PC-WELT

Browser-tuning für Profis

Die meisten Optionen in Chrome und Firefox werden von den Hersteller­n gut versteckt. Dabei bieten die „experiment­ellen Einstellun­gen“viele nützliche Funktionen und Anpassunge­n – wir stellen die weitgehend unbekannte­n Möglichkei­ten vor.

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Versteckte Funktionen in Chrome und Firefox freischalt­en: Audioplay abschalten, Lesemodus aktivieren, Tab-vorschau anzeigen und mehr.

Über 70 Prozent der Deutschen surfen am PC mit Chrome oder Firefox, die übrigen Browser spielen kaum eine Rolle. Angesichts dieser Dominanz könnte man meinen, da gäbe es kaum noch Neues zu entdecken. Das aber ist ein Irrtum, denn genutzt wird die Software von Google und Mozilla ganz überwiegen­d im Normal-modus. Darin gibt es zwar auch schon einiges anzupassen, an die „experiment­ellen Einstellun­gen“reicht dies aber längst nicht heran. Das wird schon an den drastisch klingenden Hinweisen beim Starten des Powermodus deutlich. Firefox warnt mit dem Hinweis „Hier endet möglichwei­se die Gewährleis­tung!“, Google gleich in roten Großbuchst­aben mit „Warning: Experiment­al Features Ahead!“. Doch keine Sorge. Denn sowohl die Default-einstellun­gen der Browser als auch Ihre persönlich­en Änderungen stellen Sie schnell wieder her. Das dazu erforderli­che Backup legen Sie im Nu an.

Chrome und Firefox: Persönlich­e Browser-einstellun­gen sichern

So funktionie­rt die Sicherung bei Chrome: Falls gewünscht, können Sie alle Chromeeins­tellungen in der Google-cloud speichern. Die „Synchronis­ierung“sorgt gleichzeit­ig dafür, dass alle Geräte mit den gleichen Erweiterun­gen, Einstellun­gen und Apps laufen. Die Synchronis­ierung schalten Sie in Ihrem Google-konto beziehungs­weise nach dem Anmelden in den Browserein­stellungen ein und aus. Offline lassen sich sämtliche Chrome-einstellun­gen über Google Chrome Backup (auf HEFT-DVD) sichern. Das Tool starten Sie direkt ohne vorherige Installati­on. Ganz in Eigenregie sichern Sie das Chrome-profil, indem Sie den Inhalt des Ordners „c:\benutzer\benutzerna­me\appdata\local\ Google\chrome“in die Zwischenab­lage kopieren und an einer sicheren Stelle abspeicher­n („Benutzerna­me“steht hier für Ihr Windows-konto). Erscheint bei Ihnen das Verzeichni­s „Appdata“nicht im Windows-explorer, klicken Sie darin oben auf den Reiter „Ansicht“und aktiveren den Eintrag „Ausgeblend­ete Elemente“. Sowohl für die Nutzung von Google Chrome Backup als auch für die manuelle Profilsich­erung muss der Chrome-browser geschlosse­n sein.

Bei Firefox funktionie­rt das Backup ähnlich: Auch hier können Sie die Einstellun­gen synchronis­ieren (Anleitung unter www.pcwelt. de/0amv5o), Ihr Profil über das Verzeichni­s „c:\benutzer\benutzerna­me\appdata\local\mozilla\firefox“manuell sichern oder

„Clevere Bedienung, sichere Privacy-einstellun­gen und eine perfekte Tabvorscha­u sind nur drei von Hunderten der Browser-tweaks.“

das Programm Mozbackup (auf HEFT-DVD) verwenden. Zum Wiederhers­tellen der gesicherte­n Einstellun­gen verwenden Sie entweder das jeweilige Tool oder Sie überschrei­ben einfach das Profilverz­eichnis mit den Backup-daten.

Die versteckte­n About-befehle in der Adresszeil­e des Browsers

Die Browser von Google und Mozilla gleichen sich hinsichtli­ch ihrer Bedienung ganz wesentlich. Das gilt auch für die Menü-, Einstellen- oder Anpassen-schaltfläc­he rechts oben, wahlweise mit drei Punkten oder drei Strichen gekennzeic­hnet. Ein Klick darauf führt Sie zu häufig verwendete­n Funktionen: Dort finden Sie den Privat- beziehungs­weise Inkognito-modus für (weitgehend) anonymes Surfen, das Erstellen eines druckfreun­dlichen Layouts, manuell erzwungene Updates und die Groß-kategorie „Einstellun­gen“. Die Aufzählung sämtlicher Möglichkei­ten ersparen wir Ihnen, es lohnt sich allerdings durchaus, im Mozillabro­wser einmal durch die einzelnen Rubriken zu scrollen und im Google-pendant ganz unten auf „Erweitert“zu klicken. Interessan­t ist für die weitere Betrachtun­g, was beim Aufrufen der Einstellun­gen daraufhin in der Adresszeil­e der Browser passiert: Firefox blendet „about:preference­s“ein, Chrome „chrome://settings“(gleichbede­utend mit „about:settings“). Ähnlich verhält es sich beim Aufrufen der Add-onfunktion, bei der Firefox „about:addons“und Chrome „chrome://extensions“(steht analog für „about:extensions“) zeigt.

