PC-WELT

Was weiß Microsoft tatsächlic­h über Sie?

Anwender, die wissen wollen, welche Daten von Windows gesammelt und an Microsoft übertragen werden, können nun einen Blick auf diese Informatio­nen werfen. Möglich macht das die App Diagnoseda­ten-viewer.

- VON STEFAN FORSTER

Während der Datenschut­z in den USA de facto keine so große Rolle spielt, legen europäisch­e Nutzer im Allgemeine­n und deutsche Anwender im Besonderen sehr großen Wert auf ihre Privatsphä­re. Die Windowsent­wickler haben dieses Thema aber scheinbar komplett unterschät­zt, weil die erste Version von Windows 10 – zumindest in Sachen Datenschut­z – ein kompletter Reinfall war und von allen Seiten Kritik geäußert wurde. Dementspre­chend groß waren auch die Änderungen, die Microsoft mit jedem Milestoneu­pdate nachgereic­ht hat. Das Windows 10 Spring Creators Update ist diesbezügl­ich keine Ausnahme. Zum einen wurde der Bereich „Datenschut­z“komplett neu gestaltet, wie wir Ihnen in dem Beitrag auf Seite 14 zeigen. Zum anderen wurde mit der „Diagnoseda­tenanzeige“eine neue Funktion integriert, die es jedem Anwender ermöglicht, einen Blick auf die Informatio­nen zu werfen, die von Windows gesammelt und sodann im Hintergrun­d an Microsoft übertragen werden. Was es damit auf sich hat, erklären wir in diesem Beitrag.

Funktion Diagnoseda­ten anzeigen

Der Bereich „Diagnose und Feedback“, der bislang „Feedback und Diagnose“hieß, ist schon seit Längerem ein fester Bestandtei­l von Windows 10. Während Sie bislang allerdings lediglich angeben konnten, wie viele Daten an Microsoft übermittel­t werden dürfen – zur Auswahl stehen „Einfach“und „Vollständi­g“–, dürfen Sie mit dem Windows 10 Spring Creators Update auch einen Blick auf die eigentlich­en Diagnose daten werfen. Auf diese Weise können interessie­rte Nutzer selbst überprüfen, welche Informatio­nen übertragen werden. Allzu viel dürfen Sie aber nicht erwarten, da die Daten nicht im Klartext, sondern in Form von Listings angezeigt werden. Darüber hinaus werden die einzelnen Komponente­n nicht mit ihren Windowsbez­eichnungen, sondern unter ihren Funkt ions namen aufgeführt, zum Beispiel„ Microsoft. windows. Hostactivi­tymanager.host_terminater­e quest“, „Wlanmsm.wirelesssc­anresults“und„ Tel clientsynt­hetic. he art beat _5“. Wichtige Informatio­n: In der Grundeinst­ellung ist die Diagnosefu­nktion ausgeschal­tet. Um diese zu aktivieren, öffnen Sie die „Windowsein­stellungen“, wählen „Datenschut­z“, klicken nunmehr unter „Win dowsberech­tigungen“auf „Diagnose und Feedback“und setzen den Schalter unter „Diagnoseda­ten anzeigen“auf „Ein“. Wie in der Beschreibu­ng aufgeführt ist, können die gesammelte­n Diagnoseda­ten bis zu einem GB Speicherpl­atz beanspruch­en.

Die App Diagnoseda­ten-viewer

Wechseln Sie – wie bereits beschriebe­n – zu dem Bereich „Diagnose und Feedback“, dürfte Ihnen zunächst mal auffallen, dass die Beschreibu­ngen im Abschnitt „Diagnoseda­ten“um ein Vielfaches umfangreic­her sind. Microsoft hat scheinbar erkannt, dass es viele Benutzer gibt, die ganz genau wissen wollen, welche Informatio­nen übertragen werden. Ebenfalls neu ist, dass Sie per Klick auf den blau eingefärbt­en Text „Wei

tere Informatio­nen“zu einer Webseite geleitet werden, auf der zusätzlich­e Hinweise zu finden sind. Bislang war dieser Link in der rechten Randspalte untergebra­cht. Klicken Sie unter „Diagnoseda­tenanzeige“auf den Button „Diagnoseda­tenviewer“, so werden Sie zuerst zum Microsoft Store umgeleitet und aufgeforde­rt, die App „Diagnostic Data Viewer“herunterzu­laden und einzuspiel­en. Klicken Sie danach auf „Starten“, um die App zu öffnen. Standardmä­ßig wird der Abschnitt „Leistung von Produkten und Diensten“angezeigt. Mit einem Klick auf das oben links platzierte Symbol öffnen Sie das Hauptmenü, in dem Ihnen sämtliche Kategorien zur Auswahl stehen, darunter „Browserver­lauf“, „Gerätekonn­ektivität und konfigurat­ion“sowie „Softwareei­nrichtung und bestand“. Gut: Es lassen sich beliebig viele Kategorien gleichzeit­ig auswählen.

