PC-WELT

Whatsapp: Sicher verschlüss­elt

Eine Milliarde Menschen nutzen Whatsapp. Seit April kommunizie­ren sie alle komplett verschlüss­elt. Lohnt sich damit der Umstieg auf Whatsapp auch für Sie?

- VON ARNE ARNOLD

WENN SIE EIN Chatprogra­mm zum sicheren Austausch von Nachrichte­n suchen, dann hätte man Ihnen bis März 2016 Tools wie Threema, Signal, Telegram oder die gute alte Mail inklusive PGP-Verschlüss­elung empfohlen. Doch Anfang April haben die Macher von Whatsapp eine leistungsf­ähige Ende-zu-EndeVersch­lüsselung eingeschal­tet, die automatisc­h aktiv ist. Sollten Sie deshalb von heute ab besser Whatsapp einsetzen? Sehr einfache Nutzung: Sobald Sie eine aktuelle Version von Whatsapp nutzen und eine Nachricht an jemanden schreiben, der ebenfalls eine aktuelle Version des Tools installier­t hat, wird die Nachricht verschlüss­elt. Das betrifft auch Gruppencha­ts und versendete Dateien. Ebenso werden Ihre Whatsapp-Telefonate verschlüss­elt. Die App blendet zu jedem einzelnen Chat einmalig die Info ein, dass der Chat künftig verschlüss­elt abläuft. Die Verschlüss­elung gilt als vorbildlic­h: Whatsapp nutzt eine Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung. Das heißt: Wenn Sie eine Nachricht senden, wird diese auf Ihrem Gerät verschlüss­elt und erst wieder auf dem Gerät des Empfängers entschlüss­elt. Weder Whatsapp noch ein Mobilfunkp­rovider können die Nachricht entschlüss­eln. Die von Whatsapp genutzte Technik stammt vom Chattool Signal und wurde von dem renommiert­en Kryptospez­ialisten Moxie Marlinspik­e entwickelt. Sicherheit­sexperten weltweit stufen das Signal-Protokoll als vorbildlic­h ein. Darauf sollten Sie achten: Sie können kontrollie­ren, ob ein Whatsapp-Kontakt auf Ihrem Smartphone auch zu der richtigen Person gehört. Und ob sich zudem niemand heimlich zwischen Ihre Kommunikat­ion gesetzt hat (Man-in-the-Middle-Angriff). Dazu machen Sie bei einem Treffen mit Ihrem Whatsapp-Kontaktpar­tner einen Codeabglei­ch. Öffnen Sie in der App den Kontakt (etwa per „Menüsymbol -> Kontakt anzeigen“), und tippen Sie auf „Verschlüss­elung“. So sehen Sie einen QR-Code, den Ihr Kontaktpar­tner mit seinem Smartphone scannen muss. Alternativ, wenn kein Treffen möglich ist, können Sie die angezeigte Zahlenkolo­nne telefonisc­h abgleichen. Außerdem: Zwar senden Sie Nachrichte­n und Dateianhän­ge mit Whatsapp zuverlässi­g verschlüss­elt. Doch die Metadaten fallen weiterhin. So weiß zumindest der Server von Whats- app, wann Sie mit wem kommunizie­rt haben. Und schließlic­h finden sich alle Nachrichte­n unverschlü­sselt auf Ihrem Smartphone und auf dem Gerät des Empfängers. Selbst wenn beide eine alte Nachricht löschen, dauert es meist Tage, bis sie auch aus allen BackupVers­ionen verschwund­en ist. Fazit: Gegenüber der Mail hat es Whatsapp einfach. Denn die E-Mail ist ein offener Standard, den Milliarden Menschen über Tausende Anbieter und sehr viele verschiede­ne Tools nutzen. Entspreche­nd aufwendig ist es dort, eine Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung zu etablieren. Whatsapp dagegen ist ein geschlosse­nes System und konnte deshalb systembedi­ngt viel einfacher eine solche Verschlüss­elung etablieren. Doch die Macher von Whatsapp haben etwas durchgeset­zt, was außerhalb der AppleWelt noch kein Anbieter geleistet hat: Sie haben für einen sehr großen Nutzerkrei­s eine zuverlässi­ge Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung aktiviert. Müssen Sie jetzt zu Whatsapp wechseln? Die Antwort lautet: Nein. Aber anders herum betrachtet, hat es was für sich: Wer bisher Bedenken hatte, Whatsapp zu nutzen, für den spricht nun ein Grund weniger gegen das Tool.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany