Wie transparent sind meine Daten?
Seit über 30 Jahren gilt das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Wer aber sammelt überhaupt was und wo über Sie? PC-WELT erklärt, wie transparent Ihre Daten sind und wie Sie die Fremdnutzung einschränken.
Wer was über Sie als Internetnutzer und Verbraucher sammelt und wie Sie die Fremdnutzung stoppen
WENN ES UM DATENSCHUTZ und -sparsamkeit im Internet geht, hört man häufig den Satz „Google weiß doch eh alles über mich“. Der Tenor lautet also, das Bemühen um mehr Datenschutz mache sowieso nur wenig Sinn. Das stimmt jedoch nicht. Denn nur wer weiß, was über ihn oder sie gesammelt wird, kann diese Kenntnis dem ansonsten nur diffus geäußerten Misstrauen entgegenstellen. Was weiß Google denn wirklich über mich und wie kann ich gegebenenfalls Einfluss darauf nehmen, was der Us-konzern sammelt? Letztlich läuft es auf die hier als Überschrift formulierte Frage hinaus, nämlich wie transparent die über uns als Internetnutzer und Verbraucher gesammelten Daten sind und wie man (wieder) die Kontrolle darüber bekommt.
Dieser Frage gehen wir in dem vorliegenden Ratgeber umfassend nach. Wir beschränken uns dabei weder auf Google als Datensammler noch auf die klassische Internetnutzung. Denn persönliche Daten fallen heutzutage an vielerlei Stellen an: am Fernseher und im smarten Zuhause, im Auto, im Internet der Dinge (IOT), über Sprachassistenten sowie bei zahlreichen Buchungen und Dienstleistungen.
Wie die Erfahrungen aus der Vergangenheit weiter unten zeigen werden, fällt ein Teil dieser Daten quasi nebenbei zunächst als „Datenmüll“an, der erst durch mathematische Algorithmen sinnvoll erschlossen werden kann – Big Data lässt grüßen. Andere Techniken werden nebenbei zum Ausspähen und Sammeln von Informationen eingesetzt, auch das erläutern wir noch anhand von teilweise erstaunlichen Fällen. Gemeinsam ist diesen „intransparenten“Daten, dass die meisten Menschen gar nicht damit rechnen, auf solche Art und Weise angezapft zu werden. Dass sich über das Muster gebuchter Fahrten bei einem Mietwagenanbieter auf die sexuellen Gewohnheiten der Kunden schließen lässt, leuchtet durchaus ein – nur dachten bis zu dem konkreten Fall beim Us-dienst Uber eben nur die allerwenigsten daran (www.pcwelt.de/q04qlx).
Transparente Daten: Kontrolle der Privatsphäre bei Google & Co.
Obwohl oft mit dem Begriff „Datenkrake“assoziiert, verhält sich Google geradezu transparent und legt offen, welche Daten der Konzern
„Ob Hersteller oder Hacker heimlich persönliche Daten abgreifen, macht im Ergebnis kaum einen Unterschied.“
ganz konkret über seine Nutzer sammelt und auswertet. Darüber hinaus gibt Google seinen Benutzern die Kontrolle darüber, welche Daten mit einem persönlichen Konto verknüpft werden sollen. Nach dem Einloggen auf der Webseite „Google Meine Aktivitäten“(https://myac tivity.google.com/myactivity) sehen Sie Ihre „Aktivitäten“vergleichsweise genau: Das beginnt bei den Orten, an denen Sie sich aufgehalten haben – vor allem die zutreffenden Bezeichnungen wie „war hier: Arzt XY“geben zu denken –, und reicht über die von Ihnen besuchten Websites und verwendeten Smartphone-apps bis hin zu Ihren Fitnessdaten.
Ändern lassen sich die Einstellungen, indem Sie auf der Übersichtsseite die Option „Aktivitätseinstellungen“anklicken und dort zum Beispiel den Browser- und den Standortverlauf deaktivieren oder die Informationen über benutzte Geräte ausschalten. Zusätzliche Informationen zu diesen Google-einstellungen haben wir für Sie online unter www.pcwelt.de/220 5763 zusammengefasst, nützlich ist außerdem Googles Hilfe auf der Aktivitätsübersicht.
