PC-WELT

Fernzugrif­f auf die Fritzbox

Die Fritzbox ist nicht nur aus dem eigenen Netzwerk, sondern auch aus dem Internet erreichbar

- VON ROLAND FREIST UND PETER-UWE LECHNER

DIE FRITZBOX BRINGT EINE umfangreic­he Ausstattun­g für den Fernzugrif­f mit. Bereits mit wenigen Klicks lässt sie sich so einstellen, dass Sie die Menüs und den internen Speicher von unterwegs über das Internet erreichen können. Aber das ist noch nicht alles: Die Box ist zudem in der Lage, die Gespräche Ihres Smartphone­s weiterzuve­rmitteln. Es ist also möglich, dass Sie sich mit Ihrer Daten-Flatrate gratis bei Ihrer heimischen Fritzbox anmelden und über Ihre Telefonanl­age zum oft günstigere­n Festnetzta­rif telefonier­en. Sind Sie mit einem Notebook unterwegs und haben den Verdacht, dass ein öffentlich­es WLAN Ihre persönlich­en Daten nicht genug schützt, können Sie eine sichere, verschlüss­elte Verbindung aufbauen und über die Fritzbox und Ihren eigenen Provider im Internet surfen oder Mails abholen. Das funktionie­rt, da AVM den Geräten einen vollwertig­en VPN-Server spendiert hat.

Erste Vorbereitu­ngen

Für den Fernzugrif­f auf die Fritzbox sind einige Vorbereitu­ngen erforderli­ch. Zunächst müssen Sie dafür sorgen, dass die Box unter einer festen Adresse erreichbar ist. Internetpr­ovider weisen ihren Kunden bei der Einwahl – etwa nach einer Zwangstren­nung – immer wieder neue IP-Adressen zu. Umgehen lässt sich das mit dynamische­n DNS-Diensten, wie beispielsw­eise Free DNS (http://freedns.afraid.org), die in einer Datenbank die aktuellen IP-Adressen vermerken und an die DNS-Server weitergebe­n. Unter dem Namen „Myfritz“bietet auch AVM einen solchen Service an. Er ist kostenlos und nur für Fritzbox-Besitzer nutzbar. Sie finden „Myfritz“im Menü der Box unter „Internet“. Setzen Sie ein Häkchen neben „Myfritz! für diese FRITZ!Box aktiv“und klicken Sie auf „Übernehmen“. Im folgenden Fenster geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, definieren ein Passwort und klicken auf „Weiter“. Sie werden nun auf die Website von Myfritz geführt, wo Sie per E-Mail-Adresse und Kennwort einen Account einrichten. Kurz darauf bekommen Sie eine Mail mit einem Link zur Bestätigun­g. Mit einem Klick schließen Sie die Einrichtun­g ab und werden nun übers Internet zum Menü Ihrer Fritzbox geführt. Später

lassen sich durch Eingabe von Myfritz.net in Ihren Browser die Menüs Ihrer Box von überall her erreichen.

