Der lautlose PC Der Weg zum leisen PC führt von den richtigen Einstellungen bis zur Auswahl passender Hardware
Laute Lüfter und klackernde Festplatten stören erheblich, wenn Sie konzentriert am PC arbeiten wollen. Mit Einbautricks und den richtigen Komponenten machen Sie den Rechner wirklich leise. Außerdem geben wir Tipps für den Kauf eines lautlosen Systems.
„Der Weg zum leisen PC führt von den richtigen Einstellungen bis hin zur Auswahl passender Hardware.“
Spätestens, wenn es Sommer wird, drehen bei vielen PCS die Lüfter ordentlich auf. Diese Ruhestörung bekommen Sie nicht nur zu spüren, wenn Sie einen Hochleistungsrechner in Betrieb haben. Zwar muss ein Rechner mit leistungsstarken Komponenten intensiver gekühlt werden als eine Büromaschine. Doch dafür nerven Lüfterund Festplattengeräusche in der Arbeitsumgebung häufig mehr. Auch Computer, die im Wohnzimmer als Multimedia-zentrale dienen, sollen idealerweise sehr leise sein, schließlich würden rauschende Lüfter das Filmerlebnis trüben.
Sie haben drei Möglichkeiten, um zu einem ruhigen PC zu kommen: Sie können Ihr bestehendes System mit Tools oder mit einem passenden Hardware-upgrade leiser machen. Oder Sie stellen sich einen sehr leisen oder sogar lüfterlosen PC im Eigenbau zusammen, denn so können Sie selbst entscheiden, wie viel Ihnen die Ruhe beim Arbeiten wert ist. Schließlich gibt es auch empfehlenswerte Komplettsysteme, die einen störungsfreien Betrieb versprechen.
Gratis-tipps für ein leises System: So stellen Sie unnötigen Lärm ab
PCS können je nach Hardwarekonfiguration richtige Krachmacher sein. Der Hauptgrund für den Lärm sind in der Regel die Lüfter, die dafür sorgen, dass die Abwärme der Komponenten rasch aus dem Gehäuse befördert wird. Wenn Sie mit Ihrem System grundsätzlich zufrieden sind, es aber gern ein bisschen leiser hätten, dann soll-
ten Sie als Erstes mit ein paar grundlegenden Tipps und Tools versuchen, dem Lärm Einhalt zu gebieten.
Ein sauberer und ordentlich verschraubter PC ist leiser
Eine Grundregel besagt: Ein sauberes und aufgeräumtes System arbeitet geräuschloser. Denn in PCS und Notebooks legt sich Staub auf Lüftern und in den feinen Lamellen der Kühlkörper ab, was deren Kühlleistungen wesentlich reduziert. Das wiederum hat zur Folge, dass sich Komponenten und Gehäuseinneres erwärmen, was die Lüfter zu höherer Drehzahl veranlasst. Rücken Sie dem Staub sowie sonstigen Ablagerungen am besten mit einem Druckluftspray zu Leibe, um dadurch auch den Staub zwischen den feinen Lamellen herauszupusten. Wischen Sie am Ende noch einmal gründlich mithilfe eines Mikrofasertuches durch, und der Rechner dürfte sogleich hörbar leiser laufen. Dass Sie die genannten Arbeiten lediglich im ausgeschalteten Zustand vornehmen, versteht sich von selbst.
Und wenn Sie Ihren Rechner schon mal geöffnet haben, können Sie auch gleich bei allen Anschlüssen, Steckverbindungen und Schrauben überprüfen, ob diese festsitzen. Denn es ist nicht ungewöhnlich, dass sich beispielsweise Schrauben nach einiger Zeit lockern, aus diesem Grund vibrieren und diese Schwingungen hörbar auf das Gehäuse übertragen. Doch auch schlecht sitzende Lüfter auf Kühlkörpern oder im Gehäuse sind oft die Ursache für Störgeräusche. Im Computerhandel bekommen Sie zahlreiche Gegenmittel, um Vibrationen durch nicht optimal eingebaute Komponenten zu reduzieren. So können Sie etwa Lüfter mittels Vibrationsdämpfer aus Gummi befestigen (vier Stück für rund drei Euro): Dabei entkoppeln Sie Lüfter und Gehäuse, indem Sie die Vibrationen des Luftquirls aufnehmen. Oder Sie benutzen Antivibrationsrahmen für Gehäuselüfter und Netzteil.
