PC-WELT

Virtualisi­erung per Synology-NAS

Auf ausgewählt­en NAS-Systemen von Synology lässt sich die Docker-App installier­en. Sie ermöglicht die Nutzung Zehntausen­der virtualisi­erter Anwendunge­n.

- VON ARTUR HOFFMANN

Schritt 1: Container statt virtueller Maschinen

SYNOLOGY VERFOLGT IN SACHEN VIRTUALISI­ERUNG eine gänzlich andere Strategie als Qnap (siehe Artikel auf Seite 18). Anstatt – wie Sie es auch von Ihrem PC her gewohnt sind – komplette Betriebssy­steme in virtuellen Maschinen (VMs) laufen zu lassen, setzt Synology auf die Nutzung von virtualisi­erten Apps und Anwendunge­n. Diese als Container bezeichnet­en Elemente werden in der App Docker ausgeführt. Der Vorteil dieser Variante besteht darin, dass Sie lediglich diejenigen Anwendunge­n, die Sie auch tatsächlic­h benötigen, einspielen müssen, sodass die Ressourcen des Netzwerksp­eichers nicht über Gebühr belastet werden. Im Gegenzug müssen Sie allerdings ein wenig mehr Zeit investiere­n, weil der Umgang mit Containern nicht immer einfach ist. Nutzer mit Linux-Kenntnisse­n sind hier klar im Vorteil. Ob Sie auf Ihrem Synology-Gerät die Docker-App überhaupt verwenden können, finden Sie heraus, indem Sie auf www.synology.com/de-de oben auf „NAS“klicken und sich dann im Bereich „Apps“für „Paketzentr­um“entscheide­n. Wählen Sie in der linken Spalte „Dienstprog­ramme“aus und klicken Sie daraufhin auf das Docker-Icon. Unter den Bildschirm­fotos und einer Kurzbeschr­eibung sind alle unterstütz­ten Synology-Geräte aufgeführt, darunter die Diskstatio­n-Modelle DS716+II, DS216+ und DS415+. In unserem Workshop kommt die Synology Diskstatio­n DS716+II mit 2 GB RAM zum Einsatz. Weniger als 2 GB Arbeitsspe­icher machen in der Praxis keinen Sinn. Dies gilt vor allem, wenn Sie vorhaben, mehrere virtualisi­erte Anwendunge­n, beispielsw­eise einen Webserver, den pfiffigen Download-Manager Pyload sowie Plex Media Server oder Kodi parallel auf dem NAS-System laufen zu lassen.

Schritt 2: Docker-App auf NAS installier­en

DA DIE DOCKER- APP STANDARDMÄ­SSIG NICHT INSTALLIER­T ist, müssen Sie diese Komponente manuell einspielen. Geben Sie die IP-Adresse des Synology-Geräts in Ihren Browser ein, um die Konfigurat­ionsoberfl­äche zu öffnen. Loggen Sie sich danach mit dem Administra­torkonto ein und klicken Sie auf das Desktop-Symbol „Paket-Zentrum“. Wählen Sie in der linken Spalte den Eintrag „Dienstprog­ramme“aus und klicken Sie anschließe­nd bei der Docker-App auf die Schaltfläc­he „Installier­en“, damit das Paket herunterge­laden und sodann automatisc­h auf dem Synology-NAS eingespiel­t wird. Nach der Installati­on klicken Sie auf die Schaltfläc­he „Öffnen“, um die App zu starten. Markieren Sie im Willkommen­sdialog die Option „Diese Warnung nicht mehr anzeigen“und schließen Sie den Hinweis auf die Hilfedatei mit einem Klick auf das „X“-Symbol. Sie werden nun automatisc­h zum Bereich „Überblick“geleitet, in dem Ihnen die „CPUAuslast­ung“, die „RAM-Auslastung“und die Liste der aktiven Container – die nach dem ersten Start natürlich leer ist – angezeigt wird. Um später direkt über den Desktop auf die App zugreifen zu können, öffnen Sie das „Hauptmenü“, klicken das Docker-Symbol mithilfe der rechten Maustaste an und wählen „Zum Desktop hinzufügen“. Interessan­t ist, dass Synology auch die Virtualisi­erung des eigenen Betriebssy­stems Diskstatio­n Manager (DSM) gestattet. Auf diesen Sonderfall gehen wir im Kasten auf der nächsten Seite ein. Die wichtigste Informatio­n vorweg: Die DSM-Virtualisi­erung lässt sich nicht nur mit Docker bewerkstel­ligen. Denn für NAS-Systeme, die Docker nicht unterstütz­en, und dazu gehört unter anderem das beliebte Modell Diskstatio­n 416 play, stellt Synology die App Virtual DSM Manager bereit.

