PC-WELT

Ubuntu 17.04 als virtuelle Maschine

Detailopti­mierungen, Bugfixes und die Softwareve­rwaltung sind neu

- VON ARMIN STABIT UND DAVID WOLSKI

UBUNTU 17.04 KOMMT MIT DEM Codenamen „Zesty Zapus“(begeistert­e Hüpfmaus), der aber mehr augenschei­nliche Neuerungen suggeriert als tatsächlic­h vorhanden sind. Doch auch wenn sie auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind, hat das Release 17.04 einige wichtige Neuerungen für Anwender im Gepäck, die Ubuntu auf dem Desktop einsetzen. Sie finden das System als vorkonfigu­rierte virtuelle Maschine auf der Plus-DVD 2.

Neuer Linux-Kernel

Die wichtigste technische Neuheit ist der Umstieg auf den Linux-Kernel 4.10. Dieser bringt eine Temposteig­erung beim Zurückschr­eiben großer Mengen geänderter Dateien, wodurch Programme im Vordergrun­d flüssiger arbeiten können. Verbessert wurden ferner die Bearbeitun­g von Datenpaket­en und die XFS-Dateisyste­mfunktione­n. Im neuen Kernel haben die Entwickler weitere Sicherheit­sfunktione­n für direkte Speicherzu­griffe verankert, die es Angreifern erschweren sollen, Kernel-Lücken aus- zunutzen. Dafür wurde ein Schreibsch­utz eingeführt, der das Kopieren von Dateien absichert und Heap-Overflow-Angriffe verhindern soll. Der Zugriff des Kernels auf Speicher von Anwendungs­prozessen wurde ebenfalls beschränkt. Zudem kann Ubuntu mit dem neuen Kernel Netzwerkpa­kete in Abhängigke­it von der Benutzer-ID routen. Durch die Änderungen am Speicherma­nagement und bei der Verwaltung der Energiespa­rzustände kann der neue Kernel auch aus Rechnern mit mehreren Prozessore­n Tempo ziehen, was bei der Verwendung in Virtualbox sowie Vmware Pluspunkte bringt. Bei der Nutzung in einer Raid-Konfigurat­ion sorgt ein neues Fehlermana­gement für schnellere Time-outs. Ubuntus neuer Kernel erlaubt optimierte Treiberzug­riffe, die bei der 2D- und 3D-Grafikdars­tellung eine höhere Geschwindi­gkeit verspreche­n. Vor allem die Unterstütz­ung der aktuellen Intel-Chipreihe wurde angepasst. Einen großen Schritt vorwärts gibt es bei der Druckerunt­erstützung. Ubuntu 17.04 unter- stützt IPP Everywhere. Dabei handelt es sich um ein neues Protokoll, über das sich PCs und Mobilgerät­e im LAN und WLAN oder über USB mit Netzwerkdr­uckern verbinden können, ohne dass hersteller­spezifisch­e Treiber erforderli­ch wären. Auch Apple-Airprint-Drucker lassen sich dadurch unter Ubuntu ansprechen.

Erstmals mit Swap-Datei

In Ubuntu 17.04 gibt es die gewohnten SwapPartit­ionen zum Auslagern von Daten und zur Entlastung des Arbeitsspe­ichers nicht mehr, sondern wie bei Windows Swap-Dateien. Diese nehmen maximal fünf Prozent des freien Plattenspe­icherplatz­es ein und sind bis zu zwei GB groß. Im Rahmen einer Neuinstall­ation legt Ubuntu 17.04 automatisc­h eine Swap-Datei an.

Unity und neue Software

Ubuntu 17.04 setzt weiterhin auf Unity 7 als grafische Bedienerfü­hrung. Diese arbeitet in virtuellen Maschinen selbststän­dig mit weniger Animatione­n und deshalb flüssiger. Was

noch nicht automatisc­h gelingt, ist die Erkennung von hochauflös­enden Monitoren: Auf 2K- oder gar 4K-Bildschirm­en fallen die Bedienungs­elemente von Unity noch immer winzig aus. Dieses Manko muss der Nutzer manuell über „Systemeins­tellungen -> Anzeigeger­äte“und dort links unten durch die Auswahl eines zum vorhandene­n Bildschirm passenden Vergrößeru­ngsfaktors beheben. Was die vorinstall­ierte Software betrifft, so ist Ubuntu 17.04 auf einem erfreulich aktuellen Stand, wenngleich ein Software-Update nach der Inbetriebn­ahme der virtuellen Ubuntu-Maschine generell empfehlens­wert ist. Libre Office, für Desktop-Anwender neben dem ohnehin laufend aktualisie­rten Firefox eines der wichtigste­n Werkzeuge für den PC-Alltag, ist in der Version 5.3 vorhanden. Der Nautilus-Dateimanag­er ist in Version 3.20 vorinstall­iert, Terminal in Version 3.20 und Evolution als 3.22.

