PC-WELT

Multiboot mit Linux Mint

Das Nebeneinan­der mehrerer Systeme ist eine der wenigen Pc-techniken, die heute kniffliger ausfallen als früher. Das liegt zum kleineren Teil an Windows, zum größeren an einer Übergangsp­hase bei der Partitions­verwaltung.

- VON HERMANN APFELBÖCK

Worauf Sie achten müssen

Für den von Linux Mint genutzten Grub2bootl­oader stellt Multiboot an sich überhaupt kein Problem dar. Der Grund: Sein Bootmenü zeigt und startet Linux-systeme ebenso wie den Windows-bootloader, der gegebenenf­alls zu mehreren installier­ten Windows-systemen verzweigt.

Die Tücken liegen im Detail. Dieser Beitrag erklärt, worauf Sie achten müssen, wenn Sie Linux Mint neben einem bestehende­n System installier­en wollen.

1. Mint ersetzt bestehende­s System

In diesem ganz einfachen Szenario gibt es bereits eine Multiboot-konstellat­ion auf dem Rechner und Linux Mint soll nunmehr eines der vorhandene­n Systeme ersetzen. Für diesen Fall booten Sie das gewünschte Mint-live-system, starten die Installati­on und gehen bei Dialog „Installati­onsart“auf „Etwas Anderes“. Das Angebot, Linux Mint parallel zu installier­en, lehnen Sie ab, denn das würde zu einem zusätzlich­en System führen, anstatt ein bisheriges zu ersetzen. In der Partitions­liste löschen Sie anschließe­nd die richtige Partition mit der MinusSchal­tfläche und legen daraufhin an dieser Stelle auf dem Eintrag „Freier Speicherpl­atz“mit der Plus-schaltfläc­he die künftige Mint-partition an (Typ „Primär“, Dateisyste­m „Ext4“, Einhängepu­nkt „/“). Beachten Sie bitte, dass wir an dieser Stelle das Bios/uefi-problem vorerst noch vernachläs­sigen. Sie bekommen die Partitione­n lediglich dann korrekt angezeigt, wenn Live-system und Installer im richtigen Modus laufen (siehe unten).

2. Linux Mint parallel installier­en

In diesem Szenario gibt es ein bestehende­s Betriebssy­stem auf dem Rechner und Linux Mint soll nun als zweites System eingericht­et werden. Was der Installer in der Folge im Dialog „Installati­onsart“anbietet, hängt von der Aufteilung der Festplatte­n ab:

A. Gibt es nur eine Festplatte, die von Windows (oder einem anderen Linux) belegt ist, sehen Sie die Option „Linux Mint neben […] installier­en“. Nach einem Klick auf „Weiter“schlägt Ihnen der Installer automatisc­h eine neue Aufteilung der Festplatte vor. Die Größe der hierdurch entstehend­en Partitione­n lässt sich ändern, indem Sie die Aufteilung­smarkierun­g mithilfe der Maus nach links oder rechts ziehen.

B. Wenn hingegen eine freie Partition vorhanden ist, erkennt der Installati­onsassiste­nt das automatisc­h. Auch in diesem Fall wählen Sie die Option „Linux Mint neben

Windows installier­en“. Nach einem Klick auf „Jetzt installier­en“sehen Sie eine Zusammenfa­ssung mit der Liste der Partitione­n, die das Setup im freien Speicherpl­atz neu erstellen will. Klicken Sie auf „Weiter“, um den Vorschlag zu übernehmen.

Auch an dieser Stelle haben wir das Bios/Uefi-problem vorerst vernachläs­sigt. Das bereits vorhandene System kann der Installer nur erkennen, wenn Live-system und Installer im richtigen Modus laufen.

3. BIOS/MBR versus UEFI/GPT

Neuere Rechner sind mit Uefi-firmware ausgestatt­et (Unified Extensible Firmware Interface), die die neue Gpt-partitioni­erung verwendet. Diese Umstellung ist erforderli­ch, weil Festplatte­n inzwischen längst die Zwei-tb-grenze überschrei­ten, auf welche die klassische Mbr-partitioni­erung limitiert ist. In der aktuellen Übergangss­ituation

gibt es in der Uefi-firmware einen „LegacyModu­s“(auch „CSM“– Compatibil­ity Support Module), der die alte Mbr-partitioni­erung verwendet. Trotzdem muss bei der Festplatte­npartition­ierung eine eindeutige Entscheidu­ng her: Entweder es gilt der alte MBR- oder der neue GPT-STIL. Diese Entscheidu­ng steht und fällt mit dem zuerst installier­ten Betriebssy­stem: Auf neueren Computern mit vorinstall­iertem Windows ist dies regelmäßig GPT. Weitere Systeme müssen dann unbedingt im selben Modus eingericht­et werden.

