Virtualisierung per Synology-NAS
Auf ausgewählten NAS-Systemen von Synology lässt sich die Docker-App installieren. Sie ermöglicht die Nutzung Zehntausender virtualisierter Anwendungen.
Schritt 1: Container statt virtueller Maschinen
SYNOLOGY VERFOLGT IN SACHEN VIRTUALISIERUNG eine gänzlich andere Strategie als Qnap (siehe Artikel auf Seite 18). Anstatt – wie Sie es auch von Ihrem PC her gewohnt sind – komplette Betriebssysteme in virtuellen Maschinen (VMs) laufen zu lassen, setzt Synology auf die Nutzung von virtualisierten Apps und Anwendungen. Diese als Container bezeichneten Elemente werden in der App Docker ausgeführt. Der Vorteil dieser Variante besteht darin, dass Sie lediglich diejenigen Anwendungen, die Sie auch tatsächlich benötigen, einspielen müssen, sodass die Ressourcen des Netzwerkspeichers nicht über Gebühr belastet werden. Im Gegenzug müssen Sie allerdings ein wenig mehr Zeit investieren, weil der Umgang mit Containern nicht immer einfach ist. Nutzer mit Linux-Kenntnissen sind hier klar im Vorteil. Ob Sie auf Ihrem Synology-Gerät die Docker-App überhaupt verwenden können, finden Sie heraus, indem Sie auf www.synology.com/de-de oben auf „NAS“klicken und sich dann im Bereich „Apps“für „Paketzentrum“entscheiden. Wählen Sie in der linken Spalte „Dienstprogramme“aus und klicken Sie daraufhin auf das Docker-Icon. Unter den Bildschirmfotos und einer Kurzbeschreibung sind alle unterstützten Synology-Geräte aufgeführt, darunter die Diskstation-Modelle DS716+II, DS216+ und DS415+. In unserem Workshop kommt die Synology Diskstation DS716+II mit 2 GB RAM zum Einsatz. Weniger als 2 GB Arbeitsspeicher machen in der Praxis keinen Sinn. Dies gilt vor allem, wenn Sie vorhaben, mehrere virtualisierte Anwendungen, beispielsweise einen Webserver, den pfiffigen Download-Manager Pyload sowie Plex Media Server oder Kodi parallel auf dem NAS-System laufen zu lassen.
Schritt 2: Docker-App auf NAS installieren
DA DIE DOCKER- APP STANDARDMÄSSIG NICHT INSTALLIERT ist, müssen Sie diese Komponente manuell einspielen. Geben Sie die IP-Adresse des Synology-Geräts in Ihren Browser ein, um die Konfigurationsoberfläche zu öffnen. Loggen Sie sich danach mit dem Administratorkonto ein und klicken Sie auf das Desktop-Symbol „Paket-Zentrum“. Wählen Sie in der linken Spalte den Eintrag „Dienstprogramme“aus und klicken Sie anschließend bei der Docker-App auf die Schaltfläche „Installieren“, damit das Paket heruntergeladen und sodann automatisch auf dem Synology-NAS eingespielt wird. Nach der Installation klicken Sie auf die Schaltfläche „Öffnen“, um die App zu starten. Markieren Sie im Willkommensdialog die Option „Diese Warnung nicht mehr anzeigen“und schließen Sie den Hinweis auf die Hilfedatei mit einem Klick auf das „X“-Symbol. Sie werden nun automatisch zum Bereich „Überblick“geleitet, in dem Ihnen die „CPUAuslastung“, die „RAM-Auslastung“und die Liste der aktiven Container – die nach dem ersten Start natürlich leer ist – angezeigt wird. Um später direkt über den Desktop auf die App zugreifen zu können, öffnen Sie das „Hauptmenü“, klicken das Docker-Symbol mithilfe der rechten Maustaste an und wählen „Zum Desktop hinzufügen“. Interessant ist, dass Synology auch die Virtualisierung des eigenen Betriebssystems Diskstation Manager (DSM) gestattet. Auf diesen Sonderfall gehen wir im Kasten auf der nächsten Seite ein. Die wichtigste Information vorweg: Die DSM-Virtualisierung lässt sich nicht nur mit Docker bewerkstelligen. Denn für NAS-Systeme, die Docker nicht unterstützen, und dazu gehört unter anderem das beliebte Modell Diskstation 416 play, stellt Synology die App Virtual DSM Manager bereit.
