Ubuntu 17.04 als virtuelle Maschine
Detailoptimierungen, Bugfixes und die Softwareverwaltung sind neu
UBUNTU 17.04 KOMMT MIT DEM Codenamen „Zesty Zapus“(begeisterte Hüpfmaus), der aber mehr augenscheinliche Neuerungen suggeriert als tatsächlich vorhanden sind. Doch auch wenn sie auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind, hat das Release 17.04 einige wichtige Neuerungen für Anwender im Gepäck, die Ubuntu auf dem Desktop einsetzen. Sie finden das System als vorkonfigurierte virtuelle Maschine auf der Plus-DVD 2.
Neuer Linux-Kernel
Die wichtigste technische Neuheit ist der Umstieg auf den Linux-Kernel 4.10. Dieser bringt eine Temposteigerung beim Zurückschreiben großer Mengen geänderter Dateien, wodurch Programme im Vordergrund flüssiger arbeiten können. Verbessert wurden ferner die Bearbeitung von Datenpaketen und die XFS-Dateisystemfunktionen. Im neuen Kernel haben die Entwickler weitere Sicherheitsfunktionen für direkte Speicherzugriffe verankert, die es Angreifern erschweren sollen, Kernel-Lücken aus- zunutzen. Dafür wurde ein Schreibschutz eingeführt, der das Kopieren von Dateien absichert und Heap-Overflow-Angriffe verhindern soll. Der Zugriff des Kernels auf Speicher von Anwendungsprozessen wurde ebenfalls beschränkt. Zudem kann Ubuntu mit dem neuen Kernel Netzwerkpakete in Abhängigkeit von der Benutzer-ID routen. Durch die Änderungen am Speichermanagement und bei der Verwaltung der Energiesparzustände kann der neue Kernel auch aus Rechnern mit mehreren Prozessoren Tempo ziehen, was bei der Verwendung in Virtualbox sowie Vmware Pluspunkte bringt. Bei der Nutzung in einer Raid-Konfiguration sorgt ein neues Fehlermanagement für schnellere Time-outs. Ubuntus neuer Kernel erlaubt optimierte Treiberzugriffe, die bei der 2D- und 3D-Grafikdarstellung eine höhere Geschwindigkeit versprechen. Vor allem die Unterstützung der aktuellen Intel-Chipreihe wurde angepasst. Einen großen Schritt vorwärts gibt es bei der Druckerunterstützung. Ubuntu 17.04 unter- stützt IPP Everywhere. Dabei handelt es sich um ein neues Protokoll, über das sich PCs und Mobilgeräte im LAN und WLAN oder über USB mit Netzwerkdruckern verbinden können, ohne dass herstellerspezifische Treiber erforderlich wären. Auch Apple-Airprint-Drucker lassen sich dadurch unter Ubuntu ansprechen.
Erstmals mit Swap-Datei
In Ubuntu 17.04 gibt es die gewohnten SwapPartitionen zum Auslagern von Daten und zur Entlastung des Arbeitsspeichers nicht mehr, sondern wie bei Windows Swap-Dateien. Diese nehmen maximal fünf Prozent des freien Plattenspeicherplatzes ein und sind bis zu zwei GB groß. Im Rahmen einer Neuinstallation legt Ubuntu 17.04 automatisch eine Swap-Datei an.
Unity und neue Software
Ubuntu 17.04 setzt weiterhin auf Unity 7 als grafische Bedienerführung. Diese arbeitet in virtuellen Maschinen selbstständig mit weniger Animationen und deshalb flüssiger. Was
noch nicht automatisch gelingt, ist die Erkennung von hochauflösenden Monitoren: Auf 2K- oder gar 4K-Bildschirmen fallen die Bedienungselemente von Unity noch immer winzig aus. Dieses Manko muss der Nutzer manuell über „Systemeinstellungen -> Anzeigegeräte“und dort links unten durch die Auswahl eines zum vorhandenen Bildschirm passenden Vergrößerungsfaktors beheben. Was die vorinstallierte Software betrifft, so ist Ubuntu 17.04 auf einem erfreulich aktuellen Stand, wenngleich ein Software-Update nach der Inbetriebnahme der virtuellen Ubuntu-Maschine generell empfehlenswert ist. Libre Office, für Desktop-Anwender neben dem ohnehin laufend aktualisierten Firefox eines der wichtigsten Werkzeuge für den PC-Alltag, ist in der Version 5.3 vorhanden. Der Nautilus-Dateimanager ist in Version 3.20 vorinstalliert, Terminal in Version 3.20 und Evolution als 3.22.
