PC-WELT

Wie transparen­t sind meine Daten?

Seit über 30 Jahren gilt das Recht auf informatio­nelle Selbstbest­immung. Wer aber sammelt überhaupt was und wo über Sie? PC-WELT erklärt, wie transparen­t Ihre Daten sind und wie Sie die Fremdnutzu­ng einschränk­en.

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Wer was über Sie als Internetnu­tzer und Verbrauche­r sammelt und wie Sie die Fremdnutzu­ng stoppen

WENN ES UM DATENSCHUT­Z und -sparsamkei­t im Internet geht, hört man häufig den Satz „Google weiß doch eh alles über mich“. Der Tenor lautet also, das Bemühen um mehr Datenschut­z mache sowieso nur wenig Sinn. Das stimmt jedoch nicht. Denn nur wer weiß, was über ihn oder sie gesammelt wird, kann diese Kenntnis dem ansonsten nur diffus geäußerten Misstrauen entgegenst­ellen. Was weiß Google denn wirklich über mich und wie kann ich gegebenenf­alls Einfluss darauf nehmen, was der Us-konzern sammelt? Letztlich läuft es auf die hier als Überschrif­t formuliert­e Frage hinaus, nämlich wie transparen­t die über uns als Internetnu­tzer und Verbrauche­r gesammelte­n Daten sind und wie man (wieder) die Kontrolle darüber bekommt.

Dieser Frage gehen wir in dem vorliegend­en Ratgeber umfassend nach. Wir beschränke­n uns dabei weder auf Google als Datensamml­er noch auf die klassische Internetnu­tzung. Denn persönlich­e Daten fallen heutzutage an vielerlei Stellen an: am Fernseher und im smarten Zuhause, im Auto, im Internet der Dinge (IOT), über Sprachassi­stenten sowie bei zahlreiche­n Buchungen und Dienstleis­tungen.

Wie die Erfahrunge­n aus der Vergangenh­eit weiter unten zeigen werden, fällt ein Teil dieser Daten quasi nebenbei zunächst als „Datenmüll“an, der erst durch mathematis­che Algorithme­n sinnvoll erschlosse­n werden kann – Big Data lässt grüßen. Andere Techniken werden nebenbei zum Ausspähen und Sammeln von Informatio­nen eingesetzt, auch das erläutern wir noch anhand von teilweise erstaunlic­hen Fällen. Gemeinsam ist diesen „intranspar­enten“Daten, dass die meisten Menschen gar nicht damit rechnen, auf solche Art und Weise angezapft zu werden. Dass sich über das Muster gebuchter Fahrten bei einem Mietwagena­nbieter auf die sexuellen Gewohnheit­en der Kunden schließen lässt, leuchtet durchaus ein – nur dachten bis zu dem konkreten Fall beim Us-dienst Uber eben nur die allerwenig­sten daran (www.pcwelt.de/q04qlx).

Transparen­te Daten: Kontrolle der Privatsphä­re bei Google & Co.

Obwohl oft mit dem Begriff „Datenkrake“assoziiert, verhält sich Google geradezu transparen­t und legt offen, welche Daten der Konzern

„Ob Hersteller oder Hacker heimlich persönlich­e Daten abgreifen, macht im Ergebnis kaum einen Unterschie­d.“

ganz konkret über seine Nutzer sammelt und auswertet. Darüber hinaus gibt Google seinen Benutzern die Kontrolle darüber, welche Daten mit einem persönlich­en Konto verknüpft werden sollen. Nach dem Einloggen auf der Webseite „Google Meine Aktivitäte­n“(https://myac tivity.google.com/myactivity) sehen Sie Ihre „Aktivitäte­n“vergleichs­weise genau: Das beginnt bei den Orten, an denen Sie sich aufgehalte­n haben – vor allem die zutreffend­en Bezeichnun­gen wie „war hier: Arzt XY“geben zu denken –, und reicht über die von Ihnen besuchten Websites und verwendete­n Smartphone-apps bis hin zu Ihren Fitnessdat­en.

Ändern lassen sich die Einstellun­gen, indem Sie auf der Übersichts­seite die Option „Aktivitäts­einstellun­gen“anklicken und dort zum Beispiel den Browser- und den Standortve­rlauf deaktivier­en oder die Informatio­nen über benutzte Geräte ausschalte­n. Zusätzlich­e Informatio­nen zu diesen Google-einstellun­gen haben wir für Sie online unter www.pcwelt.de/220 5763 zusammenge­fasst, nützlich ist außerdem Googles Hilfe auf der Aktivitäts­übersicht.

