10 große SSDs im Vergleichstest
Zehn beliebte Modelle von 480 bis 1000 GB auf dem Prüfstand
WENN SIE EIN Solid State Drive (SSD) ab der 500-GB-Klasse in Ihren Rechner einbauen, ist eine zweite herkömmliche Festplatte zur Datenspeicherung in der Regel nicht mehr nötig. Früher scheiterte die solitäre SSDLösung meist am Budget, da Sie für eine so große Flash-Festplatte den Gegenwert eines Mittelklasse-PCs hinblättern mussten. Doch mittlerweile sind empfehlenswerte 500-GBModelle bereits für rund 150 Euro zu haben. Und auch im Ein-Terabyte-Bereich sind Sie ab 240 Euro mit dabei. Im Vergleichstest finden Sie beide Kapazitätsklassen mit je fünf 2,5-ZollModellen im Überblick. Haben Sie einen PC oder Notebook mit M.2Steckplatz, können Sie alternativ zu M.2-SSDs greifen, sofern Hauptplatine und Uefi-Bios das NVMe-Protokoll unterstützen.
Preisunterschiede bei SSDs
Den Preisunterschied bei SSDs macht unter anderem der eingesetzte Flashspeicher aus: Günstige Modelle verwenden TLC (Triple-Level-Cell). Diese Zellen überstehen etwa 1000 Löschzyklen und können in NAND-Bauart bis zu drei Bit pro Zelle speichern. Im Gegensatz dazu finden sich bei teureren SSDs MLC-Speicherzellen (Multi-Level-Cell). Diese speichern zwei Bit pro Zelle und sind auf bis zu 3000 Löschzyklen ausgelegt. Die Lebensdauer von MLC ist damit rund dreimal höher als die von TLC. Welche Speicherchip-Technik beim getesteten Modell vorliegt, ersehen Sie aus der Tabelle ab Seite 78. Einen weiteren Hinweis zum Preisunterschied gibt die Angabe zu Terabyte Written (TBW) – der Gesamtschreibleistung, die vom Hersteller ga- rantiert ist. Sie variiert über das gesamte Testfeld von 72 TB etwa beim Modell Crucial BX200 960 GB bis zu 416 TB bei der Kingston HyperX Savage SSD 480 GB. Allein ausschlaggebend für Ihre Entscheidung ist die Angabe allerdings nicht. Denn selbst bei einem vergleichsweise niedrigen TBW-Wert haben Sie keinen Grund zur Sorge. Sie werden ihn in der Regel nicht ausreizen. Ein Beispiel: Für einen typischen PC am Arbeitsplatz werden zwischen 20 und 30 GB Schreibvolumen pro Tag angenommen. Kommen Sie in diese Region, hält Ihre SSD mit garantierten 72 TB immerhin ungefähr 10 Jahre. Da sich selbst innerhalb einer SSD-Klasse die Kapazitäten der Modelle leicht unterscheiden, gibt der Preis pro Gigabyte eine gute Orientierungshilfe. Er errechnet sich anhand des
Straßenpreises und der verfügbaren Kapazität. Unter den getesteten SSD-Modellen investieren Sie im besten Fall gerade einmal 26 Cent pro Gigabyte – wie bei der Crucial BX200 960 GB. In der 500-GB-Klasse ergibt sich mit 29 Cent ein leicht höherer Gigabyte-Preis – etwa bei der Crucial der MX300 535GB. Über alle Testkandidaten gemittelt, müssen Sie mit gut 40 Cent pro GB rechnen.
SSD-Tempo nahe an der Praxis
Flashspeicher-Festplatten sind sehr schnell. Sie bemerken das Tempo besonders beim PC-Start und dem Öffnen von umfangreichen Programmen. Dafür verantwortlich ist die niedrige Zugriffszeit von SSDs. Im Testfeld ist ein mittlerer Wert von 0,03 Millisekunden sehr verbreitet. Große Ausreißer nach oben und unten gibt hier es nicht. Hingegen zeigen SSDs in einzelnen Tempodisziplinen durchaus Unterschiede, die für eine Kaufentscheidung ausschlaggebend sein können. Der Grund: Bei SSDs erzeugen die Aktionen, die Sie am Rechner oder Notebook besonders oft durchführen, ein bestimmtes Zugriffsmuster. Wenn Sie häufig Bilder bearbeiten oder vor allem Texte schreiben, fallen viele zufällige Schreibzugriffe an. Gut ist hierfür eine SSD, die im wahlfreien Schreiben besonders flott ist – wie etwa die Toshiba OCZ VT 180 480 GB mit 21 336 Befehlen pro Sekunde. Streaming, das Bearbeiten von Videos oder der Datendownload sind eher sequenzielle Schreibtätigkeiten. Soll die SSD gerade hier Spitzenwerte liefern, geben Ihnen die Ergebnisse im Schreiben und Lesen unseres DVDFilms einen guten Hinweis. Hier schneidet das Modell Mushkin Reaktor 1 TB mit 515 MB pro Sekunde am besten ab. Oft lässt sich jedoch nicht genau sagen, welche Tätigkeiten am Rechner besonders häufig vorkommen. In diesem Fall empfiehlt sich eine SSD, die den gesamten Tempo-Parcours mit theoretischen Datenraten und Praxiswerten möglichst gut absolviert hat – wie die Toshiba OCZ VT180 960 GB. Sie ist derzeit die schnellste Flashspeicher-Festplatte des Testfelds.