Umdrehungszahlen der Lüfter verringern
Bei einer Vielzahl aktueller Rechner lässt sich die Lüftergeschwindigkeit anpassen. Sie können zum Beispiel im Bios-setup das Rotationstempo der am Mainboard angeschlossenen Lüfter (inklusive Cpu-ventilator) regulieren. Diese Optionen finden Sie unter „Hardware Monitor“oder ähnlichen Bezeichnungen. Je nach Mainboard-hersteller stehen verschiedene Betriebsprofile zur Auswahl, welche die Lüfter flotter oder langsamer laufen lassen, ohne dabei allerdings die tatsächlichen Betriebstemperaturen aus den Augen zu verlieren und entsprechend aufzudrehen, sobald die eine kritische Grenze erreicht wird. Wählen Sie für einen möglichst leisen Betrieb das Pro- fil „Silent“(oder ähnlich). Stehen keine Profile zur Auswahl, so können Sie stattdessen eigene Lüfterkurven anlegen: Beginnen Sie mit sehr niedrigen Umdrehungszahlen für die Lüfter und erhöhen Sie in Abhängigkeit zu den steigenden Temperaturen nur langsam bis hin zu den maximalen Drehzahlen. Noch einfacher funktioniert das sogenann-
te „Smart Fan Target“. Hier erhöhen Sie einfach die Maximaltemperatur für die CPU in der Einheit Grad Celsius, und das Mainboard wird automatisch versuchen, den Prozessor unter diesem vorgegebenen Sollwert zu halten. Je höher das Temperaturziel ist, desto leiser drehen die Lüfter, weil sich die CPU mehr erwärmen darf.
Gezielt umrüsten: Diese Komponenten machen Ihr System leiser
Haben die vorangegangenen Tipps Ihnen nur eine geringe Linderung beim Betriebsgeräusch verschafft, werden Sie kaum umhin kommen, Geld in die Hand zu nehmen und bestimmte Komponenten in Ihrem PC auszutauschen oder hinzuzufügen. Versuchen Sie es zuerst mit Dämmmatten, mit denen Sie die Innenseiten des Gehäuses ausstatten. Solche Matten bekommen Sie in verschiedenen Stärken und Materialien, es gibt auch Dämmfolien. In der Regel lassen sich aber alle Varianten einfach zuschneiden, damit sie in jedes Gehäuse passen. Messen Sie deshalb vorher ab, wie viel Fläche sich auskleiden lässt. Überdecken Sie jedoch nicht die wichtigen Lüftungsöffnungen, weil sich der Rechner sonst überhitzen kann und dadurch noch lauter wird. Die Matten sind an der Rückseite mit Klebeband ausgestattet, um sie so recht unkompliziert zu befestigen. Dämmmatten gibt es schon für unter zehn Euro.
Der nächste Schritt besteht nun darin, Ihrer CPU einen leiseren Lüfter zu verpassen. Stellen Sie dafür aber bitte sicher, dass sich mit dem bestehenden Befestigungssystem ebenfalls Lüfter anderer Anbieter montieren lassen, und überprüfen Sie in den technischen Daten genau, ob das neue Modell tatsächlich leiser ist. Für den Fall, dass eine Nachrüstung nicht möglich ist, bleibt lediglich noch der Kauf einer neuen Prozessorkühlung, die mit einem großen Kühlkörper, zahlreichen Wärmeleitrohren sowie einem laufruhigen Lüfter arbeitet. Folgende Hersteller sind besonders für leise Cpu-kühler bekannt: Be Quiet, Noctua, Thermalright, Arctic, Cryorig und EKL Alpenföhn.
Noch weiter lässt sich das Pc-geräusch reduzieren, wenn Sie die Gehäuselüfter tauschen. Oft sind Gehäuse schon ab Werk mit Lüftern ausgestattet, die in der Regel aber nicht gerade die leisesten sind. Achten Sie bei den neuen Modellen insbesondere auf die folgenden Angaben: Zum einen auf den Volumenstrom, also die maximale Fördermenge an Luft, die der Lüfter bewegt: Sie wird in m³/h (Kubikmeter pro Stunde) angegeben. Je höher dieser Wert ist, desto besser. Eine weitere wichtige Angabe ist die Lautstärke bei maximalen Umdrehungszahlen. Sie finden sie in den Spezifikationen der Lüfter mit einem Wert in DB(A). 20 DB(A) stehen für einen sehr leisen Lüfter, zudem ist das Lüftergeräusch bereits hörbar. Ein anderer populärer Anbieter leiser Lüfter ist neben den bereits erwähnten Herstellern auch Blacknoise (Noiseblocker).