Schritt 3: Aus rund 22 000 Images auswählen
KLICKEN SIE LINKS AUF DIE SCHALTFLÄCHE „Registrierung“, so gelangen Sie zur Auswahl der unterstützten Images. Derzeit stehen im Repository „Docker Hub“rund 22 000 solcher Elemente zur Auswahl. Die Liste ist übrigens anhand der Bewertung sortiert, sodass Sie auf einen Blick sehen können, welche Images sich in der Docker-Community größter Beliebtheit erfreuen. Aktuell sind das Ubuntu, Nginx und My SQL. Wenn Sie ein weiteres Repository integrieren möchten, klicken Sie einfach oben auf „Einstellungen“, wählen „Hinzufügen“, geben die geforderten Informationen ein und sichern die Änderungen dann mit „Bestätigen“. Sinn macht dies allerdings nur für versierte Anwender, die wissen, welchen Quellen sie vertrauen können. In diesem Workshop beschränken wir uns auf das offizielle Repository.
Schritt 5: Weitere Informationen zu Images
MÖCHTEN SIE MEHR ÜBER EIN IMAGE ERFAHREN, klicken Sie in der Docker-App das blaue Symbol an, das neben dem Namen platziert ist. Daraufhin wird die entsprechende Docker-Hub-Webseite im Browser geladen. Welche Informationen an dieser Stelle angeboten werden, hängt einzig und allein vom Entwickler ab. Während etwa die Macher des Docker-Images „Ubuntu“alle wichtigen Informationen veröffentlichen, beschränken sich die Angaben zu „writl/pyload“auf das Nötigste, beispielsweise auf die Zugangsdaten, die standardmäßig beim Zugriff auf das Webinterface verwendet werden.
Schritt 4: Nach Images suchen
KEINE FRAGE: DAS DURCHBLÄTTERN EINER LISTE mit knapp 22 000 Einträgen ist sehr mühsam. Sie können Images allerdings auch durch die Eingabe von Suchbegriffen finden. Tippen Sie den Begriff in die Suchleiste ein, beispielsweise tvheadend, pyload oder plex, werden in der Liste lediglich diejenigen Images angezeigt, die zum Suchbegriff passen. Eine zusätzliche Möglichkeit führt über die Docker-Hub-Webseite ( https://hub.docker.com). Nachdem Sie ein neues, kostenloses Benutzerkonto angelegt haben, können Sie im Angebot stöbern. Wenn Sie auf „Docker Hub“ein interessantes Image gefunden haben, geben Sie die Bezeichnung in die Suchleiste der Docker-App ein, um herauszufinden, ob das Paket überhaupt auf einem Synology-Netzwerkspeicher läuft.
UM EIN DOCKER-IMAGE HERUNTERZULADEN, markieren Sie den entsprechenden Eintrag und klicken danach auf die Schaltfläche „Download“. Im daraufhin geöffneten Dialog „Tag auswählen“, können Sie die gewünschte Versionsnummer auswählen oder sich für „latest“entscheiden, wenn Sie den aktuellsten Build verwenden wollen. Nach diesem Muster laden Sie sämtliche Images, die Sie nutzen möchten, auf Ihren Synology-Netzwerkspeicher herunter. Den Download-Fortschritt können Sie im Bereich „Abbild“nachverfolgen. Die Zahl, die neben „Abbild“angezeigt wird, signalisiert Ihnen übrigens die Anzahl der aktuell laufenden Downloads. Der Vollständigkeit halber möchten wir erwähnen, dass Sie im Bereich „Abbild“über „Hinzufügen“Images auch durch Angabe der URL herunterladen können. Des Weiteren lassen sich bereits lokal gespeicherte Images verwenden.