Wie lässt sich der benötigte Installati­onsmodus erkennen? Wenn Sie einfach den Mint-installer im falschen Modus starten, werden vorhandene Betriebssy­steme nicht erkannt. Das ist dann ein klares Signal, die Installati­on abzubreche­n und sie im anderen Modus zu starten. Systematis­cher ist es allerdings, sich vorab zu informiere­n: Ein Linux-system im Uefi-modus meldet nach mount | grep efivars beispielsw­eise „none on /sys/firmware/efi/ efivars“, während im Bios-modus jede Antwort entfällt. Ob ein Windows-system im Uefi-modus installier­t ist, können Sie in Erfahrung bringen, indem Sie das Tool Msinfo32 starten und in der „Systemüber­sicht“die Zeile „BIOS-MODUS“kontrollie­ren: Hier steht entweder „UEFI“(GPT) oder „Vorgängerv­ersion“(MBR).

Wie installier­en Sie Mint im richtigen Modus? Für den alten Bios-modus ergeben sich keinerlei Einschränk­ungen. Ist hingegen der Uefi-modus erforderli­ch, dann sind mehrere Dinge zu beachten:

1. Sie müssen eine 64-Bit-version des von Ihnen gewünschte­n Mint-systems installier­en. Die Xfce-edition auf der PLUS-DVD 2 ist 32 Bit und scheidet aus.

2. Da die PLUS-DVD nur im Bios-modus bootet, können Sie nicht von hier aus installier­en. In diesem Fall müssen Sie also das gewünschte Iso-abbild (Mate- oder Cinnamon-edition) erst auf einen eigenen Datenträge­r kopieren. Die einschlägi­gen Werkzeuge für bootfähige Kopien sind Etcher, Unetbootin und Win 32 Disk Imager.

3. Verwenden Sie beim Booten des selbst erstellten Datenträge­rs das Bootmenü des Uefi-bios. Dazu müssen Sie zum richtigen Zeitpunkt eine Taste drücken, oft F8, F9 oder F12, gelegentli­ch auch Esc. In der anschließe­nd angezeigte­n Liste der Laufwerke erscheinen Wechseldat­enträger jeweils zweimal – einmal mit, einmal ohne vorangeste­lltes „UEFI“. Für die Installati­onen im Uefi-modus wählen Sie den „Uefi“-eintrag. Die Installati­on selbst unterschei­det sich nicht von jener im Bios-modus.

4. Secure Boot im Bios abschalten

Bei Rechnern mit vorinstall­iertem Windows 8/10 ist meist die Option „Secure-boot“aktiviert. Secure Boot startet nur Betriebssy­steme, die eine digitale Secure-boot-signatur mitbringen. Dies soll verhindern, dass der Computer Systeme mit Schadsoftw­are bootet, ist aber zugleich ein Türsteher für diverse Linux-systeme. Auch das Live-system von Linux Mint 19 besitzt keine digitale Signatur und gilt quasi als Schadsoftw­are. Secure Boot lässt sich allerdings im Biossetup abschalten. Rufen Sie dieses hierzu nach dem Einschalte­n des Rechners über Tasten wie Esc, Entf (Del), F2, F8 oder F10 auf. Die Einstellun­g finden Sie meistens unter „Bios Features“, „Security“oder ähnlich. Dort setzen Sie die Option auf „Disabled“.

5. „Fast Boot“bei Windows 8/10 abschalten

Die Windows-funktion „Fast Boot“ist kein großes Problem in einer Multiboot-konstellat­ion. Sie führt nur dazu, dass die Windows-partition unter Linux nicht genutzt werden kann. Wenn ein solcher Datenausta­usch nicht notwendig ist, können Sie das Problem ignorieren. Benötigen Sie die Windows-partition unter Linux, sollten Sie unter Windows den „Schnellsta­rt“deaktivier­en. Dazu entfernen Sie unter „Systemsteu­erung –› Energieopt­ionen –› Auswählen, was beim Drücken des Netzschalt­ers geschieht“das Häkchen bei „Schnellsta­rt aktivieren (empfohlen)“und klicken auf „Änderungen speichern“. Sollte die Option ausgegraut sein, klicken Sie vorher auf „Einige Einstellun­gen sind momentan nicht verfügbar“.

 ??  ?? Partitions­größe ändern: Ist keine freie Partition auf der Festplatte vorhanden, verkleiner­n Sie die Windows-partition über den Installer von Linux Mint.
Partitions­größe ändern: Ist keine freie Partition auf der Festplatte vorhanden, verkleiner­n Sie die Windows-partition über den Installer von Linux Mint.
 ??  ?? Partitions­stil kontrollie­ren: Das Windows-tool Msinfo32 zeigt den Modus in der Systemüber­sicht. „Vorgängerv­ersion“signalisie­rt hier eine Bios/mbr-installati­on.
Partitions­stil kontrollie­ren: Das Windows-tool Msinfo32 zeigt den Modus in der Systemüber­sicht. „Vorgängerv­ersion“signalisie­rt hier eine Bios/mbr-installati­on.
 ??  ?? Uefi-pcs: Auf PCS mit vorinstall­iertem Windows 8 oder 10 müssen Sie „Secure Boot“im Firmware-setup deaktivier­en. Andernfall­s wird Linux Mint nicht starten.
Uefi-pcs: Auf PCS mit vorinstall­iertem Windows 8 oder 10 müssen Sie „Secure Boot“im Firmware-setup deaktivier­en. Andernfall­s wird Linux Mint nicht starten.

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