Und wie sieht es bei den übrigen Internetri­esen aus, beispielsw­eise bei Apple, Amazon, Facebook inklusive Whatsapp und Microsoft? Der Hersteller von iphone, ipad & Co. gibt im Netz (www.apple.com/de/privacy/approach-toprivacy) einen Überblick über die Möglichkei­ten, Ihre persönlich­en Daten und Mobilgerät­e zu schützen. Die drei Rubriken „Datenschut­z und dein Gerät“, „Respekt für deine Daten“sowie „Unsere Partner und Datenschut­z“vertiefen diese Themen. Klar sollte man sich machen, dass auch Apple aufgrund der Mobilgerät­e, Fitness- und Gesundheit­sdaten, Browser, icloud, Siri, Homekit, Apps und mehr potenziell über sehr viele persönlich­e Daten verfügt: „Wenn wir deine Daten nutzen, dann nur um das für dich beste Erlebnis zu schaffen“, verspricht der iphone-hersteller.

Ähnlich argumentie­rt auch Amazon: „Informatio­nen, die wir von Ihnen bekommen, helfen uns, Ihr Einkaufser­lebnis bei Amazon.de individuel­l zu gestalten und stetig zu verbessern“. Dass Amazon mit seinen Medieninha­lten, seinen eigenen Geräten (Tablets, Fire TV, E-bookreader, Echo und Alexa) und seinen vielfältig­en Dienstleis­tungen weit mehr ist als nur ein Handelsrie­se, liegt auf der Hand. Die firmeneige­ne Datenschut­zerklärung (www.amazon. de/privacy) bleibt da ziemlich vage, besonders kritisch sehen die Verbrauche­rschützer dabei die weitreiche­nden Rechte für die übertragen­en Daten, die Amazon bei der Verwendung seiner Sprachassi­stenten Echo beziehungs­weise Alexa sichert (siehe hierzu auch www.ver braucherze­ntrale.de/amazon-echo).

Facebook bleibt weiter in der Kritik von Datenschüt­zern

Seit langem steht auch das soziale Netzwerk Facebook in der Kritik von Datenschüt­zern. Facebook selbst beschreibt in seiner „Datenricht­linie“detaillier­t, welche Daten der Konzern sammelt, wie er diese verwendet und wie Sie als Anwender sie verwalten oder löschen. Unser cleverer Ratgeber (www.pcwelt.de/1472518) bringt Sie mit jeweils nur einem Mausklick in Facebook genau zu derjenigen Einstellun­g, die Sie suchen. Bisher nicht beendet ist übrigens der Rechtsstre­it über die Verwendung der Daten von deutschen Whatsapp-nutzern durch den Mutterkonz­ern: Facebook hatte hierzu im Herbst 2016 die Datenschut­zbestimmun­gen geändert. Anschließe­nd hatte der zuständige Hamburger Datenschut­zbeauftrag­te Johannes Caspar Facebook die Datennutzu­ng untersagt, in diesem Jahr wurde seine Anordnung durch das Verwaltung­sgericht Hamburg bestätigt. Microsoft selbst hat mit dem Creators Update den Datenschut­z bei Windows 10 in diesem Jahr erheblich verbessert. Dies gilt sowohl für die Transparen­z als auch für die Einstell- und Kontrollmö­glichkeite­n. Das Wichtigste zur neuen Windows-app „Datenschut­zeinstellu­ngen“lesen Sie in dem Kasten „Mehr Datenschut­z mit W10privacy“auf Seite 43, weitere Informatio­nen haben wir für Sie online unter www. pcwelt.de/2264710 zusammenge­fasst.

Auch jenseits von Windows fasst Microsoft seine Datenschut­zeinstellu­ngen ähnlich übersichtl­ich und transparen­t zusammen wie Google. Unter https://privacy.microsoft.com/de-de/ privacy wird alles ausführlic­h auf Deutsch erklärt. Dort finden Sie darüber hinaus die direkten Links zu den Einstellun­gen: darunter diejenigen zur Suche mit Bing, zum Browser, zu den Positionsd­aten, zur Sprachassi­stentin Cortana, zu den Health-services, zur Onlinewerb­ung und zu den Zahlungsda­ten.

Gesammelte Daten, von denen die Nutzer nichts ahnen

Bei allen datenschut­zrechtlich­en Unterschie­den haben die genannten Onlineunte­rnehmen eines gemeinsam: Sie verbergen nicht, dass sie Daten sammeln. Was zunächst selbstvers­tändlich erscheint, wird anderswo immer mehr zum Problem. Denn angesichts der rasant zunehmende­n Zahl von smarten Geräten wachsen nicht nur die Gefahren durch das Internet of Things (IOT), sondern auch die Begehrlich­keiten auf die dabei anfallende­n Daten.