Schritt 8: Weiterführende Containereinstellungen
KLICKEN SIE AUF DIE SCHALTFLÄCHE „Erweiterte Einstellungen“, stehen Ihnen zusätzliche Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung, darunter die Möglichkeit, Verzeichnisse zu mounten und Portweiterleitungen einzurichten. Letzteres ist erforderlich, damit sich die Daten, die am Synology-Gerät ankommen, dem richtigen Container zuweisen lassen. Da sich diese Einstellungen jedoch von Container zu Container unterscheiden, können wir Ihnen keine allgemeingültigen Anweisungen geben. Solche Informationen sollten im Regelfall auf der Informationsseite (siehe Schritt 5) im sogenannten Dockerfile aufgeführt sein. Haben Sie alle Einstellungen angepasst, klicken Sie auf „Weiter“. Aktivieren Sie die Option „Diesen Container nach Abschluss des Assistenten ausführen“und bestätigen Sie mit „Übernehmen“. NACHDEM SIE DIE IMAGES HERUNTERGELADEN HABEN, müssen diese Abbilder als Nächstes in Docker-kompatible Container umgewandelt werden. Markieren Sie dazu im Bereich „Abbild“ein Image und klicken Sie jetzt auf die Schaltfläche „Starten“. In diesem Beispiel wählen wir „ubuntu:latest“. Im Dialog „Erweiterte Einstellungen“geben Sie bei „Containername“eine beliebige Bezeichnung ein und legen danach fest, ob dieser Container mit hoher Priorität ausgeführt werden soll. Direkt darunter schalten Sie „Ressourcenbeschränkung aktivieren“ein und geben die „CPU-Priorität“sowie den „Speichergrenzwert“an. Welche Parameter Sie auswählen, hängt ausschließlich davon ab, wie speicherhungrig der Container ist. In diesem Beispiel entscheiden wir uns für „Mittel“und „1024 MB“.
Schritt 9: Verwaltung der Container
DIE VERWALTUNG ALLER EINGERICHTETEN CONTAINER erfolgt im gleichnamigen Bereich. Hier sehen Sie auch die aktuelle CPU- und RAM-Auslastung der aktuell laufenden Container. Um eine der virtualisierten Anwendungen zu starten oder zu stoppen, markieren Sie den entsprechenden Eintrag, klicken danach auf die Schaltfläche „Aktion“und entscheiden sich für den gewünschten Befehl. In der Praxis hilfreich ist, dass sich Container duplizieren lassen. So etwas spielt beispielsweise dann eine Rolle, wenn Sie eine virtualisierte Anwendung nach Ihren Wünschen konfiguriert haben und ein wenig mit den erweiterten Einstellungen experimentieren wollen. Dazu klicken Sie auf „Einstellungen“und wählen „Einstellungen duplizieren“. Geben Sie eine Bezeichnung ein und bestätigen Sie mit „Auswählen“.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN ZU DEN CONTAINERN erhalten Sie nach einem Klick auf die Schaltfläche „Details“. Möchten Sie beispielsweise wissen, über welchen TCP-Port Sie auf das Webinterface eines laufenden Containers zugreifen, so werfen Sie im Register „Überblick“einen Blick auf den Bereich „Port-Einstellungen“. Über das Register „Prozesse“rufen Sie die Liste der Komponenten auf, die von diesem Container verwendet werden. Das „Protokoll“informiert über alle Systemereignisse, und über „Terminal“rufen Sie die Kommandozeile auf. Letzteres ist für alle ambitionierten Anwender von Interesse, die sich mit der manuellen Konfiguration mittels Linux-Shell-Befehlen auskennen und tiefer ins System eintauchen möchten.
Schritt 12: Container und Images löschen
HABEN SIE NACH EINIGER ZEIT FESTGESTELLT, dass Sie einen Container nicht mehr benötigen, können Sie ihn ganz einfach entfernen. Wechseln Sie dafür zum Bereich „Container“, stoppen Sie die laufende Anwendung, klicken Sie auf die Schaltfläche „Aktion“und wählen Sie „Löschen“. Bestätigen Sie die Nachfrage bitte mit „Löschen“. Um auch das dazugehörige Image zu entfernen, wechseln Sie zum Bereich „Abbild“, markieren den Eintrag, klicken auf „Löschen“und bestätigen mit „Ja“. Alle Aktionen, die mit dem Betrieb von Containern im Zusammenhang stehen, schreibt die Docker-App in das „Protokoll“, sodass Sie alle Änderungen nachverfolgen können. DIE IN DEN SCHRITTEN 7 UND 8 GEZEIGTE KONFIGURATION der Container können Sie nachträglich anpassen. Einzige Voraussetzung ist, dass die virtualisierte Anwendung vorher gestoppt wurde. Anschließend klicken Sie den Eintrag im Bereich „Container“mithilfe der rechten Maustaste an und wählen „Bearbeiten“. Im folgenden Dialog stehen Ihnen dann die entsprechenden Funktionen zur Verfügung. Sinn macht diese nachträgliche Konfiguration, wenn Ihnen während der Nutzung einer virtualisierten Anwendung auffällt, dass der zur Verfügung gestellte Arbeitsspeicher nicht ausreicht. Übertreiben dürfen Sie es mit der RAM-Zuteilung aber nicht, da es ansonsten negative Auswirkungen auf die NAS-eigenen Dienste und Apps haben kann.