Was weiß Microsoft tatsächlich über Sie?
Anwender, die wissen wollen, welche Daten von Windows gesammelt und an Microsoft übertragen werden, können nun einen Blick auf diese Informationen werfen. Möglich macht das die App Diagnosedaten-viewer.
Während der Datenschutz in den USA de facto keine so große Rolle spielt, legen europäische Nutzer im Allgemeinen und deutsche Anwender im Besonderen sehr großen Wert auf ihre Privatsphäre. Die Windowsentwickler haben dieses Thema aber scheinbar komplett unterschätzt, weil die erste Version von Windows 10 – zumindest in Sachen Datenschutz – ein kompletter Reinfall war und von allen Seiten Kritik geäußert wurde. Dementsprechend groß waren auch die Änderungen, die Microsoft mit jedem Milestoneupdate nachgereicht hat. Das Windows 10 Spring Creators Update ist diesbezüglich keine Ausnahme. Zum einen wurde der Bereich „Datenschutz“komplett neu gestaltet, wie wir Ihnen in dem Beitrag auf Seite 14 zeigen. Zum anderen wurde mit der „Diagnosedatenanzeige“eine neue Funktion integriert, die es jedem Anwender ermöglicht, einen Blick auf die Informationen zu werfen, die von Windows gesammelt und sodann im Hintergrund an Microsoft übertragen werden. Was es damit auf sich hat, erklären wir in diesem Beitrag.
Funktion Diagnosedaten anzeigen
Der Bereich „Diagnose und Feedback“, der bislang „Feedback und Diagnose“hieß, ist schon seit Längerem ein fester Bestandteil von Windows 10. Während Sie bislang allerdings lediglich angeben konnten, wie viele Daten an Microsoft übermittelt werden dürfen – zur Auswahl stehen „Einfach“und „Vollständig“–, dürfen Sie mit dem Windows 10 Spring Creators Update auch einen Blick auf die eigentlichen Diagnose daten werfen. Auf diese Weise können interessierte Nutzer selbst überprüfen, welche Informationen übertragen werden. Allzu viel dürfen Sie aber nicht erwarten, da die Daten nicht im Klartext, sondern in Form von Listings angezeigt werden. Darüber hinaus werden die einzelnen Komponenten nicht mit ihren Windowsbezeichnungen, sondern unter ihren Funkt ions namen aufgeführt, zum Beispiel„ Microsoft. windows. Hostactivitymanager.host_terminatere quest“, „Wlanmsm.wirelessscanresults“und„ Tel clientsynthetic. he art beat _5“. Wichtige Information: In der Grundeinstellung ist die Diagnosefunktion ausgeschaltet. Um diese zu aktivieren, öffnen Sie die „Windowseinstellungen“, wählen „Datenschutz“, klicken nunmehr unter „Win dowsberechtigungen“auf „Diagnose und Feedback“und setzen den Schalter unter „Diagnosedaten anzeigen“auf „Ein“. Wie in der Beschreibung aufgeführt ist, können die gesammelten Diagnosedaten bis zu einem GB Speicherplatz beanspruchen.
Die App Diagnosedaten-viewer
Wechseln Sie – wie bereits beschrieben – zu dem Bereich „Diagnose und Feedback“, dürfte Ihnen zunächst mal auffallen, dass die Beschreibungen im Abschnitt „Diagnosedaten“um ein Vielfaches umfangreicher sind. Microsoft hat scheinbar erkannt, dass es viele Benutzer gibt, die ganz genau wissen wollen, welche Informationen übertragen werden. Ebenfalls neu ist, dass Sie per Klick auf den blau eingefärbten Text „Wei
tere Informationen“zu einer Webseite geleitet werden, auf der zusätzliche Hinweise zu finden sind. Bislang war dieser Link in der rechten Randspalte untergebracht. Klicken Sie unter „Diagnosedatenanzeige“auf den Button „Diagnosedatenviewer“, so werden Sie zuerst zum Microsoft Store umgeleitet und aufgefordert, die App „Diagnostic Data Viewer“herunterzuladen und einzuspielen. Klicken Sie danach auf „Starten“, um die App zu öffnen. Standardmäßig wird der Abschnitt „Leistung von Produkten und Diensten“angezeigt. Mit einem Klick auf das oben links platzierte Symbol öffnen Sie das Hauptmenü, in dem Ihnen sämtliche Kategorien zur Auswahl stehen, darunter „Browserverlauf“, „Gerätekonnektivität und konfiguration“sowie „Softwareeinrichtung und bestand“. Gut: Es lassen sich beliebig viele Kategorien gleichzeitig auswählen.