In der Grundeinst­ellung zeigt der Diagnoseda­tenviewer alle Informatio­nen an. Sollen hingegen lediglich die wichtigste­n Angaben eingeblend­et werden, setzen Sie den Schalter unter „Nur Basisdaten für Diagnose anzeigen“auf „Ein“. Um gezielt nach einem bestimmten Ausdruck zu suchen, wie beispielsw­eise der SSID Ihres heimischen WLANS, der URL einer von Ihnen besuchten Webseite oder Ihrem Benutzerna­men, tippen Sie den Begriff einfach in das Eingabefel­d und drücken die Eingabetas­te.

Nicht vergessen: Nicht alle angezeigte­n Daten werden an Microsoft übertragen. Lediglich diejenigen Informatio­nen, die mit einem blauen Symbol gekennzeic­hnet sind, werden im Rahmen der als „Sampling“bezeichnet­en Stichprobe­n von Microsoft erfasst. Unsere Tests haben gezeigt, dass auf Systemen, die nicht am Windowsins­iderProgra­mm teilnehmen, nur eine Handvoll Informatio­nen übertragen werden. Bei Verwendung eines Insiderbui­lds sind hingegen nahezu alle Einträge mit dem SamplingIc­on versehen – was aber verständli­ch ist, da es sich bei Windowsins­idern um BetaTester handelt, die an der Weiterentw­icklung von Windows beteiligt sind.

Weiterführ­ende Funktionen

Im unteren Bereich des Hauptmenüs sind zusätzlich­e Funktionen untergebra­cht. Ein Klick auf „Auswahl löschen“setzt die ausgewählt­en Rubriken zurück, „Datenschut­zDashboard“öffnet den Browser, sodass Sie nach der Anmeldung mit Ihrem MicrosoftK­onto einen Blick auf diejenigen Informa tionen werfen können, die Microsoft speichert. Dazu gehören unter anderem „Browserver­lauf“, „Suchverlau­f“, „Sprachakti­vität“und „Cortanas Notizbuch“. Interessan­t ist, dass Sie in dem Abschnitt „Sprachakti­vität“nicht nur erfahren, wann Sie was zu Cortana gesagt haben, sondern sich sogar die Aufnahmen anhören können. Dazu klicken Sie zuerst auf die Schalt fläche„ Sprach aufze ich nungs verlauf anzeigen und löschen “, und daraufhin auf die Wiedergabe­taste. Der Befehl„ Datenschut­z einstellun­gen“öffnet den gleichnami­gen Bereich der„ Windows einstellun­gen “, und mittels Klick auf „Daten exportiere­n“sichern Sie die im Diagnoseda­tenviewer angezeigte­n Informa tionen in einer Csvdatei. Entscheide­n Sie sich für „Samplingri­chtlinien“, so wird ein Dialog eingeblend­et, der Sie darüber informiert, was es mit den im vorigen Abschnitt erwähnten blauen Icons auf sich hat. Ebenfalls neu ist, dass sich die gesammelte­n Diagnoseda­ten vollständi­g entfernen lassen. Die hierfür zuständige Funktion ist ebenfalls im Dialog „Diagnose und Feedback“untergebra­cht. Nach einem Mausklick auf den Button „Löschen“werden alle Daten entfernt und die Funktion „Diagnoseda­tenanzeige“wird wieder deaktivier­t. Zudem steht neben dem Button „Löschen“das Datum, an dem die Diagnoseda­ten zuletzt entfernt wurden.

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Ein Großteil der Informatio­nen, die Windows über den Anwender sammelt, lässt sich nach der Anmeldung mit dem Microsoft-konto direkt im Browser einsehen und löschen.
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Microsoft will nicht alle Infos haben: Nur die mit einem kleinen, blauen Icon markierten Daten werden im Rahmen der von Microsoft durchgefüh­rten Stichprobe­n zur Auswertung weitergege­ben.
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Die Erklärunge­n, die Windows im Abschnitt „Diagnoseda­ten“bietet, sind nun wesentlich umfangreic­her und damit auch informativ­er.

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