Und wie sieht es bei den übrigen Internetriesen aus, beispielsweise bei Apple, Amazon, Facebook inklusive Whatsapp und Microsoft? Der Hersteller von iphone, ipad & Co. gibt im Netz (www.apple.com/de/privacy/approach-toprivacy) einen Überblick über die Möglichkeiten, Ihre persönlichen Daten und Mobilgeräte zu schützen. Die drei Rubriken „Datenschutz und dein Gerät“, „Respekt für deine Daten“sowie „Unsere Partner und Datenschutz“vertiefen diese Themen. Klar sollte man sich machen, dass auch Apple aufgrund der Mobilgeräte, Fitness- und Gesundheitsdaten, Browser, icloud, Siri, Homekit, Apps und mehr potenziell über sehr viele persönliche Daten verfügt: „Wenn wir deine Daten nutzen, dann nur um das für dich beste Erlebnis zu schaffen“, verspricht der iphone-hersteller.
Ähnlich argumentiert auch Amazon: „Informationen, die wir von Ihnen bekommen, helfen uns, Ihr Einkaufserlebnis bei Amazon.de individuell zu gestalten und stetig zu verbessern“. Dass Amazon mit seinen Medieninhalten, seinen eigenen Geräten (Tablets, Fire TV, E-bookreader, Echo und Alexa) und seinen vielfältigen Dienstleistungen weit mehr ist als nur ein Handelsriese, liegt auf der Hand. Die firmeneigene Datenschutzerklärung (www.amazon. de/privacy) bleibt da ziemlich vage, besonders kritisch sehen die Verbraucherschützer dabei die weitreichenden Rechte für die übertragenen Daten, die Amazon bei der Verwendung seiner Sprachassistenten Echo beziehungsweise Alexa sichert (siehe hierzu auch www.ver braucherzentrale.de/amazon-echo).
Facebook bleibt weiter in der Kritik von Datenschützern
Seit langem steht auch das soziale Netzwerk Facebook in der Kritik von Datenschützern. Facebook selbst beschreibt in seiner „Datenrichtlinie“detailliert, welche Daten der Konzern sammelt, wie er diese verwendet und wie Sie als Anwender sie verwalten oder löschen. Unser cleverer Ratgeber (www.pcwelt.de/1472518) bringt Sie mit jeweils nur einem Mausklick in Facebook genau zu derjenigen Einstellung, die Sie suchen. Bisher nicht beendet ist übrigens der Rechtsstreit über die Verwendung der Daten von deutschen Whatsapp-nutzern durch den Mutterkonzern: Facebook hatte hierzu im Herbst 2016 die Datenschutzbestimmungen geändert. Anschließend hatte der zuständige Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar Facebook die Datennutzung untersagt, in diesem Jahr wurde seine Anordnung durch das Verwaltungsgericht Hamburg bestätigt. Microsoft selbst hat mit dem Creators Update den Datenschutz bei Windows 10 in diesem Jahr erheblich verbessert. Dies gilt sowohl für die Transparenz als auch für die Einstell- und Kontrollmöglichkeiten. Das Wichtigste zur neuen Windows-app „Datenschutzeinstellungen“lesen Sie in dem Kasten „Mehr Datenschutz mit W10privacy“auf Seite 43, weitere Informationen haben wir für Sie online unter www. pcwelt.de/2264710 zusammengefasst.
Auch jenseits von Windows fasst Microsoft seine Datenschutzeinstellungen ähnlich übersichtlich und transparent zusammen wie Google. Unter https://privacy.microsoft.com/de-de/ privacy wird alles ausführlich auf Deutsch erklärt. Dort finden Sie darüber hinaus die direkten Links zu den Einstellungen: darunter diejenigen zur Suche mit Bing, zum Browser, zu den Positionsdaten, zur Sprachassistentin Cortana, zu den Health-services, zur Onlinewerbung und zu den Zahlungsdaten.
