PC-WELT

Das ist neu bei Chrome, Firefox & Co.

Welche neuen Funktionen bieten die beiden großen Browser sowie Edge, Opera und Vivaldi wirklich?

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Chrome 72 und Firefox 65 sind die aktuellen Versionen der beiden beliebtest­en Browser bei Erscheinen dieser Ausgabe der PC-WELT. Doch schon wenige Tage später, am 12. beziehungs­weise 19. März, folgen bereits Version 73 und 66. Während andere Softwarehe­rsteller neue Versionen häufig mit viel Tamtam ankündigen, aktualisie­ren sich die Browser alle paar Wochen still und leise im Hintergrun­d. Erschiene da nicht Hinweis, dass der Browser neu gestartet werden muss, würde man von der neuen Version häufig gar nichts mitbekomme­n. Da stellt sich die Frage: Welche wichtigen neuen Funktionen sind zuletzt überhaupt hinzukomme­n und welchen Nutzen bringen sie? Die Entwicklun­gen der letzten Monate finden Sie hier kurz zusammenge­fasst.

Chrome: Mehr Sicherheit, Komfort … und ein paar neue Funktionen

Mehr Sicherheit stand bei dem zu Anfang 2018 veröffentl­ichten Chrome 64 im Vordergrun­d, darunter der Schutz gegen die neuen Cpu-lücken Spectre und Meltdown. Hinzu kam die Hdr-videowiede­rgabe unter Windows 10. Chrome 65 wartete mit dem neuen Verschlüss­elungsstan­dard TLS 1.3 und einem modifizier­ten Werbeblock­er auf. Der Version 66 spendierte Google einen Autoplay-stop von selbststar­tenden Videos, eine Exportopti­on für die persönlich­en Passwörter und eine Warnfunkti­on vor unsicheren Webseitenz­ertifikate­n. Während die Android-variante von Chrome 67 mit neuen Programmie­rschnittst­ellen für Bewegungen von Smartphone­s aufwartete, beschränkt­e sich der Desktop-browser einmal mehr auf Sicherheit­saspekte. So ging es weiter, Version 68 brandmarkt­e alle Http-webseiten – also solche ohne verschlüss­elte Übertragun­g – ohne weitere Prüfung pauschal als unsicher.

Schon auf den ersten Blick sichtbare Änderungen gab es in Chrome 69 im Herbst: eine neue Benutzerob­erfläche mit weißen, abgerundet­en Tabs. Hinzu kamen ein Passwortge­nerator zum Erzeugen sicherer Zugangscod­es, sobald man den Mauszeiger im Web auf ein Passwortfe­ld setzt. Das Abspielen von Flash-inhalten musste ausdrückli­ch bestätigt werden. Die zuvor klammheiml­ich eingeführt­en Funktionen Auto-log-in und -Synchronis­ation nahm Google mit Version 70 nach viel Kritik teilweise wieder zurück. Hinzu kamen eine bessere Add-on-kontrolle, der Bild-im-bildmodus zum Abspielen von Videos in einem separaten Fenster und die Unterstütz­ung von Progressiv­e Web Apps unter Windows: Obwohl es sich dabei um Webseiten beziehungs­weise Web-apps handelt, fühlen sich solche PWAS wie gewöhnlich­e Desktopanw­endungen an. Chrome 71 und 72 brachten jenseits neuer Sicherheit­s-updates kaum Neues, der Dark Mode lässt also unter Windows weiter auf sich warten.

Firefox: Die Neuerungen nach der Quantum-version 57

Die grundlegen­d neue Version 57 mit neuer Oberfläche, Multiproze­ssorarchit­ektur, Umstellung der Add-on-technik und der Priorisier­ung des jeweils aktiven Tabs war

Anfang 2018 gerade einmal ein paar Wochen alt. Das „Doppelt so schnell-verspreche­n“konnte das „größte Firefox-update aller Zeiten“, wie der Hersteller Mozilla damals stolz verkündete, in unseren Messungen jedoch nicht einlösen: Die Quantum genannte Version 57 war gerade einmal 20 Prozent schneller als ihr Vorgänger.

