datenraten bei fast allen Adaptern
Alle Adapter im Test arbeiten mit dem Powerline-Standard Homeplug AV2 und dem MimoVerfahren. Wie bei Mimo-WLAN können die Adapter damit zwei Datenströme parallel übertragen und dadurch das Tempo gegenüber Powerline-Adaptern mit 600 MBit/s verdoppeln. Denn diese übertragen nur über ein Adernpaar der Stromleitung, während die Mimo-Adapter zwei Paare nutzen. Dass die Tempo-Bezeichnung „1200“, mit der die meisten Hersteller ihre Produkte schmücken, eine Mogelpackung ist, erkennen Sie schon daran, dass die Adapter nur einen Gigabit-LAN-Anschluss haben. Und wie bei WLAN, sind die Datenraten in der Praxis weit von den theoretisch möglichen entfernt. Im Test sind die Tempounterschiede minimal, denn alle Adapter nutzen die gleiche Hardware, den Powerline-Chip QCA7500 von Qualcomm. Über die kurze Distanz beim Datentransfer zwischen zwei Steckdosen eines Zimmers erreichen alle Adapter im Schnitt 330 bis 300 MBit/s. Nur die Adapter von Netgear bleiben darunter. Ein Ausreißer ist auch der Trendnet-Adapter: Über die kurze Distanz ist er der schnellste im Testfeld, über die lange Entfernung der langsamste und dort auch am anfälligsten für Störungen. Dafür erweist sich der PLP1200 von Netgear als am unempfindlichsten gegen Störeinflüsse: Im Test über die lange Strecke bei der Übertragung zwischen vier Zimmern hält er sein Tempo trotz zugeschalteter Störeinflüsse. Ähnlich unbeeindruckt zeigen sich die Adapter von Devolo, während die anderen Testkandidaten
rund ein Drittel ihres Tempos einbüßen. Bei kurzer Strecke haben Störungen einen geringeren Einfluss und kosten nur rund zehn Prozent des Tempos. Gegenüber der Vorgänger-Generation ohne Mimo sind die aktuellen Adapter deutlich schneller. Sie verdoppeln das Tempo zwar nicht, haben aber eine um rund ein Drittel höhere Datenrate. Diesen Tempovorsprung behalten sie auch im Test unter schlechten Bedingungen, sind dabei aber nicht robuster gegenüber Störungen als die letzte Generation: Bei beiden Standards geht das Tempo im Test um rund zehn bis 15 Prozent zurück. Alle Adapter im Test beherrschen IP-Multicast, um Datenpakete für das Fernsehen per Internet weiterzuleiten. Damit lässt sich bequem der Weg vom Router zum Media-Receiver überbrücken. Im Test schaffen alle Adapter über eine Strecke von zwei Zimmern hinweg eine ausreichende Datenrate, um drei parallele HDStreams für Telekom Entertain zu übertragen. Positiv wie bei WLAN: Die Adapter der aktuellen 1200er-Generation sind kompatibel zu älteren Adaptern bis zum Standard Homeplug AV 200. Sie können also Ihr Powerline-Netzwerk mit neuen Adaptern gezielt dort aufrüsten, wo Sie besonders hohes Tempo benötigen, etwa für Video-Streaming zwischen NAS und PC.
Sicherheit: Nur zwei Geräte sind ab Werk sicher
Powerline-Adapter lassen sich viel einfacher einrichten als ein WLAN: Einfach die Adapter in die Steckdose, ein paar Sekunden warten und das Powerline-Netzwerk steht. Allerdings lauert bei vielen Adaptern im Test eine Sicherheitslücke: Nur die Adapter von AVM und Zyxel sind ab Werk individuell verschlüsselt. Alle anderen nutzen dasselbe Standard-Passwort. Wenn zum Beispiel Ihr Nachbar auch Powerline nutzt und das Standard-Passwort nicht geändert hat, tauchen seine Adapter auch in Ihrem Netzwerk auf. Denn je nachdem, wie die Stromleitungen verlaufen, überwinden die Datensignale auch verschiedene Phasen, Stromzähler oder Sicherungskästen. Deshalb sollten Sie Ihr Netzwerk mit einem eigenen Passwort versehen. Das funktioniert ganz einfach, indem Sie hintereinander den entsprechenden Taster an den Adaptern drücken. Die Adapter nutzen dann eine 128-Bit-AES-Verschlüsselung, um die Datenübertragung zu sichern. Über getrennte Passwörter können Sie auch ein PowerlineNetzwerk in kleinere unterteilen – damit zum Beispiel nicht alle Rechner per Powerline im Heimnetz erreichbar sind. Dabei dürfen Sie aber nicht vergessen, dass alle Adapter über die gleiche Infrastruktur – die Stromleitung – übertragen: Ein logisches Netzwerk aus schnellen Adaptern wird dann durch eines mit langsameren ausgebremst.