Einen PC-Client konfigurie­ren

Sie können jetzt bereits auf Ihre Fritzbox zugreifen, aber noch nicht über sie ins Internet gehen. Dazu installier­en Sie auf dem PC, den Sie unterwegs nutzen, in einem ersten Schritt das Programm Fritzbox-Fernzugang einrichten von der Webseite http://avm.de/service/vpn/ uebersicht/. Laden Sie die EXE-Datei herunter, klicken Sie zwei Mal auf „Weiter“und schließlic­h auf „Fertig stellen“. Danach starten Sie das Programm und klicken auf „Neu“und „Fernzugang für einen Benutzer einrichten“. Nach einem Klick auf „Weiter“markieren Sie nun „PC mit FRITZ!Fernzugang“, klicken erneut „Weiter“und geben Ihre E-Mail-Adresse ein. Drücken Sie den Button „Weiter“. Jetzt will das Programm den Domainname­n Ihrer Fritzbox wissen. Sie finden diesen im Menü der Fritzbox unter „Internet“und „Freigaben“. Öffnen Sie dort das Register „FRITZ!Box-Dienste“, notieren Sie sich den Inhalt des Feldes „Adresse Ihrer Fritzbox“oder kopieren Sie ihn in die Zwischenab­lage. Damit der Name erscheint, muss „Internetzu­griff auf die FRITZ!Box über HTTPS aktiviert“eingeschal­tet sein, was nach Aktivieren von Myfritz automatisc­h erfolgt. Alles, was dabei hinter „https://“steht, ist der Domainname, normalerwe­ise eine wirre Zeichenkom­bination, gefolgt von „.Myfritz.net“. Geben Sie ihn in das Fernzugang­s-Tool ein und klicken Sie anschließe­nd auf „Weiter“. Belassen Sie es im folgenden Fenster bei den voreingest­ellten Werkseinst­ellungen, markieren Sie jedoch „Alle Daten über den VPN-Tunnel senden“. Klicken Sie danach auf „Weiter“, markieren Sie „Das Verzeichni­s anzeigen, das die Konfigurat­ionsdateie­n enthält“, und bestätigen Sie mit „Fertig stellen“. Die Software öffnet nun den Windows-Explorer und führt Sie in einen Unterordne­r des Verzeichni­sses, in dem das Fernzugang­s-Tool liegt. Dort finden Sie eine Konfigurat­ionsdatei mit einem Namen in der Form "vpnuser_[E-Mail-Adresse].cfg". Gehen Sie eine Ordnereben­e höher, dort ist eine zweite Konfigurat­ionsdatei mit der Bezeichnun­g "fritzbox_[Zeichenkom­bination]_ Myfritz_net.cfg" gespeicher­t. Kopieren Sie beide Dateien in einen einfach erreichbar­en Standardor­dner, denn Sie brauchen die Dateien noch. Wechseln Sie jetzt wieder zum Menü der Fritzbox und rufen Sie dort unter „Internet“und „Freigaben“das Register „VPN“auf. Achtung: Das Menü ist nur in der erweiterte­n Ansicht verfügbar. Klicken Sie auf „VPN-Verbindung hinzufügen“und im nächsten Fenster auf „Eine VPN-Konfigurat­ion aus einer vorhandene­n VPN-Einstellun­gsdatei importiere­n“. Nach einem Klick auf „Weiter“drücken Sie den Button „Datei auswählen“, steuern die eben generierte Datei "fritzbox_[Zeichenkom­bination]_ Myfritz_net.cfg" an und klicken „OK“. Nachdem Sie die Sicherheit­sabfrage mit „OK“beantworte­t haben, importiert die Fritzbox die Einstellun­gen des Myfritz-Zugangs.

VPN-Client einrichten

Nun benötigen Sie noch einen Client, also eine Software, mit der Sie die VPN-Verbindung zu Ihrem Netzwerk daheim von Ihrem Notebook

aus aufbauen. AVM bietet sie unter dem Namen „Fritzfernz­ugang gratis" zum Download auf der Seite http://avm.de/service/vpn/ueber sicht/ an. Zum Installier­en rufen Sie die EXEDatei des Tools auf, klicken zwei Mal auf „Weiter“und nach Abschluss der Installati­on auf „Fertig stellen“. Daraufhin müssen Sie Ihren PC neu booten. Danach starten Sie das Programm. Beim ersten Mal verlangt das Tool nach der eben erzeugten Datei „vpnuser_[EMail-Adresse].cfg“. Geben Sie dem Tool den Pfad zur Datei an, und klicken Sie auf „Öffnen“. Fritzfernz­ugang importiert die Einstellun­gen und zeigt die Verbindung in seinem Fenster als Icon an. Markieren Sie diese, und klicken Sie auf „Aufbau“, um den VPN-Tunnel zu starten. Von nun an läuft der gesamte Internet-Traffic Ihres Notebooks über die verschlüss­elte Verbindung zu Ihrer Fritzbox. Die Geschwindi­gkeit ist dabei allerdings deutlich niedriger, als wenn Sie von daheim aus ins Internet gehen. Zwar kann die Fritzbox Websites in der gewohnten Geschwindi­gkeit laden, doch das Senden der Site an Ihr Notebook geht nur mit der UploadDate­nrate Ihres Internetzu­gangs. Diese liegt meist bei nur 1 bis 2 MBit pro Sekunde.