So war danach in Firefox 58 inhaltlich kaum Neues zu erwarten, zu nennen ist hier das automatisc­he Ausfüllen von Webformula­ren mit Kreditkart­endaten. In Version 59 ließen sich Screenshot­s erstmals zuschneide­n und markern, die Kontrolle von Webbenachr­ichtigunge­n wurde verfeinert und der Privatsphä­re-modus verbessert. In Version 60 führte Mozilla die umstritten­en Werbeeinbl­endungen ein, vorerst allerdings nur in den USA. Außerdem warnte Firefox wie Chrome vor unsicheren Seitenzert­ifikaten. In der nächsten Fassung gab es außer weiteren Verbesseru­ngen bei der Sicherheit und der Performanc­e wenig Neues.

Mit Firefox 62 ließ sich der zuvor nur im Privatmodu­s mögliche Tracking-schutz per Schalter einfach auch beim normalen Surfen aktivieren. Warum Mozilla diesen „Schutz vor Aktivitäte­nverfolgun­g“schon in der nächsten Version in „Seitenelem­ente blockieren“umbenannte, muss man nicht verstehen – dafür ließ er sich in Version 63 nun feiner einstellen. Der Dark Mode wurde automatisc­h an den von Windows 10 gekoppelt, außerdem kann das Auto-update des Browsers nicht mehr deaktivier­t werden. Firefox 64 unterstütz­te die kaum noch genutzten Rss-feeds nicht mehr nativ, die aktuelle Version 65 bietet einen besseren Trackingsc­hutz und Taskmanage­r mit Ram-verbrauch. Unterstütz­t wird zudem das Bildformat Webp mit höherer Kompressio­n als bei JPG oder PNG. Die nächste Version macht Schuss mit dem Springen des Seiteninha­lts beim Laden von Webseiten sowie mit dem Abspielen der Audiospur bei Autoplay-videos.

Die Neuerungen in Edge, Opera, Vivaldi – und ein Fazit

Über das Ende des Microsoft-browsers Edge als Software mit eigener Renderinge­ngine haben wir bereits berichtet: Statt Edge HTML kommt künftig Chromium zum Einsatz. Mit der Umstellung wird Edge nicht wie bisher nur auf Windows 10 laufen, sondern auch unter Windows 8.1 und mindestens bis zum Support-ende im Januar 2020 unter Windows 7. Schließlic­h hat Microsoft angekündig­t, dass Edge künftig die verbreitet­en Chrome-add-ons unterstütz­t.

Der norwegisch­e Browser Opera folgt nicht zuletzt wegen des Chromium-unterbaus dem schnellen Update-zyklus von Google. Schutz gegen Bitcoin-mining, mehr Bedienkomf­ort, Import der Lesezeiche­n aus anderen Browsern, Sofort-suche, modernes Design, verschiede­ne Methoden zum Zurücksetz­en und die einfachere Installati­on der Chrome-add-ons sind einige der zurücklieg­enden Neuerungen. Das VPN-TOOL des Desktop-browsers ist weiter kostenlos, in den Android- und IOS- Versionen wurde dies vor knapp einem Jahr eingestell­t.

Bei Vivaldi stand mit der neuen Version 2.0 im Herbst das bisher größte Update überhaupt an. Funktionel­l am wichtigste­n war die Einführung von Vivaldi Sync zum Synchronis­ieren von Lesezeiche­n, Verlauf, Erweiterun­gen, Notizen und gespeicher­ten Passwörter­n über ein Vivaldi-konto – alles Ende-zu-ende-verschlüss­elt in der Cloud. Die aktuelle Version 2.2 punktet mit Bildim-bild-fenster für Videos sowie besserem Tab-management.

Rückblicke­nd, so lässt sich die Browserent­wicklung von 2018 und der ersten Monate dieses Jahres zusammenfa­ssen, haben die Hersteller zwar viel für die Sicherheit getan und hier und da den Komfort erhöht, bahnbreche­nd Neues gab es dagegen kaum. Statt einer „ganz neuen Version“würde da manches Mal ein schlichtes Update völlig ausreichen.

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Zum 10-jahrigen Chrome-jubiläum im Herbst 2018 spendierte Google seinem Chrome-browser eine neue Oberfläche: Die neue mit abgerundet­en, weißen Tabs im unteren Bild wirkt viel moderner als die alte oben.
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Ab der Firefox-version 62/63 vereinfach­te Mozilla den Tracking-schutz jenseits des Privat-modus – nur die Bezeichnun­g „Seitenelem­ente blockieren“ist unglücklic­h gewählt.

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