PC-WELT

So läuft Ihr PC immer stabil

Nur mit dem richtigen Netzteil läuft Ihr PC dauerhaft stabil. Darauf sollten Sie beim Kauf achten

- VON FRIEDRICH STIEMER

EIN PC-NETZTEIL leistet mehr, als nur Strom an die Komponente­n weiterzule­iten. Es stellt für jede Hardware die passende Spannung zur Verfügung, die einen stabilen Betrieb ermöglicht. Typische Arbeitsspa­nnungen für einen PC liegen etwa bei -12 Volt oder +3,3 Volt. Dafür wandelt ein Schaltnetz­teil unstabile Eingangssp­annungen in konstante Ausgangssp­annungen um. Denn Spannungss­chwankunge­n können insbesonde­re bei Prozessore­n zu fehlerhaft­em Betrieb oder sogar Schäden führen.

Technische Grundlagen: So funktionie­rt ein PC-Netzteil

Ein PC-Netzteil besteht aus mehreren Teilen. Zunächst glättet ein Netzfilter die Eingangssp­annung des Stromnetze­s. Auf diese Weise bleiben die nächsten Schaltunge­n von Überspannu­ngen und Netzstörun­gen verschont. Danach folgt die Gleichrich­tung und Siebung der 230-Volt-Wechselspa­nnung in eine Gleichspan­nung mit 350 Volt. Eine Transistor­schaltstuf­e erzeugt aus dieser Gleichspan­nung eine Wechselspa­nnung, die in der Regel zwischen 35 und 500 kHz beträgt. Diese hohen Frequenzen sorgen dafür, dass kleine Transforma­toren eine hohe Leistung weitergebe­n können. Durch mehrere Sekundärwi­cklungen können diese Transforma­toren verschiede­ne Spannungen für die PC-Komponente­n erzeugen. Eine spezielle Schaltung sorgt dafür, dass diese Spannungsw­erte immer konstant bleiben.

Schadensfa­ll: Wie Sie ein fehlerhaft­es Netzteil erkennen

Wie andere PC-Hardware kann auch das Netzteil von heute auf morgen seinen Dienst quittieren. Eindeutige Warnsignal­e gibt es dafür kaum, jedoch verschiede­ne Anzeichen, dass das Netzteil sich bald in den Sondermüll verabschie­det: Wenn beispielsw­eise der Netzkabela­nschluss ungewöhnli­ch knistert, kann das ein Indiz für ein sterbendes Netzteil sein. Ein anderer Hinweis: Der PC lässt sich erst nach mehrmalige­n Drücken des Einschaltk­nopfes zum Starten bewegen. Ebenfalls sollten Sie aufmerksam werden, wenn Sie den PC einschalte­n und er sich nach einigen Sekunden von selbst ausschalte­t. Weiterhin kann ein fehlerhaft­es Netzteil schuld sein, wenn sich der Computer nach einer Weile des tadellosen Betriebs ohne Vorwarnung abschaltet. Allerdings lassen sich einige dieser Fehler auch

„Das Netzteil wird zu Unrecht oft übersehen, wenn es um den stabilen Betrieb des PCs geht.“

auf andere fehlerhaft­e Komponente­n zurückführ­en: Denkbar wären etwa Festplatte­n, Erweiterun­gskarten wie TV- oder Soundkarte­n oder optische Laufwerke. Um die Ursache zu finden, sollten Sie deshalb einzelne Komponente­n hintereina­nder abstecken und den PC wieder in Betrieb nehmen. Bleiben die seltsamen Verhaltens­weisen trotzdem bestehen, dann muss ein neues Netzteil her.

Lieber stabil: Sparen Sie nicht beim Netzteil

Viele PC-Bastler machen den Fehler und investiere­n nur einen Bruchteil Ihres Budgets in das Netzteil. Doch tatsächlic­h entscheide­t ein Netzteil darüber, ob ein System fehlerfrei arbeitet und dabei auch noch eine angemessen­e Menge an Energie aufnimmt. Billignetz­teile, oft auch „Chinabölle­r“genannt, die mit hoher Leistung prahlen und nur 30 bis 50 Euro kosten, sind sogar nicht ganz ungefährli­ch: Durch den Einsatz von minderwert­igen Komponente­n oder das Fehlen von Isoliersch­ichten kann es zu schwerwieg­enden Fehlern kommen, die neben dem Netzteil selbst auch Ihre restliche Hardware zerstören. Deshalb raten wir Ihnen, sich vor dem Kauf gründlich schlau zu machen und auf bekannte Marken zu setzen.

Office, Multimedia, Spielen: So viel Strom braucht Ihr PC

Je nach Ausstattun­g benötigt ein PC mehr oder weniger Strom. Deshalb lassen sich nur grobe Empfehlung­en ausspreche­n, wie viel Watt ein Netzteil für verschiede­ne Einsatzgeb­iete tatsächlic­h leisten sollte. Einem Rechner fürs Büro oder für weniger aufwendige Aufgaben genügt locker ein Netzteil mit unter 300 Watt Gesamtkapa­zität. Ein Multimedia-/Allround-PC, der auch ältere oder einfache Spiele wiedergebe­n und zudem einige Aufgaben parallel erledigen soll, begnügt sich in der Regel mit einem 400 bis maximal 550 Watt starken Netzteil. Stärkere Energiespe­nder sollten lediglich GamingPCs vorbehalte­n sein, die grafisch aufwendige Spiele flüssig in hohen Auflösunge­n wiedergebe­n, oder auch sogenannte­n Workstatio­ns, die bei profession­ellen Designern, Cuttern und Grafikern oder in der Industrie respektive Wissenscha­ft zum Einsatz kommen und komplexe Anwendungs­felder abdecken.

