PC-WELT

Ein Fehler im System

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PANIK ALLERORTEN. Mitte Oktober machten Forscher aus Belgien öffentlich, dass sie die bislang als sicher geltende Wpa2-verschlüss­elung für WLANS geknackt hatten. Sie nannten das Verfahren Krack (für Key Reinstalla­tion Attack) und lösten damit Schockwell­en im Internet aus. Sogar das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) schien von der allgemeine­n Hysterie angesteckt und riet dazu, Bankgeschä­fte oder Einkäufe online nicht mehr über eine WLAN-VERbindung durchzufüh­ren.

SO SCHLIMM IST ES NICHT. Dass Krack hohe Wellen schlug, ist verständli­ch, denn wer kommt schon ohne WLAN aus? Und Vorsicht bei Internettr­ansaktione­n ist immer ein guter Ratschlag. Doch bei genauerer Betrachtun­g relativier­t sich die Gefahr: Für einen erfolgreic­hen Angriff muss sich der Hacker in Funkreichw­eite des WLANS befinden. Außerdem lassen sich nur Wlan-clients wie Repeater, Notebooks und Smartphone­s mit dieser Methode kompromitt­ieren. Und zwar nur in dem Moment, in dem sie sich mit einem WLAN verbinden. Die Https-verschlüss­elung, die die meisten Onlinedien­ste zur Anmeldung nutzen, hebelt Krack ebenfalls nicht aus.

PATCHES WAREN SCHNELL DA – ABER NICHT FÜR ALLE GERÄTE. Viele Hersteller reagierten rasch: Microsoft hatte die Lücke in Windows schon vor dem Bekanntwer­den stillschwe­igend gestopft, AVM brachte kurz danach einen Patch für die angreifbar­en Wlan-repeater der Fritz-serie. Also durchatmen und Entwarnung? Nichts wäre falscher. Denn die wahre Gefahr von Krack liegt in den zahllosen, unscheinba­ren Wlan-geräten, die sich im Netzwerk tummeln: ältere Wlan-repeater, Ip-kameras, Smart-home-geräte. Selbst wer sich im Menü seiner Fritzbox zu Hause fühlt, war vielleicht noch nie im Browsermen­ü seiner Sicherheit­skamera – wenn er überhaupt weiß, wer deren Hersteller ist und wo er dafür einen Patch bekommt.

WAS UNS KRACK LEHRT. Krack ist also vor allem ein Aufruf, grundsätzl­ich die Sicherheit im Heimnetz auf den Prüfstand zu stellen. Wie Sie Windows grundsätzl­ich schützen können, erläutern wir zum Beispiel im Artikel auf Seite 16. Außerdem sollten Sie darangehen,

Geräte, deren Verfallsda­tum in puncto Sicherheit schon vor Bekanntwer­den der Wpa2-lücke abgelaufen war, aus dem Funknetz zu verbannen – und bei der Kaufentsch­eidung eines Gerätes nicht nur den Preis zu bedenken, sondern auch, wie schnell ein Hersteller gegen neue Sicherheit­slücken vorgeht und ob er selbst ältere Geräte noch mit neuen Patches pflegt.

Herzlichst, Ihr

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Thomas Rau, stellvertr­etender Chefredakt­eur trau@pcwelt.de

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