Handy laden ohne Kabel
Wireless Charging macht jedes Kabel fürs Smartphone überflüssig
Am Ende eines langen Smartphone-tages ist die Akkuladeanzeige oftmals in den einstelligen Bereich gerutscht – jetzt kommt das Mobilgerät über Nacht ans Ladekabel, damit es am darauffolgenden Tag mit hundert Prozent weitergehen kann. Das kann man so machen, es geht aber auch bequemer, nämlich mittels Wireless Charging. Für das kabellose Auftanken des Smartphoneakkus brauchen Sie lediglich eine passende Qi-ladestation, auf die Sie Ihr Handy legen. Die Basis des kabellosen Ladens von Handys ist das Prinzip der Induktion. Ein alltägliches Beispiel für diese Technologie sind elektrische Zahnbürsten: Sie werden geladen, indem man sie auf die Ladestation steckt, die mit der Steckdose verbunden ist, an die Zahnbürste selbst muss kein Kabel. Das kabellose Laden funktioniert durch Spulen, die in beiden Teilen eingebaut sind – also in der Zahnbürste oder in dem Smartphone und in der Ladestation – und durch die Strom fließt. Liegen Sender und Empfänger direkt übereinander und sind sie kompatibel, wird der Ladevorgang per Induktion gestartet.
So geht’s: Kabelloses Laden nach dem Qi-standard
Qi, das chinesische Wort für Lebensenergie, ist der Standard, den die meisten Smartphones zur drahtlosen Energieübertragung unterstützen. Er wird von verschiedenen Herstellern vorangetrieben, die sich im Wireless Power Consortium (WPC) zusammengeschlossen haben: Ihm gehören bei-
„Einfach hinlegen und laden: Wireless Charging macht jedes Kabel für das Smartphone überflüssig.“
Das Wireless Power Consortium entwickelt Qi, den aktuell wichtigsten Standard für kabelloses Laden. Dem Herstellerverband gehören unter anderem Firmen wie Apple und Samsung an.
spielsweise Samsung, Sony und Nokia an, eines der neuesten Mitglieder ist Apple. Dem WPC zufolge gibt es mittlerweile rund 850 Produkte, die den Qi-standard nutzen. Mit dem iphone 8 und iphone X unterstützt Apple erstmals bei seinen eigenen Geräten das kabellose Laden. Bei Smartphones von Samsung ist das kabellose Laden mittels Qi bereits seit dem Galaxy S6 beziehungsweise seit dem Galaxy Note 5 möglich. Welche anderen Smartphones das kabellose Laden unterstützen, können Sie in der Tabelle auf dieser Seite sehen.
Diese weiteren Übertragungsstandards gibt es
Neben dem Qi-standard für das Wireless Charging gibt es noch zwei andere konkurrierende Standards: Die Powermat-technologie der Power Matters Alliance (PMA) setzt wie Qi ebenfalls auf induktive Kopplung. Die Rezence-technik der Alliance for Wireless Power (A4WP) nutzt dagegen eine resonante magnetische Kopplung. Sie wird von manchen Samsung-smartphones unterstützt. Ende 2015 schlossen sich die beiden konkurrierenden Organisationen zusammen und firmieren jetzt als Air Fuel Alliance mit dem Ziel, ihre Standards kompatibel zu machen.
Kabelloses Laden: Welche Vorteile Qi für Ihr Smartphone bringt
Der größte Vorteil des kabellosen Ladens ist seine Einfachheit: Sie müssen nicht lang nach dem passenden Kabel suchen und es mit dem Smartphone verbinden, sondern Sie legen das Handy einfach auf die entsprechende Ladestelle – und schon startet der Ladevorgang. Damit setzen Sie weder die Strombuchse des Smartphones noch das Ladegerät einem Verschleiß aus. Dazu kommt noch, dass immer mehr kabellose Ladeschalen Platz für mehrere Geräte bieten. Somit können Sie an einer Steckdose, die die Ladestelle mit Strom versorgt, gleich zwei oder drei Smartphones aufladen. Durch den einheitlichen Standard Qi sind
Sie zudem unabhängig von der Technik eines bestimmten Herstellers: Smartphones unterschiedlicher Anbieter lassen sich über eine Ladeschale mit Strom versorgen. Und nicht zuletzt lässt sich ein Qi-ladepad elegant in Möbel oder ins Auto integrieren.
Die Nachteile von Qi: Nur wenige Phones werden unterstützt
Apple unterstützt das kabellose Laden offiziell für die iphones ab dem iphone 8 beziehungsweise X sowie für die Apple Watch 3 – also nur für relativ neue Modelle. Ähnlich
sieht es bei anderen Herstellern aus. Ältere Smartphones müssen Sie mithilfe von Klebepads oder passenden Hüllen nachrüsten. Auch ein kabelloses Ladegerät müssen Sie zusätzlich erwerben, denn es gehört anders als ein normales Netzteil zumeist nicht zum Lieferumfang des Smartphones.