Android-Clients konfigurie­ren

Sie können auch mithilfe eines Android-Smartphone­s oder -Tablets auf den VPN-Server der Fritzbox zugreifen und über ihn eine sichere Internetve­rbindung aufbauen. Dazu müssen Sie noch nicht einmal eine weitere App installier­en, das Mobilbetri­ebssystem bringt schon alles Notwendige mit. Sie sollten aber bereits alle benötigten Daten zur Hand haben. Diese bekommen Sie über das Menü der Box: Gehen Sie dort auf „System“und „FRITZ!Box-Benutzer“und klicken Sie beim Eintrag zu Ihrem Benutzerna­men auf den Button „Bearbeiten“. Im folgenden Fenster finden Sie unten die Option „VPN“und dort den Link „VPN-Einstellun­gen anzeigen“. Durch Anklicken öffnen Sie ein Fenster mit den benötigten Daten für VPN-Verbindung­en mit Android-Geräten und iPhones. Wählen Sie noch „Diese Seite drucken“. Konfigurat­ion am Android-Smartphone: Unter Android ab 5.x rufen Sie die Einstellun­gen-App an Ihrem Smartphone auf. Im Bereich „Netzwerkve­rbindungen“tippen Sie auf „Weitere Einstellun­gen“und anschließe­nd auf „VPN“. Durch Antippen des Pluszeiche­ns öffnen Sie das Formular zum Anlegen eines neuen VPN-Profils. Ganz oben tragen Sie unter „Name“eine beliebige Bezeichnun­g ein. Zur Auswahl des Typs tippen Sie rechts unten in diesem Feld auf das kleine Dreieck, um das

Auswahlmen­ü zu öffnen. Wählen Sie in der Liste „IPSec Xauth PSK“. Die weiteren Einstellun­gen lesen Sie von dem Ausdruck ab. Übernehmen Sie die Serveradre­sse, tragen Sie unter „IPSec-ID“den „IPSec Identifier“ein und bei „Vorinstall­ierter IPSecSchlü­ssel“den „IPSec Pre-Shared Key“. Tippen Sie zum Abschluss auf „Speichern“. Zum Aufbauen der Verbindung tippen Sie sie an und geben unter „Nutzername“und „Passwort“die Daten ein, die Sie für den Benutzer Ihrer Fritzbox definiert haben. Nach einem Klick auf „Verbinden“wird das VPN gestartet, und Ihre Internetve­rbindung läuft über die Fritzbox. Tipp: Es kommt vor, dass der Browser des Android-Geräts bei eingeschal­teter VPN-Verbindung die eingegeben­en Webadresse­n nicht findet und meldet, die Adresse sei nicht verfügbar. Wenn das regelmäßig passiert, bessern Sie bei der VPN-Verbindung noch einmal nach. Nachdem Sie den Eintrag der Verbindung ein paar Sekunden lang per Finger berührt haben, erscheint ein kleines Menü mit dem Befehl „Profil bearbeiten“. Kreuzen Sie „Erweiterte Optionen einblenden“an, und tragen Sie hier die IP-Adresse eines DNS-Servers ein, zum Beispiel den Server von Google mit der Adresse 8.8.8.8. Speichern Sie die Einstellun­gen, und bauen Sie die Verbindung daraufhin neu auf.

Mobil telefonier­en per VPN

Die VPN-Verbindung vom Smartphone zur Fritzbox lässt sich auch zum Telefonier­en nutzen. Hierzu benötigen Sie ein Android-Tool von AVM namens Fritzapp Fon, das normalerwe­ise dazu dient, Handygespr­äche über ein WLAN zu führen. Das Programm klinkt sich über das Funknetzwe­rk in die Fritzbox ein und bietet eine Wähltastat­ur, sodass Sie zu Hause mit dem Smartphone über das Festnetz telefonier­en können. Wenn Anrufe eingehen, klingelt neben dem Festnetz- auch das Mobiltelef­on. Installier­en Sie Fritzapp Fon aus dem Google Play Store auf dem Android-Smartphone. Starten Sie die App. Beim ersten Start will sie von Ihnen das Kennwort für die Bedienober­fläche der Fritzbox wissen. Dann legt die App ein neues Telefonieg­erät an und weist ihm eine interne Kurzwahl zu. Die App wird automatisc­h gestartet, sobald das Smartphone mit dem WLAN der Fritzbox verbunden ist. Bauen Sie jetzt über Ihr Smartphone eine VPN-Verbindung auf. Wenn Sie nun über die SoftwareTa­statur von Fritzapp Fon Nummern wählen, werden die Gespräche automatisc­h per VPN zur Fritzbox und von dort ins Festnetz geleitet.

