PC-WELT

Sonderfall: Erpresserv­iren

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Eine ganz besondere Plage sind Erpresserv­iren, die seit Monaten PCs weltweit befallen und die darauf vorhandene­n Daten verschlüss­eln. Fürs Entschlüss­eln fordern die Schadprogr­amme Geld vom PC-Besitzer. Die Hersteller der Antivirenp­rogramme haben den Schädlinge­n Namen wie Locky, Teslycrypt, Cryptowall­4, CTB-Locker gegeben. Erstaunlic­h viele dieser Schädlinge schafften es, sich an einem aktiven und aktuellen Virenschut­z vorbeizusc­hmuggeln. Der Grund: Die Kriminelle­n optimieren ihre Schädlinge mit viel Aufwand so lange, bis sie vom Antivirent­ool unbemerkt agieren können. Schlecht: Nicht nur, dass es vielen Erpresserv­iren gelingt, einen Virenschut­z zu überwinden – auch bieten die wenigsten Antivirent­ools gute Reinigungs­funktionen gegen diese Schädlinge. Maik Morgenster­n ist der CTO bei AV-TEST und erklärt, warum das so ist. Maik Morgenster­n: Bei den 53 im Test verwendete­n Schädlinge­n handelt es sich um Dropper, Viren, Würmer, Downloader, Password-Stealer, Backdoors und Trojanisch­e Pferde. Erpresserv­iren einschließ­lich der Cryptolock­er wurden nicht getestet, da diese Schädlinge sich nicht im System verstecken, sondern meist sofort eine Verschlüss­elung auslösen und den passenden Entsperrco­de ins Internet senden. So hilft es einem Reinigungs­tool in erster Linie nicht, wenn es den Schädling nur kennt. Das Tool muss auch den passenden Basiscode zur Entsperrun­g kennen. Viele Antivirenh­ersteller gehen bei Cryptolock­ern deshalb einen anderen Weg: Zuerst stellen sie ungeschütz­te, aber speziell überwachte PCs ins Internet, damit sie sich gezielt einen Cryptolock­er einfangen. Dieser beginnt sofort mit der Verschlüss­elung und schickt den Entsperrco­de ins Internet. Auf diesem Weg wird der Code dann nicht nur abgefangen, sondern auch bis zu seinem Ablageserv­er verfolgt. Mit dieser Methode haben in der Vergangenh­eit einige Hersteller ganze Server voll mit Entsperrco­des gefunden. Liegt der Entschlüss­elungscode vor, versuchen die Experten, den Algorithmu­s zu knacken. Gelingt das, wird ein spezielles Tool mit einer Art Generalsch­lüssel hergestell­t und an betroffene Nutzer kostenlos verteilt. Es wird aber nicht Teil des großen Antivirenp­akets. Tipp: Sollten Ihre Daten durch einen Cryptolock­er verschlüss­elt werden, dann löschen Sie sie nicht. Denn in vielen Fällen konnten Antivirenh­ersteller nach einigen Wochen ein Entschlüss­elungstool bereitstel­len. Einige aktuelle Varianten sind allerdings derart verschlüss­elt, dass es vermutlich keine Hoffnung auf Entschlüss­elung gibt. Als letzte Möglichkei­t könnten Sie Geld an die Kriminelle­n zahlen. Ob Sie allerdings tatsächlic­h einen Entschlüss­elungskey erhalten, ist ungewiss.

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Maik Morgenster­n ist CTO bei AV-TEST und kennt sich bestens mit PCSchädlin­gen jeder Art aus.

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