Leiser PC im Eigenbau: Das sind die richtigen Komponenten
So leise wie möglich, so leistungsfähig wie notwendig: Diese beiden Vorgaben lassen
sich am besten ausbalancieren, wenn Sie einen PC selbst zusammenbauen. Als Basis für einen Silent-pc dient ein entsprechendes Gehäuse: Es sollte mit Dämmmatten ausgekleidet sein und die Betriebsgeräusche bis zu einem gewissen Maß schlucken können. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass es nicht viele Öffnungen besitzt, durch die die Rechnergeräusche nach außen dringen. Manche Hardwarehersteller wie Be Quiet setzen bei ihren Gehäusen auf spezielle, schallbrechende Lüftungsschlitze, die stufenweise aufgebaut sind und auf diese Weise den Luftstrom und die damit einhergehenden Strömungsgeräusche brechen, um die Lautstärke zu reduzieren. Wenn sich Komponenten mit beweglichen, mechanischen Teilen im Rechner befinden, empfiehlt es sich, sie vom Gehäuse zu entkoppeln, damit sie ihre Schwingungen nicht hörbar auf den Rahmen übertragen. Dies gilt zum Beispiel für HDDS, die in ihrem Inneren mit rotierenden Magnetscheiben arbeiten, allerdings auch für Radiatoren mit aufmontierten Lüftern sowie Gehäuselüfter, Pumpen (bei Custom-loop-wasserkühlungen) und das Netzteil. Ein gewisser Grad an Entkoppelung ist bereits gegeben, wenn sich zwischen den Befestigungsschrauben und der Komponente Gummischeiben befinden, welche die Vibrationen aufnehmen und aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit auch schlucken, anstatt sie an das Gehäuse weiterzugeben. Noch effektiver sind Hddhüllen, die die Festplatten ummanteln und im Inneren mit geräuschdämmenden Materialien umgeben, damit kein Lärm nach außen dringt. Allerdings vergrößert sich die HDD mit einer solchen Hülle dann von 3,5 auf 5,25 Zoll und findet deshalb nur noch in entsprechend großen Einbaupositionen Platz – eventuell lässt sich deshalb kein optisches Laufwerk mehr im Gehäuse unterbringen. Dieses Problem lässt sich natürlich umgehen, wenn Sie eine SSD als Massenspeicher im Einsatz haben: Der Flash-speicher kommt ohne bewegliche Teile aus und arbeitet somit absolut lautlos. Allerdings sind SSDS mit einem großen Speicherplatz noch immer verhältnismäßig teuer.
Ein optimales Gehäuse für einen leisen PC sollte viel Platz für Komponenten bieten: So lässt sich die Hardware mit passiven Kühlern versehen, die wesentlich größer sind als aktive Modelle. Alternativ gibt es auch Gehäuse, die selbst als passive Kühlkörper fungieren. Aufgrund einer lamellenartigen Struktur und dem Einsatz von wärmeleitenden Materialien wie Aluminium leiten diese Gehäusetypen Hitze schnell nach außen. Haben Sie ein passendes Gehäuse ausgewählt, geht es weiter mit der Kühlung der Hauptkomponenten. Vor allem der Prozessor und die Grafikkarte erzeugen dank ihrer Rechenleistung viel Abwärme, die die Kühler schnell von den Chips ableiten müssen. Und je leistungsfähiger diese beiden Kom-
ponenten sind, desto mehr Wärme entwickeln sie. Hier müssen Sie also für den leisen PC auf alle Fälle Verzicht bei der Systemleistung üben.
Passive, semi-passive und leise Kühlungen
Passive Kühler arbeiten völlig lautlos, weil sie keine Lüfter haben. Stattdessen führen hier dann Wärmeleitrohre (Heatpipes), die aus wärmeleitenden Materialien wie Kupfer gebaut sind, die Abwärme von den Prozessoren weg. Die Heatpipes liegen direkt auf den Komponenten auf. Deren Abwärme überträgt sich auf die Leitrohre, die sie weiter zu großen Aluminiumkühlkörpern führen, die wegen ihrer feinen Lamellenstruktur eine große Fläche bieten.
Computer mit Passivkühlungen lassen sich des Weiteren einfacher warten und unterliegen einem geringeren Verschleiß als ihre aktiv gekühlten Pendants. Der Grund: Lüfter sind beweglich gelagerte Teile, die über kurz oder lang verschleißen. Wer lüfterlos für niedrige Temperaturen sorgt, muss sich darum nicht kümmern.