Ausstattung: Mit oder ohne Steckdose
Deutlichere Unterschiede als im Tempo gibt es in der Ausstattung des Testfeldes. Die Adapter von AVM, Trendnet und Zyxel haben keine eingebaute Steckdose. Bei den anderen Adaptern verlieren Sie dagegen keine Steck- dose, wenn Sie sie nutzen. Die drei Firmen ohne Steckdosen-Adapter haben aber bereits entsprechende Geräte angekündigt. Diese sogenannten Passthrough-Adapter sind dafür rund 20 bis 30 Euro teurer. Stecken Sie dort ein Gerät an, stört es die Powerline-Übertragung nicht, denn die Hersteller verbauen Störfilter. Die Adapter von TP-Link bieten drei, die AllnetAdapter je zwei LAN-Anschlüsse. Bei allen anderen Adaptern können Sie nur ein Gerät per
Netzwerkkabel anschließen. Wenn Sie mehrere mit einem Adapter verbinden wollen, müssen Sie einen Gigabit-Switch dazwischenstecken. Treiber benötigen Sie für die PowerlineAdapter keine. Für alle gibt es aber SoftwareTools des Herstellers, mit denen Sie auch am Rechner das Netzwerkpasswort ändern, die Firmware aktualisieren oder die LEDs an den Adaptern ausstellen können. Denn bei vielen blinkt zumindest die LED für die PowerlineVerbindung heftig, wenn Daten übertragen werden – das kann ziemlich stören. Am dezentesten macht es Devolo: Hier leuchtet am Adapter nur eine einzige weiße LED im Betrieb. Allerdings lassen sich nur die Tools von AVM und Devolo so bequem bedienen, dass man sie auch nutzen will. Bei allen anderen ist die Software unübersichtlich oder fehlerhaft. Dort müssen Sie zum Beispiel zwei Dateien für das Firmware-Update des Adapters von der Hersteller-Webseite herunterladen, während es sich bei AVM und Devolo mit einem Mausklick im Tool erledigen lässt. Die zusätzliche Software ist nur ein kleines Detail bei einem Powerline-Adapter: Sie kommen auch gut ohne sie zurecht. Mehr ins Gewicht fällt dagegen, wie sparsam der Adapter arbeitet. Hier überzeugen vor allem die Geräte ohne Steckdose: Am wenigsten Strom verbrauchen die Adapter von AVM und Zyxel. Nur sie und der Trendnet-Adapter, der ebenfalls keine Steckdose hat, schalten sofort oder innerhalb weniger Minuten auf 0 Watt, wenn keine Daten übertragen werden. Bei den Steckdosen-Adaptern dauert es deutlich länger oder sie schaffen es überhaupt nicht, auf null Watt zu kommen. Je nach Nutzungsverhalten sparen Sie dann mit dem Fritz Powerline 1000E gegenüber dem Allnet-Adapter im Jahr fünf bis sechs Euro.
Test-Fazit: Die Details entscheiden über den Sieg
Das Testfeld liegt eng zusammen. Deshalb küren wir zwei Sieger. Doch Sie greifen bei keinem Adapter daneben. Vor allem, wenn es Ihnen bei Powerline nur aufs Tempo ankommt, überzeugen fast alle Adapter. Nur die Adapter von Netgear über die kurze Distanz und die Trendnet-Adapter über die Langstrecke fallen etwas ab. Daher dürfen Sie unbesorgt zu den günstigsten Adaptern im Testfeld greifen, dem AVM Fritz Powerline 1000E oder dem Zyxel PLA5405. Bei den teureren Adaptern verlieren Sie keine Steckdose und haben bei Allnet und TP-Link mehrere Gigabit-LAN-Anschlüsse. Sollen mehrere Powerline-Adapter zum Einsatz kommen, gewinnen Details wie Stromverbrauch und Handhabung an Gewicht: Dann sollte Ihre Wahl auf die AVM-Adapter fallen oder auf die Geräte von Devolo oder Netgear.