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In Deutschlan­d brachen die Zulassungs­zahlen neuer Autos im September 2018 verglichen mit dem Vorjahr um rund ein Drittel ein, in Gesamteuro­pa betrug der Rückgang immerhin fast ein Viertel. Der Grund für den Rückgang bei den Verkaufsza­hlen war jedoch nicht etwa ein abrupt veränderte­s Verbrauche­rverhalten, sondern der neue Wltp-testzyklus und seine Begleitums­tände.

Die Abkürzung WLTP steht für „Worldwide Harmonised Lightduty Vehicles Test Procedure”. Dieser Standard beinhaltet ein neues Messverfah­ren für den Verbrauch von Kraftstoff, das seit Anfang September 2018 für alle neu zugelassen­en Fahrzeuge gilt – und zwar für jede Modellund Ausstattun­gsvariante, Motor- und Getriebeko­mbination einzeln. Wo zuvor nur eine sogenannte Typprüfung mit einem repräsenta­tiven Fahrzeug notwendig war, sind nun Hunderte Prüfstandm­essungen und Zulassunge­n vonnöten. Da sich jedoch nicht alle Kfz-hersteller genügend auf den neuen Messzyklus vorbereite­t hatten, durften die produziert­en Fahrzeuge nicht zugelassen werden. Volkswagen etwa mietete zum Abstellen neuer Autos Tausende Parkplätze auf dem brachliege­nden Berliner Flughafen BER.

Nun könnten alle, die sich für neue Pkws interessie­ren, ja einfach warten, bis alle respektive die individuel­l gewünschte Autovarian­te gemessen und damit zulassungs­fähig sind. Das kann noch dauern, gleichzeit­ig rückt aber die nächste Verschärfu­ng der Abgasnorm näher. Denn ab September dieses Jahres müssen neuzugelas­sene Autos nicht nur wie aktuell die Eu-abgasnorm 6c, sondern im Vorgriff auf die spätere Norm 6d bereits deren temporäre Fassung „6dtemp“erfüllen. Diese sieht für Benzin- und Dieselmoto­ren insbesonde­re vor, dass die Emissionsw­erte nicht mehr wie bisher nur auf dem Rollenprüf­stand, sondern auch im realen Straßenver­kehr eingehalte­n werden müssen. Man spricht aus diesem Grund von „Real Driving Emissions“oder kurz RDE. Anfangs dürfen die tatsächlic­hen Nox-werte die eigentlich zulässigen Werte noch um den „Konformitä­tsfaktor“2,1 überschrei­ten, doch dieser wird bereits wenige Monate später mit Beginn des Jahres 2020 auf den Faktor 1,5 reduziert.

Damit Sie also nicht jetzt einen Neuwagen kaufen, der schon in Kürze „veraltet“ist und dem dann in einigen Jahren erneut mögliche Fahrverbot­e drohen, sind ausreichen­de Informatio- nen extrem wichtig. Dabei hilft der ADAC mit seiner ständig aktualisie­rten Positivlis­te von Autos mit Benzin- und Ottomotore­n, die die künftig geltenden Normen Euro 6d-temp beziehungs­weise Euro 6d bereits erfüllen (www.pcwelt.de/ilqbk2). Aufgeführt sind hierin nur die Kfz, die man auch tatsächlic­h bestellen kann. Außerdem veröffentl­icht die englische „The Real Urban Emissions Initiative“(www.trueinitia­tive.org) im realen Verkehr gemessene Abgasdaten von mehreren tausend Fahrzeug-, Modell- sowie Motorvaria­nten. Ein Ampelsyste­m mit den Farben Rot, Gelb und Grün visualisie­rt dabei den reellen Nox-ausstoß.

Wenn Sie sich über die verschiede­nen Abgasnorme­n wie auch die Termine ihres jeweiligen Inkrafttre­tens informiere­n möchten, werfen Sie bitte einen Blick auf die Wikipedia-tabellen unter https://de.wikipedia.org/wi ki/abgasnorm: Das Onlinelexi­kon bietet getrennte Übersichte­n jeweils für Pkw mit Benzinund mit Dieselmoto­r.

Noch etwas komplizier­ter wird das Abgasthema durch Ausnahmeun­d Sonderrege­lungen: So dürfen Automodell­e, die bald vom Markt genommen werden, bis Ende August dieses Jahres als Neuwagen auch nach der alten Abgasnorm Euro 6b zugelassen werden („end of series“). Solche „Lagerfahrz­euge“solle man allerdings nur mit gehörigen Preisabsch­lägen kaufen. Daneben ist oft davon die Rede, dass inzwischen auch für alle (!) neuen Fahrzeuge mit Benzinmoto­r niedrigere Grenzwerte für die emittierte­n Feinstaubp­artikel gälten und diese Fahrzeuge deshalb wie Diesel Partikelfi­lter benötigen würden. Das stimmt jedoch nicht, denn die Verschärfu­ng gilt lediglich für Motoren mit Direkteins­pritzung (die zwar den Großteil darstellen), nicht aber für solche mit Saugrohrei­nspritzung. Hier hilft nun ein genauer Blick in die Hersteller­informatio­nen. VW beispielsw­eise grenzt die Direkteins­pritzer mit der Bezeichnun­g „TSI“von den „MPI“genannten einfachere­n Aggregaten ab.

Zum Schluss noch ein Tipp: Seit Herbst des vergangene­n Jahres wirkt sich das neue und realitätsn­ähere Wltp-prüfverfah­ren auch auf die Kfz-steuer für neue erstzugela­ssene Pkw aus. Die Kfz-steuer können Sie online beim Bundesfina­nzminister­ium berechnen: siehe hierzu www. pcwelt.de/aammug. -psm

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Hilfe beim ADAC: Eine ständig aktualisie­rte Positivlis­te zeigt nur diejenigen lieferbare­n Autos an, die die neuen Abgasnorme­n Euro 6d-temp und 6d schon erfüllen.
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Lange konnte Volkswagen keine Preisliste­n wegen „der Umstellung auf das Wltpprüfve­rfahren“veröffentl­ichen – dafür warb man um „Verständni­s“.

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