In der Grundeinstellung zeigt der Diagnosedatenviewer alle Informationen an. Sollen hingegen lediglich die wichtigsten Angaben eingeblendet werden, setzen Sie den Schalter unter „Nur Basisdaten für Diagnose anzeigen“auf „Ein“. Um gezielt nach einem bestimmten Ausdruck zu suchen, wie beispielsweise der SSID Ihres heimischen WLANS, der URL einer von Ihnen besuchten Webseite oder Ihrem Benutzernamen, tippen Sie den Begriff einfach in das Eingabefeld und drücken die Eingabetaste.
Nicht vergessen: Nicht alle angezeigten Daten werden an Microsoft übertragen. Lediglich diejenigen Informationen, die mit einem blauen Symbol gekennzeichnet sind, werden im Rahmen der als „Sampling“bezeichneten Stichproben von Microsoft erfasst. Unsere Tests haben gezeigt, dass auf Systemen, die nicht am WindowsinsiderProgramm teilnehmen, nur eine Handvoll Informationen übertragen werden. Bei Verwendung eines Insiderbuilds sind hingegen nahezu alle Einträge mit dem SamplingIcon versehen – was aber verständlich ist, da es sich bei Windowsinsidern um BetaTester handelt, die an der Weiterentwicklung von Windows beteiligt sind.
Weiterführende Funktionen
Im unteren Bereich des Hauptmenüs sind zusätzliche Funktionen untergebracht. Ein Klick auf „Auswahl löschen“setzt die ausgewählten Rubriken zurück, „DatenschutzDashboard“öffnet den Browser, sodass Sie nach der Anmeldung mit Ihrem MicrosoftKonto einen Blick auf diejenigen Informa tionen werfen können, die Microsoft speichert. Dazu gehören unter anderem „Browserverlauf“, „Suchverlauf“, „Sprachaktivität“und „Cortanas Notizbuch“. Interessant ist, dass Sie in dem Abschnitt „Sprachaktivität“nicht nur erfahren, wann Sie was zu Cortana gesagt haben, sondern sich sogar die Aufnahmen anhören können. Dazu klicken Sie zuerst auf die Schalt fläche„ Sprach aufze ich nungs verlauf anzeigen und löschen “, und daraufhin auf die Wiedergabetaste. Der Befehl„ Datenschutz einstellungen“öffnet den gleichnamigen Bereich der„ Windows einstellungen “, und mittels Klick auf „Daten exportieren“sichern Sie die im Diagnosedatenviewer angezeigten Informa tionen in einer Csvdatei. Entscheiden Sie sich für „Samplingrichtlinien“, so wird ein Dialog eingeblendet, der Sie darüber informiert, was es mit den im vorigen Abschnitt erwähnten blauen Icons auf sich hat. Ebenfalls neu ist, dass sich die gesammelten Diagnosedaten vollständig entfernen lassen. Die hierfür zuständige Funktion ist ebenfalls im Dialog „Diagnose und Feedback“untergebracht. Nach einem Mausklick auf den Button „Löschen“werden alle Daten entfernt und die Funktion „Diagnosedatenanzeige“wird wieder deaktiviert. Zudem steht neben dem Button „Löschen“das Datum, an dem die Diagnosedaten zuletzt entfernt wurden.