Ausstattung & Lieferumfang
Neben der Geschwindigkeit einer SSD zählt auch, was sie zusätzlich mitbringt. Mehr Sicherheit bekommen Sie bei Flashplatten mit auto- matischer Verschlüsselungsfunktion. Sie ist jedoch selbst bei den getesteten Plattenklassen nicht selbstverständlich an Bord: So verzichten etwa die Modelle Crucial BX200 960 GB, Kingston HyperX Savage SSD 480 GB und Mushkin Reaktor 1 TB darauf. Umgekehrt nehmen andere Modelle das Thema sehr ernst und bieten mehrere Methoden zu Auswahl – wie etwa bei der Samsung SSD 850 Pro 1TB. Sie können das Laufwerk unterschiedlich schützen: automatisch per 256-Bit-AES-Verschlüsselung, per Verwaltungssoftware über den TCG-Standard Opal 2.0 und über das IEEE-1667-Protokoll, etwa für die Bitlocker-Laufwerkverschlüsselung unter Windows 8 und 10. Bei der Samsung-SSD regeln Sie das Verschlüsseln über das mitgelieferte Verwaltungstool Magician. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass das Softwarepaket zum Flashspeicher passt.
Neben einer Verwaltungssoftware sollte eine SSD auch ein Cloning-Programm mitbringen, mit dem Sie Ihre Betriebssysteminstallation auf den Flashspeicher umziehen. In den meisten Fällen erhalten Sie zum Modell einen Downloadlink für ein herstellereigenes Tool oder Acronis True Image HD. Eine unrühmliche Ausnahmeallerdings gibt es im Testfeld: Bei der SSD Mushkin Reaktor 1 TB fehlt auch diese Software. Rund wird der Lieferumfang, wenn der SSD ein Einbaurahmen für 3,5-Zoll-Laufwerke oder sonstige Einbauhilfen wie Schrauben beiliegen. Das erleichtert die Montage in einen PC. Samsung etwa verzichtet bei den getesteten Modellen auf jegliches Einbauzubehör. Bestens ausgerüstet sind dagegen die SSDs von Toshiba OCZ – konkret: VT 180 480 GB und VT180 960 GB.
Extras und Garantie
Die genannten Toshiba-OCZ-Modelle bieten wie auch die Crucial BX200 960 GB noch ein Extra: einen Stromausfallschutz. Gemeint ist hier ein Pufferkondensator, der bei kurzen Stromausfällen die Datenintegrität der SSD gewährleistet. Im Cache zwischengespeicherte Daten gehen zwar verloren, aber die Metadaten – also die Mapping-Tabelle – bleiben erhalten. Dadurch ist das Solid State Drive nach einem Neustart mit gegebenenfalls notwendigem Wiederherstellungsprozess in jedem Fall wieder ansprechbar und funktionstüchtig. Nachteil: Bei allen Modellen mit dieser Funktion stellen wir im Test einen erhöhten Energiebedarf fest.
Fazit: Ausgereifte Technik
Sollten Sie noch keine SSD im Rechner haben, gönnen Sie sich jetzt einen Flashspeicher mit hoher Kapazität als alleiniges Speichermedium. Sie werden den Leistungsgewinn in jedem Fall sofort bemerken. Sowohl in der Klasse um 500 GB als auch bei den Ein-TBVarianten gehen die Testsiege an Modelle aus der Samsung-850-Pro-Reihe. Gemeinsam mit der ausgewogenen Leistung bringt der höchste Garantiezeitraum von zehn Jahren diese Modelle an die Spitze. Bei den Preis-Leistungs-Siegern müssen Sie dagegen stets einen Kompromiss in Kauf nehmen. So fehlt eventuell ein Feature in der Ausstattung oder es gibt das eine oder andere Leistungsmanko. Und auch in der Herstellergarantie müssen Sie hier einen Dämpfer wegstecken: So kommt die Samsung SSD 850 Evo 1 TB auf durchschnittliche fünf Jahre, die Crucial MX300 525 GB bietet mit drei Jahren sogar einen noch geringeren Zeitraum.