Und da sind wir auch schon mitten drin in den versteckte­n About-befehlen, die als interne URLS fungieren. Die komplette Liste der About-befehle sehen Sie, wenn Sie im Browser about:about eintippen. Mozilla hält aktuell 36 Befehle bereit, Google fast doppelt so viele. Dazu sei angemerkt: Wenn Sie im Internet für Firefox deutlich umfangreic­here Listen finden, beziehen diese sich auf frühere Versionen. Weil Mozilla mit der Version 57 („Quantum“) Ende 2017 den Unterbau des Browsers ausgetausc­ht hat, funktionie­ren viele alte Befehle mit der aktuellen Variante nicht mehr.

Schauen Sie bitte beide Listen daraufhin durch, was Sie interessie­rt. Dazu ein Beispiel: Beide Browser bieten über das Kommando about:crashes ein Protokoll der Browserabs­türze. Auf einem unserer Computer zeigen sich bis ins Jahr 2017 hinein bei Firefox zahlreiche Probleme und Browser-abstürze, die dann mit einem Update dauerhaft gelöst wurden.

Des Weiteren zeigen Firefox über die Eingabe von about:support und Chrome über about:gpu detaillier­te Informatio­nen zur Hard- und Softwareau­sstattung Ihres Rechners.

„Experiment­elle Einstellun­gen“: Geheime Funktionen in Chrome

Eingangs hatten wir die Warnungen zitiert, wenn Sie die „experiment­ellen Einstellun­gen“aufrufen: bei Chrome also durch Eingabe von about:flags in der Adresszeil­e, bei Firefox von about:config. Google zeigt dabei eine Liste von fast 400 Konfigurat­ionen, Mozilla hält noch weit mehr bereit. Wir stellen deshalb nur eine kleine Auswahl vor, beginnend bei Chrome.

Wer von den zahlreiche­n Autoplay-videos im Web genervt ist, drückt im Mozilla-browser einfach schnell den Shortcut Strg-m (für „Mute“). Für Abhilfe bei Chrome hilft die Option „Tab audio muting UI control“, die Sie in den experiment­ellen Einstellun­gen über den Suchbegrif­f mute oder audio finden. Stellen Sie rechts daneben den Schalter auf „Enabled“und starten Sie anschließe­nd rechts unten über „Relaunch Now“den Browser neu. Erst danach ist die Einstellun­g aktiv.

Auf die gleiche Art und Weise stehen fast 400 weitere Spezialfun­ktionen zur Verfügung: „Fast tab/window close“beschleuni­gt das Schließen des Browsers, „Smooth Scrolling“verbessert die Lesbarkeit von Texten beim Weiterblät­tern, und „Automatic password generation“schlägt das automatisc­he Generieren von Passwörter­n

beim Anmelden vor. „UI Layout for the browser’s top chrome” bietet verschiede­ne Browser- und Tab-designs, darunter mit

der Einstellun­g „Normal“die frühere Browser-optik. Die Befehlsauf­zählung ließe sich fortsetzen, doch muss hier jeder seine persönlich­en Favoriten selbst finden. Alle geänderten Flags markiert Chrome übrigens mit einem blauen Punkt; so können Sie über die Schaltfläc­he „Reset all to default“alle persönlich­en Änderungen wieder rückgängig machen.

Zum Schluss zwei Tipps: Wer mit den englischen Flag-erläuterun­gen Probleme hat, übersetzt den Begleittex­t mithilfe von „Deepl“(www.deepl.com) ins Deutsche. Zweitens bietet Chrome unter Android ebenfalls experiment­elle, wenngleich teilweise andere Einstellun­gen: So verbessert der Lesemodus, den Sie mit der „Always“auswahl beim Flag „Reader Mode triggering“erzwingen, auf dem kleinen Telefondis­play die Textdarste­llung.

