Multiboot mit Linux Mint
Das Nebeneinander mehrerer Systeme ist eine der wenigen Pc-techniken, die heute kniffliger ausfallen als früher. Das liegt zum kleineren Teil an Windows, zum größeren an einer Übergangsphase bei der Partitionsverwaltung.
Worauf Sie achten müssen
Für den von Linux Mint genutzten Grub2bootloader stellt Multiboot an sich überhaupt kein Problem dar. Der Grund: Sein Bootmenü zeigt und startet Linux-systeme ebenso wie den Windows-bootloader, der gegebenenfalls zu mehreren installierten Windows-systemen verzweigt.
Die Tücken liegen im Detail. Dieser Beitrag erklärt, worauf Sie achten müssen, wenn Sie Linux Mint neben einem bestehenden System installieren wollen.
1. Mint ersetzt bestehendes System
In diesem ganz einfachen Szenario gibt es bereits eine Multiboot-konstellation auf dem Rechner und Linux Mint soll nunmehr eines der vorhandenen Systeme ersetzen. Für diesen Fall booten Sie das gewünschte Mint-live-system, starten die Installation und gehen bei Dialog „Installationsart“auf „Etwas Anderes“. Das Angebot, Linux Mint parallel zu installieren, lehnen Sie ab, denn das würde zu einem zusätzlichen System führen, anstatt ein bisheriges zu ersetzen. In der Partitionsliste löschen Sie anschließend die richtige Partition mit der MinusSchaltfläche und legen daraufhin an dieser Stelle auf dem Eintrag „Freier Speicherplatz“mit der Plus-schaltfläche die künftige Mint-partition an (Typ „Primär“, Dateisystem „Ext4“, Einhängepunkt „/“). Beachten Sie bitte, dass wir an dieser Stelle das Bios/uefi-problem vorerst noch vernachlässigen. Sie bekommen die Partitionen lediglich dann korrekt angezeigt, wenn Live-system und Installer im richtigen Modus laufen (siehe unten).
2. Linux Mint parallel installieren
In diesem Szenario gibt es ein bestehendes Betriebssystem auf dem Rechner und Linux Mint soll nun als zweites System eingerichtet werden. Was der Installer in der Folge im Dialog „Installationsart“anbietet, hängt von der Aufteilung der Festplatten ab:
A. Gibt es nur eine Festplatte, die von Windows (oder einem anderen Linux) belegt ist, sehen Sie die Option „Linux Mint neben […] installieren“. Nach einem Klick auf „Weiter“schlägt Ihnen der Installer automatisch eine neue Aufteilung der Festplatte vor. Die Größe der hierdurch entstehenden Partitionen lässt sich ändern, indem Sie die Aufteilungsmarkierung mithilfe der Maus nach links oder rechts ziehen.
B. Wenn hingegen eine freie Partition vorhanden ist, erkennt der Installationsassistent das automatisch. Auch in diesem Fall wählen Sie die Option „Linux Mint neben
Windows installieren“. Nach einem Klick auf „Jetzt installieren“sehen Sie eine Zusammenfassung mit der Liste der Partitionen, die das Setup im freien Speicherplatz neu erstellen will. Klicken Sie auf „Weiter“, um den Vorschlag zu übernehmen.
Auch an dieser Stelle haben wir das Bios/Uefi-problem vorerst vernachlässigt. Das bereits vorhandene System kann der Installer nur erkennen, wenn Live-system und Installer im richtigen Modus laufen.
3. BIOS/MBR versus UEFI/GPT
Neuere Rechner sind mit Uefi-firmware ausgestattet (Unified Extensible Firmware Interface), die die neue Gpt-partitionierung verwendet. Diese Umstellung ist erforderlich, weil Festplatten inzwischen längst die Zwei-tb-grenze überschreiten, auf welche die klassische Mbr-partitionierung limitiert ist. In der aktuellen Übergangssituation
gibt es in der Uefi-firmware einen „LegacyModus“(auch „CSM“– Compatibility Support Module), der die alte Mbr-partitionierung verwendet. Trotzdem muss bei der Festplattenpartitionierung eine eindeutige Entscheidung her: Entweder es gilt der alte MBR- oder der neue GPT-STIL. Diese Entscheidung steht und fällt mit dem zuerst installierten Betriebssystem: Auf neueren Computern mit vorinstalliertem Windows ist dies regelmäßig GPT. Weitere Systeme müssen dann unbedingt im selben Modus eingerichtet werden.
