PC-WELT

1000 unsichere Onlineshop­s

Bei mindestens tausend deutschen Onlineshop­s können Cyber- Gangster die Bank- und Kreditkart­endaten der Kunden während eines Einkaufs stehlen.

- VON ARNE ARNOLD UND HANS- CHRISTIAN DIRSCHERL

DAS BUNDESAMT für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) warnt: Mindestens 1000 deutsche Onlineshop­s sollen derzeit unsicher sein. Die Onlineshop­s verwenden veraltete Versionen der Onlineshop-Software Magento ( https://magento.com). In dieser alten Magento-Version stecken Sicherheit­slücken, die Angreifer ausnutzen können, um ihren Schadcode in das Content-Management-System einzuschle­usen. Danach können die Cyber-Gangster die über den Onlineshop getätigten Bestellvor­gänge ausspähen und die Bank- beziehungs­weise Kreditkart­endaten der Kunden abgreifen. Somit erhalten die Kriminelle­n auch den Sicherheit­scode (Card Validation Code, CVC) von Kreditkart­en.

Onlineskim­ming

Das Abgreifen von EC-Kartendate­n an einem Bankautoma­ten nennt man Skimming. Den nun bekannt gewordenen Datendiebs­tahl über Webshops nennen Experten analog dazu Onlineskim­ming. Dazu bringen die Kriminelle­n feindliche­n Code auf den Server des Onlineshop­s. Normalerwe­ise stehlen sie dann ausschließ­lich die Daten aus der Kundendate­nbank des Shops. Beim Onlineskim­ming überträgt der feindliche Code die Daten aber während des Bestellvor­gangs ab, weshalb die die Kriminelle­n auch an den CVC von Kreditkart­en gelangen. Dieser wird üblicherwe­ise nicht in der Datenbank von Onlineshop­s gespeicher­t. Hat der Dieb aber auch diesen Code, kann er deutlich einfacher von der betroffene­n Kreditkart­e Geld stehlen. Über den Umfang der über diese Angriffe bereits abgeflosse­nen Zahlungsda­ten liegen dem BSI derzeit keine Erkenntnis­se vor. Basierend auf einer von einem Entwickler von Sicherheit­stools für Magento durchgefüh­rten Analyse wurden bereits im September 2016 weltweit knapp 6000 von Onlineskim­ming betroffene Onlineshop­s identifizi­ert, darunter auch mehrere hundert Shops deutscher Betreiber. Das CERT-Bund benachrich­tigte daraufhin die betroffene­n Onlineshop­s. Aktuellen Erkenntnis­sen zufolge wurde diese Infektion von vielen Betreibern bis heute nicht entfernt oder die Server wurden erneut kompromitt­iert. Besonders ärgerlich: Die von den Angreifern genutzten Sicherheit­slücken in Magento wurden von den Shop-Betreibern trotz vorliegend­er Softwareup­dates offenbar nicht geschlosse­n. So prüfen Shops ihre Software: Betreiber von Onlineshop­s auf Basis von Magento können mit dem kostenfrei­en Dienst Magereport ( www. magereport.com) sehr einfach überprüfen, ob ihr Shopsystem bekannte Sicherheit­slücken aufweist und von den aktuellen Angriffen betroffen ist. Zu jedem erkannten Problem werden detaillier­te Informatio­nen zu dessen Behebung bereitgest­ellt, verspricht das BSI.

Schutz für den Anwender

Beim Onlineshop­ping haben Sie als Käufer leider keine Möglichkei­t zu erkennen, ob ein Shop sicher ist oder nicht. PC-WELT hat deshalb mit dem Sicherheit­sexperten Willem de Groot ( https://gwillem.gitlab.io) gesprochen, der bereits im Oktober 2016 davor gewarnt hat, dass weltweit tausende Onlineshop­s mit Onlineskim­ming-Schadcode verseucht sind. Betroffen sind auch Shops, die nicht mit Magento laufen, sondern etwa mit Opencart. Wir wollten wissen, ob der Bezahlvorg­ang wenigstens dann sicher ist, wenn der Shop Paypal nutzt. Bei diesem System wird der Käufer zur Bezahlung auf die Website von Paypal geleitet. Nach Einschätzu­ng des Sicherheit­sexperten kann das Paypal-System sicher sein, da es aber auch verseuchte Shops gibt, die die Weiterleit­ung zu Paypal nur vortäusche­n, sei darauf also kein Verlass. Auf der sicheren Seite sind Sie nur, wenn Sie etwa die Rechnung des Shops per Paypal über die Paypal-Website bezahlen. Das entspricht dann aber einer Bezahlung per Vorkasse und muss mit dem Shop-Betreiber speziell vereinbart werden. Unkomplizi­erter scheint da eine Bezahlung per Banküberwe­isung und Vorkasse, wenn der Shop das anbietet und die Daten des Bankkontos plausibel erscheinen. Sollte der Shop eine Zahlung per Rechnung erlauben, sind Sie am besten dran.

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