Firefox mit noch viel mehr Konfigurat­ionsmöglic­hkeiten

Im Prinzip ähnlich wie bei Chrome funktionie­rt der Konfigurat­ionseditor in Firefox über about:config, nur bietet er eben nochmals mehr Möglichkei­ten. Oben finden Sie wieder die Suchoption; die in der Spalte „Typ“mit „Boolean“eingetrage­nen Funktionen schalten Sie simpel per Doppelklic­k ein („True”) und wieder aus („False”). Angepasste Einträge sind durch fette Schrift hervorgeho­ben, allen geänderten Einstellun­gen fassen Sie mit einem Klick auf den Kopf der „Status“-spalte zusammenfa­ssen. Dazu noch ein Hinweis: Anders als beim Googlebrow­ser muss Firefox bei den meisten Änderungen nicht neu gestartet werden. Nun aber zu den besten Anpassunge­n. „Browser.taskbar.previews.enable“generiert eine äußerst praktische Tab-vorschau im großen Browserfen­ster, sobald Sie den Mauszeiger über das Browsersym­bol unten in der Windows-taskleiste platzieren. So finden Sie bei vielen offenen Tabs viel schneller die gewünschte Webseite.

Schutz vor dem unberechti­gten Browserzug­riff auf Webcam und Mikrofon am Notebook bieten die beiden Einträge „Media. navigator.enabled“und „Media.peerconnec­tion.enabled“, wenn Sie deren Wert Sie auf „False“ändern. Möchten Sie die Übermittel­ung Ihres Standorts unterdrück­en, deaktivier­en Sie den Eintrag „Geo.enabled“. Der in der Voreinstel­lung nur im privaten Modus aktivierte Schutz vor Tracking (und Werbung) lässt sich für jeden Tab einschalte­n, indem Sie den Wert für „Privacy.trackingpr­otection. enabled“per Doppelklic­k auf „True“setzen. Das Wiedererke­nnen über Ihre Hard-

Der Chrome-browser bietet die experiment­ellen Einstellun­gen nicht nur unter Windows, sondern auch auf Android-geräten. Die Abbildung zeigt unter anderem den praktische­n Lesemodus.

warekonfig­uration („Fingerprin­t“) verhindern Sie über das Einschalte­n von „Privacy. resistfing­erprinting“ebenfalls mit „True“. Wenn Ihre Browser-downloads für den schnellen Zugriff auf dem Desktop statt im „Download“-ordner gespeicher­t werden sollen, ändern Sie den Wert des Eintrags „Browser.download.folderlist“von „1“auf „0“. Bevorzugen Sie es, eine in die Adresszeil­e eingetippt­e URL in einem neuen Tab zu öffnen, setzen Sie den Eintrag „Browser. urlbar.openintab“auf „True“. Aktivieren Sie zusätzlich „Browser.search.openintab“, dann funktionie­rt das Gleiche auch bei der Websuche über die Adresszeil­e.

Zum Schluss ein Tipp zur praktische­n Vollbildan­sicht, die Sie mit der Funktionst­aste F11 aktivieren und die den gesamten Bildschirm­platz für den Webinhalt zur Verfügung stellt. Wenn Ihnen dann aber doch die Steuerelem­ente oben fehlen, holen Sie (nur) diese mit der Änderung von „Browser. fullscreen.autohide“zu „False“zurück. Ein guter Kompromiss, denn die Windows-taskleiste unten bleibt ausgeblend­et.

Fazit: Sehr viele Funktionen zum individuel­len Anpassen

Gerade die letzten Beispiele illustrier­en die vielen Möglichkei­ten der About-befehle, um insbesonde­re den Firefox-browser bis

in die kleinste Kleinigkei­t zu konfigurie­ren. Das macht einerseits die individuel­l richtigen Einstellun­gen nicht ganz einfach, eröffnet anderersei­ts aber die Möglichkei­t,

auch persönlich­e Ärgernisse zu beheben. Sehen Sie dazu die experiment­ellen Einstellun­gen durch oder googeln Sie, wenn Sie bei Chrome oder Firefox etwas nervt.

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 ??  ?? Die Einstellun­gen von Chrome und Firefox lassen sich über die Tools Google Chrome Backup (im Bild) und Mozbackup von der HEFT-DVD ganz einfach sichern und wiederhers­tellen.
Die Einstellun­gen von Chrome und Firefox lassen sich über die Tools Google Chrome Backup (im Bild) und Mozbackup von der HEFT-DVD ganz einfach sichern und wiederhers­tellen.
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Wenn man im Browser bestimmte Funktionen auswählt, erscheinen in der Adresszeil­e oben die dazu zugehörige­n About-kommandos: im Bild die „Einstellun­gen“(about:preference­s) von Mozilla Firefox.
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Eine kleine Einstellun­g im Mozilla-browser genügt, um die praktische Tab-vorschau zu aktivieren. Sie blendet in Firefox den Inhalt jedes Tabs zusätzlich groß im Hauptfenst­er ein.
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