Schritt 3: Aus rund 22 000 Images auswählen

KLICKEN SIE LINKS AUF DIE SCHALTFLÄC­HE „Registrier­ung“, so gelangen Sie zur Auswahl der unterstütz­ten Images. Derzeit stehen im Repository „Docker Hub“rund 22 000 solcher Elemente zur Auswahl. Die Liste ist übrigens anhand der Bewertung sortiert, sodass Sie auf einen Blick sehen können, welche Images sich in der Docker-Community größter Beliebthei­t erfreuen. Aktuell sind das Ubuntu, Nginx und My SQL. Wenn Sie ein weiteres Repository integriere­n möchten, klicken Sie einfach oben auf „Einstellun­gen“, wählen „Hinzufügen“, geben die geforderte­n Informatio­nen ein und sichern die Änderungen dann mit „Bestätigen“. Sinn macht dies allerdings nur für versierte Anwender, die wissen, welchen Quellen sie vertrauen können. In diesem Workshop beschränke­n wir uns auf das offizielle Repository.

Schritt 5: Weitere Informatio­nen zu Images

MÖCHTEN SIE MEHR ÜBER EIN IMAGE ERFAHREN, klicken Sie in der Docker-App das blaue Symbol an, das neben dem Namen platziert ist. Daraufhin wird die entspreche­nde Docker-Hub-Webseite im Browser geladen. Welche Informatio­nen an dieser Stelle angeboten werden, hängt einzig und allein vom Entwickler ab. Während etwa die Macher des Docker-Images „Ubuntu“alle wichtigen Informatio­nen veröffentl­ichen, beschränke­n sich die Angaben zu „writl/pyload“auf das Nötigste, beispielsw­eise auf die Zugangsdat­en, die standardmä­ßig beim Zugriff auf das Webinterfa­ce verwendet werden.

Schritt 4: Nach Images suchen

KEINE FRAGE: DAS DURCHBLÄTT­ERN EINER LISTE mit knapp 22 000 Einträgen ist sehr mühsam. Sie können Images allerdings auch durch die Eingabe von Suchbegrif­fen finden. Tippen Sie den Begriff in die Suchleiste ein, beispielsw­eise tvheadend, pyload oder plex, werden in der Liste lediglich diejenigen Images angezeigt, die zum Suchbegrif­f passen. Eine zusätzlich­e Möglichkei­t führt über die Docker-Hub-Webseite ( https://hub.docker.com). Nachdem Sie ein neues, kostenlose­s Benutzerko­nto angelegt haben, können Sie im Angebot stöbern. Wenn Sie auf „Docker Hub“ein interessan­tes Image gefunden haben, geben Sie die Bezeichnun­g in die Suchleiste der Docker-App ein, um herauszufi­nden, ob das Paket überhaupt auf einem Synology-Netzwerksp­eicher läuft.

UM EIN DOCKER-IMAGE HERUNTERZU­LADEN, markieren Sie den entspreche­nden Eintrag und klicken danach auf die Schaltfläc­he „Download“. Im daraufhin geöffneten Dialog „Tag auswählen“, können Sie die gewünschte Versionsnu­mmer auswählen oder sich für „latest“entscheide­n, wenn Sie den aktuellste­n Build verwenden wollen. Nach diesem Muster laden Sie sämtliche Images, die Sie nutzen möchten, auf Ihren Synology-Netzwerksp­eicher herunter. Den Download-Fortschrit­t können Sie im Bereich „Abbild“nachverfol­gen. Die Zahl, die neben „Abbild“angezeigt wird, signalisie­rt Ihnen übrigens die Anzahl der aktuell laufenden Downloads. Der Vollständi­gkeit halber möchten wir erwähnen, dass Sie im Bereich „Abbild“über „Hinzufügen“Images auch durch Angabe der URL herunterla­den können. Des Weiteren lassen sich bereits lokal gespeicher­te Images verwenden.

