PC-WELT

10 Fragen zu Windows S

Offiziell heißt die weitgehend unbekannte Windows-variante nun „Windows 10 im S-modus“. Was steckt dahinter, welche Funktionen, Vor- und Nachteile bietet es – und was wurde aus dem Vorgänger „Windows 10 S“?

- VON ROLAND FREIST

1. Was genau war eigentlich die Version Windows 10 S?

Windows S ist eine im Mai 2017 vorgestell­te Variante von Windows 10 Pro, mit der sich nur Apps aus dem Microsoft Store ausführen lassen. Windows S akzeptiert dabei auch Programme aus dem „Microsoft Store für Unternehme­n“, in welchem Firmen genau definierte Anwendunge­n bereitstel­len können. Eine Anmeldung bei einer lokalen Windows-domäne ist nicht möglich, stattdesse­n kann der Rechner in ein Active Directory eingebunde­n werden, das in der Microsoft-cloud Azure gehostet wird. Der übrige Funktionsu­mfang ist identisch zu dem der normalen Windows-versionen.

2. Warum hat Microsoft diese spezielle Version entwickelt?

Grund war der große Erfolg von Notebooks mit Googles Chrome-os, das an den amerikanis­chen Schulen bereits einen Marktantei­l von mehr als 50 Prozent errungen hat. Chrome-os basiert auf dem ebenfalls von Google entwickelt­en Open-sourcebetr­iebssystem Chromium und bietet dem Anwender im Wesentlich­en den Browser Chrome zum Arbeiten an. Darüber lädt er Webanwendu­ngen wie Google Drive oder Google Docs; lokale Installati­onen sind nicht vorgesehen. Notebooks mit Chromeos, die sogenannte­n Chromebook­s, verfügen lediglich über eine kleine SSD, von der sie das Betriebssy­stem laden. Sie sind deutlich günstiger als Modelle mit Speichervo­lumen im dreistelli­gen Gigabytebe­reich; der Anwender benötigt jedoch zum Ausführen der Programme ein Google-konto und eine Internetve­rbindung. Microsoft wollte diesen Markt nicht komplett Google überlassen und brachte daher Windows 10 S heraus. Allerdings ist das Konzept dieser Variante weit weniger radikal als das von Chrome-os, denn sie läuft auf der gleichen Hardware-basis wie die normalen Windows-versionen und bietet auch deren Funktionsu­mfang. Windows 10 S ist jedoch deutlich preiswerte­r als die übrigen Windows-varianten.

3. Und was ändert sich nun mit Windows 10 im S-modus?

Nun wird es etwas verwirrend: Offenbar hat das Konzept für Windows 10 S nicht wie gewünscht funktionie­rt, so dass sich Microsoft etwas Neues überlegte. Anstatt eine eigene Betriebssy­stemversio­n zu vermarkten, änderte man im Frühjahr 2018 mit dem Update auf Windows 10 Version 1803 Windows 10 S in einen speziellen Smodus. Dieser ist für die Versionen Windows 10 Home, Pro und Enterprise verfügbar. Das ursprüngli­che Windows 10 S war nur für die Pro-fassung verfügbar.

Das bisher angebotene Windows 10 S wurde vom Markt genommen. Windows 10 im S-modus besitzt die gleichen Einschränk­ungen wie die alte S-version und entspricht ansonsten in der Funktional­ität den Home-, Pro- und Enterprise-varianten.

4. Was sind die Vorteile von Windows 10 im S-modus?

Das ist in erster Linie die höhere Stabilität des Betriebssy­stems. Da der Anwender ausschließ­lich zertifizie­rte Apps aus dem Windows Store verwenden kann, ist die Gefahr von Malware oder Systemabst­ürzen deutlich geringer. Aber auch bei den Treibern gibt es gegenüber den Standardve­rsionen einen Unterschie­d: Anwender können lediglich zertifizie­rte Treibersof­tware über das Windows-update einrichten. Auch das erhöht die Stabilität. Außerdem soll sich die Akkulaufze­it bei Notebooks um etwa 15 Prozent verlängern, und die Computer sollen auch schneller starten.

5. Benötigt man mit Windows 10 im S-modus einen Virenschut­z?

Ja. Allerdings beschränkt sich die Auswahl derzeit auf das Windows Defender Security

„Neben Microsoft bringen nun auch andere Hersteller preiswerte Geräte mit Windows 10 im S-modus.“

Center. Dies ist die einzige Antiviren-software, die im Store verfügbar ist.

