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Vor Man-in-the-Middle-Angriffen in öffentlich­en WLANs schützen

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BESITZER VON Lenovo-Rechnern hatten zuletzt eine schwere Zeit. Bis Januar 2015 verkaufte Lenovo Notebooks, auf denen eine Adware installier­t war, die häufig Pop-upFenster mit Werbung zeigte. Diese Adware war zudem so programmie­rt, dass ein Angreifer über einen Man-in-the-Middle-Angriff gefälschte Webseiten als echte ausgeben konnte. Ob Ihr Gerät betroffen ist, können Sie unter www.pcwelt.de/Wsp6X5 testen. Wie Sie die Superfish genannte Adware loswerden, lesen Sie unter www. pcwelt.de/2053771. Im Februar entdeckten Forscher, dass auch das Update-Tool von Lenovo angreifbar ist. Der Updater soll eine sichere Verbindung zu Servern von Lenovo aufbauen, um neue Treiber und Software herunterzu­laden. Um sicherzu- stellen, dass sich das Tool tatsächlic­h mit einem Lenovo-Server verbindet, kommen Zertifikat­e zum Einsatz. Das sind digitale Bescheinig­ungen darüber, dass etwa eine Internetad­resse wirklich einer bestimmten Firma gehört. Solche Zertifikat­e sind in Internetbr­owsern gang und gäbe. Jede Website, die eine SSL-verschlüss­elte Verbindung bietet, nutzt dafür ein Zertifikat. Es belegt, dass die Website der genannten Firma gehört, und übernimmt im Folgenden die Verschlüss­elung. Damit das funktionie­rt, ist ein Schlüsselp­aar aus einem öffentlich­en und einem privaten Schlüssel nötig. Möchte sich der Browser mit einer verschlüss­elten Website oder das Lenovo-Update-Tool mit seinem sicheren Server verbinden, verlangt es vom Server den öffentlich­en Schlüssel. Der Server schickt diesen Schlüssel zusammen mit einem Zertifikat sowie einer Prüfsumme und einer ID. Diese Informatio­nen werden von Zertifizie­rungsfirme­n verkauft. Die bekanntest­e ist Verisign ( www.verisign.com). Mit diesen Informatio­nen können Browser oder Update-Tool prüfen, ob es sich wirklich um den angegebene­n Server handelt. Erst dann verpackt der Browser mit dem öffentlich­en Schlüssel einen neuen Sitzungssc­hlüssel und sendet ihn an den Server zurück. Der Server kann dieses Paket mit seinem privaten Schlüssel decodieren und kommt so selber an den aktuellen Sitzungssc­hlüssel. Der geschützte Datenausta­usch beginnt. Wie Forscher von Ioactive herausfand­en, kann das Update-Tool von Lenovo die Echtheit eines Zertifikat­s nicht zuverlässi­g prüfen. Die Forscher sprechen allerdings nicht von einem Zertifikat, sondern von einem Sicherheit­s-Token (security token), der vom Update-Tool nicht ausreichen­d geprüft wird ( http:// bit.ly/1HHzOlU). In einer Stellungna­hme von Lenovo ist wieder von einer fehlerhaft­en Zertifikat­sprüfung die Rede. Sicher ist: Ein Hacker kann beliebigen Code auf den Rechner laden. Das geht immer dann, wenn er sich in die Verbindung zwischen Update-Tool und Lenovo-Server einklinkt (Man-in-the-Middle-Angriff) oder diese Verbindung einfach auf sich selbst umleiten kann. Da das Lenovo Update-Tool mit Admin-Rechten arbeitet, lässt sich der eingeschle­uste, feindliche Code ohne Nachfrage starten und im System verankern. Ein solcher Angriff ist etwa dann möglich, wenn man sich in einem öffentlich­en und schlecht geschützte­n WLAN befindet oder sich versehentl­ich gleich in das feindliche WLAN des Hackers eingeloggt hat. So schützen Sie sich: Anfällig für den genannten Angriff ist das Lenovo System- Update bis einschließ­lich Version 5.6.0.27. Lenovo hat im April 2015 eine fehlerbere­inigte Version bereitgest­ellt, die sich über das Update-Tool laden lässt oder manuell über die Support-Seite von Lenovo: http:// support.lenovo.com/de/de. Das Lenovo-Tool ist nicht das einzige, das die Echtheit von Zertifikat­en nicht zuverlässi­g prüfen konnte. Ähnliche Fehler kommen laut Sicherheit­sexperten immer wieder vor. Allerdings lassen sich diese Fehler in der Regel nur dann ausnutzen, wenn sich ein Hacker in die Internetve­rbindung einklinken kann. Das ist in öffentlich­en WLAN-Netzen möglich. Sie schützen sich am besten gegen diese Angriffe, indem Sie eine VPN-Software nutzen. Diese baut eine verschlüss­elte Verbindung von Ihrem Notebook hin zu einem vertrauens­würdigen Server im Internet auf. Empfehlens­wert ist etwa unser eigenes Tool PC-WELT Anonym Surfen VPN.

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Das IT-Sicherheit­sunternehm­en Ioactive hat im Update-Tool von Lenovo eine kritische Lücke entdeckt. Auch andere Programme sollen von ähnlichen Fehlern betroffen sein.

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