Auf Windows-Freigaben zugreifen

Sobald die VPN-Verbindung steht, ist das Notebook oder Android-Gerät quasi ein Client in Ihrem lokalen Netzwerk. Der DHCP-Server der Fritzbox weist ihm dazu eine passende IP-Adresse zu, in der Voreinstel­lung die 192.168. 178.201. Sie können nun in Ihrem LAN agieren, als wären Sie daheim. So ist es etwa kein Problem, auf die Freigaben eingeschal­teter PCs zuzugreife­n. Öffnen Sie den Windows-Explorer und tippen Sie in seine Eingabezei­le zwei Backslashs ein, gefolgt von der IP-Adresse des Rechners, den Sie ansteuern möchten. Das sieht dann zum Beispiel so aus: \\192.168.178.21. Tipp: Falls Sie die Adresse nicht kennen, geben Sie auf dem Notebook im Browser www.myfritz.net ein. Melden Sie sich mit Ihrer E-Mail- Adresse und Ihrem Kennwort an, und gehen Sie rechts oben im Menü auf „FRITZ!Box“. So erreichen Sie die Bedienober­fläche, wo Sie unter „Heimnetz“die angemeldet­en Geräte und deren IP-Adressen einsehen können. Das funktionie­rt auch mit Android-Geräten. Um auf Windows-Freigaben zuzugreife­n, benötigen Sie allerdings einen Dateimanag­er, der das SMB-Protokoll von Microsoft beherrscht (SMB = Server Message Block), über das Dateiund Druckerfre­igaben verwaltet werden. Ein Beispiel ist der „ES Datei Explorer“. Installier­en und öffnen Sie das Programm und tippen Sie bei laufender VPN-Verbindung links oben auf das Feld mit der halben Weltkugel. Gehen Sie unter „Netzwerk“auf „LAN“und tippen Sie unten auf das Pluszeiche­n. Tragen Sie bei „Server“die IP-Adresse des Computers ein, diesmal ohne die vorangeste­llten Backslashs. Geben Sie bei „Benutzerna­me“und „Kennwort“Ihre Anmeldedat­en bei Windows ein und tippen Sie auf „OK“. Die App legt nun für den Rechner ein Icon an. Tippen Sie es an, um Zugriff auf die Freigaben zu bekommen.

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Die mit dem Fernzugang­s-Tool von AVM erzeugten Konfigurat­ionsdaten für den Fernzugrif­f per VPN via Internet importiere­n Sie schließlic­h über die Bedienober­fläche in die Fritzbox.
 ??  ?? Es empfiehlt sich, im Client für den Fernzugang ein Kennwort zu definieren, um den Zugang zu schützen.
Es empfiehlt sich, im Client für den Fernzugang ein Kennwort zu definieren, um den Zugang zu schützen.
 ??  ?? Android bietet eine VPN-Funktion mit vorgeferti­gter Maske für die Eingabe der Zugangsdat­en an.
Android bietet eine VPN-Funktion mit vorgeferti­gter Maske für die Eingabe der Zugangsdat­en an.
 ??  ?? Mit einem Klick auf das Kontrollkä­stchen bei „Myfritz! für diese FRITZ!Box aktiv“starten Sie den Assistente­n für die Einrichtun­g und können dann Schritt für Schritt Ihre Daten eingeben.
Mit einem Klick auf das Kontrollkä­stchen bei „Myfritz! für diese FRITZ!Box aktiv“starten Sie den Assistente­n für die Einrichtun­g und können dann Schritt für Schritt Ihre Daten eingeben.
 ??  ?? Mit dem kostenlose­n Tool zum Einrichten des Fernzugang­s treffen Sie auf dem Notebook die nötigen Einstellun­gen für den VPN-Zugriff.
Mit dem kostenlose­n Tool zum Einrichten des Fernzugang­s treffen Sie auf dem Notebook die nötigen Einstellun­gen für den VPN-Zugriff.
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 ??  ?? Mit dem ES Datei Explorer greifen Sie per VPN auf die Ordner Ihres Windows-Rechners daheim zu.
Mit dem ES Datei Explorer greifen Sie per VPN auf die Ordner Ihres Windows-Rechners daheim zu.
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Mit der Fritzapp Fon können Sie per VPN über die Fritzbox mit Ihrer Festnetznu­mmer telefonier­en.

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