Allerdings ist die Leistung passiver Kühler begrenzt und lässt sich nur steigern, wenn größere Kühlkörper zum Einsatz kommen. Bei weniger kraftvollen CPUS wie zum Beispiel den Prozessoren der Core-i3-serie von Intel oder den Ryzen-3-modellen von AMD ist eine komplett passive Kühlung möglich, jedoch reicht die Rechenleistung meistens nur für grundlegende Aufgaben wie Surfen, Multimedia-streaming oder Dokumentenverarbeitung. Auch Einsteiger-grafikkarten wie etwa die Nvidia Geforce GTX 1050 oder die AMD Radeon RX 560 kommen ohne Lüfter aus, da ihr Leistungsniveau nicht übermäßig ausfällt: Für aufwendige Spiele oder umfangreiche Bild- und Videobearbeitung mit Effekten, die vor allem die GPU berechnen soll, sind diese Modelle kaum geeignet. Wer einen besseren Kompromiss zwischen Leistung und Lautlosigkeit sucht, der sollte zu einer semi-passiven Kühlung greifen: Ein entsprechendes System arbeitet mit besonders leisen Lüftern, die nur anspringen, sobald eine gewisse Temperatur beziehungsweise Rechenlast erreicht wird, und sonst stillstehen. Diese Lüfter verfügen über besondere Lüfterblätterdesigns, die möglichst wenig Geräusche verursachen sollen. Wichtig ist außerdem die Lagerung des Lüfters: Es gibt Kugel-, Gleit- und Keramiklager. Kugellagerlüfter sind hierbei in der Regel die leisesten. Des Weiteren drehen Silent-rotoren mit recht niedrigen Umdrehungszahlen, die die Hersteller oft mit RPM (Rounds per Minute) oder UPM (Umdrehungen pro Minute) angeben: 400 RPM sind ein guter Richtwert und kaum hörbar, dennoch erfolgt ein konstanter Luftstrom, um die Wärme nach außen zu leiten.
Silent-komplett-pcs: Von sehr leise bis lautlos
Wenn Sie kein Pc-bastler sind, dann wählen Sie eines der vielen Fertigsysteme, die für einen besonders leisen Betrieb gebaut sind: Viele Anbieter von Komplett-pcs wie Caseking, Mifcom oder Csl-computer führen auch eine Kategorie mit Silent-pcs, die entweder sehr leise oder komplett lautlos arbeiten. Es gibt auch Händler, die sich nur auf unhörbare Computer oder Notebooks spezialisiert haben, wie beispielsweise Silentmaxx. Das Unternehmen bietet Computer jeder Leistungsklasse an – vom weniger leistungsfähigen Mini-pc bis hin zur echten Gaming-maschine – alle komplett passiv gekühlt. Der Anbieter erreicht das, indem er teils im Auftrag gefertigte Komponenten verbaut und auf überdimensio-
nale Passivkühler setzt. Die lautlosen Rechner führt Silentmaxx unter dem Namen Kenko. Alle Systeme sind frei konfigurierbar, die Preise starten ab 859 Euro.
Bei der Wahl der Komponenten im Onlinekonfigurator brauchen Sie sich nicht einzuschränken: So lassen sich Systeme mit dem weniger leistungsstarken Intelcorei3 oder dem Amdryzen3prozessor bestücken, aber auch mit den absoluten TopModellen der beiden Prozessorhersteller. Selbst der 18Kerner Intel Core I97980XE oder der 16Kerner AMD Ryzen Threadripper 1950X stehen Ihnen zur Auswahl. Die Kühlung des Prozessors erfolgt dabei über einen großen Cpukühler mit Kupferwärmeleitrohren sowie zwei Kühltürmen aus Aluminiumlamellen. Überdies sind die Gehäuse selbst auf lautlosen Betrieb ausgelegt sowie mit zusätzlichen Dämmmatten im Inneren ausgekleidet. Wenn der Käufer nicht nur auf Ssdspeicher setzen möchte, kann er ebenfalls HDDS einbauen lassen. Hierbei empfiehlt der Onlineshop allerdings dringend, auf die sogenannten HDSilencer zu setzen, also auf die erwähnten Hddhüllen, die die Festplatten mit einem Kühlkörper aus Aluminium komplett umhüllen und die mithilfe von Gummiträgern die Vibrationen der Magnetscheibenfestplatte entkoppeln.
Was das Netzteil betrifft, so bietet Ihnen Silentmaxx hier standardmäßig ein passives Modell an, das aufgrund der Zertifizierung 80Plusplatinum nicht nur sehr effizient arbeitet, sondern auch ohne Lüfter auskommt. Es leistet 500 Watt und dürfte für viele Konfigurationen genügen. Silentmaxx empfiehlt jedoch, ab dem Einsatz einer Nvidia Geforce GTX 1070 auf ein semipassives Netzteil mit 1000 Watt Kapazität umzusteigen. Dieses Modell verfügt also über einen Lüfter, auch wenn dieser erst anspringt, sobald das System über 700 Watt fordert. Bei der Grafikkarte müssen Sie sich kaum zurückhalten, denn die Grenze ist eine Nvidia Geforce GTX 1080 Ti, die dank eines aufgesetzten Passivkühlers still arbeitet und problemlos selbst detailreiches Gaming in Ultrahd beherrscht. Neben der komplett lautlosen Kenkoserie hat der Onlineshop darüber hinaus noch eine Produktfamilie namens Akino im Angebot, die bis zu einer Systemauslastung von 65 Prozent komplett lautlos arbeitet. Steigt die Last, dann schalten sich die eingebauten Lüfter hinzu.