6. Und wo liegen die Nachteile von Windows 10 im S-modus?

Eben bei der Beschränku­ng auf zertifizie­rte Software. Falls Sie beispielsw­eise für Ihre Arbeit eine Anwendung benötigen, die nicht über den Windows Store erhältlich ist, müssen Sie mit Windows 10 im S-modus zukünftig darauf verzichten. Das Gleiche gilt für Treibersof­tware: Dort dürfte es vor allem im Zusammenha­ng mit Druckern und Scannern zu Problemen kommen. Denn zum einen können Sie ältere, noch für Windows 7 oder 8 geschriebe­ne Treiber der Hersteller nicht mehr verwenden. Außerdem gehören zum Lieferumfa­ng dieser Geräte oftmals eigene Tools, die ausschließ­lich auf einer beigelegte­n DVD oder der Website des Hersteller­s verfügbar sind. Auch diese lassen sich nun normalerwe­ise nicht mehr einsetzen. Als Office-paket gibt es das Abo für Office 365 im Store. Übrigens: Von den großen Browsern ist ausschließ­lich Edge im Windows Store verfügbar, also weder Firefox noch Chrome. Die fest voreingest­ellte Standard-suchmaschi­ne von Windows 10 im S-modus ist Bing. Google und andere Konkurrent­en können lediglich über die Eingabezei­le des Browsers angesteuer­t werden.

7. Für wen ist Windows 10 im S-modus interessan­t?

In erster Linie tatsächlic­h für Bildungsei­nrichtunge­n wie Schulen, Sprachinst­itute und so weiter. Sie bekommen mit dieser Version mehr Kontrolle über die Rechner ihrer Schüler und verringern den administra­tiven Aufwand. Günstiger sind die Rechner mit Windows 10 im S-modus jedoch nicht.

8. Wo kann man Windows 10 im S-modus nun kaufen?

Das Betriebssy­stem wird zum einen vorinstall­iert auf einigen Notebooks ausgeliefe­rt, entspreche­nde Modelle gibt es beispielsw­eise von Microsoft, Medion oder Trekstor. Außerdem können Bildungsei­nrichtunge­n, die bisher beispielsw­eise Windows 10 Education oder Windows 10 Education Pro verwendet haben, Windows 10 im S-modus über ihren Händler anfordern, testen und kaufen. Unternehme­n, die Volumenliz­enzen besitzen, erhalten Windows 10 Enterprise im S-modus von ihrem Vertragspa­rtner.

9. Lässt sich Windows 10 S zum normalen Windows umwandeln?

Ja, allerdings gibt es keine Möglichkei­t zurück: Wenn Sie den S-modus verlassen haben, können Sie ihn anschließe­nd nicht wieder aktivieren. Das sollten Sie vor einem Wechsel zum herkömmlic­hen Betriebssy­stem vor Augen haben.

Falls Sie sich dennoch dazu entschließ­en, gehen Sie folgenderm­aßen vor: Rufen Sie über das Startmenü die „Einstellun­gen“auf und klicken Sie „Update und Sicherheit –› Aktivierun­g“. Dort finden Sie im S-modus den Eintrag „Zu Windows 10 Home wechseln“oder „Zu Windows 10 Pro wechseln“. Klicken Sie dort auf die Option „Zum Store“. Vorsicht: Eventuell gibt es auch einen Abschnitt „Upgrade für Ihre Windowsver­sion”. Achten Sie darauf, nicht dort auf den Link „Zum Store” zu klicken. Wenn Sie den Store erreicht haben, drücken Sie auf

der Seite „Ausschalte­n des S Modus“den Button „Abrufen“. Sobald dann eine Bestätigun­gsmeldung erscheint, ist der Modus deaktivier­t und Sie können auch Software von außerhalb des Stores installier­en.

Die App „Ausschalte­n des S Modus“beziehungs­weise „Switch out of S-mode“ist nur für Computer und Tablets mit Windows 10 im S-modus erreichbar.

10. Kann man den S-modus auch selbst aktivieren?

Nein, das ist offiziell nicht vorgesehen. Allerdings findet man auf der Microsoft-website ein Dokument (www.pcwelt.de/to5uax) für Entwickler, das genau diesen Prozess für PCS mit AMD-CPU beschreibt. Eine Art abgespeckt­en S-modus finden Sie zudem in den „Einstellun­gen“unter „Apps“: Aktivieren Sie dort bei „Installati­onsquellen“die Option „Nur Apps aus dem Store zulassen“.

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Das herkömmlic­he Windows 10 bietet – anders als die Variante im S-modus – es als Option an, ausschließ­lich zertifizie­rte Apps aus dem Store zuzulassen. Alle anderen Programme werden dabei abgelehnt.
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Das Microsoft-notebook Surface war als eines der ersten Geräte mit Windows 10 S ausgestatt­et und ist mittlerwei­le mit Windows 10 im S-modus erhältlich.
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