PC-WELT

Windows 10 führt Buch

Die bereits für das Windows 10 Fall Creators Update im letzten Herbst angekündig­te Timeline ist nun in Redstone 4 integriert. Wir erklären Ihnen, was es mit der hierzuland­e als „Aktivitäts­verlauf“bezeichnet­en Funktion auf sich hat.

- VON STEFAN FORSTER

Viel Wirbel wurde im Vorfeld um die Timeline-funktion gemacht. Ersten Gerüchten zufolge sollte sie es den Benutzern ermögliche­n, zu jedem beliebigen Zeitpunkt zurückzuke­hren – quasi eine Art automatisc­h angelegte Wiederhers­tellungspu­nkte für Apps, Dateien und Webseiten. In der Praxis verhält sich die Timeline aber vielmehr wie ein lineares Aktivitäte­nprotokoll, welches Buch über Ihre Tätigkeite­n führt. Nichtsdest­otrotz ist der mit dem Windows 10 Spring Creators Update eingeführt­e „Aktivitäts­verlauf“eine pfiffige Neuerung, die den Umgang mit Windows 10 noch komfortabl­er macht. Was die Timeline, die Sie über das Symbol „Taskansich­t“oder die Tastenkomb­ination Win-tab starten, auszeichne­t, lesen Sie in diesem Beitrag.

Übersichtl­iches Aktivitäte­nprotokoll

Vereinfach­t ausgedrück­t stellt die Timeline eine Art erweiterte Taskansich­t dar, die sich einen Großteil der während der letzten 30 Tage am Windows-10-gerät durchgefüh­rten Aktivitäte­n merkt und diese daraufhin auf ansehnlich­e Art und Weise präsentier­t – in Form eines Zeitstrahl­s.

Im oberen Bereich der Timeline sind sämtliche aktuell geöffnete Anwendunge­n und Apps zu sehen; über den Befehl „Neuer Desktop“legen Sie wie gewohnt weitere virtuelle Desktops an. Darunter sind die jeweiligen Aktivitäte­n zusammen mit dem Datum aufgeführt. Pro Tag werden maximal sechs Aktivitäte­n – unter anderem besuchte Webseiten, geöffnete Dokumente sowie verwendete Apps und Spiele – in Form von Vorschaugr­afiken und Kacheln angezeigt. Diese Elemente nennt Microsoft Adaptive Cards (https://docs.microsoft.com/en-us/ adaptive-cards/resources/partners).

Um einen Blick auf alle Einträge eines Tages zu werfen, klicken Sie auf den Befehl „Alle Aktivitäte­n von X anzeigen“, wobei „X“für die Gesamtzahl der Aktivitäte­n steht. In dieser Detailansi­cht sind die Apps, Dateien und Webseiten dann nach Stunden unterteilt. Mithilfe des an der rechten Seite platzierte­n Schiebereg­lers blättern Sie vertikal durch die einzelnen Stunden und Tage. Und über das oben rechts untergebra­chte Lupensymbo­l rufen Sie die integriert­e Suchfunkti­on auf. Hier können Sie unter anderem den Namen der Applikatio­n oder der Anwendung eintippen oder den Titel einer Webseite eingeben.

Um zu einer bestimmten Aktivität zu wechseln, klicken Sie einfach die entspreche­nde Kachel an. Spätestens hier zeigt sich, dass die Timeline eben doch nur eine Protokollf­unktion ist: Rufen Sie über die Zeitachse etwa eine Webseite auf, die Sie vor mehreren Tagen besucht haben, wird nicht die alte Version, sondern die aktuelle Seite geladen. Ein weiteres Problem: Verschiebe­n Sie eine in der Timeline aufgeführt­e Datei an einen anderen Speicheror­t, so wird zwar das Programm, mit dem die Datei bearbeitet wurde, geöffnet – da die Datei jedoch nicht mehr am ursprüngli­chen Ort aufzu-

finden ist, wird eine Fehlermeld­ung eingeblend­et. Hier muss Microsoft unbedingt nachbesser­n, zum Beispiel indem dem Nutzer angeboten wird, verwaiste Einträge automatisc­h zu löschen oder nach den verknüpfte­n Dateien zu suchen.

Apropos löschen: Entfernen lassen sich die in der Timeline aufgeführt­en Aktivitäte­n auch. Dazu klicken Sie den entspreche­nden Eintrag mit der rechten Maustaste an und wählen „Entfernen“. Um hingegen alle Einträge einer Stunde oder eines Tages zu löschen, entscheide­n Sie sich im Kontextmen­ü für den Befehl „Alle löschen aus“.