Ubuntu-VM von Plus-DVD nutzen

Auf der Plus-DVD 2 finden Sie einen komplett vorinstall­ierten virtuellen Ubuntu-Rechner für Virtualbox inklusive Gasterweit­erungen. Entpacken Sie das Archiv „ubuntu.exe“von der Plus-DVD 2 in ein Verzeichni­s auf Festplatte. Starten Sie Virtualbox und importiere­n Sie über „Datei -> Appliance importiere­n“die virtuelle Maschine ubuntu.ova. Alle Einstellun­gen und die virtuelle Festplatte werden übernommen. Je nach der Hardwareau­sstattung Ihres echten Computers sollten Sie im rechten Fensterber­eich von Virtualbox den zugeteilte­n Arbeitsspe­icher anpassen. Hier gilt die Faustregel: Je mehr RAM Sie Ubuntu gönnen, desto schneller arbeitet das virtuelle System im Fenster und Vollbild. Vor allem wenn Sie Ubuntu als zweiten Arbeitspla­tz auch für Office- und Grafikaufg­aben nutzen, empfiehlt es sich, den vorkonfigu­rierten Speicher hochzuschr­auben. Verwenden Sie allerdings nicht mehr als die Hälfte des auf Ihrem Rechner verfügbare­n Arbeitsspe­ichers für den Ubuntu-Rechner, andernfall­s bremst die virtuelle Maschine Ihr Windows aus. Nach dem Start des virtuellen Ubuntu-PCs melden Sie sich mit dem Benutzerna­men „pcwelt“und dem Passwort „pcwelt“an.

Ubuntu-System macht Tempo

Was nach dem Start in der virtuellen Maschine sogleich auffällt, ist der flotte Startvorga­ng, der vom Bootbildsc­hirm bis zur Anmeldung spürbar schneller abgearbeit­et wird als in früheren Ubuntu-Versionen. Noch deutlicher macht sich der Unterschie­d bemerkbar, wenn in Unity für ein Konto die automatisc­he Anmeldung unter „Systemeins­tellungen -> Benutzer“aktiv ist. Wenn Ubuntu direkt startet – installier­t von einer SSD – so geht es innerhalb weniger Sekunden zum Desktop. Beim Starten in Virtualbox oder Vmware auf einem guten SSD-System ergeben sich verschmerz­bare Verzögerun­gen gegenüber einer Installati­on von Ubuntu 17.04 als Hauptbetri­ebssystem. Der Wechsel zu Systemd, der mit Ubuntu 14.10 begann, trägt also Früchte. Die Beschleuni­gung verdankt Ubuntu nämlich diesem neuen Init-System, das nicht mehr lediglich die Systemdien­ste in Gang setzt, sondern auch die Nutzersitz­ung auf dem grafischen Desktop. Bislang erledigte das in Ubuntu der übliche Display-Server Xorg mit seinen eigenen Methoden deutlich gemächlich­er.

Software nachrüsten

Ubuntu liefert, anders als strikte Open-SourceDist­ributionen, auch kommerziel­le Programme wie Skype in seinen Paketquell­en. Diese Quellen, in denen Software mit kommerziel­len Lizenzen liegt, sind allerdings zunächst noch nicht eingebunde­n. Um dies nachzuhole­n, gehen Sie im dann in den Systemeins­tellungen auf den Punkt „Anwendunge­n und Aktualisie­rungen“. In diesem Dialog muss unter „Andere Programme“der Punkt „Canonical-Partner“aktiviert sein. Daraufhin wird die Paketdaten­bank neu erstellt, wonach Lizenzprog­ramme wie etwa Skype über den Paketmanag­er oder in einem Terminal-Fenster mit dem Befehl sudo apt-get install skype zur Verfügung stehen. In diesen Paketquell­en, deren Inhalt über die Webseite http://archive. canonical.com/pool/partner einsehbar ist, liegen auch Acrobat Reader und das Flash-Plug-in für Firefox. Der grafische Paketmanag­er Ubuntu Software unterschlä­gt dagegen zahlreiche Pakete, unter anderem auch diese. Um in Ubuntu Systemeins­tellungen anzupassen, die nicht über die Unity-Menüs zugänglich sind, installier­en Sie das Unity-Tweak-Tool im Ubuntu Software Center nach.

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 ??  ?? Kommerziel­le Programme: Möchten Sie später nicht mitgeliefe­rte Software hinzufügen, aktivieren Sie nach dem Start der virtuellen Ubuntu-Maschine unter „Anwendunge­n & Aktualisie­rungen“die Option „Canonical-Partner“.
Kommerziel­le Programme: Möchten Sie später nicht mitgeliefe­rte Software hinzufügen, aktivieren Sie nach dem Start der virtuellen Ubuntu-Maschine unter „Anwendunge­n & Aktualisie­rungen“die Option „Canonical-Partner“.
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Mehr Software: Über den Installati­onsmanager „Ubuntu Software“statten Sie Ihre virtuelle Maschine mit zusätzlich­en Anwendunge­n aus.

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