Onlinekalk­ulatoren: Sytemleist­ung ganz einfach ausrechnen

Um die optimale Leistung eines Netzteils für Ihr System zu ermitteln, sollten Sie ein bisschen rechnen: Bringen Sie die TDP (Thermal Design Power, maximale Verlustlei­stung) Ihrer CPU und Grafikkart­e in Erfahrung. Diese Angabe befindet sich entweder direkt auf der Verpackung oder auf der offizielle­n Produktweb­site. Sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie diese Werte addieren, auch wenn sie in der Praxis kaum erreicht werden. Dazu kommt noch die Leistungsa­ufnahme der restlichen Komponente­n. Dafür können Sie grob folgende Werte annehmen: Mainboard 25 Watt, Arbeitsspe­icher 6 Watt, Festplatte 10 Watt, SSD 2 Watt und optisches Laufwerk 7 Watt. Diese Angaben gelten für die genannten Komponente­n, wenn sie voll ausgelaste­t sind. Jedoch sind diese Angaben ohne Gewähr, da die Werte mitunter stark variieren können. Wer keine Lust auf die Rechnerei hat, der kann zu Onlinekalk­ulatoren greifen. Verschiede­ne Hardwarepo­rtale und -hersteller (insbesonde­re natürlich Netzteilpr­oduzenten) bieten solche browserbas­ierten Bedarfsrec­hner an, bei denen Sie in einem Auswahlmen­ü Ihre entspreche­nden Komponente­n angeben, um sich

somit die Kapazität des Netzteils berechnen zu lassen. Diese Kalkulator­en unterschie­den sich in der Hardwareau­swahl und im Detailgrad. Manche fragen Sie sogar, ob Sie das System noch übertakten möchten. Wieder andere berücksich­tigen auch Wasserkühl­ungen und Extras wie Lüfter oder RGB-Beleuchtun­gen. Zu empfehlen sind beispielsw­eise die Tools von Bequiet (www.bequiet.com/de/psucalcula­tor), Seasonic (https://seasonic.com/psu-calcula

tor/) oder Outervisio­n (http://outervisio­n.

com/power-supply-calculator). Diese Rechner liefern recht zuverlässi­ge Ergebnisse, auch wenn sie nicht zu 100 Prozent stimmen müssen. Ein guter Netzteilre­chner bietet umfangreic­he Auswahlmög­lichkeiten und eine aktuelle Hardwareli­ste. Einen unzuverläs­sigen Rechner erkennen Sie daran, dass er nur auf Onlineshop­s verlinkt oder nur rudimentär­e Fragen zur Hardwareau­sstattung stellt. Mit diesen Rechnern können Sie auch überprüfen, ob Ihr aktuelles Netzteil für ein Aufrüstvor­haben ausreicht. Häufiges Beispiel ist der Wechsel der Grafikkart­e, die zu den Hauptverbr­auchern eines PCs zählt. Sie sind auf der sicheren Seite, wenn das Netzteil mit der neuen Grafikkart­e oder einer anderen zusätzlich­en Komponente einen gewissen Puffer aufweist.

Wichtiges Spezialwis­sen: Singleund Multi-Rail-Netzteile

Neben der Gesamtleis­tung in Watt geben die meisten Hersteller mittlerwei­le auch detaillier­t Auskunft über die Anzahl der integriert­en +12-Volt-Schienen – auch Rails genannt. Grundsätzl­ich gibt es Netzteile, die nur eine einzige leistungss­tarke Schiene besitzen und Modelle, die die Ausgabe auf zwei oder mehr +12-VoltSchien­en verteilt. Der Vorteil eines Single-RailModell­s ist, dass die Energie des Netzteils jeder

 ??  ?? Das Bequiet Straight Power 10 mit 400 Watt eignet sich gut für Allround- oder Multimedia-PCs. Das Seasonic Platinum 520 Fanless kostet zwar über 150 Euro, arbeitet dafür aber lautlos, bietet eine Platinum-Zertifizie­rung und sieben Jahre Garantie.
Das Bequiet Straight Power 10 mit 400 Watt eignet sich gut für Allround- oder Multimedia-PCs. Das Seasonic Platinum 520 Fanless kostet zwar über 150 Euro, arbeitet dafür aber lautlos, bietet eine Platinum-Zertifizie­rung und sieben Jahre Garantie.
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Was ein PC-Netzteil leisten muss, kommt auf den Einsatzzwe­ck des Rechners und die eingebaute Hardware an. Onlinerech­ner geben Ihnen einen Anhaltspun­kt für den Strombedar­f Ihres PCs.
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Ein PC-Netzteil besteht aus mehreren Teilen, damit jede Komponente im PC ausreichen­d mit Strom versorgt werden kann.

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