Beim Laden muss das Handy direkt auf der Ladeschale aufliegen: Anders als beim Laden per Kabel können Sie das Smartphone während des Ladevorgangs nicht benutzen. Für Abhilfe sorgen hier Ladegeräte, in die das Smartphone stehend eingesetzt werden kann. Dickere Schutzhüllen können für den Ladevorgang ebenfalls problematisch werden. Des Weiteren dauert trotz großer Fortschritte das kabellose Laden derzeit in der Regel länger als bei der Kabelvariante. Und auch der Wirkungsgrad der induktiven Energieübertragung ist geringer, was zu einem gesteigerten Energieverlust führt.
Darauf sollten Sie bei einem Qi-ladegerät achten
Bei einfachen kabellosen Ladegeräten wird häufig bemängelt, dass man zuerst einmal den idealen Punkt finden muss, auf dem die Spulen im Sender und Empfänger genau übereinander liegen. Schneller geht die Platzierung bei einer Ladeschale vonstatten, die mit mehreren Spulen arbeitet: So erwischt man viel einfacher eine der Spulen und braucht nicht so genau darauf zu achten, wo und wie man das Handy auflegt. Um die Ladezeit zu verkürzen, bieten einige kabellose Ladegeräte einen Schnell-lademodus an. Diesen muss das Smartphone aber ausdrücklich unterstützen. Damit lässt sich das Handy zum Beispiel mit einer Leistung von bis zu 15 Watt laden. Im Standardlademodus für alle üblichen Qi-geräte sind es dagegen 5 Watt. Das normale Usb-ladegerät von Apple für das iphone bietet im Vergleich einen Output von 12 Watt. Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, dass die Auflagefläche der Ladestation aus Gummi ist. Denn dadurch lässt sich verhindern, dass das Smartphone verrutscht. So werden nicht nur ungewollte Stürze des Phones vermieden, sondern auch, dass bei einer kleinen Berührung der Ladevorgang unterbrochen wird.
Die allermeisten Ladegeräte verfügen über LEDS, die den Ladestand anzeigen. Recht hilfreich, aber nicht bei jedem Modell vorhanden, ist eine automatische Abschaltung, wenn der Akku vollständig geladen ist. Wär-
meentwicklung sowie mögliche Störgeräusche gilt es ebenfalls zu beachten. Es gibt auch Qi-ladegeräte mit integriertem Akku, die besonders für unterwegs geeignet sind und einer Powerbank ähneln – hier gilt es, auf die Kapazität zu achten.
Auto, Möbel, Ladeschale: Diese Qi-fähigen Möglichkeiten gibt es
Auch wenn die Zahl der Smartphones, die sich induktiv laden lassen, noch gering ist, ist die Vielfalt an Ladegeräten groß. So gibt es von den zahlreichen Herstellern Modelle in verschiedenen Größen, Formen und Preisklassen aus Plastik, Alu oder Holz. Samsung hat bereits eigene Versionen im Shop. In einigen Filialen der Kaffeehauskette Starbucks ebenso wie beim Schnellrestaurant Mcdonald’s gibt es bereits Ladepads, die in die Tische integriert sind. Ein weiteres Beispiel ist Ikea. Der schwedische Möbelhersteller hat seit einiger Zeit Ladeschalen und auch Lampen mit integrierter Ladefläche sowie Smartphone-hüllen zum Nachrüsten im Angebot.
Auch immer mehr Autohersteller bieten die Möglichkeit, Qi-ladegeräte zur Ausstattung dazuzubuchen. Qi-fähige Kfz-halterungen sind ebenfalls auf dem Markt: Diese werden
einfach an der Lüftung befestigt und erhalten Strom über den Zigarettenanzünder. Dagegen ist von der bereits Ende 2017 angekündigten Ladematte Airpower von Apple noch nichts zu sehen. Gerüchten zufolge entwickelte die Matte in den Tests beim Laden zu viel Wärme und beschädigte die darauf abgelegten iphones.
So wird Ihr Smartphone fit für kabelloses Laden
Die Zahl der Smartphones, die ab Werk Qifähig sind, steigt. Dies ist beispielsweise bei den iphones X und 8 der Fall, und auch bei Samsung-handys ab dem Galaxy S6. Nokia hat schon früh auf kabellose Energieübertragung
gesetzt und verschiedene Lumiamodelle damit ausgestattet. Des Weiteren sind die älteren Google Nexus 4, 5 und 7 sowie das Tablet Google Nexus 7 Qi-fähig, die Google-pixel-phones dagegen nicht. Der Qi-standard lässt sich mittlerweile für eine Vielzahl von Smartphones nachrüsten. Dies geht beispielsweise mithilfe eines entsprechenden Covers, eines Aufklebers oder je nach Hersteller mittels einer neuen Rückwand für das Smartphone. Bei den meisten Möglichkeiten wird hierfür allerdings ein Steckplatz des Handys belegt, also Microusb oder Lightning. Je nach der gewählten Variante ist eine Nachrüstlösung bereits ab wenigen Euro erhältlich.