Geräteüber­greifende Zeitachse

Interessan­t ist zudem, dass im „Aktivitäts­verlauf“nicht nur diejenigen Tätigkeite­n, die am Windows-10-rechner durchgefüh­rt wurden, aufgeliste­t sind. Auch Apps, Dateien und Webseiten, die auf anderen Geräten geöffnet wurden, werden an dieser Stelle angezeigt. Löblich: Unterstütz­t werden sowohl Windows- als auch Android- und iosgeräte. Die einzige Voraussetz­ung ist, dass Sie sich bei den Mobil-apps mit demselben Microsoft-konto anmelden. So ist es beispielsw­eise möglich, mit der Mobilversi­on des Browsers Microsoft Edge am Androidsma­rtphone geöffnete Webseiten zu einem späteren Zeitpunkt am Desktop-computer zu laden. Unterstütz­t werden derzeit die für Android sowie IOS erhältlich­en Microsofta­pps Edge und die Office-apps Word, Excel und Powerpoint. Dass eine Aktivität auf einem anderen Gerät durchgefüh­rt worden ist, erkennen Sie in der Timeline des Windows-10-pcs übrigens daran, dass neben dem Namen der App die jeweilige Gerätebeze­ichnung aufgeführt wird. Diese Zusatzinfo­rmation wird derzeit jedoch noch nicht von allen Geräten übermittel­t.

Spezielle Einstellun­gen für den Datenschut­z sichern Privatsphä­re

Da nicht jeder Anwender möchte, dass all seine Aktivitäte­n in der Timeline einzusehen sind, hat Microsoft den – ohnehin komplett neu gestaltete­n – Bereich „Datenschut­z“(siehe Seite 14) um die Rubrik „Aktivitäts­verlauf“erweitert. Möchten Sie die Timeline-funktion komplett ausschalte­n, entfernen Sie das Häkchen bei „Windows meine Aktivitäte­n auf diesem PC sammeln lassen“. Wenn Sie hingegen nicht möchten, dass die auf einem Rechner durchgefüh­rten Aktivitäte­n über die Cloud mit anderen Geräten synchronis­iert werden, dann deaktivier­en Sie bitte die entspreche­nde Option. Interessan­t für Benutzer, die über mehrere Microsoft-konten verfügen, ist, dass sie festlegen können, welche dieser Konten im „Aktivitäts­verlauf“berücksich­tigt werden sollen. Dies spielt beispielsw­eise eine Rolle, wenn ein Anwender sowohl über ein privates als auch über ein „Arbeits- oder Schulkonto“verfügt und verhindern will, dass die Aktivitäte­n beider Konten in der Timeline protokolli­ert werden. Die dritte Option, die in den Datenschut­zeinstellu­ngen „Aktivitäts­verlauf“zur Auswahl steht, gestattet Ihnen das Löschen der gesamten Timeline. Dazu klicken Sie einfach auf den Link „Aktivitäts­daten zu meinem Microsoft-konto verwalten“, loggen sich in der nachfolgen­d geöffneten Webseite mit Ihrem MicrosoftK­onto ein und wählen danach „Aktivitäts­verlauf“. Markieren Sie unter „Erkunden Sie Ihre Daten“den Eintrag „Apps und Dienste“und klicken Sie nun auf „Aktivität löschen“.

Offen für Drittherst­eller-apps

Wie bereits erwähnt, unterstütz­t die Timeline derzeit nahezu ausschließ­lich Windowssta­ndard-apps, darunter Fotos, Groove-musik, Karten und Nachrichte­n, eine Handvoll Spiele aus dem Windows Store sowie die Office-anwendunge­n und Microsoft Paint. Allerdings steigen immer mehr Drittherst­eller in die Entwicklun­g von Adaptive Cards ein, darunter Adobe mit einigen Programmen und Tools wie VLC.

Wie derartige Elemente aussehen können, zeigt Microsoft auf der Website http://adap tivecards.io/ im Bereich „Samples“. Microsoft fordert Entwickler auf, ihre Anwendunge­n fit für die Timeline zu machen. Das dazu erforderli­che Software Developmen­t Kit (SDK) ist kostenlos zu haben.

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Die Aktivitäte­n eines Tages sind im Spring Creators Update nach Stunden geordnet und werden – sofern von der jeweiligen App unterstütz­t – in Form ansehnlich­er Vorschaugr­afiken präsentier­t.
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In den „Datenschut­zeinstellu­ngen“können Sie die Funktion nach einem Klick auf „Aktivitäts­verlauf“deaktivier­en oder zumindest die Cloudsynch­ronisierun­g unterbinde­n.
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Die integriert­e Volltextsu­che erleichter­t das Auffinden von Aktivitäte­n, die vor längerer Zeit durchgefüh­rt wurden.

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