Ubuntu-VM von Plus-DVD nutzen
Auf der Plus-DVD 2 finden Sie einen komplett vorinstallierten virtuellen Ubuntu-Rechner für Virtualbox inklusive Gasterweiterungen. Entpacken Sie das Archiv „ubuntu.exe“von der Plus-DVD 2 in ein Verzeichnis auf Festplatte. Starten Sie Virtualbox und importieren Sie über „Datei -> Appliance importieren“die virtuelle Maschine ubuntu.ova. Alle Einstellungen und die virtuelle Festplatte werden übernommen. Je nach der Hardwareausstattung Ihres echten Computers sollten Sie im rechten Fensterbereich von Virtualbox den zugeteilten Arbeitsspeicher anpassen. Hier gilt die Faustregel: Je mehr RAM Sie Ubuntu gönnen, desto schneller arbeitet das virtuelle System im Fenster und Vollbild. Vor allem wenn Sie Ubuntu als zweiten Arbeitsplatz auch für Office- und Grafikaufgaben nutzen, empfiehlt es sich, den vorkonfigurierten Speicher hochzuschrauben. Verwenden Sie allerdings nicht mehr als die Hälfte des auf Ihrem Rechner verfügbaren Arbeitsspeichers für den Ubuntu-Rechner, andernfalls bremst die virtuelle Maschine Ihr Windows aus. Nach dem Start des virtuellen Ubuntu-PCs melden Sie sich mit dem Benutzernamen „pcwelt“und dem Passwort „pcwelt“an.
Ubuntu-System macht Tempo
Was nach dem Start in der virtuellen Maschine sogleich auffällt, ist der flotte Startvorgang, der vom Bootbildschirm bis zur Anmeldung spürbar schneller abgearbeitet wird als in früheren Ubuntu-Versionen. Noch deutlicher macht sich der Unterschied bemerkbar, wenn in Unity für ein Konto die automatische Anmeldung unter „Systemeinstellungen -> Benutzer“aktiv ist. Wenn Ubuntu direkt startet – installiert von einer SSD – so geht es innerhalb weniger Sekunden zum Desktop. Beim Starten in Virtualbox oder Vmware auf einem guten SSD-System ergeben sich verschmerzbare Verzögerungen gegenüber einer Installation von Ubuntu 17.04 als Hauptbetriebssystem. Der Wechsel zu Systemd, der mit Ubuntu 14.10 begann, trägt also Früchte. Die Beschleunigung verdankt Ubuntu nämlich diesem neuen Init-System, das nicht mehr lediglich die Systemdienste in Gang setzt, sondern auch die Nutzersitzung auf dem grafischen Desktop. Bislang erledigte das in Ubuntu der übliche Display-Server Xorg mit seinen eigenen Methoden deutlich gemächlicher.
Software nachrüsten
Ubuntu liefert, anders als strikte Open-SourceDistributionen, auch kommerzielle Programme wie Skype in seinen Paketquellen. Diese Quellen, in denen Software mit kommerziellen Lizenzen liegt, sind allerdings zunächst noch nicht eingebunden. Um dies nachzuholen, gehen Sie im dann in den Systemeinstellungen auf den Punkt „Anwendungen und Aktualisierungen“. In diesem Dialog muss unter „Andere Programme“der Punkt „Canonical-Partner“aktiviert sein. Daraufhin wird die Paketdatenbank neu erstellt, wonach Lizenzprogramme wie etwa Skype über den Paketmanager oder in einem Terminal-Fenster mit dem Befehl sudo apt-get install skype zur Verfügung stehen. In diesen Paketquellen, deren Inhalt über die Webseite http://archive. canonical.com/pool/partner einsehbar ist, liegen auch Acrobat Reader und das Flash-Plug-in für Firefox. Der grafische Paketmanager Ubuntu Software unterschlägt dagegen zahlreiche Pakete, unter anderem auch diese. Um in Ubuntu Systemeinstellungen anzupassen, die nicht über die Unity-Menüs zugänglich sind, installieren Sie das Unity-Tweak-Tool im Ubuntu Software Center nach.