Wie lässt sich der benötigte Installationsmodus erkennen? Wenn Sie einfach den Mint-installer im falschen Modus starten, werden vorhandene Betriebssysteme nicht erkannt. Das ist dann ein klares Signal, die Installation abzubrechen und sie im anderen Modus zu starten. Systematischer ist es allerdings, sich vorab zu informieren: Ein Linux-system im Uefi-modus meldet nach mount | grep efivars beispielsweise „none on /sys/firmware/efi/ efivars“, während im Bios-modus jede Antwort entfällt. Ob ein Windows-system im Uefi-modus installiert ist, können Sie in Erfahrung bringen, indem Sie das Tool Msinfo32 starten und in der „Systemübersicht“die Zeile „BIOS-MODUS“kontrollieren: Hier steht entweder „UEFI“(GPT) oder „Vorgängerversion“(MBR).
Wie installieren Sie Mint im richtigen Modus? Für den alten Bios-modus ergeben sich keinerlei Einschränkungen. Ist hingegen der Uefi-modus erforderlich, dann sind mehrere Dinge zu beachten:
1. Sie müssen eine 64-Bit-version des von Ihnen gewünschten Mint-systems installieren. Die Xfce-edition auf der PLUS-DVD 2 ist 32 Bit und scheidet aus.
2. Da die PLUS-DVD nur im Bios-modus bootet, können Sie nicht von hier aus installieren. In diesem Fall müssen Sie also das gewünschte Iso-abbild (Mate- oder Cinnamon-edition) erst auf einen eigenen Datenträger kopieren. Die einschlägigen Werkzeuge für bootfähige Kopien sind Etcher, Unetbootin und Win 32 Disk Imager.
3. Verwenden Sie beim Booten des selbst erstellten Datenträgers das Bootmenü des Uefi-bios. Dazu müssen Sie zum richtigen Zeitpunkt eine Taste drücken, oft F8, F9 oder F12, gelegentlich auch Esc. In der anschließend angezeigten Liste der Laufwerke erscheinen Wechseldatenträger jeweils zweimal – einmal mit, einmal ohne vorangestelltes „UEFI“. Für die Installationen im Uefi-modus wählen Sie den „Uefi“-eintrag. Die Installation selbst unterscheidet sich nicht von jener im Bios-modus.
4. Secure Boot im Bios abschalten
Bei Rechnern mit vorinstalliertem Windows 8/10 ist meist die Option „Secure-boot“aktiviert. Secure Boot startet nur Betriebssysteme, die eine digitale Secure-boot-signatur mitbringen. Dies soll verhindern, dass der Computer Systeme mit Schadsoftware bootet, ist aber zugleich ein Türsteher für diverse Linux-systeme. Auch das Live-system von Linux Mint 19 besitzt keine digitale Signatur und gilt quasi als Schadsoftware. Secure Boot lässt sich allerdings im Biossetup abschalten. Rufen Sie dieses hierzu nach dem Einschalten des Rechners über Tasten wie Esc, Entf (Del), F2, F8 oder F10 auf. Die Einstellung finden Sie meistens unter „Bios Features“, „Security“oder ähnlich. Dort setzen Sie die Option auf „Disabled“.
5. „Fast Boot“bei Windows 8/10 abschalten
Die Windows-funktion „Fast Boot“ist kein großes Problem in einer Multiboot-konstellation. Sie führt nur dazu, dass die Windows-partition unter Linux nicht genutzt werden kann. Wenn ein solcher Datenaustausch nicht notwendig ist, können Sie das Problem ignorieren. Benötigen Sie die Windows-partition unter Linux, sollten Sie unter Windows den „Schnellstart“deaktivieren. Dazu entfernen Sie unter „Systemsteuerung –› Energieoptionen –› Auswählen, was beim Drücken des Netzschalters geschieht“das Häkchen bei „Schnellstart aktivieren (empfohlen)“und klicken auf „Änderungen speichern“. Sollte die Option ausgegraut sein, klicken Sie vorher auf „Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar“.