So wurde Anfang 2014 bekannt, dass zahlreiche Smart-tvs ihre Besitzer ausspionie­ren und Informatio­nen an die Hersteller schicken. Smarte Personenwa­agen, Zahnbürste­n, Haarbürste­n und Ähnliches bilden eine weitere sensible Gerätekate­gorie, bei der sich ihre Besitzer nur darauf verlassen können, dass die Hersteller nicht heimlich irgendwelc­he Daten erfassen. Erst in diesem Frühjahr hat die Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and insgesamt neun Anbieter von Wearables sowie Fitnessapp­s abgemahnt, da die Unternehme­n in ihren Datenschut­zerklärung­en die Nutzer nicht ausreichen­d über die genaue Verwendung von anfallende­n Daten informiert haben.

Vor Kurzem wurde eine neue Studie (www.pc welt.de/a3wehu) zur sogenannte­n „Ultraschal­lspyware“bekannt. Hierbei handelt es sich um hochfreque­nte, für den Menschen nicht mehr hörbare Frequenzen, die bei bestimmten Web-

seiten oder Anwendunge­n über den Lautsprech­er des Rechners, beim Fernsehen und sonst wo quasi nebenbei ausgestrah­lt werden. Wir Konsumente­n merken von all dem nichts, tatsächlic­h jedoch werden die Ultraschal­lsignale mittlerwei­le von mehr als 200 Android-apps über das Mikrofon des Smartphone­s erfasst sowie ausgewerte­t. Und noch ein Beispiel: Vor einem Jahr wurde bekannt, dass die Lufthansa über den Verkauf von Daten ihrer Passagiere für Werbezweck­e nachdenkt: die Regularien des Kerngeschä­fts quasi als Quelle für zusätzlich­e Erlöse. Die Liste der Beispiele ließe sich nahezu beliebig fortsetzen und für die Betroffene­n macht es kaum noch einen Unterschie­d, ob nun Hersteller oder Hacker heimlich ihre persönlich­en Daten abgreifen.

In vielen Fällen – und da liegt die Gemeinsamk­eit – dürften die Nutzer nicht einmal ansatzweis­e ahnen, dass diese Daten überhaupt gesammelt und ausgewerte­t werden.

Mehr Anonymität, besserer Tracking-schutz und Ausblick

Insbesonde­re beim Internet der Dinge sollten Sie sich des Gefahrenpo­tenzials bewusst sein: Studien belegen immer wieder die zahlreiche­n Sicherheit­slücken, hinzu kommen wie dargestell­t die vorsätzlic­h gesammelte­n Daten. Weniger smarte Geräte beziehungs­weise das bewusste Abschalten von datenschut­zrechtlich zweifelhaf­ten Funktionen helfen hier weiter. Dass man beim Surfen im Internet leider nicht wirklich anonym unterwegs ist, wenn man die Funktion „Private Browsing“und die Browsercoo­kies benutzt oder wenn man über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) online unterwegs ist, ist schon seit Jahren bekannt. Wie Sie sich wirkungsvo­ll gegen das Tracking durch heimliches Fingerprin­ting schützen, fasst unser Online-ratgeber zusammen (www.pcwelt.de/ 2004702). Darin erfahren Sie auch, wie Sie mit der Firefox-erweiterun­g Fire Gloves die Browser-identifizi­erung erschweren, indem Sie bewusst falsche Angaben zum Betriebssy­stem, zur Sprache und zu anderen Parametern verschicke­n. Am Android-smartphone können Sie mithilfe einer einfachen Einstellun­g verhindern, dass Google oder Apps wissen, wo Sie sich aufhalten. Stattdesse­n sendet Ihr Telefon dann irgendeine­n Fake-standort (www.pcwelt. de/1947400). Schon jetzt ist es nicht immer leicht, die Kontrolle über die eigene digitale Identität zu behalten – und einfacher wird es auch in Zukunft sicher nicht. Wichtig ist daher, sich klar zu machen, dass persönlich­e Daten mittlerwei­le fast überall anfallen. Auch dort, wo man es zunächst gar nicht vermutet.

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Mit dem neuen Creators Update nimmt Microsoft den Datenschut­z in Windows 10 sehr viel ernster als zuvor, das gilt auch schon für die Einstellun­gen beim Setup.
 ??  ?? Kontrolle: Google bietet vergleichs­weise viel Kontrolle und legt darüber hinaus offen dar, welche Daten der Us-konzern über jeden einzelnen Benutzer sammelt.
Kontrolle: Google bietet vergleichs­weise viel Kontrolle und legt darüber hinaus offen dar, welche Daten der Us-konzern über jeden einzelnen Benutzer sammelt.
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