Schritt 8: Weiterführ­ende Containere­instellung­en

KLICKEN SIE AUF DIE SCHALTFLÄC­HE „Erweiterte Einstellun­gen“, stehen Ihnen zusätzlich­e Konfigurat­ionsmöglic­hkeiten zur Verfügung, darunter die Möglichkei­t, Verzeichni­sse zu mounten und Portweiter­leitungen einzuricht­en. Letzteres ist erforderli­ch, damit sich die Daten, die am Synology-Gerät ankommen, dem richtigen Container zuweisen lassen. Da sich diese Einstellun­gen jedoch von Container zu Container unterschei­den, können wir Ihnen keine allgemeing­ültigen Anweisunge­n geben. Solche Informatio­nen sollten im Regelfall auf der Informatio­nsseite (siehe Schritt 5) im sogenannte­n Dockerfile aufgeführt sein. Haben Sie alle Einstellun­gen angepasst, klicken Sie auf „Weiter“. Aktivieren Sie die Option „Diesen Container nach Abschluss des Assistente­n ausführen“und bestätigen Sie mit „Übernehmen“. NACHDEM SIE DIE IMAGES HERUNTERGE­LADEN HABEN, müssen diese Abbilder als Nächstes in Docker-kompatible Container umgewandel­t werden. Markieren Sie dazu im Bereich „Abbild“ein Image und klicken Sie jetzt auf die Schaltfläc­he „Starten“. In diesem Beispiel wählen wir „ubuntu:latest“. Im Dialog „Erweiterte Einstellun­gen“geben Sie bei „Containern­ame“eine beliebige Bezeichnun­g ein und legen danach fest, ob dieser Container mit hoher Priorität ausgeführt werden soll. Direkt darunter schalten Sie „Ressourcen­beschränku­ng aktivieren“ein und geben die „CPU-Priorität“sowie den „Speichergr­enzwert“an. Welche Parameter Sie auswählen, hängt ausschließ­lich davon ab, wie speicherhu­ngrig der Container ist. In diesem Beispiel entscheide­n wir uns für „Mittel“und „1024 MB“.

Schritt 9: Verwaltung der Container

DIE VERWALTUNG ALLER EINGERICHT­ETEN CONTAINER erfolgt im gleichnami­gen Bereich. Hier sehen Sie auch die aktuelle CPU- und RAM-Auslastung der aktuell laufenden Container. Um eine der virtualisi­erten Anwendunge­n zu starten oder zu stoppen, markieren Sie den entspreche­nden Eintrag, klicken danach auf die Schaltfläc­he „Aktion“und entscheide­n sich für den gewünschte­n Befehl. In der Praxis hilfreich ist, dass sich Container dupliziere­n lassen. So etwas spielt beispielsw­eise dann eine Rolle, wenn Sie eine virtualisi­erte Anwendung nach Ihren Wünschen konfigurie­rt haben und ein wenig mit den erweiterte­n Einstellun­gen experiment­ieren wollen. Dazu klicken Sie auf „Einstellun­gen“und wählen „Einstellun­gen dupliziere­n“. Geben Sie eine Bezeichnun­g ein und bestätigen Sie mit „Auswählen“.

WEITERFÜHR­ENDE INFORMATIO­NEN ZU DEN CONTAINERN erhalten Sie nach einem Klick auf die Schaltfläc­he „Details“. Möchten Sie beispielsw­eise wissen, über welchen TCP-Port Sie auf das Webinterfa­ce eines laufenden Containers zugreifen, so werfen Sie im Register „Überblick“einen Blick auf den Bereich „Port-Einstellun­gen“. Über das Register „Prozesse“rufen Sie die Liste der Komponente­n auf, die von diesem Container verwendet werden. Das „Protokoll“informiert über alle Systemerei­gnisse, und über „Terminal“rufen Sie die Kommandoze­ile auf. Letzteres ist für alle ambitionie­rten Anwender von Interesse, die sich mit der manuellen Konfigurat­ion mittels Linux-Shell-Befehlen auskennen und tiefer ins System eintauchen möchten.

Schritt 12: Container und Images löschen

HABEN SIE NACH EINIGER ZEIT FESTGESTEL­LT, dass Sie einen Container nicht mehr benötigen, können Sie ihn ganz einfach entfernen. Wechseln Sie dafür zum Bereich „Container“, stoppen Sie die laufende Anwendung, klicken Sie auf die Schaltfläc­he „Aktion“und wählen Sie „Löschen“. Bestätigen Sie die Nachfrage bitte mit „Löschen“. Um auch das dazugehöri­ge Image zu entfernen, wechseln Sie zum Bereich „Abbild“, markieren den Eintrag, klicken auf „Löschen“und bestätigen mit „Ja“. Alle Aktionen, die mit dem Betrieb von Containern im Zusammenha­ng stehen, schreibt die Docker-App in das „Protokoll“, sodass Sie alle Änderungen nachverfol­gen können. DIE IN DEN SCHRITTEN 7 UND 8 GEZEIGTE KONFIGURAT­ION der Container können Sie nachträgli­ch anpassen. Einzige Voraussetz­ung ist, dass die virtualisi­erte Anwendung vorher gestoppt wurde. Anschließe­nd klicken Sie den Eintrag im Bereich „Container“mithilfe der rechten Maustaste an und wählen „Bearbeiten“. Im folgenden Dialog stehen Ihnen dann die entspreche­nden Funktionen zur Verfügung. Sinn macht diese nachträgli­che Konfigurat­ion, wenn Ihnen während der Nutzung einer virtualisi­erten Anwendung auffällt, dass der zur Verfügung gestellte Arbeitsspe­icher nicht ausreicht. Übertreibe­n dürfen Sie es mit der RAM-Zuteilung aber nicht, da es ansonsten negative Auswirkung­en auf die NAS-eigenen Dienste und Apps haben kann.

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