Gesammelte Daten, von denen die Nutzer nichts ahnen
Bei allen datenschutzrechtlichen Unterschieden haben die genannten Onlineunternehmen eines gemeinsam: Sie verbergen nicht, dass sie Daten sammeln. Was zunächst selbstverständlich erscheint, wird anderswo immer mehr zum Problem. Denn angesichts der rasant zunehmenden Zahl von smarten Geräten wachsen nicht nur die Gefahren durch das Internet of Things (IOT), sondern auch die Begehrlichkeiten auf die dabei anfallenden Daten.
So wurde Anfang 2014 bekannt, dass zahlreiche Smart-tvs ihre Besitzer ausspionieren und Informationen an die Hersteller schicken. Smarte Personenwaagen, Zahnbürsten, Haarbürsten und Ähnliches bilden eine weitere sensible Gerätekategorie, bei der sich ihre Besitzer nur darauf verlassen können, dass die Hersteller nicht heimlich irgendwelche Daten erfassen. Erst in diesem Frühjahr hat die Verbraucherzentrale Bundesverband insgesamt neun Anbieter von Wearables sowie Fitnessapps abgemahnt, da die Unternehmen in ihren Datenschutzerklärungen die Nutzer nicht ausreichend über die genaue Verwendung von anfallenden Daten informiert haben.
Vor Kurzem wurde eine neue Studie (www.pc welt.de/a3wehu) zur sogenannten „Ultraschallspyware“bekannt. Hierbei handelt es sich um hochfrequente, für den Menschen nicht mehr hörbare Frequenzen, die bei bestimmten Web-
seiten oder Anwendungen über den Lautsprecher des Rechners, beim Fernsehen und sonst wo quasi nebenbei ausgestrahlt werden. Wir Konsumenten merken von all dem nichts, tatsächlich jedoch werden die Ultraschallsignale mittlerweile von mehr als 200 Android-apps über das Mikrofon des Smartphones erfasst sowie ausgewertet. Und noch ein Beispiel: Vor einem Jahr wurde bekannt, dass die Lufthansa über den Verkauf von Daten ihrer Passagiere für Werbezwecke nachdenkt: die Regularien des Kerngeschäfts quasi als Quelle für zusätzliche Erlöse. Die Liste der Beispiele ließe sich nahezu beliebig fortsetzen und für die Betroffenen macht es kaum noch einen Unterschied, ob nun Hersteller oder Hacker heimlich ihre persönlichen Daten abgreifen.
In vielen Fällen – und da liegt die Gemeinsamkeit – dürften die Nutzer nicht einmal ansatzweise ahnen, dass diese Daten überhaupt gesammelt und ausgewertet werden.
Mehr Anonymität, besserer Tracking-schutz und Ausblick
Insbesondere beim Internet der Dinge sollten Sie sich des Gefahrenpotenzials bewusst sein: Studien belegen immer wieder die zahlreichen Sicherheitslücken, hinzu kommen wie dargestellt die vorsätzlich gesammelten Daten. Weniger smarte Geräte beziehungsweise das bewusste Abschalten von datenschutzrechtlich zweifelhaften Funktionen helfen hier weiter. Dass man beim Surfen im Internet leider nicht wirklich anonym unterwegs ist, wenn man die Funktion „Private Browsing“und die Browsercookies benutzt oder wenn man über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) online unterwegs ist, ist schon seit Jahren bekannt. Wie Sie sich wirkungsvoll gegen das Tracking durch heimliches Fingerprinting schützen, fasst unser Online-ratgeber zusammen (www.pcwelt.de/ 2004702). Darin erfahren Sie auch, wie Sie mit der Firefox-erweiterung Fire Gloves die Browser-identifizierung erschweren, indem Sie bewusst falsche Angaben zum Betriebssystem, zur Sprache und zu anderen Parametern verschicken. Am Android-smartphone können Sie mithilfe einer einfachen Einstellung verhindern, dass Google oder Apps wissen, wo Sie sich aufhalten. Stattdessen sendet Ihr Telefon dann irgendeinen Fake-standort (www.pcwelt. de/1947400). Schon jetzt ist es nicht immer leicht, die Kontrolle über die eigene digitale Identität zu behalten – und einfacher wird es auch in Zukunft sicher nicht. Wichtig ist daher, sich klar zu machen, dass persönliche Daten mittlerweile fast überall anfallen. Auch dort, wo man es zunächst gar nicht vermutet.